Barbara Brüning

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Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Salchow, ich kann auch einige Studien zitieren und gehe gleich noch auf Ihre Rede ein.
Sie haben die Frage gestellt, ob Hamburgs Jugend fit für die Zukunft sei. Ich möchte Ihnen darauf antworten: Jawohl, Hamburgs Jugend ist das, und ich werde Ihnen dafür jetzt eine Begründung liefern.
Mehrere Studien bestätigen, vor allem das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln, daß Hamburg seine Schulen am besten ausstattet. Für Hamburgs Schülerinnen und Schüler stehen mehr Lehrkräfte zur Verfügung als in anderen Bundesländern.
So kommt beispielsweise in den Grundschulen durchschnittlich auf 16 Kinder eine Lehrkraft, in Bayern – das wird von Ihnen immer zitiert – sind es 21 und in Hessen sogar 22. Zu Beginn dieses Schuljahres haben wir zusätzlich zu unserem Bedarf 100 neue Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Das ist aus meiner Sicht eine Investition in die Zukunft.
In Hamburg wird auch eine Menge in Sachen Berufsvorbereitung – darum geht es ja auch in Ihrer Anmeldung – für junge Menschen getan. Es gibt unter anderem das Projekt „Neue Chancen für Hauptschüler“, ein bundesweit einmaliges Projekt, das seit einem Jahr läuft. Durch die Kooperation zwischen Schulen, dem Arbeitsamt und Hamburger Unternehmen werden junge Menschen in zahlreichen Gesprächen hinsichtlich beruflicher Perspektiven beraten. Unter Berücksichtigung ihrer individuellen Stärken und Schwächen soll es gelingen, einen geeigneten Arbeitsoder Ausbildungsplatz für sie zu finden. Das Ziel besteht darin, 50 Prozent der Schulabgänger in eine betriebliche Ausbildung zu vermitteln. 30 Schulen haben bereits seit einem Jahr damit begonnen, und weitere 30 wollen sich diesem Projekt anschließen. Ähnliche Kooperationsprojekte gibt es an den Gymnasien und Gesamtschulen, wir haben ja die Große Anfrage der SPD zur Schulentwicklung an den Gymnasien debattiert. Auch da gibt es ein Netzwerk Schule und Industrie.
Jetzt komme ich, Herr Salchow, zur Frage des Abiturs. Mir ist die Studie des Hochschul-Informations-Systems noch nicht zugänglich. Offensichtlich haben Sie sie schon; ich habe darum gebeten und habe sie noch nicht.
Im Internet steht sie nicht, da habe ich heute vormittag nachgeschaut. – Es kommt natürlich, das wissen Sie als Wissenschaftler ganz genau, darauf an, welche Fragen man jungen Leuten stellt. Ich habe meinen Sohn gefragt, der vor einem Jahr Abitur gemacht hat, ob er sich gut auf dieses Studium vorbereitet fühle. Da hat er gesagt: Wie soll ich das wissen, ich weiß doch noch gar nicht, was mich erwartet. Insofern möchte ich erst die Frage sehen, die den jungen Leuten gestellt wurde, um dann zu beurteilen, warum sie so geantwortet haben.
Was das Hamburger Abitur anbelangt, Herr Salchow, stellen Sie den Hamburger Lehrerinnen und Lehrern ein sehr, sehr schlechtes Zeugnis aus,
denn Hamburgs Abitur entspricht dem KMK-Standard. Sie wissen doch, daß überprüft wird, welche Aufgaben eingereicht werden. Dies wird von Fachreferenten kontrolliert, es gibt sogenannte Dunkelmänner, die die Aufgaben prüfen, und die Prüfungskommissionen werden zwischen den Schulen ausgetauscht. Also kommen Sie doch nicht mit solchen Platitüden, daß das Abitur nichts wert wäre. Wir müssen den KMK-Standard erfüllen, und das tun wir auch. Ich würde sehr vorsichtig sein, Lehrpläne zu vergleichen, da die Lerninhalte von Bundesland zu Bundesland sehr stark differieren.
Mein Fazit: Sie müßten schon Beispiele bringen, wenn Sie behaupten, die Qualität des Abiturs stimme nicht, aber die haben Sie nicht gebracht. Und ich möchte erst einmal sehen, wie die Frage in dieser Studie formuliert wurde. Es könnte vielleicht sehr schwierig sein für junge Leute, ad hoc zu beantworten, ob sie sich gut auf etwas vorbereitet fühlen, das sie noch gar nicht kennen.
Zum Schluß möchte ich noch darauf hinweisen – ich habe nur einige Punkte genannt –, daß Hamburg, was beispielsweise die Integration von behinderten und nichtbehinderten Schülerinnen und Schülern betrifft, bundesweit vorbildlich ist. Was den Englisch-Unterricht in der Grundschule anbelangt, hat Hamburg flächendeckend ab Klasse 3 diesen Unterricht eingeführt. Wir hatten hier eine lange Debatte zum Netzwerk Begabtenförderung, das es seit 1999 gibt und das bundesweit einmalig ist. Die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind und andere Verbände haben Hamburgs Vorgehen gelobt. Ich weiß gar nicht, was Sie haben. Aus meiner Sicht ist Hamburgs Jugend fit für die Zukunft, und wir werden das nach dem 23. September natürlich fortführen.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Kinder und Jugendliche mit besonderer Begabung sind ein Gewinn für die Gesellschaft. Hamburg hat dies erkannt und ein Netzwerk der schulischen und außerschulischen Förderung entwickelt, das von der Beratungsstelle für besondere Begabung der BSJB koordiniert wird, eine Institution, die in der Bundesrepublik einmalig ist. Aus dem Bericht des Senats geht hervor, daß vor allem das individuelle Überspringen einer Klassenstufe an den Gymnasien kontinuierlich gestiegen ist. Im Schuljahr 1996/97 wurde das geförderte Springen in Hamburg eingeführt. Schülerinnen und Schüler, die eine Klasse überspringen wollen, können dafür eine Lehrerwochenstunde in Anspruch nehmen, um den ihnen fehlenden Unterrichtsstoff gemeinsam mit einem Lehrer oder einer Lehrerin aufzuarbeiten.
Der Schulversuch „Schulzeitverkürzung in Springergruppen“, der in diesem Schuljahr an sieben Gymnasien gestartet ist, hat jetzt seine Vorbereitungsphase abgeschlossen. Das heißt, es wurden bisher Kriterien für die Auswahl der Schülerinnen und Schüler und schulbezogene Förderkonzepte erarbeitet. Die Springergruppen werden jedoch erst im kommenden Schuljahr mit dem Schulversuch beginnen. Die SPD-Fraktion geht davon aus, daß in zwei Jahren erste Evaluationsergebnisse vorliegen werden.
Alle sieben beteiligten Gymnasien haben die Begabtenförderung als einen Schwerpunkt in ihr Schulprogramm aufgenommen, was die SPD-Fraktion begrüßt. Dies gilt auch für andere Schulen in Hamburg. Wie viele das sind, wird nach einer endgültigen Auswertung der Schulprogramme im Juli 2001 zu erfahren sein.
Im Grundschulbereich ist das individuelle Springen allerdings rückläufig. Hier erwartet die SPD-Fraktion, daß die BbB Ursachenforschung betreibt, zumal sie gerade für Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer einen speziellen Fortbildungskurs „Philosophieren und Begabtenförderung“ anbietet, der sehr gut besucht wird.
Aus dem Bericht des Senats geht in erfreulicher Weise weiterhin hervor, daß das Förderangebot im außerschulischen Bereich aus meiner Sicht kaum noch zu steigern ist: Talentförderung, Mathematik an der Universität, Jugend forscht, Angebote des privaten Studienkreises in Chemie und Mikrobiologie, Computerkurse, kreatives Schreiben, Philosophieren mit Kindern und vieles mehr.
Dieses großartige Angebot ist eine Folge des 1999 gegründeten Netzwerks Begabtenförderung, in dem die Beratungsstelle, die William-Stern-Gesellschaft für Begabungsforschung und Begabtenförderung und die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind zusammenarbeiten und gemeinsam Aktivitäten initiieren. In der Beratungsstelle für besondere Begabungen wurden seit 1997 circa 1500 Einzelberatungen und über 4000 Folgekontakte durchgeführt, 71 Prozent davon mit Eltern und 17 Prozent mit Lehrerinnen und Lehrern.
