Die GAL-Fraktion ist kräftig vertreten und trotzdem fand ich eigentlich bemerkenswerter, was Herr Buss gesagt hat, weil Herr Buss natürlich mal
wieder versucht, die Kulturpolitik unserer Senatorin auf das scheinbar einzige Stichwort „Glanz“ zu reduzieren.
Sie wissen ganz genau, dass dies nicht so ist. Es gibt genauso gut den Ansatz in die Breite. Spitze und Breite gehören gleichberechtigt zusammen.
Aber wenn Sie sagen, es ist so, dann sollten Sie gerade an dieser Stelle etwas vorsichtiger sein, Herr Buss. Wenn Sie sagen, dass ein Projekt wie „Außendienst“ dazu gedacht war, Glanz über diese Stadt zu bringen, und diesen Glanz haben Sie Ihrer Senatorin Christina Weiss zugeschrieben, dann müssen Sie sich aber entscheiden, ob Sie den Glanz von Christina Weiss gut finden oder ob Sie das Stichwort „Glanz“ bei Frau Horáková schlecht finden.
Sie haben davon gesprochen, dass Glanz abfallen sollte. Für uns ist Glanz kein Abfallprodukt. Wenn wir von Glanz sprechen, ist dies ein Glanz, der ausstrahlt und nicht abfällt.
Herr Buss, es ist wie immer, wir sind gar nicht so weit auseinander und wir merken an dieser Stelle, auch wenn die Beteiligung nicht so enorm ist, dass Politik und Kultur durchaus etwas Gemeinsames haben. Sie sind nämlich gerade dort sehr verwandt, wo es um das Schaffen geht. Wo es bei der Kunst dann eher ein schöpferischer Prozess ist, etwas Werkhaftes, von mir aus auch etwas Temporäres, geht es bei der Politik beim Schaffen mehr um das Ranschaffen.
Um das Ranschaffen von Geld natürlich, leider nur, wenn wir über Kulturpolitik im politischen Raum reden.
Also Geld zu entdecken, Geld zu sichern und Geld auszugeben, das ist das, was mit „Schaffen“ in der Kulturpolitik gemeint ist.
Beim Projekt „Außendienst“ reden wir eben auch über die Kosten des Projektes, über das Geld. Es geht um Kosten von seinerzeit insgesamt 2,5 Millionen DM. Wie schlecht die Politik zuweilen – zumindest in Teilen – damit umgehen kann, zeigt uns diese Drucksache, die wie hier debattieren.
Um eines gleich vorwegzuschicken, es gibt ja Werke – da muss man sich nicht erst bis zur Seite 3 der Drucksache vorarbeiten –, die im öffentlichen Raum zu sehen sind und die vielleicht dem einen oder anderen Kollegen bekannt sind.
Wer mit Kulturpolitik in diesem Sinne nicht befasst ist, so wie wir, der kann dies durchaus übersehen. Dann fährt man an der Akademie der Künste an den Deichtorhallen über dem Tunnel einfach an dem Palmengarten vorbei. Man bemerkt gar nicht, dass der so genannte Palmengarten ein Teil des Projektes „Außendienst“ ist. Die positive Verunsicherung, von der mir viele berichtet haben, die, wenn sie nach Hamburg kommen, als erstes auf einen Palmengarten treffen, ist eine, die im Sinne des Kunstwerkes nicht richtig kommuniziert worden ist.
An der Stelle mit der positiven Verunsicherung hat das Konzept „Außendienst“ funktioniert, aber was für einzelne Werke gilt, trifft leider nicht auf alle Werke, auf das gesamte
Projekt zu. Fazit an dieser Stelle aus meiner Sicht: Auch da funktioniert eine Zwangsbeglückung eines noch so breit angelegten Projektes wie „Außendienst“ nicht.
