Als letzte Studie habe ich vergangene Woche die Windpotenzialkarte präsentiert. Mit dieser Karte ist ein wichtiges Kriterium für den Bau von Windkraftanlagen in Hessen erhoben. Es liegt nun in der Hand der Regionalversamm
lungen, unter Berücksichtigung aller Kriterien über die tatsächlichen Windvorrangflächen zu entscheiden.
Neben der Windgeschwindigkeit gehören unter anderem dazu: die Abstandsregelung zu bebauten Flächen, zu Straßen und Schienenwegen, naturschutzfachliche Kriterien wie Kernzonen des Biosphärenreservats, Nationalparks, Naturschutzgebiete und Naturdenkmäler sowie Aspekte des Vogelschutzes. Das Wirtschaftsministerium wird gemeinsam mit dem Umweltministerium einen Kriterienkatalog festlegen,
damit die Ausweisung der Vorrangflächen auf einheitlicher Grundlage geschieht, z. B. Avifaunabelange, Waldkriterien, Abstände usw.
Diese Windkarte, die wir jetzt veröffentlicht haben, erfüllt, wie das von uns angestoßene Solardachkataster, in seiner Detailschärfe allerhöchste Standards. Das Pilotprojekt Solardachkataster wird im ersten Quartal 2012 öffentlich zur Verfügung stehen. Dann können die Bürgerinnen und Bürger in immerhin 33 Kommunen Hessens genau sehen, ob ihr Dach für die Nutzung von Sonnenenergie geeignet ist.
Die Analyse zur Nutzung von Wasserkraft haben wir in diesem Sommer fertiggestellt. Die Analysen zur Geothermie und Biomasse liegen bereits länger vor.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich nun auf die Maßnahmen im Bereich Biomasse, Wind- und Solarenergie, Wasserkraft und Geothermie besonders eingehen. Beim Ausbau der Biomasse setzen wir auf die Weiterführung bewährter Förderstrukturen und auf die Verbesserung von Kraft-Wärme-Kopplungskonzepten an den Standorten. Außerdem werden wir den Ausbau des Hessischen Biogasforschungszentrums auf dem Eichhof in Bad Hersfeld weiter vorantreiben.
Es wird dort auch darum gehen, eine Vorreiterrolle in der Methanisierung von überschüssigem Strom aus erneuerbaren Energien einzunehmen.
Ich freue mich besonders, dass das Bundesland Thüringen an einer Kooperation sehr interessiert ist. Das ist ein entscheidender Faktor zum Erreichen der Gipfelziele bis 2050. Um die Effizienz der Bioenergieerzeugung weiter zu steigern, werden die Förderung neuer Energiepflanzen und die Konversion sogenannter schwieriger Inputstoffe vorangetrieben und die Nutzung biogener Reststoffe und Abfälle gesteigert.
Der Ausbau der Windenergie in der Größenordnung von 2 % der Landesfläche, wie es vom Gipfel formuliert wurde, ist vor allem eine Frage von klaren, transparenten und offenen Planungsverfahren. Diese Verfahren werden von uns vereinfacht, vereinheitlicht und beschleunigt.
Die Regionalpläne von Nord-, Mittel- und Südhessen und der Regionale Flächennutzungsplan des Regionalverbandes Frankfurt sollen zügig geändert werden, damit sie in der Öffentlichkeit diskutiert werden können. Die Regionalversammlungen werden in Zusammenarbeit mit den Kommunen die Vorrangflächen ausweisen. Zusätzlich wird die Landesregierung ihren Teil zum Ausbau der Windkraft im Wald beitragen, indem wir unsere landeseigenen Grundstücke zur Verfügung stellen.
Sehr geehrte Damen und Herren, für den Ausbau der Solarenergie werden wir uns z. B. für die Ausweitung des bestehenden Pilotvorhabens des Bundes „Fotovoltaik an Bundesfernstraßen“ einsetzen.
Sowohl die Geothermie als auch die Wasserkraft haben zwar keine riesigen Potenziale im zukünftigen Energiemix. Und doch sind beide Energiequellen dauerhaft und kontinuierlich verfügbar. Das macht sie vor allem mit Blick auf die Grundversorgung mit Energie interessant.
Das Land Hessen unterstützt die Tiefengeothermie schon heute, und wir werden auch weiterhin helfen, die Risiken von Bohrungen abzusichern. Darüber hinaus sehen wir den Trend zur Nutzung von oberflächennaher Geothermie für Heizzwecke bei Neubauten. Diesen werden wir durch gezielte Informationsveranstaltungen und Materialien unterstützen. Auch der Ausbau der Wasserkraft wird unter Beachtung von naturschutzrechtlichen und wirtschaftlichen Aspekten vorangetrieben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Quantität des Ausbaus an erneuerbarer Energie hängt bei allen Energieträgern stark von der Qualität der genutzten Technik ab. So ist z. B. die Leistung der größten Windkraftanlagen heute zehnmal höher als vor 15 Jahren. Auch in anderen Technologiebereichen sind die Entwicklungsschritte enorm. Aus diesem Grund startet die Landesregierung im nächsten Jahr eine Technologieoffensive.