Vor allem ist jedoch zu begrüßen, daß Begabtenförderung ein wichtiger Bestandteil des Curriculums der zweijährigen Beratungslehrerausbildung geworden ist, denn für eine optimale Förderung von begabten Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, daß ihre Begabungen frühzeitig erkannt werden. Viele Eltern betroffener Kinder klagen darüber, daß man diese Begabung nicht erkannt hat und dann Kinder und Jugendliche zu Leistungsverweigerungen neigen und sogar Verhaltensstörungen zeigen können. Deshalb ist es besonders begrüßenswert, daß bereits in der Grundschule begonnen wird, Begabungen zu erkennen und zu fördern.
Die SPD-Fraktion schlägt weiterhin vor, Begabtenförderung in der Grundschule zu intensivieren. Projekte wie „Philosophieren mit Kindern“ oder „Mathematik in der Primarstufe“ sind ein erster Schritt in diese Richtung, der ausgebaut werden muß.
Weiterhin muß die Begabtenförderung auch als Schwerpunkt in die Reform der Lehrerausbildung Eingang finden und in das Kerncurriculum Erziehungswissenschaft aufgenommen werden. Bisher finden wir dazu im Bericht der Kommission leider nichts.
Es gilt natürlich auch, nach alternativen Förderkonzepten zu suchen. Die Schulzeitverkürzung in Springergruppen sollte nicht das einzige Modell bleiben. Vorstellbar wäre für mich auch, wie zum Beispiel an der Brecht-Schule geplant, spezielle Kurse in einzelnen Fächern für besonders begabte Kinder einzurichten, die dann nicht springen und in ihrer Klasse verbleiben können.
Hamburg hat ein vielfältiges Netzwerk der Begabtenförderung entwickelt. Jetzt kommt es darauf an, die Fäden noch feiner miteinander zu verweben. – Vielen Dank.
Meine Frage betrifft die Nordseekooperation. Hamburg war bisher in der Ostseekooperation erfolgreich engagiert. Zunehmend gewinnt jedoch auch der Nordseeraum an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung für Hamburg und ganz Europa. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Welche Bedeutung hat der Nordseeraum für die weitere und politische Entwicklung Hamburgs? Warum ist Hamburg bisher nicht Mitglied der Nordsee-Kommission?
Möglicherweise habe ich es nicht richtig verstanden. Ich möchte nachfragen, ob es im Ausschuß der Regionen Entscheidungen oder Initiativen Hamburgs bezüglich der Ostseekooperation gab oder nicht?
Bei der Nordseekooperation.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Zu später Stunde nun eines der wichtigsten Reformvorhaben der jetzigen Legislaturperiode, die Reform der Lehrerausbildung.
Wenn ich an meine eigene Lehrerausbildung denke, die schon einige Jahre zurückliegt, könnte ich sie wie folgt charakterisieren: Wolkenkuckucksheim an der Universität und dann sozusagen der freie Fall vom Himmel auf die Erde, als die nichtakademische Schulpraxis begann.
Um diese Art von Erfahrungen künftigen Lehrergenerationen zu ersparen, hat die Kultusministerkonferenz 1998 beschlossen, die Lehrerausbildung bundesweit zu reformieren, das heißt praxisorientierter zu gestalten. Hamburg hat als eines der ersten Bundesländer 1999 eine Kommission für Lehrerbildung berufen, die unter Vorsitz des Schweizer Erziehungswissenschaftlers Jürgen Ölkers im Herbst 2000 einen umfassenden Bericht vorgelegt haben, den Sie mit der Drucksache gemeinsam in der Post gefunden haben.
Er enthält sehr differenzierte Vorschläge; einige wesentliche möchte ich näher betrachten. Künftig soll die Lehrerausbildung nun drei Phasen umfassen: die universitäre Ausbildung, den Vorbereitungsdienst am Studienseminar und als neuen Bereich eine dreijährige Berufseingangsphase. Internationale Forschungen zu Lehrerbiographien haben gezeigt, daß gerade die ersten Berufsjahre die schwierigsten sind, die der besonderen Betreuung bedürfen. Deshalb beabsichtigt der Senat – das geht aus der Drucksache hervor –, am IfL eine Trainee-Agentur einzurichten, die dafür in Kooperation mit anderen Bildungseinrichtungen ein spezielles Konzept und Angebot erarbeitet.
Ein wesentlicher Kernpunkt der Reform ist eine engere Vernetzung der drei Phasen der Ausbildung, die ihre inhaltlichen Bausteine und personellen Ressourcen aufeinander abstimmen sollen. Durch diese Kooperationen kann eine Theorieausbildung, die bisher vielfach nichts mit der Praxis zu tun hatte, minimiert werden.
Diesem Ziel dienen auch die neu zu schaffenden Kerncurricula. Durch sie sollen zentrale Themenbereiche der fachlichen, fachdidaktischen und erziehungswissenschaftlichen Studien verbindlich festgelegt werden. Das dabei zu lösende Problem scheint mir die Beteiligung der Fachwissenschaften zu sein. Diese müssen dazu verpflichtet werden, an einer lehramtsspezifischen Gestaltung ihrer Fächer mitzuwirken. Das heißt, Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer müssen für Lehramtsstudentinnen und Lehramtsstudenten entsprechende Lehrangebote innerhalb der Curricula unterbreiten. Dies könnte zu einem Zwiespalt zwischen der Freiheit von Forschung und Lehre einerseits führen und dem staatlichen Auftrag der Lehrerbildung andererseits.
Die SPD-Fraktion ist allerdings zuversichtlich, daß durch die Anstrengung aller Beteiligten eine Balance zwischen den verschiedenen Intentionen hergestellt werden kann.
Der Senat geht davon aus, daß die Einrichtung von Kerncurricula in den nächsten vier Jahren abgeschlossen sein wird; das ist also ein großes Projekt.
Da es innerhalb der universitären Ausbildung künftig ein Halbjahrespraktikum geben soll und die Studierenden dann regelmäßig einen Tag pro Woche in der Schule sein werden, begrüßt die SPD-Fraktion die Reduzierung des Vorbereitungsdienstes auf ein Lehramt von 24 Monaten auf 18 Monate.
Dies soll nach Auskunft des Senats bereits zum 1. August 2002 umgesetzt werden. Bis dahin müßte dann allerdings die Neugestaltung der Praxisanteile des Studiums geregelt sein.
Sie müßte geregelt sein, denn sonst, denke ich, kann man das Referendariat nicht verkürzen, Herr de Lorent.
Ein weiteres Novum der Lehrerausbildung ist die Einführung von drei sogenannten prioritären Themen, die fächerübergreifend Bestandteil der Ausbildung sein sollen: Medien, Schulentwicklung und der Umgang mit sozialer und kultureller Heterogenität. Der letzte Bereich hat vor allem durch die Veränderung der Schulwirklichkeit aufgrund von Migrationsprozessen in Europa eine große Bedeutung. Allerdings sind die Vorschläge, die von der Hamburger Kommission hierzu unterbreitet werden, aus meiner Sicht etwas zu eng gefaßt. Sie beziehen sich nämlich im wesentlichen auf das Problem der Mehrsprachigkeit, also Deutsch als Zweitsprache oder Türkisch als Erstsprache. Hier scheint mir doch eine stärkere Profilierung auf die vergleichende Erziehungswissenschaft, auf allgemeine Probleme der Migration und internationale Bildungssysteme einer differenzierten Sichtweise kultureller Vielfalt eher gerecht zu werden. Die Universität sollte einmal definieren, was „interkulturelle Bildung“ ist, sie sollte international anerkannte Bausteine interkultureller Bildung präsentieren, und dann schauen wir einmal, welche für die Lehramtsentwicklung wichtig sind. Nur Mehrsprachigkeit – das möchte ich noch einmal betonen – ist zu eng gefaßt. In diesem Zusammenhang finde ich es auch nicht angemessen, in Verbindung mit der Reform der Lehrerausbildung einen Islamlehrstuhl zu fordern. Man kann dies zwar fordern, aber das ist nicht notwendig, um die Lehrerausbildung zu reformieren.
