und Migrantinnen, die dann auch noch dort hineinintegriert werden müssen. Das führt dann zweitens dazu, daß am Ende des Schulbesuches die Hauptschülerinnen und Hauptschüler arbeitslos sind und dem Sozialstaat auf der Tasche liegen.
Drittens: Deswegen müsse darauf geachtet werden, daß die Fähigkeiten von diesen schwierigen Hauptschülerinnen und Hauptschülern gefördert werden, nämlich insbesondere das Praktisch-Handwerkliche. Für IT-Berufe – das steht auch darin – seien Hauptschülerinnen und Hauptschüler einfach zu doof.
Viertens: Deswegen sollen Hauptschülerinnen und Hauptschüler zukünftig ein Abschlußzeugnis erhalten, das ihre praktischen Qualifikationen ausweist. Ich finde, das ist wirklich schlimm. Ich finde das vorurteilsgetränkten Quatsch, und das erinnert mich auch wirklich sehr an Herrn Rüttgers, der damals schon sein Eintreten für Eliten damit begründet hat, daß es eben zwei verschiedene Arten von Menschen gibt. Die einen, die begreifen die Welt mit dem Kopfe, und die anderen begreifen die Welt mit der Hand. Dieses Menschenbild finde ich ganz schlimm, und das ist mir auch schon bei Herrn Rüttgers ziemlich übel aufgestoßen.
Wir lehnen den Antrag auch aufgrund dieses Menschenbildes ab und auch, weil er in dieser Konsequenz die Unterschiede zwischen den Schulformen verschärfen will und verschärft. Mehr Praxisbezug, mehr Ganztagsangebote gilt es an allen Schulformen herzustellen. Sie sind nicht hauptschulspezifisch. Gemeinsam mit Frau Woisin empfehle ich nach wie vor integrierte Gesamtschulen, wenn es darum gehen soll, individuellen Entwicklungsverläufen von Schülerinnen und Schülern bestmöglich gerecht zu werden.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich stelle einmal für das Protokoll fest, daß die Redner der beiden Fraktionen und der Gruppe, die zu diesem Antrag gesprochen haben, alle kein eindeutiges Bekenntnis zur Hauptschule abgelegt haben.
Wenn ich mir noch einmal die Rede von Frau Woisin auf der Zunge zergehen lasse, so hat sie gesagt, daß es sicherlich solche Schüler gibt, aber eigentlich hat sie – nicht ganz so explizit – gesagt, daß das Heil in den Gesamtschulen läge, und da machen wir das.
Zweitens: Ich lasse mir hier nicht so eine Art Rüttgers-Mentalität aufbinden, ich würde die Menschen in Kategorien aufteilen. Die Menschen braucht man nicht in Kategorien aufzuteilen, meine Damen und Herren. Die Menschen sind nun einmal unterschiedlich begabt. Das ist ganz einfach. Wenn Sie davon ausgehen, daß es Leute gibt, die lieber etwas Praktisches machen möchten, dann ist das überhaupt nichts Verwerfliches, sondern ganz logisch und stringent.
Es gibt eben nicht nur Einsteins in dieser Stadt. Deswegen hinkt das auch so fürchterlich mit den immer noch fast 45 Prozent Anmeldungen für die Gymnasien.
Wir bekennen uns als Union ganz klar zur Dreigliedrigkeit des Schulsystems, und dazu habe ich von den drei Vorrednern nichts gehört.
Wenn Sie sagen, inhaltlich sei nichts gewesen, Frau Goetsch, dann kann ich nur sagen, daß Sie das nicht verstanden haben wollen. Sie haben jedenfalls keine Perspektiven aufgezeigt, die Sie sehen und an die Sie inhaltlich herangehen, um die Hauptschulen zu stärken. Deswegen stelle ich fest: Rotgrün hat in der Bildungspolitik nichts auf der Pfanne, was die Hauptschulen angeht. Dementsprechend haben die Hauptschulen dort auch keine Lobby, und das ist eine traurige Angelegenheit.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ein Bekenntnis zur Hauptschule. Frau Goetsch und ich unterrichten an der Hauptschule, und das machen wir seit über 20 Jahren.
Ich möchte Sie auf zwei Grundirrtümer bei der CDU aufmerksam machen, und das meine ich jetzt ganz ernst im Sinne einer vertieften Debatte.
Ein Grundirrtum bei Ihnen ist, daß allen Ihren Überlegungen – das haben Sie eben noch einmal gesagt – der Gedanke der Dreigliedrigkeit zugrunde liegt. Herr Beuß hat eben noch einmal gesagt, daß es unterschiedliche Begabungen gibt, und das widerspiegelt dann – Herr Mehlfeldt, da sind Sie gefragt – berufliche Orientierung. Das ist eine Position, die die CDU seit den siebziger Jahren vertritt: Es gibt ein paar Leute, die nicht so richtig schlau sind, aber ein bißchen begabt, handwerklich ganz begabt, die kann man zur Hauptschule schicken. Dann gibt es eine Gruppe von Menschen, die ein bißchen praktisch begabt sind und auch ein bißchen denken können, daraus kann auch ein Techniker werden. Die kommen dann in die Realschule. Dann gibt es welche, die sind ein bißchen mehr begabt. Die können aufs Gymnasium gehen und Abitur machen.
