Es wurde zudem auch gesagt, das Ganze laufe kostenneutral, es bewege sich nichts und werde nichts eingespart.
Ich könnte jetzt einen dummen Spruch machen, den verkneife ich mir aber. Ich nehme, im Gegensatz zu Kollegen aus Ihrer Fraktion, diese Sorgen sehr ernst.
Meine Damen und Herren, Sie als SPD reden hier mit gespaltener Zunge, das muß man einmal ganz deutlich sagen.
Ich habe mit Herrn Kahrs zusammen auf dem Podium gesessen, und er hat für die SPD ganz klar und deutlich erklärt, daß diese Entscheidung falsch ist.
Herr Kahrs hat damals auch gesagt, daß er sich für diese Lösung mit der Heinrich-Wolgast-Schule ausgesprochen habe und daß es seine Idee sei. Sie tun jetzt so, als wollten Sie davon nichts wissen.Das ist eine Einstellung nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß. So funktioniert das nicht.
der ist auch vorhanden. Ich bin aber der Meinung, daß versucht werden sollte, miteinander ins Gespräch zu kommen, um die Gräben zu schließen. Wenn Sie aber exekutieren, wie Sie es angedeutet haben, reißen Sie die Gräben eher noch tiefer auf.
Zur Qualifikation des Schulleiters, die angesprochen wurde, möchte ich bemerken, daß ich nie gesagt habe, er sei nicht qualifiziert, eine solche Schule zu leiten. Das ist hier in keiner Weise in Frage gestellt worden, sondern es geht darum, wie man mit den Betroffenen umgeht, und die fühlen sich nicht verstanden, wenn Sie mit ihnen reden.Das Thema Schulstandortpolitik für St.Georg halte ich in der Tat für sehr wichtig. Frau Buitrón hat eben schon gesagt, daß, wenn Sie schon immer von Quartierspolitik reden, Sie mal konkret in diesem Quartier anfangen sollten.
Eine Hörbehindertenschule mit einer Blinden- und Sehbehindertenschule zu vergleichen, mag, wenn man mit einer Schulleiterin dieser Einrichtung verheiratet ist, lieber Kollege de Lorent, aus deren Sicht Sinn machen. Es macht aber jetzt aus einer anderen Sicht heraus keinen Sinn, nämlich, daß der Senat schlicht und ergreifend mit der Knute versucht, zwei völlig unterschiedliche Schultypen zusammenzulegen; zumindest ein Teil der Elternschaft will das nicht. Das finde ich nicht in Ordnung, und ich sehe keinen Grund, warum das sozusagen mit der Brechstange oder über Nacht geschehen muß. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Beuß, Sie haben gesagt, Sie nehmen die Ängste der Eltern ernst. Wir haben heute mit Vertretern des Gehörlosenverbandes gesprochen, und ich habe erfahren, daß Ihre Fraktion es abgelehnt hat,
mit Vertretern des Gehörlosenverbandes zu sprechen. Sie nehmen aus meiner Sicht also die Ängste eines Teils der Eltern, der Schwerhörigenschule, ernst, aber nicht die Ängste der Gehörlosen; das ist das erste Problem.
Zweitens. Sie haben in Ihrem Antrag mehrfach auf die Position der SPD Mitte verwiesen. Sie wissen doch ganz genau, Herr Beuß, daß die SPD Mitte die Angelegenheit unter – ich sage einmal – stadtentwicklungspolitischen Gesichtspunkten gesehen hat. Die SPD Mitte hat versucht
oder hatte den Vorschlag gemacht, die Heinrich-Wolgast-Schule – in Anführungszeichen – zu retten.Jetzt frage ich Sie, sind Sie ernsthaft davon überzeugt, daß es ohne ein Konzept funktionieren könnte, die Hälfte schwerhöriger Kinder und die Hälfte der Kinder der Heinrich-WolgastSchule zusammenzulegen? Was bringt denn das?
(Wolfgang Beuß CDU:Das ist der Kahrs-Vorschlag, der ist nicht von mir! – Gegenruf von Walter Zucke- rer SPD: Deswegen hätten Sie trotzdem darüber nachdenken können!)
Ich sagte eben, Sie sollten sich nicht darauf berufen, daß das unter stadtpolitischen Gesichtspunkten geschehen ist.
Weiterhin hat man – darauf haben Sie auch hingewiesen – die Ängste der Eltern ernst genommen. Dazu hat die SPD Mitte einen Vorschlag gemacht. Wir von der SPD-Fraktion haben es von Anfang an unter fachlichen Gesichtspunkten entschieden. Sie selbst haben gesagt, Sie haben nicht den Stein des Weisen gefunden. Können Sie wirklich sagen, daß man, wie Frau Buitrón ausgeführt hat, ein sauberes Nebeneinander von Gebärdensprache und Lautsprache wissenschaftlich trennen kann? Ich habe Standpunkte gehört, wonach man im Grunde genommen die Gebärdensprache zum Teil auch für schwerhörige Kinder in bestimmten Situationen für angebracht hält.Sie sprechen von einem sauberen Nebeneinander. Auf welches wissenschaftliche Konzept stützen Sie sich eigentlich?