Hier sehe ich noch erheblichen Beratungs- und Diskussionsbedarf. Im Ausschuß werden wir das dann miteinander besprechen.
Die Hamburger Kommission hat eine Vielzahl von sehr guten Vorschlägen erarbeitet. Dennoch sind – das habe ich bereits erwähnt – einige Fragen ungelöst. So muß beispielsweise noch geklärt werden, welches Gewicht die prioritären Themen in der Lehrerausbildung einnehmen sollen und wie sie in die Kerncurricula integriert werden können. Auch die Kooperation zwischen den an der Ausbildung beteiligten Instanzen muß geregelt werden, zum Beispiel das Zusammenwirken von Studienseminar und dem Institut für Lehrerfortbildung. Hier muß es eine durchdachte und voneinander abgegrenzte Aufgabenteilung geben.
Meine Damen und Herren! Hamburg ist auf dem Weg, eine Lehrergeneration heranzubilden, die nicht vom Himmel auf
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die Erde fällt, wenn sie mit Problemen der Schulpraxis konfrontiert wird. Die Reform der Lehrerausbildung ist eines der wichtigsten Vorhaben in dieser Legislaturperiode, die mit Erfolg auf den Weg gebracht worden ist. Dafür herzlichen Dank an die Kommission.
Die Vorschläge der Kommission sollten – wie ich bereits erwähnt habe – noch einmal in den Ausschüssen diskutiert, geprüft, gegebenenfalls verändert und danach zügig in die Praxis umgesetzt werden. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin! 2001 ist das „Europäische Jahr der Sprache“. Es soll als EU-weite Kampagne die Menschen zum Sprachenlernen motivieren. In diesem Rahmen werden in Hamburg verschiedene Veranstaltungen über das ganze Jahr verteilt durchgeführt. So findet zum Beispiel vom 5. bis 11. Mai 2001 eine Aktionswoche unter dem Motto „Erwachsene lernen Sprachen“ statt, und der 26. September 2001 ist zum „Europäischen Sprachentag“ erklärt worden.
Die Europäische Union stellt für diesen Sprachentag circa 8 Millionen DM für ganz Europa zur Verfügung. In welchem Umfang profitiert Hamburg von den EU-Mitteln?
Aus dem Ersten Bericht des Entwicklungspolitischen Beirats des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg unter dem Vorsitz von Herrn Professor Dr. Ingomar Hauchler geht hervor, daß an der Univer
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sität Hamburg ein Sonderforschungsbereich Afrika eingerichtet wurde, der als Focus für weitere entwicklungspolitische Aktivitäten dienen könnte.
Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:
Welche Fachbereiche sind an diesem Sonderforschungsbereich Afrika beteiligt? Welche Themenschwerpunkte gibt es? Wie hoch ist die finanzielle Gesamtausstattung des Projektes, und in welcher Weise ist Hamburg an der finanziellen Bezuschussung beteiligt?
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Das Gymnasium hatte in der Kulturgeschichte Europas immer die Funktion, auf ein Hochschulstudium vorzubereiten und eine möglichst umfassende Allgemeinbildung zu vermitteln.
Unter den Bedingungen der modernen Industriegesellschaft ist noch eine dritte Funktion hinzugekommen, die Berufsorientierung, die nicht notwendigerweise an ein Studium gekoppelt sein muß. Die Große Anfrage der SPDFraktion über die Perspektiven der Schulentwicklung an den Gymnasien hat ergeben, daß an den Hamburger Gymnasien alle drei Funktionen realisiert werden, vor allem auch in der Oberstufe die Berufsorientierung.
Aber nun konkret zu den einzelnen Punkten. In der Sekundarstufe I, Klassen 5 bis 10, werden an vielen Hamburger Gymnasien neue Formen des Lernens praktiziert, wie
Projektunterricht oder fächerübergreifender Unterricht. Auch die differenzierte Förderung in den Klassen 5 und 6, in denen eine von den Lernvoraussetzungen her unterschiedliche Schülerschaft zu finden ist, funktioniert hervorragend.
So hatte bereits Herr Professor Lehmann in seinem Abschlußbericht zur Untersuchung der Lernausgangslage in der Klassenstufe 7 festgestellt – ich zitiere das mit Ihrer Genehmigung, Frau Präsidentin –:
„... daß die differentielle Förderung von Schülerinnen und Schülern in allen Fächern am Gymnasium mit Abstand die wirksamste ist.“
In den letzten Jahren kursierte in der Stadt manchmal die Auffassung, daß an den Gymnasien keine Binnendifferenzierung durchgeführt wird. Jetzt ist empirisch bewiesen, daß das Gegenteil der Fall ist. Hamburgs Gymnasien differenzieren vor allem auch in den Klassen 5 und 6, das ist wissenschaftlich zu belegen.
Obwohl diese differenzierte Förderung so gut funktioniert, ist es dennoch für viele Gymnasien ein Problem, daß etwa 45 Prozent der Grundschulkinder nach der Klasse 4 auf dieser Schulform angemeldet werden. Die SPD-Fraktion plädiert nachdrücklich dafür, das Elternwahlrecht nicht einzuschränken.
Dennoch sollten die Kooperationsformen zwischen Grundschulen und Gymnasien verbessert werden, beispielsweise bei der Beratung von Eltern, deren Kinder keine gymnasiale Empfehlung erhalten haben. Meine persönliche Meinung dazu ist, daß Gymnasien einige Schüler vielleicht nicht aufnehmen sollten, aus deren bisheriger Schullaufbahn in der Grundschule hervorgeht, daß sie den Lernanforderungen nicht gewachsen sein werden.
Nun komme ich zum nächsten Punkt, der Sekundarstufe II. Für Abgeordnete, die das nicht zuordnen können: Diese umfaßt die Klassen 11 bis 13.
Auch in der Sekundarstufe II werden neue Formen des Lernens wie Projekttage und -wochen oder Facharbeiten durchgeführt. Für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler besteht die Möglichkeit, im Rahmen der Begabtenförderung die elfte Klasse zu überspringen. Ich möchte an dieser Stelle wiederholen, was ich vor einigen Wochen hinsichtlich unseres Antrags zur Begabtenförderung gesagt habe: Die Schulen sollten mehr Mut aufbringen, Schülerinnen und Schüler individuelle Lernzeiten ausprobieren zu lassen. Manche schaffen das Abitur schon nach zwölf Jahren.
Sehr wichtig ist für die SPD-Fraktion, daß der Senat in der Großen Anfrage zugesagt hat, daß für Lehrkräfte der Studienstufe, die längerfristig ausfallen, mit hoher Priorität Vertretungsmaßnahmen organisiert und die entsprechenden Vertretungsmittel zugewiesen werden. Die Abiturvorbereitung wird also unter allen Umständen sichergestellt. Wer anderes behauptet, kann in die Große Anfrage hineinschauen und sich darauf berufen.
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Auch die Vergleichbarkeit des Abiturs ist erhöht worden.Die zuständige Fachbehörde wird neue Richtlinien erarbeiten, welche an die veränderten Bedingungen der KMK, der Kultusministerkonferenz, angepaßt werden sollen. Die Schulaufsicht hospitiert verstärkt in den Abiturjahrgängen, um das Leistungsniveau zu überprüfen. In zwei Unterrichtsfächern werden die Abiturarbeiten zur Korrektur zwischen verschiedenen Schulen, auch zwischen Gymnasien und Gesamtschulen, ausgetauscht,
und die Prüfungsvorsitzenden werden auch getauscht.
Dieser Weg sollte konsequent weitergegangen und die Zahl der Fächer, bei denen schulübergreifend ausgetauscht wird, noch erweitert werden.