Kunst bedarf eben auch der öffentlichen Akzeptanz. Gerade „Kunst im öffentlichen Raum“ muss im öffentlichen Raum gemeinsamen Denkens und Erlebens Wirkung entfalten. Im schlimmsten Fall wird der Eindruck erweckt, ein Kunstwerk störe den öffentlichen Raum als solchen.
Wenn Sie zum Beispiel nach Kassel schauen, an die „documenta“ zurückdenken, die ja auch Schwerpunkte im Bereich „Kunst im öffentlichen Raum“ hat. Projekte, die ein paar Jahre zurückliegen, wie zum Beispiel diese ins Nichts führende große Treppe. Die war so groß dimensioniert, dass sogar die Straßenbahn darunter hindurchfahren konnte. Im Volksmund hatte sie den Titel „Elefantenklo“ weg und sie wurde nur als Ärgernis wahrgenommen. Das Ergebnis war, dass man sich mit diesem Kunstwerk dergestalt auseinandergesetzt hat, dass es in einer Nachtund-Nebel-Aktion von der Kulturpolitik dieser Stadt abgerissen wurde.
Alle waren ganz fürchterlich froh, auch wenn man damit die Urheberrechte des Künstlers an dieser Stelle ganz maßgeblich verletzt hat.
Dieses Beispiel der „documenta“ zeigt meiner Meinung nach, dass selbst dort wo Kunst mit offenen Armen empfangen wird, wie es in Kassel, der „documenta“-Stadt, ja der Fall ist, auch hier Akzeptanz eine ganz wichtige Voraussetzung ist. Wo diese Akzeptanz nicht vorhanden ist, bleibt es einfach – es klingt profan, wie es einfach ist – nur ein teurer Spaß.
Diese Akzeptanz lässt sich nicht einfach nur mit teuren Anzeigen oder mit Begleitmaterialien künstlich erzeugen. Die muss die Stadt wirklich durchdringen.
Die öffentliche Wahrnehmung eines öffentlichen Kunstwerkes muss in Übereinstimmung gebracht werden. Das passiert nicht allein mit bunten Faltblättchen. Man muss genau hinsehen, was es da gibt. Wir sprechen hier auch über 4900 Euro in dieser Drucksache, also nicht nur über die Depotkosten von 2,5 Millionen.
An einer Stelle, an der wir über „Kunst im öffentlichen Raum“ sprechen, reden wir gleichzeitig in dieser Drucksache über Depots. Das ist besonders schizophren. Also etwas, was geschlossener und unbesuchbarer gar nicht sein kann. Das ist nun etwas, was mit „Kunst im öffentlichen Raum“ überhaupt nicht übereinstimmt.
Wenn ich mir auch noch die Begründung ansehe, warum es zu einer übergangsweisen Einlagerung in Depots kam, frage ich mich, wo die Planung in diesem Projekt steckt. Wenn es heißt, man habe in einem Fall noch keine Übereinkunft über die Rückführung oder den Abbau oder die Rückgabe dieses Projektes mit dem Künstler treffen können, dann frage ich mich, was ist an diesem Projekt „Außendienst“ so langfristig angelegt gewesen, dass man dieses nicht einmal hat klären können. Dass in einem über Monate dauernden Prozess, nach monatelanger Ausstellung danach sich noch mehr Monate anschließen, in denen man nicht weiß, wie man mit diesem Kunstwerk umgeht und es dann in einem Depot einlagert.
Meine Damen und Herren, ich bin sehr gespannt, durchaus positiv gespannt, im Sinne der Sache, auf den Finanzbericht, der noch aussteht, und über die Ankündigung der Behörde, wie sie mit diesen unsäglichen Depots weiter verfahren will. – Ich danke Ihnen.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Gestatten Sie mir erst einmal etwas zur Sache, also zu der Kunst, zu sagen, und dann zu den Finanzen.
