Protocol of the Session on April 9, 2003

(Zurufe von der SPD und der GAL)

Sie hätten ein neues Verhältnis zur Polizei entwickelt.

(Dr. Willfried Maier GAL: Diese Filzfigur da vorne!)

Und dann tönt Ihr innenpolitischer Sprecher aus Berlin, er halte es für vollkommen unverhältnismäßig, auf Schüler einzuprügeln und Jagd auf sie zu machen. Herr Neumann, wenn Sie es ernst meinen würden mit Ihrem Kurswechsel, dann würden Sie sich von diesen, die Polizei diffamierenden und diskreditierenden Äußerungen des Herrn Wiefelspütz sofort und umgehend distanzieren und sich bei der Polizei entschuldigen.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Aber stattdessen agieren Sie als Brunnenvergifter, verfallen in die altbekannte Misstrauenskultur gegenüber der Polizei, machen sich die Vorwürfe vermeintlicher Augenzeugen zu Eigen und inszenieren überstürzt und unbegründet eine Sondersitzung des Innenausschusses. Dieses Verhalten schlägt exakt den Bogen zu dem fingierten Polizeiskandal, den wir vor einigen Jahren behandeln mussten.

Und als sich auch die Innenausschusssitzung für Sie als Rohrkrepierer entwickelte, da suggerierten einige Abgeordnete durch Fragestellungen mit Feststellungscharakter auch weiterhin hartnäckig ein Fehlverhalten der Polizei. In diesem Augenblick hat sich der Innensenator mit Nachdruck hinter seine Polizei gestellt.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der CDU)

Als die GAL die Ergebnislosigkeit dieser Innenausschusssitzung bemerkt hat, hat sie wie eine beleidigte Leberwurst reagiert und den Saal verlassen.

Herr Neumann, die Polizei ist für Sie nach wie vor das Feindbild, das können Sie nicht leugnen. Aber etwas kommt hinzu und, Frau Ernst, das haben Sie gerade deutlich gemacht, Sie wollen den Innensenator politisch schlagen und beschädigen das Ansehen der Polizei.

(Michael Neumann SPD: Genau umgekehrt!)

Sie instrumentalisieren die Polizei im politischen Kampf gegen den Innensenator und das ist schäbig.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ein anderes Thema. Lassen Sie mich einen weiteren Aspekt dieser Demonstration beleuchten. Welche Vorstellung haben die jungen Leute vom Staat, die dort die Steine geworfen haben? Ich komme noch einmal auf Herrn Maas zurück. Er hat in einem „Welt“-Interview gesagt:

„Es wird schon immer von Bullen geredet und dass die sowieso Scheiße sind.“

„Und viele denken, warum soll ich auf die Polizei hören, die sind eine Hülse...“

„Viele wollten auch Steine werfen...“

Was ist los mit diesen Schülern? Dieses Weltbild ist kein Zufall, sondern hat System. Es ist die Auswirkung der jahrzehntelangen linksalternativen Indoktrination im Rahmen des Gesellschaftskunde- und Politikunterrichts. – Herzlichen Dank.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Meine Damen und Herren! Uns ist bewusst, dass es heute eine sehr kontroverse Debatte in dieser Frage geben wird. Ich möchte aber noch einmal an dieser Stelle an alle Abgeordneten und auch an all diejenigen, die zum Rednerpult schreiten – es sind ja nicht nur Abgeordnete –, appellieren, die Herabwürdigung von Mitgliedern dieses Hauses zu unterlassen

(Sabine Steffen GAL: Zu spät!)

und zu einem fairen Stil auch in der Sprache zu kommen.

Als nächste Rednerin hat Frau Steffen das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Nockemann, ich bin entsetzt darüber,

(Dirk Nockemann Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Habe ich nicht anders erwartet!)

welchen Stil Sie hier im Parlament pflegen.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Es fehlt Ihnen offensichtlich bei diesem Thema an Souveränität, an parlamentarischem Verständnis möglicherweise auch, aber insbesondere an persönlicher Souveränität. Es steht niemandem von uns hier an, in dem Maße über andere Abgeordnete herabwürdigend zu reden, und ich danke der Präsidentin,

(Norbert Frühauf Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Sie meinte aber Frau Ernst!)

dass sie im Nachhinein noch einmal darauf aufmerksam gemacht hat.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Das Thema, über das wir heute reden, verdient eine differenzierte Betrachtung.

(Dr. Michael Freytag CDU: Gut, dass Sie das noch mal sagen!)

Ich freue mich, feststellen zu können, dass mein Vorredner, Herr Lüdemann, auch noch einmal darauf aufmerksam gemacht hat, dass Demonstrationen von Schülern grundsätzlich möglich und richtig sind und dass das auch zur demokratischen Meinungsbildung beiträgt, und wir wollen

(Dirk Nockemann Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

diesen Meinungsbildungsprozess auch von klein auf an unterstützen. Insofern, Herr Lüdemann, finde ich es gut, dass Sie darauf noch einmal aufmerksam gemacht haben.

Die Demonstration ist in großen Teilen – auch das haben Sie gesagt, aber ich sehe mich genötigt, das hier zu wiederholen – friedlich verlaufen. Und wirklich niemand in diesem Hause bestreitet, dass es nicht richtig ist, mit Flaschen, Steinen oder sonstigen Gegenständen gegen Polizisten vorzugehen. Anwürfe von Herrn Nockemann und auch zum Teil von Ihnen, Herr Freytag, machen es aber erforderlich, dass man über diese Selbstverständlichkeit noch einmal reden muss.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Niemand von Ihnen in diesem Hause kann letztendlich gewährleisten – auch der Polizeipräsident nicht, der uns in der Innenausschusssitzung darüber berichtet hat und auch hat eingestehen müssen, dass er das als Polizeipräsident natürlich nicht kann –, niemand kann vollkommen ausschließen, dass es manchmal von Einzelnen zu unverhältnismäßigen Reaktionen in so einer schwierigen Situation wie einer Demonstration kommt,

(Dirk Nockemann Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Es ist nicht dazu gekommen!)

auch von Polizisten.

(Beifall bei der GAL und bei Dr. Andrea Hilgers SPD)

Ob es dazu gekommen ist oder nicht, Herr Nockemann, darüber geht diese Debatte und das muss man nachprüfen.

(Dirk Nockemann Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Eine einzige Anzeige liegt vor!)

Da liegen Sie falsch, es liegen sechs Anzeigen vor.

Wenn es von Anwohnern, von Betroffenen, von Teilnehmern und von am Rande stehenden Bürgern diese Anmerkungen gibt, dann ist es für uns alle und auch für das Parlament eine Verpflichtung, diesen Anmerkungen nachzugehen.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Das sind Augenzeugenberichte, Herr Nockemann. Und wenn Sie sagen, das stimme alles nicht, dann unterstellen Sie diesen Bürgern, dass sie lügen oder Märchen erzählen.

(Beifall bei der GAL und der SPD)