Besonders erfreulich sind die vielfältigen Formen der Berufsorientierung in der Oberstufe. Hervorheben möchte ich besonders das Netzwerk „Schule–Industrie“, in dem seit Februar dieses Jahres verschiedene Unternehmen und 21 Schulen, Gymnasien und Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe, zusammenarbeiten. Ein Kooperationsteam plant vor Beginn des Schuljahres die jeweiligen Kooperationsformen, zum Beispiel thematische Praktika, Bewerbungstraining und Planspiele. So gibt es eine spezifische Form der Kooperation zwischen dem Helene-Lange-Gymnasium, dem NDR, der Deutschen Afrika-Linie und dem Otto-Versand. Es wurde gemeinsam ein Konzept zur Lebens- und Berufsorientierung erarbeitet. Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 bearbeiten beispielsweise Arbeitsaufträge und präsentieren die Ergebnisse sowohl in der Schule als auch in den Firmen.
Gratulieren kann man den Gymnasien dazu, daß sie allen Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I und II den Zugang zum Internet ermöglichen und somit auch Chancengleichheit beim Lernen mit neuen Medien verwirklichen. Ich denke, das hat einen Applaus verdient.
Nicht so müde!
Von 67 Gymnasien haben 57 bis zum 30.Juni 2000 ein Medienkonzept zu ihrer Ausstattung für eine Mittelzuweisung im Rahmen der Computerausstattung gestellt. Eine bittere Pille ist es allerdings, daß es bisher nur zwölf InformatikLeistungskurse an insgesamt neun Gymnasien gibt. Daran nehmen 135 Jungen und nur sechs Mädchen teil.Hier sehe ich dringenden Handlungsbedarf. Einerseits könnte ich mir vorstellen, daß spezielle Computer-AGs nur für Mädchen eingerichtet werden sollten
ich danke Ihnen, Frau Koop –, denn es ist offensichtlich, daß die informationstechnischen Interessen von Jungen und Mädchen verschieden sind.
Auch möchte ich daran erinnern, daß es höchste Zeit ist, das Informatikstudium für Lehramtsstudenten und Lehramtsstudentinnen zu öffnen.
Heute hat Frau Senatorin Pape den Bericht zur Reform der Lehrerausbildung vorgestellt, den ich noch nicht kenne. Ich
gehe aber davon aus, daß in diesem Bericht eine verbindliche Festschreibung von verpflichtenden Veranstaltungen zur Medienkompetenz sichergestellt wird. Ich denke, daß es wichtig ist, daß Lehramtsstudenten und Lehramtsstudentinnen sowie Referendarinnen und Referendare einen Medienführerschein – so will ich es mal nennen – erwerben, und ich fordere: Kein zweites Staatsexamen ohne Medienführerschein.
Frau Senatorin, daß alle Referendare einen Laptop bekommen sollen, halte ich für eine tolle Sache,
aber ich möchte noch einmal hinzufügen, auch der Medienführerschein gehört dazu. Der muß verbindlich festgeschrieben werden.
Ich habe Sie eben nicht verstanden.
Herr de Lorent hat eben die Forderung gestellt – das kann er nachher noch einmal wiederholen –, auch alle Seminarleiter und -leiterinnen sollten einen Laptop bekommen. Wahrscheinlich braucht er einen.
Meine Damen und Herren, die Hamburger Gymnasien haben in den letzten Jahren – ich habe versucht, Ihnen das in aller Kürze nahezubringen – hervorragende Arbeit geleistet. Dafür gebührt ihnen Dank. Jetzt erwarte ich noch einmal Applaus.
Sie sollten den bisher eingeschlagenen Weg weitergehen, das hat unsere Große Anfrage ergeben.
Herr Beuß, wollen Sie in Frage stellen – oder habe ich Sie etwa falsch verstanden –, was Herr Professor Lehmann in der LAU-Untersuchung 7, die Sie auch kennen, gesagt hat, daß die differentielle Förderung an den Gymnasien stattfindet?
Wollen Sie in Frage stellen, daß an den Gymnasien eine gut funktionierende Binnendifferenzierung, die Herr Professor Lehmann in der LAU-Untersuchung 7 nachgewiesen hat, funktioniert? Sie haben es eben getan; ich frage noch einmal nach.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ein deutsches Sprichwort lautet: Was lange währt, wird gut. Ich habe mir sagen lassen, daß es auch in der hebräischen und arabischen Sprache derartige Redewendungen gibt.Aus diesem Grund bildet das Sprichwort ein gutes Motto, die Arbeit im Ausschuß für Europa und Städtepartnerschaften zu charakterisieren.
Wir haben es uns nicht leichtgemacht, um den Antrag der CDU bezüglich einer Drei-Städte-Partnerschaft Hamburgs mit einer Stadt in Israel und Palästina zu beraten. Dies hat einige Zeit in Anspruch genommen; Herr von Beust hat schon darauf hingewiesen.
Nach sorgfältiger Prüfung aller Bedingungen und möglicher Einwände sind die Mitglieder von SPD, CDU und GAL im Ausschuß zu einem einstimmigen Votum gekommen: Sie befürworten eine projektgebundene Zusammenarbeit zwischen Hamburg, Gaza und Ashkelon mit der Perspektive auf eine Städtepartnerschaft dieser drei Städte.Unterstützt
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wurde der Ausschuß bei seiner Entscheidungsfindung neben den Experten auch von Organisationen wie der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und dem Deutsch-Palästinensischen Frauenverein, die eine tatkräftige Mitarbeit an Projekten bereits zugesagt haben.
Für die SPD-Fraktion steht die projektgebundene Zusammenarbeit mit Ashkelon und Gaza deshalb auch im Mittelpunkt.Wir möchten mit einem Projekt beginnen.Da die Bürgermeister von Gaza und Ashkelon vorgeschlagen haben, an einem bereits laufenden Computerprojekt mitzuarbeiten, bitten wir den Senat zu prüfen, inwieweit Hamburg sich daran beteiligen könnte.
Es ist für die SPD-Fraktion aber durchaus auch denkbar, andere Projekte zu initiieren.Herr Dr.Holtkamp von der Berufsbildung Hamburg International hat in der Anhörung des Ausschusses darauf hingewiesen, daß Projekte im Bereich der Berufsbildung vor allem für palästinensische Jugendliche eine Berufs- und somit auch eine Lebensperspektive eröffnen.Wenn jemand eine gute Berufsausbildung hat, findet er auch Arbeit und ist weniger anfällig für fundamentalistische Ideen.
1998 gehörte ich zu der Bürgerschaftsdelegation, die Israel besuchte. Ich erinnere mich an die Worte des Vorsitzenden der palästinensischen Gewerkschaften, Herrn Saad – ich weiß nicht, ob er es jetzt noch ist –:Wenn ihr etwas tun wollt für Palästina, dann setzt euch für eine Berufsbildung ein.
Der Bevollmächtigte der Bundesrepublik Deutschland für die palästinensischen Autonomiegebiete, Herr Dr. Freitag, hat bei seiner Anhörung im Ausschuß zugesagt, daß das Vertretungsbüro in Ramallah uneingeschränkt jegliche Unterstützung bei der Auswahl und Durchführung von Projekten geben wird. Insofern kann Hamburg sicher sein, jederzeit kompetenten Rat zu erhalten.
Ob sich aus der projektgebundenen Zusammenarbeit später eine Städtepartnerschaft entwickeln wird, hängt nicht nur von Hamburg ab;Herr von Beust hat auch darauf schon hingewiesen.Es kommt vor allem darauf an, wie die beiden Städte Ashkelon und Gaza miteinander umgehen.Werden sie in der Lage sein, trotz der enormen Schwierigkeiten, die der Friedensprozeß im Nahen Osten gegenwärtig überwinden muß, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen sowie die Bereitschaft zur Kooperation nicht nur bei einem Computerprojekt zu entwickeln?
Städtepartnerschaft bedeutet, daß Menschen einander begegnen und sich nicht voneinander abschotten. Hier müssen vor allem die beiden israelischen und palästinensischen Partner zeigen, daß es ihnen damit ernst ist. Eine mögliche Städtepartnerschaft sollte von der Zivilgesellschaft, von Bürgerinnen und Bürgern getragen werden, die regelmäßig Kontakte pflegen.
