Lieber Kollege Bauer, dass Sie jetzt hineinschreien, dass jetzt 66 Kommunen Interesse daran haben, macht das Ganze doch nicht besser. Sie machen ein Programm, um vor der Landtagswahl zu suggerieren, es sei vor Ort so sicher,
Sie wĂŒrden so viel fĂŒr die innere Sicherheit vor Ort tun. Das ist falsch, wie ich Ihnen gleich aufzeigen werde.
Lieber Herr Frömmrich, von 423 Kommunen 17 zu haben, das sind gerade einmal 4 %, und es werden auch nicht mehr, wenn Sie das stÀndig hereinrufen.
Herr Kollege Frömmrich, ich sage gleich auch noch einmal etwas zu meiner Heimatkommune. Das macht mir nÀmlich an der Stelle auch Freude.
Ich will Ihnen einmal etwas dazu sagen, was die öffentliche Sicherheit und Ordnung vor Ort stĂ€rken wĂŒrde. Dazu habe ich heute nichts gehört. Was die innere Sicherheit vor Ort nĂ€mlich wirklich stĂ€rken wĂŒrde, wĂ€re, wenn Sie die Polizeidienststellen vor Ort endlich personell verstĂ€rken wĂŒrden.
Was sind denn Ihre Initiativen? â Sie sprechen die ganze Zeit davon, Sie hĂ€tten so viele Polizisten eingestellt. Das haben Sie nicht. Sie haben in 19 Jahren unter der Regierungsverantwortung der CDU 1.000 Polizeistellen abgebaut. Das ist Fakt in diesem Land.
Sie haben erst ein Jahr vor der Landtagswahl, nĂ€mlich 2017, ein PersonalverstĂ€rkungsprogramm beschlossen, das auch unsere Zustimmung findet und richtig ist. â Da kommen die Ersten im Jahr 2020 â und keinen Tag frĂŒher. Sie sind noch nicht da. Tun Sie doch nicht so, als ob alle schon da wĂ€ren.
Sie haben 2017 noch 69 Beamte abgebaut. Das sind Ihre Zahlen in einer Antwort auf unsere Anfrage. Hören Sie doch auf, so zu tun, als ob Sie hier Personal verstÀrkt hÀtten.
Herr Kollege Frömmrich, man kann sich nicht hierhin stellen und sagen: Es ist alles so toll und so prima. â Wir muten den Polizeibeamtinnen und -beamten in unserem Land ziemlich viel zu. Ich will das einmal sagen, und zwar allen miteinander: Das, was wir in der Politik machen, wirkt sich zuerst auf der StraĂe aus. Die Polizeibeamtinnen und -beamten sind die Ersten, die den Kopf auf der StraĂe, auch fĂŒr Verfehlungen der Politik, hinhalten. Deshalb hat dieses Haus, verdammt noch mal, die Verpflichtung, fĂŒr diese Beamtinnen und Beamten die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sie ihre Arbeit gut machen können. Das haben Sie versĂ€umt, meine Damen und Herren.
Die Polizeibeamtinnen und -beamten in Hessen arbeiten am Limit. Sie sind insbesondere nicht nur im Schichtdienst so belastet, dass sie keine planbaren freien Zeiten mehr ha
ben, was gleichermaĂen fĂŒr die Familie wie fĂŒr die Gesundheit schĂ€digend ist. Ich will einmal ausfĂŒhren, was Sie ihnen zumuten. Sie haben keine verlĂ€sslichen freien Zeiten mehr. Das zeigen die hohen Ăberstundenberge von fast 3 Millionen und die ebenso hohe Zahl an Lebensarbeitszeitkontostunden, was eigentlich nichts anderes ist als Mehrarbeit â das sind auch 3 Millionen. Damit haben sie 6 Millionen Mehrarbeitsstunden. Meine Damen und Herren, das ist doch ein Ausdruck von Belastung, oder was denn sonst?
Dazu kommen 30 Krankheitstage im Jahr. Das sind nahezu doppelt so viele wie von allen anderen Arbeitnehmerinnen und -nehmern in Hessen. Auch das ist nichts anderes als ein Ausdruck von immenser Belastung der Polizeibeamtinnen und -beamten in diesem Bundesland. Das muss verÀndert werden. Dazu habe ich heute nichts von Ihnen gehört.