Und die ganz Begabten kommen in die Bürgerschaft. Die Querschnittbegabten kommen dann in die Bürgerschaft. Aber im Ernst, das liegt ja Ihrem Ansatz zugrunde. Nur, die Welt ist heute nicht mehr so. Herr Beuß, Sie wissen, daß 30 bis 35 Prozent derjenigen, die Abitur machen, danach nicht studieren, sondern eine Lehre machen. Das ist zum Teil auch ein Problem der Haupt- und Realschüler, daß es da einen Verdrängungswettbewerb gibt.
Das könnte man auf die anderen Schulformen runterbrechen. Herr Mehlfeldt, das müßten Sie doch eigentlich sagen können, ich bezweifle, daß die Aussage von Herrn Beuß richtig ist, daß 80 Prozent aller Auszubildenden in Handwerksbetrieben Hauptschüler sind. Ich möchte wissen, woher Sie diese Zahl haben. Es weht ein bißchen der Geist von Frau Knipper aus Ihrem Antrag hervor. Als Sie mal zur Schule gegangen sind, war das vielleicht noch so, daß man die Schüler in drei Kategorien aufteilen konnte, aber das funktioniert heute nicht mehr.
Der zweite Grundirrtum der CDU, mit dem Sie auch bildungspolitisch nicht erfolgreich sein werden, Herr Beuß. Nur damit Sie das mal gehört haben, will ich Ihnen das mal erklären. Sie machen meiner Meinung nach auf diesem Gebiet zwei Fehler. Sie haben uns vor vier Monaten einen Antrag vorgelegt, mit dem Sie eigenständige Realschulen in Hamburg gefördert haben wollten. Heute wollen Sie die Hauptschule stärken. Was Sie nicht begreifen, ist, daß es eine Hamburger Errungenschaft ist, daß die Schüler stärker nach höher qualifizierten Abschlüssen streben und auf Gesamtschulen und Gymnasien gehen mit dem Ziel, möglichst Abitur zu machen. Die Eltern wollen möglichst, daß ihre Kinder Abitur machen. Sie wollen diese 25 Prozent, die im Haupt- und Realschulbereich sind, jetzt noch aufteilen in eine Realschule und in eine Hauptschule; dann wollen Sie die Hauptschule stärken. Wenn Sie sich die konkreten Zahlen angucken, sind sogar die Haupt- und Realschulen, die es in Hamburg noch gibt, gefährdet, weil die zum Teil nicht einmal mehr Zweizügigkeit schaffen. Wenn Sie die jetzt auch noch in Haupt- und Realschulen aufteilen, dann haben Sie einzügige Haupt- und Realschulen. Jeder, der ein bißchen etwas von Schule und Schulorganisation versteht, weiß, daß die Qualität von Unterricht auch von dem Angebot abhängig ist, was man machen kann. Die Vielfalt des Angebots ist einfach davon abhängig, wieviel Schüler man hat. Das ist eine ganz einfache Rechnung. Wenn Sie 25 Schüler in einem Hauptschulzweig und eine schöne kleine Hauptschule haben, können Sie diesen kein qualifiziertes und vernünftiges Angebot machen. Da ist der zweite Grundirrtum Ihrer Bildungspolitik. Die CDU wird in Hamburg mit Bildungspolitik im Wahlkampf keine Furore machen,
Lieber Herr de Lorent, jetzt haben Sie es auf den Punkt gebracht. Die Haupt- und Realschulen sind so unattraktiv, weil die Ausstattung so ist, wie sie ist. Deswegen wird sie auch nicht mehr nachgefragt. Das liegt daran, daß Sie über Jahre in dieser Stadt die Hauptund Realschulen vernachlässigt haben.
Das ist der Punkt, weshalb Sie die Leute heute zu einem großen Teil erst einmal in die Gymnasien und einen kleineren Teil in die Gesamtschulen treiben, weil nicht das Gymnasium, sondern die Gesamtschule Ihr Baby ist. Ich lasse mir hier nicht einreden, daß die Haupt- und Realschulen so sind, wie sie sind, sondern sie sind von Ihnen so gemacht worden. Das ist ganz bewußt politisch so gewollt worden,
Weitere Wortmeldungen liegen jetzt nicht mehr vor. Ich lasse dann über den Antrag aus der Drucksache 16/5562 abstimmen.
Ehe wir zum nächsten Tagesordnungspunkt kommen, verlese ich das Abstimmungsergebnis der Wahl einer Deputierten der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales.
Es sind 93 Stimmzettel abgegeben worden. Davon war kein Stimmzettel ungültig. Frau Barbara Kasischke erhielt 89 Ja-Stimmen, eine Nein-Stimme und drei Enthaltungen. Damit ist Frau Barbara Kasischke gewählt worden.
Wir kommen zu den Tagesordnungspunkten 32 und 7: Antrag der SPD-Fraktion und der GAL-Fraktion zur Sicherung des Ausbaus der S 4