Natürlich trägt aus meiner Sicht auch das Parlament Verantwortung.Wir sollten nicht die Hände in den Schoß legen und den Senat auffordern, Projekte zu initiieren. Dem parteiübergreifenden Votum für Projekte und die Perspektive einer Städtepartnerschaft sollten auch Taten folgen. Ich könnte mir vorstellen, Herr von Beust, daß sich interessierte Parlamentarierinnen und Parlamentarier gemeinsam mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und dem Deutsch-Palästinensischen Frauenverein zu einer Projektgruppe zusammenschließen, die Ideen entwickelt und Sponsoren gewinnt, denn eine Partnerschaft kostet auch Geld. Darüber sollte sich das Parlament auch im klaren sein.
Professor Manfred Lahnstein, Bundesvorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, hat bei seiner Anhörung im Ausschuß beispielsweise empfohlen, Kontakte zur ZEIT- und Bertelsmann-Stiftung aufzunehmen.Diese sollte für eine inhaltliche und finanzielle Mitwirkung an gemeinsamen Projekten gewonnen werden.
Vor einigen Jahren habe ich in Paris die palästinensische Politikerin und Hochschullehrerin Hannan Ashravi erlebt. Sie hat dort gesagt:
„Auf dem Weg zum Frieden liegen viele Steine. Jeden einzelnen Stein muß man vorsichtig beiseite räumen. Dies muß man nicht wollen, sondern auch tun.“
In diesem Sinne bitte ich Sie, dem gemeinsamen Petitum von SPD, CDU und GAL zuzustimmen. – Danke schön.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! „Wie kann ich wissen, daß mein Leben wirklich ist und nicht bloß ein Traum?“ fragte der neunjährige Kolja seine Eltern und bringt sie damit ziemlich in Verlegenheit. Denn diese schwierige Frage plagte bereits vor 350 Jahren den französischen Philosophen René Descartes und führte ihn zu dem Cogito ergo sum: Ich denke, also bin ich.Kolja wäre sicherlich mit seinen schwierigen Fragen über den Sinn und Zweck der Welt allein geblieben, gebe es da nicht BBB, die Beratungsstelle für besondere Begabungen.
Diese Einrichtung der BSJB wurde 1997 gegründet und ist bundesweit die einzige Beratungsstelle dieser Art. Sie bietet Kindern mit besonderen Begabungen und deren Eltern Einzelberatungen an und organisiert Möglichkeiten schulischer und außerschulischer Begabtenförderungen. So hat auch Kolja eine außerschulische Gruppe gefunden, in der er gemeinsam mit zehn anderen jungen Philosophen über existentielle Probleme von Traum und Wirklichkeit nachdenken kann.
Die SPD-Fraktion setzt sich dafür ein, daß in Hamburgs Schulen Kinder und Jugendliche entsprechend ihrer Fähigkeit und Begabung, ihren Interessen und Neigungen gefördert und gefordert werden.
Über die Förderung lernschwächerer Kinder, zu der ich mich ausdrücklich bekenne, ist in diesem Parlament viel gesagt worden.Heute möchte ich mich einer anderen Gruppe von Kindern und Jugendlichen zuwenden, die auch der gezielten Förderung bedarf. Dazu gehören Hochbegabte und diejenigen Kinder und Jugendlichen mit besonderen Begabungen, wie zum Beispiel für Musik oder Mathematik. Die SPD-Fraktion möchte mit ihrem Antrag die bisherige Arbeit der Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche mit besonderer Begabung zum einen würdigen
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das war ein bißchen schwach;
das war schon besser – und zum anderen einen umfassenden Bericht über ihre vielfältigen Aktivitäten erhalten.
Durch die Gründung des Netzwerkes Begabtenförderung im September 1999 hat sich die Tätigkeit der Beratungsstelle erheblich erweitert. Sie kooperiert unter anderem mit der „Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind“ und der „William-Stern-Gesellschaft“ für Begabungsforschungen. Das Interesse der SPD-Fraktion konzentriert sich auf drei Schwerpunkte der Begabtenförderung in Hamburg. Wir möchten gern wissen, wie die Schulen Kinder und Jugendliche mit besonderen Begabungen fördern und welche Schwierigkeiten dabei auftreten. So besteht beispielsweise für Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, eine Klasse zu überspringen und dafür eine Stunde Einzelförderung zu bekommen. Dadurch kann ein Rückstand in einem besonders lernintensiven Fach, wie zum Beispiel erste Fremdsprache oder Mathematik, aufgeholt werden.
Die Möglichkeit des individuellen Springens wird von circa 1 Prozent begabter Kinder und Jugendlicher in der Sekundarstufe I genutzt. Intellektuelle Reife bedeutet jedoch nicht immer auch soziale Reife. So können Probleme der Identitätsfindung auftreten, wenn ein Elfjähriger plötzlich mit Vierzehnjährigen in eine Klasse geht.
Deshalb müssen Lehrerinnen und Lehrer auf solche Situationen vorbereitet sein. Sie benötigen sowohl eine diagnostische Kompetenz, besondere Begabungen zu erkennen, als auch Sensibilität im Umgang mit begabten Kindern und Jugendlichen sowie ein didaktisches Repertoire ihrer Förderungen. Die SPD-Fraktion fordert deshalb, daß der Themenbereich Begabungsförderung systematisch – ich lege den Schwerpunkt auf systematisch – in die Lehrerausbildung integriert werden muß. Wir werden den Bericht der Kommission zur Reform der Lehrerausbildung sehr sorgfältig auch auf diesen Punkt hin prüfen.
Ein weiterer Schwerpunkt unseres Antrags betrifft die Zusammenarbeit der Beratungsstelle mit außerschulischen Einrichtungen. Intellektuelle Wißbegier und besondere Begabungen können neben dem Springermodell in der Schule auch intensiv im außerschulischen Bereich gefördert werden. Ich erwähnte bereits mit dem Beispiel Koljas das Projekt „Philosophieren mit Kindern“. Viele Kurse laufen darüber hinaus auch im Bereich Mathematik an der Universität Hamburg und im Bereich Informatik in Zusammenarbeit mit dem Studienkreis einer privaten Bildungseinrichtung.
Besondere Aufmerksamkeit verdient auch der Schulversuch Schulzeitverkürzung in Springergruppen, der an sechs Hamburger Gymnasien begonnen hat. Er bietet schnell lernenden Schülerinnen und Schülern sowie Jugendlichen mit besonderen Begabungen die Möglichkeit, bereits in der Sekundarstufe I gemeinsam mit anderen und dadurch sozial integriert zu springen, mit dem Ziel, das Abitur früher abzulegen.Dafür entwickeln die beteiligten Schulen Konzepte. Diese müssen nach Ablauf des Schulversuchs sorgfältig geprüft und gegebenenfalls verändert werden. Ich persönlich unterstütze diesen Schulversuch ausdrücklich, denn er bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, individuelle Lernzeiten auszuprobieren. In
Rheinland-Pfalz gibt es bereits Schulen, wo dieses Modell erfolgreich verwirklicht wird.Manche Jugendliche brauchen mehr Zeit zum Lernen, andere weniger. Diesen modifizierten Lernvoraussetzungen sollte ein modernes Schulsystem Rechnung tragen. Ich freue mich, daß Hamburg den Mut aufgebracht hat, neue Wege in der individuellen Lernorganisation zu beschreiten.
Meine Damen und Herren, abschließend möchte ich sagen, daß Begabungsförderung in einem gut funktionierenden Bildungssystem zur Normalität gehören sollte, allerdings nicht als Einzelgängertum. Gemeinsam nachdenken und forschen sollte das Motto sein. Es gilt, die bereits vorhandenen vielfältigen Möglichkeiten der Begabungsförderung optimal auszunutzen. Dazu gehören beispielsweise auch der Bundeswettbewerb „Fremdsprachen“ und „Jugend forscht“.Hamburg ist in der Begabungsförderung bundesweit Spitze und sollte es auch bleiben. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Es zeigt sich wieder einmal, Frau Goetsch, daß man Große Anfragen unterschiedlich interpretieren kann.Ich bin zu ganz anderen Schlußfolgerungen gekommen als Sie.