Wir haben es nach fachlichen Gesichtspunkten entschieden. Auch wir nehmen die Ängste der Eltern ernst; das haben wir mehrfach gesagt. Wir möchten aber, daß die Zusammenlegung der Schulen nach fachlichen Gesichtspunkten und nicht etwa aus stadtentwicklungspolitischen Gründen oder aus Gründen der Ängste der Eltern geschehen soll. Wir werden mit der Zusammenlegung beweisen, daß sowohl die schwerhörigen als auch die gehörlosen Kinder entsprechend ihren Bedürfnissen gefördert werden.
Weitere Wortmeldungen sehe ich nicht. Wir kommen zur Abstimmung. Wer den CDU-Antrag beschließen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Dann ist der Antrag mit Mehrheit abgelehnt. Ich danke der Gebärdendolmetscherin.
Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 38 auf, Drucksache 16/4347, Bericht des Wissenschaftsausschusses über die soziale Situation der Studierenden.
[Bericht des Wissenschaftsausschusses über das Thema Soziale Situation der Studierenden (Selbstbefassung) – Drucksache 16/4347 –]
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Das, was wir jetzt behandeln, ist auch ein wichtiges Thema, wenn auch weniger emotional; dennoch ist es für die vielen Studierenden dieser Stadt von großer Bedeutung.
Wir haben im Wissenschaftsausschuß eine ausführliche Expertenanhörung unter Teilnahme von zwei Senatsvertretern gehabt, und es gibt einige Erkenntnisse, die man dem Parlament mitteilen und über deren Konsequenzen man debattieren sollte. Dieses sollte als Übersetzung zum besseren Verständnis der Parlamentarier aus anderen Ausschüssen dienen, die in der Sache nicht so bewandert sind und vielleicht auch nicht alle Materialien lesen können.
Lassen Sie mich einige Zahlen nennen. Wie sieht es mit den Studierenden in Hamburg aus? Das Durchschnittsalter der Studierenden in Hamburg ist deutlich gestiegen und liegt bei 27,3 Jahren. 31,6 Prozent aller Studierenden haben vor dem Studium schon eine Lehre und über 10 Prozent ein Hochschulstudium abgeschlossen. Nur knapp 30 Prozent fangen in Hamburg nach dem Abitur überhaupt mit einem Studium an. Das sind zumindest Zahlen, die mich überrascht haben.
75 Prozent der Studierenden arbeiten neben dem Studium, und für 80 Prozent ist das eigene Einkommen die wichtigste Einnahmequelle. Wenn man sich anguckt, wieviel Studierende tatsächlich arbeiten, kommt man auf erhebliche Zahlen. Im Schnitt arbeiten Studierende 46 Stunden, also mehr als normale Arbeitnehmer. Für die Erwerbstätigkeit benötigen Studierende im Schnitt zwölf Stunden.
Sollen wir vielleicht eine kleine atmosphärische Pause machen, um die Konzentration noch einmal richtig zu bündeln? Es macht mehr Spaß zu reden, wenn Leute zuhören. In der Schule habe ich das früher auch immer so gemacht; manchmal hat es geholfen.
Hören Sie doch einfach zu. Es gibt wirklich ein paar Argumente, bei denen man, wenn man sie speichert, in Diskussionen über das Leben der Studierenden besser agieren kann;man hat ein paar Zahlen im Kopf, ist qualifizierter und gewiefter.
Eine für mich überraschende Zahl ist, wieviel Geld Studierende fürs Leben brauchen. Die Gesamtausgaben eines durchschnittlichen Hamburger Studierenden im Monat liegen bei 1443 DM. Damit liegen sie in der Bundesrepublik nach Frankfurt und München an dritter Stelle. Wenn man fragt, wofür sie so viel Geld ausgeben, sieht man, daß sie allein für Mieten in Hamburg im Schnitt 674 DM ausgeben. Damit liegt Hamburg vor anderen Großstädten wie Frankfurt, München und Berlin an erster Stelle. Das war für mich wichtig bei der Frage, wie ich meine beiden ältesten Töchter weiter finanziere. Das ist eine Zahl, an der man sehen kann, daß die Unterhaltungskosten relativ hoch sind.
Es gibt eine sozialwissenschaftliche Untersuchung, von der ich Ihnen fünf Punkte nennen will. Studierende wurden gefragt, wofür sie das Geld, das sie nebenbei verdienen, ausgeben, und antworteten, daß dies zu 76 Prozent für den Lebensunterhalt notwendig sei, für 55 Prozent, um sich mehr leisten zu können; das ist vielleicht auch eine Veränderung, wenn man es mit Studierenden von vor 20 oder 30 Jahren vergleicht. 50 Prozent nannten als Grund, um von den Eltern unabhängig zu sein. 42 Prozent – eine bemerkenswerte Zahl – sagen, sie arbeiten, um praktische Erfahrungen für den späteren Beruf zu sammeln, so daß Erwerbstätigkeit auch so etwas wie eine Praktikumszeit und ein Sammeln an Erfahrungen ist. 20 Prozent sagen immerhin, daß sie später, unabhängig von ihrem Studienabschluß, eine Beschäftigung finden wollen und sich absichern, indem sie schon einmal arbeiten.
Ich finde, daß sich darüber allein schon lange diskutieren ließe. Das zeigt mir, daß es erstens einen erheblichen objektiven sozialen Druck für die Studierenden gibt, daß sie über lebenspraktische Intelligenz verfügen und daß sich die Lebenssituation der Studierenden im Vergleich zur Situation vieler hier Anwesender verändert hat.