Diese Förderung zielt auf hessische Unternehmen und Hochschulen. Sie wird dazu beitragen, neue Technologien zu entwickeln sowie Innovationen zu unterstützen. Ein Baustein dieser Initiative ist der Ausbau der Wasserstofftechnologie.
Diese Technik spielt in der Energieversorgung der Zukunft eine strategisch wichtige Rolle – weit über den Einsatz in der Elektromobilität hinaus. Mit dem Industriepark Höchst verfügt Hessen über eine bundesweit einmalige Kompetenz im Bereich der Wasserstofftechnik, und wir werden diese Kompetenz nutzen.
Deshalb prüfen wir zurzeit die Einrichtung eines Anwendungszentrums Wasserstoff. Ziele sind die Einrichtung einer mobilen Wasserstoffinfrastruktur und eine Speicheroffensive.
Gezielte Aktivitäten, um die Nutzung erneuerbarer Wärme auszubauen, sind ein hochauflösendes Wärmekataster und eine Informationskampagne zur Kraft-WärmeKopplung im Industriebereich. Gerade dort besteht ein
Um die Bürgerinnen und Bürger direkt mit diesen neuen stromerzeugenden Heizungen zu erreichen, wird die Landesregierung eine Markteinführungsinitiative für sogenannte Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen für Einund Zweifamilienhäuser starten.
Meine Damen und Herren, damit Energie bei uns Zukunft hat, beschleunigen wir mit gezielten Maßnahmen den Ausbau der erneuerbaren Energien. Damit Energie bei uns Zukunft hat, verringern wir aber auch den heutigen Energiebedarf.
Das Einsparpotenzial im Gebäudebestand ist hoch. 75 % der Häuser sind bis heute kaum gedämmt, und weniger als 20 % der Heizungsanlagen entsprechen dem heutigen Stand der Technik. Das ist für ein modernes Energieland nicht hinnehmbar.
Wir setzen deshalb auf Information, Beratung und Investitionsanreize. Wir werden den Energiepass Hessen weiterhin vergünstigt anbieten. Mit wichtigen Informationen zu möglichen Verbesserungen am Gebäude ist der Energiepass ein wichtiges Instrument und eine Grundlage im Vorfeld einer ausführlichen Beratung. Unser Ziel ist der Anschub privater Investitionen.
Die Beratung auf regionaler Ebene werden wir mit der Förderung von regionalen Energieagenturen unterstützen. Beispiele dazu gibt es bereits in den Landkreisen Bergstraße und Werra-Meißner.
Ein deutlicher Investitionsanreiz ist die steuerliche Abschreibungsmöglichkeit von Einzelmaßnahmen zur energetischen Modernisierung, für die wir uns auch weiterhin im Bundesrat einsetzen. Hauseigentümer schrecken sonst davor zurück, eine komplette Sanierung auf einen Schlag zu machen. Einzelmaßnahmen machen die Sanierung finanziell überschaubarer und führen am Ende auch zum Ziel, nämlich einem verringerten Energiebedarf.
Ein weiteres Projekt, das die Bürgerinnen und Bürger anspricht, ist die geplante Förderung von stromeffizienten Heizungsumwälzpumpen. Die Landesregierung wird diese Förderung gemeinsam mit Herstellern und Verbänden umsetzen.
Sehr geehrte Damen und Herren, unter dem Motto „Bei uns hat Energie Zukunft“ betrachtet die Landesregierung auch die Effizienzmöglichkeiten bei Neubauten. Wer heute sein Haus baut, entscheidet über seinen Energiebedarf für einen langen Zeitraum. Deshalb werden wir auch die Unterstützung der Passivhausbauweise fortsetzen.
Die Landesregierung wird darüber hinaus gezielt Leuchtturmprojekte initiieren. Dazu gehören Fortbildungsveranstaltungen für Architekten, Ingenieure und das Handwerk sowie eine Initiative zur Energieberatung für den Mittelstand, um dort mögliche Einsparpotenziale aufzuzeigen.
„Bei uns hat Energie Zukunft“ heißt auch, dass die Landesregierung mit gutem Beispiel vorangeht. Wir tun das bei der Energieeffizienz schon seit Langem, und wir werden das Projekt „CO2-neutrale Landesverwaltung“ durch ein Effizienzprogramm ergänzen.
Wir werden als Landesregierung konkret das leisten, was der Energiegipfel als allgemeines Ziel formuliert hat: die Sanierungsquote von 0,75 % auf mindestens 2,5 % bis 3 % steigern. Immerhin 160 Millionen € fließen dazu in die energetische Sanierung von Landesliegenschaften. Schwerpunkte dieses Programms sind unter anderem die Reduzierung des Wärmeverbrauchs, die Umsetzung von Energieeffizienzstandards im Neubausektor und ein optimales Nutzerverhalten.
Auch den Energiebedarf der Kommunen nehmen wir in den Blick und werden ein Programm zur energetischen Sanierung kommunaler Liegenschaften finanziell unterstützen.
Da der intelligente Einsatz von Energie ein Zukunftsmarkt ist, werden wir dort entsprechende Akzente setzen. Im nächsten Jahr werden wir erstmals einen Staatsehrenpreis für innovative Ideen