An den Hamburger Gymnasien herrschen sehr vielfältige Kooperationsformen vor; Sie haben diese nicht alle genannt. Ich möchte Sie für das Auditorium noch einmal nennen.
Es gibt vier Gymnasienpaare, die von Anfang an ihre Oberstufe gemeinsam planen. Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl von Schulen, die regelmäßig – das Wort regelmäßig ist mir wichtig – Kooperationen durchführen, um ein gutes Leistungsangebot für die Schülerinnen und Schüler zu garantieren.
Es gibt aber auch eine kleine Anzahl von Schulen, die nur sporadisch kooperieren. Wenn ein Leistungsfach nicht angeboten werden kann, dann arbeiten sie mit einer anderen Schule zusammen.
Das ist eine Pluralität von Kooperationsformen. Frau Goetsch, ich sehe überhaupt keinen Grund, diese Pluralität abzuschaffen. Sicherlich haben Sie recht, daß man die Schulen überzeugen, ihnen aber nicht vorschreiben sollte, daß es sinnvoll wäre, Oberstufen von Anfang an gemeinsam zu planen. Das kann nur durch Überzeugung geleistet werden.Ich möchte für die SPD-Fraktion noch einmal deutlich machen, daß wir zu der Pluralität der Kooperationsformen stehen und sie auch nicht abschaffen möchten.
Übrigens glaube ich, daß hinter der Intention Ihrer Großen Anfrage doch die Idee von Oberstufenzentren steht. Diese Idee kann man zwar weiter diskutieren, aber momentan steht die Umsetzung in Hamburg nicht an. Es ist auch nicht bewiesen, daß in einem Oberstufenzentrum eine bessere Qualität von Schule stattfinden würde.
Sie haben als zweiten Punkt die Qualität von Schule angesprochen.In Ihrer Anfrage haben Sie danach gefragt, ob es
neue pädagogische, didaktische Profile in der Oberstufe gibt.
Es gibt viele Gymnasien, die Kompetenzkurse und Projektunterricht anbieten. Aber ich glaube, daß Sie uns suggerieren wollen, daß nur die Schule, die Kompetenzkurse anbietet, auch eine gute Qualität von Unterricht gewährleistet.Hier möchte ich Ihnen widersprechen, denn es gibt alte und neue Formen von Unterricht, Kompetenzkurse und Projektunterricht. Altbewährte Formen wie Textinterpretation und Vokabelnlernen kann man aber nicht abschaffen. Insofern sollte es den Schulen selbst überlassen bleiben, wie sie ihren Unterricht gestalten wollen.
Für mich steht im Mittelpunkt, daß in der gymnasialen Oberstufe – ich zitiere Ihre Anfrage – das selbständige Lernen, also die Entwicklung eigener Ideen und eigener Formen der Wissensaneignung im Vordergrund stehen sollte. Die Gymnasien und natürlich auch die gymnasialen Oberstufen der Gesamtschulen sind da auf einem guten Weg. Daher sehe ich keine Notwendigkeit, irgendwelche strukturellen Veränderungen durch die Behörde herbeizuführen. Sie sind doch sonst auch immer für die Autonomie der Schulen. Wir sollten es den Gymnasien und Gesamtschulen selbst überlassen, wie sie ihre Oberstufen gestalten wollen. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Beuß, Sie haben gesagt, Sie nehmen die Ängste der Eltern ernst. Wir haben heute mit Vertretern des Gehörlosenverbandes gesprochen, und ich habe erfahren, daß Ihre Fraktion es abgelehnt hat,
mit Vertretern des Gehörlosenverbandes zu sprechen. Sie nehmen aus meiner Sicht also die Ängste eines Teils der Eltern, der Schwerhörigenschule, ernst, aber nicht die Ängste der Gehörlosen; das ist das erste Problem.
Zweitens. Sie haben in Ihrem Antrag mehrfach auf die Position der SPD Mitte verwiesen. Sie wissen doch ganz genau, Herr Beuß, daß die SPD Mitte die Angelegenheit unter – ich sage einmal – stadtentwicklungspolitischen Gesichtspunkten gesehen hat. Die SPD Mitte hat versucht
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oder hatte den Vorschlag gemacht, die Heinrich-Wolgast-Schule – in Anführungszeichen – zu retten.Jetzt frage ich Sie, sind Sie ernsthaft davon überzeugt, daß es ohne ein Konzept funktionieren könnte, die Hälfte schwerhöriger Kinder und die Hälfte der Kinder der Heinrich-WolgastSchule zusammenzulegen? Was bringt denn das?
Ich sagte eben, Sie sollten sich nicht darauf berufen, daß das unter stadtpolitischen Gesichtspunkten geschehen ist.
Weiterhin hat man – darauf haben Sie auch hingewiesen – die Ängste der Eltern ernst genommen. Dazu hat die SPD Mitte einen Vorschlag gemacht. Wir von der SPD-Fraktion haben es von Anfang an unter fachlichen Gesichtspunkten entschieden. Sie selbst haben gesagt, Sie haben nicht den Stein des Weisen gefunden. Können Sie wirklich sagen, daß man, wie Frau Buitrón ausgeführt hat, ein sauberes Nebeneinander von Gebärdensprache und Lautsprache wissenschaftlich trennen kann? Ich habe Standpunkte gehört, wonach man im Grunde genommen die Gebärdensprache zum Teil auch für schwerhörige Kinder in bestimmten Situationen für angebracht hält.Sie sprechen von einem sauberen Nebeneinander. Auf welches wissenschaftliche Konzept stützen Sie sich eigentlich?
Wir haben es nach fachlichen Gesichtspunkten entschieden. Auch wir nehmen die Ängste der Eltern ernst; das haben wir mehrfach gesagt. Wir möchten aber, daß die Zusammenlegung der Schulen nach fachlichen Gesichtspunkten und nicht etwa aus stadtentwicklungspolitischen Gründen oder aus Gründen der Ängste der Eltern geschehen soll. Wir werden mit der Zusammenlegung beweisen, daß sowohl die schwerhörigen als auch die gehörlosen Kinder entsprechend ihren Bedürfnissen gefördert werden.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Simon hat schon darauf hingewiesen, daß wir im Jahre 1999 das zehnjährige Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und León gefeiert haben. Der Bericht des Senats ist aus meiner Sicht ein schönes, nachträgliches Geburtstagsgeschenk, denn Frau Simon hat aufgrund eigener Erfahrungen, um die ich sie beneide, sehr umfassend dargelegt, in welchen Bereichen zahlreiche Aktivitäten zwischen Hamburg und León laufen. Es scheint so, Frau Simon, daß wir am gleichen Computer gesessen haben, denn ich habe die gleichen Bereiche Umwelt, Bildung, Schule und Universität ausgewählt und möchte dieses deshalb nicht wiederholen, weil Sie das sehr umfassend getan haben. Ich erlaube mir aber dennoch, von meiner vorbereiteten Rede etwas abzuweichen und noch zwei Punkte hervorzuheben, die mir wichtig sind und auf die Sie nicht so ausführlich eingegangen sind.
Bei den zwölf Schulpartnerschaften möchte ich gern noch hinzufügen, daß Reisen von Hamburg nach León sehr kostspielig sind und deshalb nicht so oft stattfinden können. Es hat mich aber sehr beeindruckt zu lesen, daß der Austausch per Brief beziehungsweise neuerdings per E-Mail funktioniert. Ich denke, hier haben wir ein schönes Beispiel für das transatlantische Klassenzimmer, daß man auch per E-Mail, per neue Medien miteinander einen sehr intensiven Austausch pflegen kann.
Was die Hochschulen anbelangt, so gibt es Kooperationsprojekte beispielsweise in den Fachbereichen Erziehungswissenschaft, Mathematik und Hispanistik. Ich habe gelesen, daß die Universidad Autónoma de León der Hamburger Universität ein Angebot gemacht hat, im Bereich Biochemie zusammenzuarbeiten, aber in dem Bericht steht, daß dieses Angebot noch geprüft wird.Ich möchte im Namen der SPD-Fraktion erklären, daß es uns schon wichtig ist, etwas über diese Prüfung zu erfahren, ob dieses Projekt stattfinden wird, zumal der Universitätspräsident, Herr Lüthje, im letzten Jahr in León war und sich vielleicht von
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der Qualität der Zusammenarbeit zwischen beiden Hochschulen überzeugen konnte. Deshalb ist es uns wichtig, noch etwas mehr über die Zusammenarbeit und vor allen Dingen auch über die Evaluierung dieser Zusammenarbeit zu erfahren.
