Protocol of the Session on May 7, 2003

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Weil wir diese Aufklärung bereits in der letzten Debatte eingefordert haben, wurden wir heftig von den Regierungsparteien angegriffen. Man hat uns der Globalverdächtigung bezichtigt, der Gerüchtemacherei und noch einiger weiterer Dinge. Ich möchte hier für meine Fraktion feststellen, dass das ziemlich neben der Sache ist und dass es den Kern der Auseinandersetzung nicht trifft, aber es mag ein gutes Ablenkungsmanöver gewesen sein. Der Kern der Auseinandersetzung ist ein ganz anderer. Politik ist verpflichtet, Entscheidungen offen zu legen und nachvollziehbar zu gestalten.

(Dirk Nockemann Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Da ändert sich auch nichts!)

Wir als Politiker

(Burkhardt Müller-Sönksen FDP: Von der neuen SPD!)

haben dies zu tun. Alle Verfahren, die wir haben, die Ausschreibung von Projekten, von öffentlichen Aufträgen, von Stellen und Positionen, finden statt, um die Sachbezogenheit und Transparenz von politischen Entscheidungen öffentlich zu gewährleisten, weil nur so ein Parlament und die Öffentlichkeit politische Entscheidungen und Politiker kontrollieren können.

(Rolf Kruse CDU: Das steht alles im Gesetz!)

Dass die Personalpolitik von Senator Kusch im Zwielicht und die Vorgänge undurchsichtig oder im Nebel sind, ist keine Konstruktion der Opposition. Die mangelnde Transparenz in der Justizbehörde und die Lücken in den Entscheidungsvorgängen verantwortet der Senator dieser Behörde und nicht die Opposition.

(Beifall bei der SPD und der GAL – Rolf Kruse CDU: Das ist normal!)

Ich erlaube mir eine ironische Bemerkung wegen des Vorwurfs des Generalverdachts.

(Burkhardt Müller-Sönksen FDP: Sie machen es nur nicht konkret genug!)

Meine Damen und Herren! Niemand in der SPD-Fraktion – und ich kenne auch niemanden in den anderen Parteien – würde unterstellen, dass Frau Senatorin SchnieberJastram, Herr Senator Dr. Peiner oder Herr Senator Uldall in irgendeiner Hinsicht intransparente Personalpolitik machen oder für bemerkenswert zweifelhafte Personalentscheidungen verantwortlich sind. Ich sage deshalb: Der Vergleich von Senator Kusch mit den anderen CDU-Senatoren reicht, um festzustellen, dass wir hier Vorfälle aufklären wollen, die ein Senator zu verantworten hat und die nichts mit Konstruktionen zu tun haben.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

(Walter Zuckerer SPD)

Senator Kusch ist allerdings nicht der Einzige, der sich den Vorwurf mangelnder Transparenz machen lassen muss. Dies trifft auch auf die letzte Personalentscheidung von Senator Lange bei der Besetzung der Landeszentrale für politische Bildung zu. Ich gehe davon aus, Herr Senator Lange, dass Sie dazu noch Rede und Antwort stehen werden.

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Allerdings!)

Die SPD fordert, die Transparenz von Entscheidungen wieder herzustellen,

(Dr. Wieland Schinnenburg und Ekkehard Rumpf, beide FDP: Nach 44 Jahren!)

indem sie diesen Untersuchungsausschuss beantragt. Wir sind deswegen von der Partei Rechtsstaatlicher Offensive in der letzten Debatte der Drecksarbeit bezichtigt worden, ich persönlich. Und so sage ich in Ihre Richtung: Wenn das Ihr Verständnis von parlamentarischer Kontrolle und Parlamentarismus ist, dann fällt es mehr auf Sie zurück, als es auf die zurückfallen kann, die diesen Untersuchungsausschuss beantragen.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Meine Damen und Herren! Wir appellieren an die Fraktionen der Regierungskoalition, dass Sie mit dafür sorgen, dass dieser Untersuchungsausschuss noch vor der Sommerpause seine Arbeit aufnehmen kann. – Ich danke Ihnen.

(Anhaltender Beifall bei der SPD und der GAL)

Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Freytag.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Dieser Antrag auf Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses ist ein hilfloses Ablenkungsmanöver. Er dokumentiert die Profilneurose einer frustrierten Opposition auf Kosten der Hamburger Steuerzahler, nichts anderes.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP – Uwe Grund SPD: Jede Rede das Gleiche!)

Dieser parlamentarische Untersuchungsausschuss ist teuer, kraftraubend, Zeitverschwendung, überflüssig.

(Dr. Andrea Hilgers SPD: So ist das mit der Demo- kratie, Herr Dr. Freytag!)

