Protocol of the Session on December 11, 2000

Was den Haushalt angeht, sehe ich zum Teil eine verkehrte Welt, denn die CDU verteilt munter Wahlgeschenke.Dieses Wahlgeschenk, von 10 000 DM, Entschuldigung, 10 Milliarden DM

(Dr. Michael Freytag CDU: Da haben Sie Schwie- rigkeiten, das zu unterscheiden!)

aus der Veräußerung von Unternehmen und Liegenschaften zu erlösen, kommt mir bekannt vor.

(Erster Bürgermeister Ortwin Runde)

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(Dr. Michael Freytag CDU: Das machen andere sehr erfolgreich!)

Sie haben im Zeitraffer jetzt alle Geschenke zu einem großen Paket geschnürt. Ich habe den Eindruck, daß Sie weiterhin den Ausverkauf der Stadt betreiben wollen.

Herr von Beust, Sie haben einiges zur Mieterpolitik gesagt. Was Sie bezüglich der städtischen Wohnungsbaugesellschaften ausgeführt haben, kam mir so vor, als wären Sie weiterhin auf dem Wege, auch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften mit veräußern zu wollen, wobei Sie natürlich mit einem vorsichtigen Einstieg begonnen haben. Ich kann Ihnen nur sagen: Die Sicherheit der Mieterinnen und Mieter ist es wert, daß diese Unternehmen nicht veräußert werden. Das ist meine klare Aussage dazu.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD und der GAL)

Zum laufenden Haushalt fordert die CDU eine dauerhafte Mehrbelastung in dreistelliger Milliarden-, pardon Millionenhöhe.

(Dr. Michael Freytag CDU: Sehen Sie, Sie haben wieder Schwierigkeiten damit!)

Was das mit solider Haushaltspolitik zu tun haben soll, leuchtet mir nicht ein. Haben Sie nicht noch die Bundespolitik von Herrn Waigel in Erinnerung, die zu einer Verschuldung von 1,5 Billionen DM geführt hat? Das kann doch für die zukünftigen Generationen keine Politik sein.

(Beifall bei der SPD und der GAL – Dr. Michael Freytag CDU: Sie wollen doch die Verschuldung zurückführen!)

Es gilt weiterhin, den schwierigen und harten Weg zu gehen, den wir acht Jahre lang – davon jetzt im vierten Jahr in einer rotgrünen Koalition – gegangen sind, die jeweiligen Haushalte sehr eng zu fahren.Wir kommen bei der derzeitigen Situation nicht darum herum.Es kommen riesige Herausforderungen auf uns zu, auf die Herr Christier schon hingewiesen hat.

Die Allianz für Hamburg ist kein Selbstzweck, sondern soll uns helfen, in einer existentiell bedrohlichen Situation zu bestehen. Ich bin allen gesellschaftlichen und politischen Kräften im Parlament dankbar, daß wir diese Aufgabe gemeinsam sehen.

(Beifall bei der SPD und bei Dr. Hans-Peter de Lo- rent und Andrea Franken, beide GAL)

Herr von Beust, es tut mir leid,

(Heino Vahldieck CDU: Noch mehr Krokodilsträ- nen!)

daß Sie in Ihrer Fraktion mit Herrn Kruse auch noch den letzten wirtschafts- und sachpolitischen Sachverstand zum Ende des Jahres verlieren werden.

Das „Time Magazine“ formulierte kürzlich:

„Hamburg zeichne sich durch Can-Do-Spirit aus.“

Das heißt, hier weht ein frischer Wind, man geht beherzt an Neues heran.

Drei Jahre nach Antritt der rotgrünen Regierung steht die Stadt so gut da wie schon lange nicht mehr.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der GAL)

Zuversicht und Aufbruch sind heute die dominierenden Stimmungen in der Stadt. Hamburg ist stark, solidarisch und selbstbewußt. Lesen Sie den „Focus“ aus dieser

Woche, lesen Sie das „Time Magazine“: Hamburg ist in Deutschland die Nummer eins. Schauen wir deshalb mit Optimismus nach vorne; dazu haben wir allen Grund.

(Langanhaltender Beifall bei der SPD und der GAL)

Das Wort erhält Herr Professor Dr. Salchow.

Ich muß mir noch die Tränen der Rührung aus den Augen wischen.

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Vor Freude!)

Mich rühren diese Erfolgsmeldungen immer sehr. Offenbar sehnt sich Herr Runde nach Bewunderung, darum mußte er den Artikel im „Focus“ zitieren.Man fragt sich nur, warum die persönliche öffentliche Resonanz des Bürgermeisters, wenn er so toll ist, so schwach ist. Hier scheint etwas nicht zu stimmen.

(Beifall bei der CDU – Vereinzelte Buh-Rufe bei der SPD)

Herr Runde, offenbar kann es passieren, daß Genialität gelegentlich verborgen bleibt. Das ist natürlich schlecht.

Ich zitiere auch aus dem „Focus“ von vor zwei Monaten.

(Heiterkeit bei der SPD)

Bei der Zustandsbeschreibung über Hamburg steht:

„Mehltau über der Stadt.“

(Beifall bei der CDU)

Da Sie so freundlich waren, uns den „Focus“ herüberzureichen, möchte ich Ihnen sagen, was wirklich dort steht.

(Wolf-Dieter Scheurell SPD: ’ne Geschichte!)

Schauen Sie auch in die Kurzfassung in der heutigen „Morgenpost“. Bei der Wirtschaftskraft liegt Hamburg auf Platz sieben, hinter Heidelberg, Leverkusen, Darmstadt, Erlangen und ähnlichen Städten.

(Beifall bei der CDU)

Das verschweigen Sie. Weiter steht dort, warum Hamburg an erster Stelle liegt – ich zitiere –:

„Hamburg überzeugt vor allem bei der Lebensqualität durch ein großes Jobangebot, sowohl bei Traditions- und Start-up-Firmen, und durch ein tolles Freizeitangebot.“

Mein Sohn hat eine Firma; er hat vielleicht mehr Verdienst an dieser Geschichte als Sie, Herr Bürgermeister.

(Dr. Martin Schmidt GAL: Dann sollte er vielleicht Bürgermeister werden!)

Ich überlege nur, was der Senat zu der Liste eigentlich beigetragen hat.

Weiter steht im „Focus“:

„Besonders die weichen Faktoren geben den Ausschlag für Hamburg: nettes Shoppen für einkommensstarke Juppies in überdachten Passagen, Segeln auf Alster und Nordsee. ,Abends tobt das Leben in Kneipen, Bars und Bühnen.‘“

Und damit schmückt sich dieser Bürgermeister! Da sieht man, daß nichts dahinter steht.