Ich möchte die verschiedenen Projekte nicht noch einmal wiederholen. Mir war es aber wichtig, daß der Bericht des Senats zum Schluß angibt, daß eine regelmäßige Qualitätskontrolle der verschiedenen Projekte stattfindet, was die SPD-Fraktion begrüßt. Es erfolgt sowohl eine projektbegleitende Kontrolle durch Zwischenberichte und -abrechnungen als auch eine abschließende Erfolgskontrolle. Ehrenamtlich tätige Entwicklungshelferinnen und Entwicklungshelfer geben regelmäßig Sachstandsberichte, so daß garantiert wird, daß alle Mittel zweckgebunden und effizient eingesetzt werden. Ich denke, die 40 Vereine und Organisationen, die seit mehr als 15 Jahren in Hamburg für León tätig sind, haben dann auch eine Kontrolle, daß ihr Engagement und ihre Aktivitäten bei denen, die sie verdienen, ankommen.
In diesem Sinne wünscht die SPD-Fraktion, daß sich die Städtepartnerschaft mit León weiterhin so erfolgreich entwickelt, wie dies der Bericht des Senats uns dargelegt hat.
In einem Gespräch mit dem Ersten Bürgermeister im Dezember 1999 haben die EuropaAbgeordneten Christa Randzio-Plath und Dr. Georg Jarzembowski vorgeschlagen, in Hamburg, wie in anderen Städten auch, ein europäisches Informationszentrum zu errichten.Es soll der Information der Bürgerinnen und Bürger dienen und der Koordination verschiedener europäischer Aktivitäten.
Herr Senator Dr. Maier, Sie nannten die Sprinkenhof AG, die möglicherweise Räume zur Verfügung stellen könnte. Hat es schon konkrete Gespräche gegeben? Wäre es nicht sinnvoll, auch die Landeszentrale für politische Bildung daran zu beteiligen, weil dort ein reger Publikumsverkehr stattfindet? Ich könnte mir vorstellen, daß ein solches Informationszentrum auch in Kombination mit der Landeszentrale für politische Bildung gut funktionieren könnte.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr de Lorent, Sie haben ja nun sehr eindrucksvoll dargelegt, warum die Lehrerausbildung für das Fach Arbeitslehre reformiert werden soll. Die SPD-Fraktion schließt sich natürlich der Wertschätzung für dieses Fach an, und wir werden Ihrem Antrag zustimmen. Aber wie ich Ihnen ja bereits angekündigt habe, möchte ich dann doch noch einmal drei weiterführende Anmerkungen dazu machen.
Erste Anmerkung, Herr de Lorent: Wenn Sie die Lehrerausbildung für das Fach Arbeitslehre reformieren wollen, haben Sie in Ihrem Antrag die Gymnasien vergessen und auch die Gymnasiallehrerinnen und -lehrer. An den Gymnasien gibt es zwar nicht das Fach Arbeitslehre, jedoch im Wahlpflichtbereich das Fach Sozialkunde/Berufsorientierung, und es ist auch für Gymnasien wichtig, über Berufsorientierung, über Wirtschaft und Technik einen guten Unterricht zu machen. Insofern hätte ich mir gewünscht, wenn Sie nun schon die Lehrerausbildung reformieren wollen, daß Sie dann die Ausbildung an den Gymnasien hineinbringen. Mein erster kleiner Kritikpunkt ist der, daß der Antrag nicht ganz vollständig ist.
Der zweite Kritikpunkt – was nicht ist, kann ja noch werden; warten Sie doch einmal ab...
Also, das kommentiere ich jetzt nicht!
Zweite kleine Anmerkung: Gute Lehrerinnen und Lehrer zu haben, ist ja das eine, aber die Unterrichtsinhalte sind das andere.Sie hätten auch in dem Antrag fordern können, daß man einmal die Lehrpläne oder die Curricula überprüft, ob denn da die Teilgebiete Berufsorientierung und Wirtschaft auch den gebührenden Stellenwert haben. Ich habe zwar gehört, daß das in der BSJB bereits geschieht in einigen Fächern; dennoch möchte ich sagen, daß es eine bundesweite Diskussion darüber gibt, wieviel Wirtschaft, wieviel Technik die Schule braucht, und ich möchte einfach hier noch einmal den Wunsch äußern, daß Wirtschaft und Technik fächerübergreifende Unterrichtsprinzipien sein sollten und daß ihnen auch beispielsweise an den Gymnasien in den Fächern Geschichte und Geographie ein hoher Stellenwert beigemessen werden sollte. Insofern hätte ich mir gewünscht, man hätte auch über Unterrichtsinhalte mehr
gesprochen und noch einmal überlegt, wie man die Lehrpläne auf den neuesten Stand bringen kann. Ich hoffe, daß das unabhängig von Ihrem Antrag auch noch geschehen wird.
Zum Schluß, Herr de Lorent, eine abrundende Bemerkung: Sie haben ja am Ende Ihrer Rede gesagt, daß wir in der letzten Bürgerschaftssitzung die Reform der Lehrerausbildung beschlossen haben. Ich frage mich jetzt, warum Sie noch einmal ein Fach speziell herausgreifen. Wir haben nämlich noch ein paar andere Lehrerinnen und Lehrer hier in der Bürgerschaft; es könnte dann beispielsweise Herr Engels für das Fach Physik die Lehrerausbildung reformieren wollen.
Ich möchte den Senat vor Zusatzanträgen in Richtung Lehrerausbildung bewahren und meine, wir hätten einmal abwarten können, was die Kommission zur Lehrerausbildung sagt, und das dann auf die einzelnen Fächer übertragen können. Insofern stimmen wir Ihrem Antrag zu, aber ich hätte mir gewünscht, daß man nach dem Bericht der Kommission für die einzelnen Fächer geschaut hätte, was man noch zusätzlich reformieren kann.
Man könnte ja noch einen Zusatzantrag machen, aber warten wir erst einmal ab, daß das Fach Arbeitslehre dann in Ihrem Sinne reformiert wird.Mein Wunsch war es für die anderen Fächer, das noch zu lassen. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr de Lorent hat schon sehr ausführlich gesagt, daß die Lehrerausbildung bundesweit – man kann auch sagen europaweit – in eine Kritik geraten ist, und diese Kritik möchte ich noch einmal auf den Punkt bringen. Sie betrifft die mangelnde Verbindung zwischen Theorie und Praxis, also auf der einen Seite Wolkenkuckucksheim an den Unis, sprich zu viel Theorie, auf der anderen Seite die Praxis in der Schule. Diese unterscheidet sich manchmal von den Büchern, und da muß dringend etwas in der Lehrerausbildung getan werden. Wir wollen jetzt mit unserem Antrag die Lehrerausbildung reformieren.
Ich möchte noch einmal deutlich sagen: Es geht der SPDFraktion nicht um die Reform der Lehrerausbildung um ihrer selbst willen, sondern um die Qualität von Schule. Ich möchte, daß Schülerinnen und Schüler Lehrerinnen und Lehrer bekommen, die sich nicht erst in der Schule mit der Schulwirklichkeit vertraut machen, sondern sie hautnah schon während ihres Studiums erleben. Da ist bisher zu wenig geschehen, und da müssen wir etwas tun.
Ich möchte Herrn de Lorent nicht wiederholen, er hat eigentlich schon alles Wichtige vorweggenommen, aber dennoch möchte ich ihn unterstützen. Ich finde es doch bedenkenswert, daß nur ein Drittel der Studierenden am Fachbereich Erziehungswissenschaft meint, wirklich gut auf eine spätere Tätigkeit in der Schule vorbereitet zu werden. Hier ist die Antwort des Senats auch nicht ausreichend, daß das durch praxisnahe Einführungen und durch Didaktikseminare geschehe. Jeder weiß doch, daß die Didaktiken das fünfte Rad am Wagen sind, und zwar bundesweit. Hier erwarte ich von der Lehrerbildungskommission neue Akzente, zum Beispiel daß auch die Didaktik aufgewertet wird.