Er wird ausgehen wie das Horneburger Schießen. Sie beantragen einen PUA ins Blaue hinein, obwohl Sie in der Sache gar nicht wissen, was Sie wollen. Politisch wissen Sie das schon, nämlich eine Schmutzkampagne lostreten unter dem Motto: Verdächtigen statt beweisen, es wird schon irgendetwas hängen bleiben. Das ist das, was Sie wollen, meine Damen und Herren, aber das geht nicht auf.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP)

Die Menschen in Hamburg sind nicht so dumm, SPD und GAL auf den Leim zu gehen. Wir respektieren selbstverständlich das Recht der Minderheit, das Recht der Opposition, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu verlangen.

(Michael Neumann SPD: Wir machen das anders als letztes Mal!)

Wir kritisieren aber, dass Sie dieses Recht missbrauchen, denn alle Fragen der Opposition wurden bereits umfassend beantwortet.

(Michael Neumann SPD: Stimmt doch gar nicht!)

Alle Vorwürfe konnten entkräftet werden, die Akten konnten von Ihnen eingesehen werden. In der Sondersitzung des Rechtsausschusses hatten Sie vier Stunden lang Gelegenheit, sämtliche Fragen zu stellen. Zu jedem von Ihnen diskutierten Fall hat Senator Kusch ausführlich Stellung genommen. Alle Vorwürfe sind dort widerlegt worden. Aber damals ging es Ihnen nicht um Sachaufklärung und auch heute geht es Ihnen nicht um Sachaufklärung. Sie beantragen hier einen PUA, um selber untauglich zu versuchen, Ihr mangelndes Profil zu schärfen. Sie schwächen damit aber das schärfste Instrument des Parlaments, wenn Sie es an der falschen Stelle einsetzen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP)

Es ist wohl das erste Mal, dass ein Untersuchungsausschuss eingesetzt wird und keiner genau weiß, was eigentlich genau aufgeklärt werden soll. Wo nichts ist, meine Damen und Herren von der SPD und der GAL, werden Sie auch nichts finden und das wird für Sie sehr frustrierend enden.

(Dr. Andrea Hilgers SPD: PISA!)

Die erforderliche hinreichende Bestimmtheit des Untersuchungsauftrages ist bereits sehr fraglich. Der erhebliche Aufwand und die immensen Kosten, die mit der Ausschusseinsetzung verbunden sind, stehen in keinem Verhältnis zu den Ergebnissen. Sämtliche Personalentscheidungen in Hamburg unter Generalverdacht zu stellen, ist gegenüber den betroffenen Menschen des öffentlichen Dienstes eine Unverschämtheit und wirklich nicht erträglich.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP)

Warum tun Sie das trotzdem? Sie wollen gegenüber der Öffentlichkeit und insbesondere gegenüber den Medien weiterhin künstlich den Anschein erwecken, da sei vielleicht noch irgendetwas. Sie wissen aber gar nichts. Sie mutmaßen, Sie unterstellen, Sie verdächtigen. In monatelangen Sitzungen sollen jetzt 22 Abgeordnete dieses Hauses und teure hauptamtliche Mitarbeiter des Arbeitsstabes nach etwas suchen, von dem Sie als Antragsteller noch nicht einmal sagen, was es eigentlich ist.

Meine Damen und Herren! Das Problem in dieser Stadt ist nicht dieser Senat, das Problem sind SPD und GAL. Das ist hier wieder deutlich geworden.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP – Michael Neumann SPD: Das ist ja lächerlich!)

Sie werden uns mit Ihren Mätzchen nicht aus den Angeln heben. Lassen Sie das doch einfach und machen Sie endlich Ihre Arbeit als Opposition. Dafür haben Sie den Wählerauftrag erhalten, für nichts anderes, aber dazu sind Sie offensichtlich nicht in der Lage.

(Beifall bei Horst Zwengel Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Vom Erfolg verlassen und orientierungslos taumelt insbesondere die SPD vor sich hin. In Hamburg und in ganz

(Walter Zuckerer SPD)

Deutschland haben Sie es fertig gebracht, alle, aber auch wirklich alle gegen sich aufzubringen. Die Wähler laufen Ihnen in Scharen davon, alle Gewerkschafter, die etwas auf sich halten, distanzieren sich von der SPD, die Wirtschaft ist entsetzt, das Wachstum geht gegen Null, die Arbeitslosigkeit explodiert, alle wenden sich mit Grausen ab.

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Setzen Sie mal eine Brille auf!)

Kehren Sie doch erst einmal den riesigen Misthaufen vor Ihrer eigenen Haustür, bevor Sie uns mit überflüssigen PUAs überziehen, meine Damen und Herren.