Die Kunst ist frei. Diese, auch im Grundgesetz verankerte, Garantie gibt ihr den Raum zu entstehen. Die Kunst, das heißt auch die „Kunst im öffentlichen Raum“, soll, muss, kann und darf reizen und provozieren, aber sie muss auch souverän genug sein, sich dem Urteil des Betrachters zu stellen und der Frage nach ihrer Zeitgemäßigkeit.
In Hamburg wurden seit 1981 rund 300 Werke in den öffentlichen Raum gestellt. Allein im Umfeld der Außenalster waren es in den letzten Jahren 34 Stück, ein Stück auf 200 Meter. Übrigens, das ist besonders spannend, kein einziges dieser 300 Werke hat die Anziehungskraft eines Kunstwerkes, das zum Markenzeichen einer Stadt werden könnte.
Kein einziges dieser 300 bezahlten Werke kann es mit Borowskys „Man walking to the sky“ in Kassel aufnehmen oder mit dem Werken von Niki de Saint Phalle in Hannover.
Aber das ist die Frage von Quantität und Qualität und die zu lösen überlassen wir der Kunstkommission.
Wir alle wissen, die Akzeptanz der Werke im öffentlichen Raum ist seitens der Betrachter, also bei den Menschen, die sie bezahlen, gespalten. Viele Hamburger können mit einzelnen Projekten, Plastiken und Skulpturen nichts anfangen. Ich begrüße diese kritische Haltung in der Hoffnung, wer sich ärgert, denkt und dass er sich mit Kunst wenigstens auseinandersetzt.
Und nun zu den Finanzen. Wir haben tatsächlich im Jahre 2003 die öffentlichen Mittel halbiert. Warum? Nicht um den Hamburgern weniger Kunst zu gönnen, nein. Sie alle wissen, weil Sie das einstimmig beschlossen haben, wir brauchen diese Mittel, um den Ausbau der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zu finanzieren. Ich bin sicher, dass ein schneller Ausbau der Gedenkstätte auch im Sinne vieler Hamburger ist.
Ich habe mich für diese Umschichtung entschieden, weil es sich hier um Mittel handelt, die noch keinem versprochen worden sind. Die waren noch niemandem zugeordnet, sie waren sozusagen frei. Ich musste eine halbe Million Mark für Neuengamme aufbringen und dieser Weg hat noch am wenigsten Schmerzen bereitet. Ich musste weder einer Institution noch einzelnen Künstlern etwas wegnehmen. Wir werden selbstverständlich versuchen, die Subventionen für Kunst im öffentlichen Raum mindestens in der Höhe, in der wir sie jetzt geben, zu halten, vorausgesetzt, die Künstler legen uns Projekte vor, die durch ihre Qualität und transparente, nachvollziehbare Kostenforderungen überzeugen, denn ich bin nicht bereit, auf meine
Verantwortung nicht nur gegenüber den Subventionsempfängern, sondern auch gegenüber den Steuerzahlern zu verzichten. – Danke.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Auf einige Punkte, die hier angesprochen werden, muss man vonseiten der SPD-Fraktion kurz eingehen. Es ist in der Tat eine Frage, wie man mit Kunst im öffentlichen Raum umgeht. Wie beurteilt man sie? Wenn Sie, Herr Woestmeyer, sagen: „Da muss man über die entsprechende Aufnahmefähigkeit durch die Bevölkerung reden“, also, ob die „Bild“-Zeitung damit einverstanden ist oder nicht. Das kann es doch wohl nicht sein! Das ist doch der Weg zu Spießerkunst!
Und wenn wir über Depots reden, dann wollen wir doch einmal sehen, wer denn zu Hause überall seine Sachen ausstellt. Das ist doch aber so! Natürlich kann man sagen, das sei Kunst im öffentlichen Raum und es gebe bestimmte Gründe, warum man etwas nicht aufstellen kann. Da kann man sagen, jede Gemäldegalerie müsse sofort alles irgendwo hinhängen, weil das, was sie besitzt, doch immer vorgezeigt werden muss. So können wir doch hier nicht argumentieren.