Es geht in dem Antrag um eine bessere Vernetzung von Schule, Universität und Studienseminar. Es könnte zum Beispiel durchaus möglich sein, daß Studierende schon
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während ihres Studiums nachmittags Angebote in der Schule wahrnehmen. Was spricht eigentlich gegen Hausaufgabenhilfe oder Computerkurse, die man dann systematisch als Praxisbezug anerkennt. Dann hätten Studierende den Bezug zur Schule, und die Schülerinnen und Schüler hätten natürlich auch etwas davon.
Frankreich und Schweden haben damit übrigens gute Erfahrungen gemacht, und als Europapolitikerin möchte ich noch einmal darauf hinweisen, daß man sich mit diesen Erfahrungen vielleicht einmal beschäftigen könnte. Was in anderen Staaten geht, könnte auch ein Modell für Hamburg sein.
Ich finde ebenso begrüßenswert, wie das Herr de Lorent schon gesagt hat, daß der Fachbereich Erziehungswissenschaft seine Lehre jetzt evaluiert, also nicht nur die Fragebogenmethode anwendet, sondern eine Evaluationsstrategie einführen will, und – das sollte man jetzt festschreiben – ein wichtiges Kriterium dafür muß natürlich auch die Praxisorientierung sein.
Auch ich begrüße Zwischenprüfungen am Fachbereich Erziehungswissenschaft. Man sollte nicht erst am Schluß sehen, wo man pädagogisch und fachlich steht, sondern man muß das in der Mitte des Studiums schon mal gesagt bekommen, auch mit der Orientierung darauf, was man besser machen soll.
Einen Punkt möchte ich noch hervorheben, der bei Ihnen, Herr de Lorent, nicht angeklungen ist. Ich erhoffe mir von der Reform der Lehrerausbildung, daß Standards festgelegt werden, wieviel pädagogische Psychologie erforderlich ist. Und ganz wichtig erscheint mir und meiner Fraktion die systematische Ausbildung einer Medienkompetenz.Wir haben in der Bürgerschaft das Thema neue Medien schon verstärkt besprochen, und die Reform der Lehrerausbildung muß systematisch auch angehende Lehrerinnen und Lehrer mit den neuen Medien vertraut machen.Der Spruch, daß die Kids den Paukern zeigen, wie man im Internet surft, gilt heute nicht mehr, da es sehr viel komplizierter geworden ist und man Grundkenntnisse in der Hardware und auch in der Software haben muß, um beispielsweise Systeme administrieren zu können. Damit muß in der ersten Phase begonnen werden, und in der zweiten Phase am Studienseminar muß dieses fortgesetzt werden. Meine Bitte wäre, daß die neue Lehrerkommission uns darüber informiert, wie es mit der Verbindlichkeit einer systematischen Medienkompetenz für angehende Lehrerinnen und Lehrer bestellt ist.
Zum Schluß noch einige Bemerkungen zu den letzten Punkten unseres Antrags. Es ist mir natürlich sehr wichtig, daß die Lehrerausbildung bundesweit reformiert wird und die Kommission in Hamburg mit Kommissionen in anderen Bundesländern zusammenarbeitet, denn die Studienabschlüsse, die wir in Hamburg vergeben, müssen auch in anderen Bundesländern gültig sein. Es wäre nicht vorstellbar, daß ein Hamburger Lehrer oder eine Hamburger Lehrerin nicht in Bayern unterrichten darf.Wir müssen also zu einer gegenseitigen Anerkennung der Studienabschlüsse kommen.
Ein letztes Wort noch zur Zusammenarbeit. Auch in anderen europäischen Staaten wird die Lehrerausbildung reformiert, beispielsweise in Frankreich durch den neuen Unterrichtsminister Jack Lang. Man könnte europaweit Erfahrungen austauschen, und es wäre doch interessant, wenn es gelingen würde, europäische Module – wir haben im Be
reich der Studien bestimmte Module, die wir anstreben, das kann man sicherlich auch im Bereich der Lehrerausbildung machen – der Lehrerausbildung zu initiieren.
In diesem Sinne bitte ich Sie, unserem Antrag zuzustimmen.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Zu später Stunde noch, wie eigentlich üblich in diesem Hause, ein internationales Thema: Die Entwicklung der Städtepartnerschaft mit Shanghai. Ich verspreche Ihnen, ich mache es kurz, aber einiges möchte ich doch noch sagen.
Die Städtepartnerschaft mit Shanghai besteht seit 1986 und funktioniert – und das finde ich wichtig – trotz der unterschiedlichen Gesellschaftssysteme nach meinem Kenntnisstand ausgezeichnet. Bisherige Schwerpunkte waren Wirtschaft und Handel sowie Bildung und Kultur.
Die SPD-Fraktion möchte mit ihrem Antrag erreichen, daß über die verschiedenen Aktivitäten in diesen Feldern berichtet wird, weil einige Initiativen vielleicht nur einer kleinen Gruppe von Beteiligten bekannt sind.
Besondere Beachtung finden in unserem Antrag die Entwicklung des Schüleraustauschs und die weitere Entwicklung des Chinesischunterrichtes. Für einige von Ihnen, die das noch nicht wissen: An über zehn Hamburger Gymnasien gibt es Chinesischunterricht, initiiert vom Walddörfer-Gymnasium.
Ich habe in jüngeren Jahren einmal probiert, Chinesisch zu lernen – ohne Erfolg –, und weiß, wie schwierig das ist. Ich finde es gut, daß junge Menschen diese Sprache lernen und im Rahmen dieser Städtepartnerschaft die Möglichkeit haben, ihre Sprachkenntnisse auszuprobieren, und drei Monate lang in der jeweiligen Partnerstadt in Familien zubringen können.Dieses ist ein großer Erfolg und müßte einmal gewürdigt werden.
Ich habe als Vorbereitung dieser Rede versucht, einmal im Internet zu surfen und zu schauen, was andere Bundesländer machen. Ich habe das nicht herausgefunden beziehungsweise kein Bundesland gefunden, in dem ein ähnlicher Schüleraustausch mit China funktioniert. Deshalb vermute ich, daß Hamburg, was diesen Schüleraustausch und auch den Chinesischunterricht anbelangt, eine Vorreiterrolle in der Bundesrepublik hat. Ich würde mich freuen, wenn in dem Bericht des Senats auch darüber etwas gesagt werden wird.
Nun noch einige Bemerkungen zum Bereich der Wirtschaft. Wir haben zwei Busineß-Management-Austauschprogramme gehabt. In dem Memorandum des Senats von 1999 wurde vereinbart, daß das zweite Busineß-Management-Austauschprogramm weitergeführt werden soll, und die SPD-Fraktion würde interessieren, ob auch noch über das Jahr 2000 hinaus ein drittes Managementprogramm geplant ist. Uns würden darüber hinaus auch Schwerpunkte und Perspektiven eines solchen Programmes interessieren.
Unser Antrag beabsichtigt, einen Überblick über die verschiedenen Aktivitäten zu erhalten. Allerdings ist es uns auch wichtig, über den Ist-Zustand hinaus etwas über geplante oder schon vereinbarte Aktivitäten ab dem Jahr 2001 zu erfahren, denn das 1999 vereinbarte Memorandum betrifft nur den Zeitraum bis Ende des Jahres 2000. Uns erscheint es aber wünschenswert, die Weichen schon jetzt zu stellen, damit sich die Partnerschaft in allen Bereichen erfolgreich weiterentwickelt. Ich erlaube mir, noch zu später Stunde den chinesischen Philosophen Konfuzius zu zitieren, der gesagt hat:
„Wer einmal etwas erfolgreich getan hat, soll es immer weitermachen.“
In diesem Sinne bitte ich Sie, unserem Antrag zuzustimmen.
Herr Staatsrat, wie erfolgt die Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer, damit sie die diagnostische Kompetenz erwerben, dieses Problem auch zu erkennen?