Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die Hamburger Kultur lebt von der vielschichtigen, hervorragenden und kreativen Arbeit aller Kulturschaffenden dieser Stadt, von den Möglichkeiten, die Politik und Mäzenatentum hierfür bieten. Die Haushaltszahlen zeigen, dass der Senat der Kultur einen hohen Stellenwert einräumt. Ich wiederhole das gerne noch einmal, auch wenn Herr Ehlers das schon einmal gesagt hat: Der Kulturhaushalt steigt 2003 um 3,6 Prozent auf 206,2 Millionen Euro.
(Dr. Willfried Maier GAL: Das sind technische Tricks! – Gegenruf von Karl-Heinz Ehlers CDU: Davon verstehen Sie ja etwas, Herr Maier!)
Und dies, obwohl er 2002 bereits um 7 Prozent stieg und damit einen Anteil am Gesamthaushalt von 2,1 Prozent hatte. Während andere SPD-geführte Länder beziehungsweise auch Großstädte wie Berlin massive Einschneidungen vornehmen, setzt der Hamburger Senat wichtige politische Signale: Er stellt der Kultur mehr Geld als je zuvor zur Verfügung. Hierfür entscheidend eingesetzt hat sich unsere Kultursenatorin Frau Dr. Horáková und ihr gebührt der Dank dafür.
Auch die mittelfristige Investitionsplanung des Senats von 2004 bis 2007 für den Bereich Kultur kann sich sehen lassen. Hierfür sind runde 100 Millionen Euro vorgesehen, und zwar für den Umbau der Deichtorhallen zur Aufnahme der Gundlach-Sammlung, für die Bebauung des Domplatzes inklusive eines Archäologiezentrums, für einen Neubau zur Aufnahme der Tamm-Sammlung, für die Verteuerung des neuen Betriebsgebäudes der Staatsoper sowie für kulturelle Schwerpunkte in der HafenCity.
Lassen Sie mich noch zwei Glanzlichter des vergangenen Jahres hervorheben, die wir unserer Kultursenatorin zu verdanken haben.
Das erste Mal setzte sich hierbei eine deutsche Metropole eine Woche lang mit einem Buch auseinander. Die Veranstaltungen waren zu 90 Prozent ausgebucht und hatten 5500 Besucher. Weiterhin ist es gelungen, der GundlachSammlung, einer der bedeutendsten deutschen Fotosammlungen, in Hamburg eine Heimat zu geben. Sie ist eine Bereicherung der Stadt und stärkt den Museumsstandort Hamburg.
Lassen Sie mich auch auf eine hervorragende, für die Hamburger Kultur wichtige Grundlage kommen, das hanseatische Mäzenatentum. In keiner deutschen Stadt gibt es so viele Stiftungen, nämlich genau 850, wie in Hamburg. Die Tendenz ist sogar noch steigend. Stellvertretend für alle Mäzene, Sponsoren und Spender möchte ich hier drei aktuelle Beispiele anführen: Die Hubertus-Wald-Stiftung finanziert mit 1,8 Millionen Euro den Umbau des Thalia in der Kunsthalle zu einem Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum. Am kommenden Freitag wird in unmittelbarer Nähe des Rathauses die ZEIT-Stiftung das BuceriusKunstforum offiziell eröffnen. Hierhinein fließen jährlich rund 2 Millionen Euro.
Vor einigen Tagen haben sich vier Stifter bereit erklärt, vier weitere Arbeitsstipendien für bildende Künstler zu finanzieren. Meine Damen und Herren! An dieser Stelle möchte ich allen großen und kleinen Förderern der Hamburger Kulturlandschaft meinen Dank und den Dank unserer gesamten Fraktion aussprechen.
Fangen wir mit dem Antrag der SPD an. Nehmen wir dort die Polemik, die überspitzten Angriffe gegen die Senatorin, die bereits jetzt überholten Forderungen sowie die nicht finanzierbaren Wünsche heraus, bleibt nicht mehr viel übrig.
Herr Dr. Christier, ein vernünftiger Ansatzpunkt ihres Antrags ist der Ausbau der, wie Sie sagen, „Museumsmeile“. Aber – und das können Sie natürlich nicht wissen – das ist bereits in Arbeit und wir können uns darüber in Kürze im Kulturausschuss unterhalten.