Ich kann Ihnen auch aufzeigen, woran man das sieht. Weil wir heute so schön ĂŒber Fakten geredet haben, kann man sich einmal die Tabelle zur Polizeidichte in der Bundesrepublik Deutschland anschauen. Da ist Hessen mit 226 Beamtinnen und Beamten pro 100.000 Einwohner auf dem drittletzten Platz deutschlandweit.
Zum Vergleich: Bayern hat 326, das sind 100 Beamte pro 100.000 Einwohner mehr. Selbst ThĂŒringen hat 294, und Sachsen hat 266.
Dann schauen Sie sich doch diese Tabelle einmal an. Hessen ist ganz unten. Dazu haben Sie heute gar nichts gesagt. Das ist Ausdruck Ihres Personalmangels.
(Beifall bei der SPD â JĂŒrgen Frömmrich (BĂND- NIS 90/DIE GRĂNEN): Wer hat denn die Tabelle gemacht? â Alexander Bauer (CDU): Wir haben die höchste Dichte!)
Herr Kollege Bauer, Sie haben die FlÀche vernachlÀssigt. Sie haben die Dienststellen in diesem Land vernachlÀssigt. Sie haben immer mehr Aufgaben dorthin verlagert.
Sie haben das personell ĂŒberhaupt kein bisschen abgebildet. Deshalb fordern wir Sie auf, unserem Programm zu folgen und eine Streife mehr pro Dienststelle in ganz Hessen rund um die Uhr auf die StraĂe zu bringen.
Ich will Ihnen zum Schluss noch etwas zu den Fakten sagen. Wir haben, verdammt noch mal, die Verpflichtung, die Rahmenbedingungen fĂŒr die hessische Polizei zu verbessern. Das heiĂt, sie brauchen echte Perspektiven bei der Beförderung. Sie haben die nicht. Das wurde bei der EinfĂŒhrung der zweigeteilten Laufbahn versĂ€umt. Wir haben mittlerweile ein BesoldungsgefĂŒge, das nicht mehr stimmt. Wenn nĂ€mlich ein Bundespolizist in der A 8 im mittleren Dienst mehr verdient als der Polizeibeamte in Hessen in der A 9 im gehobenen Dienst, dann stimmt etwas nicht. Ich kann Ihnen sagen: Wenn man den Vergleich zwischen der A 10 bei der Bundespolizei und der hessischen Polizei
(JĂŒrgen Frömmrich (BĂNDNIS 90/DIE GRĂNEN): Das kommt doch gar nicht hin; 40 ⏠im mittleren Dienst!)
Da rede ich nur vom Grundgehalt. Herr Kollege Frömmrich, es ist noch keine Zulage dabei. Der Bund â ĂŒbrigens unter Beteiligung der SPD â hat gerade einen Gesetzentwurf vorgelegt, wonach es demnĂ€chst 290 ⏠Unterschied sein werden.
Also fordere ich Sie auf, die Beamtinnen und Beamten hier angemessen zu besolden, sie anstÀndig zu behandeln und nicht einfach nur alles schönzureden.
Meine Damen und Herren, zum Schluss noch einmal mein Appell: Wir sind in der Verpflichtung, gerade die hessischen Polizeibeamtinnen und -beamten, die so belastet sind, ordentlich zu behandeln und hier nicht einfach nur SchauantrÀge und Schauprogramme zu machen und alles schönzureden. Nehmen Sie Ihre Verantwortung endlich wahr. StÀrken Sie die Polizei in Hessen.
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Hermann Schaus (DIE LINKE) und MĂŒrvet ĂztĂŒrk (fraktions- los))
Frau PrÀsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Debatte hat so gut angefangen. Aber gut, arbeiten wir uns an den einzelnen WortbeitrÀgen mit ein paar Bemerkungen ab.
ZunĂ€chst einmal möchte ich fĂŒr die Hessische Landesregierung feststellen: Liebe Frau Kollegin Faeser, der Vorwurf, wir wĂŒrden unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht anstĂ€ndig behandeln, ist infam, und ich weise ihn mit allem Nachdruck zurĂŒck.
Sie merken ĂŒberhaupt nicht, wie Sie mit solchen Begrifflichkeiten, mit einer solchen Art des Umgangs in einer politischen Debatte KrĂ€fte in unserem Lande stĂ€rken, die wir alle in diesem Landtag nicht brauchen.
Meine Damen und Herren, Sie können sich ja darĂŒber aufregen, Sie sind eben erwischt worden; es ist nun einmal so.