(Ingo Egloff SPD: Man muss immer alles erst aus den Medien erfahren, nicht in der Ausschusssit- zung!)
Jetzt zu dem Antrag der GAL. Natürlich, wie war es anders zu erwarten, ist der Absatz zum Thema Filmförderung der
längste. Dieses Thema liegt Ihnen, Herr Dr. Maier, im wahrsten Sinne des Wortes am Herzen. Aber der Etat hierfür ist gleich geblieben. Die Vernetzung in Hamburg ist hervorragend, die neue Medienakademie wird auch mit zur Standortsicherung beitragen. So viel zu 2003 und über das nächste Jahr reden wir dann, wenn es so weit ist.
Die von Ihnen angesprochenen Themen, Förderung von Privattheatern, Öffentliche Bücherhallen, Museen, Stadtteilkultur und auch die eventuelle Bewerbung zur Nominierung als Kulturhauptstadt Europas 2010, sind Bereiche, die, wie Sie wissen, bereits als Themen für das kommende Jahr vorgesehen sind. Auch darüber brauchen wir jetzt kein Wort zu verlieren.
Ich komme nun zu Punkt 2 Ihres Antrags, Herr Dr. Maier. Sie schreiben dort, dass die Stimmung der Kulturszene in Hamburg schlecht wie lange nicht mehr ist. Ich habe in den letzten Wochen viele Gespräche mit Beteiligten der Hamburger Kulturszene geführt. Diesen Eindruck habe ich allerdings nicht gewonnen.
Hierbei geht es Ihnen wahrscheinlich – und das zeigt ja auch Ihre Pressekonferenz vor einigen Tagen – ganz einfach um das Thema „geringe Nachfrage im Schauspielhaus“. Von 1993 bis 2000 wurde das Schauspielhaus in der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Theater heute“ viermal zum besten deutschsprachigen Theater, zum Theater des Jahres beziehungsweise Theater des Jahrzehntes gekürt, dagegen im August 2001 zum zweitärgerlichsten Ereignis der Theatersaison erklärt.
Noch zwei Zitate zu diesem Thema. Der damalige Intendant sagte im „Hamburger Abendblatt“ vom 8. Juli 2000:
„,Wenn du schlecht besucht bist, keine Abonnenten und nur 300 Freiwillige hast.‘ Da kann man sich eigentlich nur die Kugel geben.“
So weit zum Thema „leere Theater“. Rolf Mares sagte zu diesem Thema im „Hamburger Abendblatt“ vom 9. Mai 2001:
„Die Auffassung von Tom Stromberg, ,das Publikum muss sich an uns gewöhnen, nicht umgekehrt‘ hat keine Chance. Jeder Intendant, der gegen das Publikum gespielt hat, ist hier gescheitert.“
Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich noch einiges zur derzeitigen Situation des Schauspielhauses sagen. Es geht uns nicht nur um Besucherzahlen und Auslastung. Gerne führen wir auch eine Diskussion über Ästhetik, Publikumsstrukturen und die Ausrichtung und künstlerische Leitung des Theaters. Es gibt jedoch etliche Menschen in dieser Stadt, die sich vom Spielplan des Schauspielhauses unterfordert fühlen, weil inhaltlich zu wenig zu sehen ist, mit dem man sich auseinander setzen kann, die enttäuscht nach einer Vorstellung nach Hause gehen, die dem Schauspielhaus, dem Sie 20 Jahre treu waren, nun
aber fern bleiben. Und genau diese Entwicklung belegen die Zahlen, mit denen wir uns zwangsläufig auseinander setzen müssen. Gleichwohl, die Zuschauer, die während der Aufführung das Haus verlassen – und das sind nicht wenige, das weiß ich aus eigener Erfahrung –, tauchen in keiner Statistik auf. Ich möchte mich den Worten von Hannes Stein anschließen, der in der Ausgabe der „Welt“ vom 27. März 2001 im Kommentar schrieb:
„Die Hallen des Deutschen Schauspielhauses sind nicht heilig, sie sind nur hoch subventioniert. Deshalb sollte dort ein Intendant das Sagen haben, der die schönen alten Stücke gelegentlich so aufführen lässt, dass man auch eine Schulklasse hinschicken kann.“