Protocol of the Session on March 20, 2013

Vielen Dank, Herr Kollege Schaus. – Das Wort hat Herr Abg. Wagner, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Dieser Tagesordnungspunkt ist durchaus bemerkenswert. Er ist bemerkenswert, weil es in diesem Landtag nicht allzu oft vorkommt, dass sich alle fünf Fraktionen einig sind,

(Günter Rudolph (SPD): Deswegen muss man das wiederholen!)

er ist bemerkenswert, weil es noch viel seltener vorkommt, dass alle fünf Fraktionen gemeinsam einen Gesetzentwurf einbringen,

(Timon Gremmels (SPD): Historischer Moment! – Zuruf des Abg. Holger Bellino (CDU))

und er ist bemerkenswert, weil wir heute als Hessischer Landtag die Leistungen an Abgeordnete begrenzen und reduzieren. Entgegen dem Bild, das es manchmal über diesen Landtag gibt: Wir reduzieren und begrenzen die Leistungen an Abgeordnete. Das ist auch richtig so.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN so- wie bei Abgeordneten der CDU und der SPD)

Worum geht es in der Sache? Die bisherige Rechtslage sah vor, dass neu in den Landtag gewählte Abgeordnete ab dem Tag der Feststellung des amtlichen Endergebnisses Leistungen erhalten. Das kann dann einige Wochen sein, bis die Legislaturperiode tatsächlich losgeht. Wir haben gesagt: Dieser Leistungsbezug soll künftig erst ab sechs Wochen vor Beginn der Legislaturperiode starten.

Wir GRÜNE hatten die Initiative dazu ergriffen und hatten einen eigenen Vorschlag vorgelegt. Wir hätten gesagt, vier Wochen wären auch in Ordnung gewesen. Aber damit dieses Haus einmal eine gemeinsame Initiative hinbekommt, können wir uns auch sehr gut mit sechs Wochen anfreunden.

Diese sechs Wochen sind auch angemessen, weil ein neu gewählter Parlamentarier die Gelegenheit haben muss, sich auf seine verantwortungsvolle Aufgabe vorzubereiten, und weil er ab Tag eins der neuen Legislaturperiode tatsächlich handlungsfähig sein muss.

(Clemens Reif (CDU): Was muss der denn wissen? – Gegenruf des Abg. Günter Rudolph (SPD): Das wollen wir jetzt nicht vertiefen!)

Deshalb sind sechs Wochen in Ordnung. Die alte Regelung hätte einen zu langen Zeitraum bedeutet, und er wäre insbesondere bei der nächsten Wahl zu lange gewesen.

Wir sollten auch nicht vergessen, warum diese Neuregelung ausgerechnet jetzt notwendig ist. Bislang war es in Hessen üblich, dass zwischen dem Wahltag und der tatsächlichen Konstituierung des Landtags nicht so wahnsinnig viel Zeit ins Land gegangen ist. Bei der nächsten Landtagswahl ist es so, dass die schwarz-gelbe Landesregierung einen extrem frühen Termin gewählt hat, nämlich vier Monate vor dem Ende der Legislaturperiode.

(Clemens Reif (CDU): So wollten Sie es doch haben!)

Durch diese frühe Terminierung ist das Problem in dieser Schärfe überhaupt erst entstanden.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Meine Damen und Herren, warum macht das diese schwarz-gelbe Landesregierung? Warum legt sie den Landtagswahltermin auf den Bundestagswahltermin? – Das ist ganz einfach: Diese Regierung hat vor einem eigenständigen Landtagswahltermin in Hessen Angst.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Horst Klee (CDU): Das haben Sie doch gewollt!)

Deshalb versucht diese Regierung, sich hinter der Bundestagswahl zu verstecken.

Herr Kollege Wagner, bevor wir uns verstecken, möchte Ihnen der Kollege Bellino gern eine Frage stellen.

Wenn am Ende noch Zeit ist, gern.

Also, Herr Kollege Bellino, wenn am Ende noch Zeit ist, jetzt nicht. – Herr Kollege Wagner hat das Wort.

Volker Bouffier versteckt sich hinter der von der HessenCDU gern abschätzig als „Mutti“ bezeichneten Bundeskanzlerin. Meine Damen und Herren von Schwarz-Gelb, es wird Ihnen nichts nützen. Wer erschöpft und verbraucht ist, wird zu jedem Datum abgewählt.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Horst Klee (CDU): Immer die gleiche Debatte! – Manfred Pentz (CDU): Sie haben Angst vor dem Wahltermin!)

Jetzt, Herr Kollege Bellino, beantworte ich gern Ihre Zwischenfrage.

Herr Kollege, können Sie sich daran erinnern, dass es die Opposition war, die vor wenigen Monaten das Zusammenlegen von Landtags- und Bundestagswahl gefordert hat? Haben Sie das vergessen?

Herr Kollege Wagner, bitte.

(Anhaltende Unruhe – Glockenzeichen des Präsiden- ten)

Herr Kollege Bellino, ich kann mich daran erinnern, dass die Fraktionen von CDU, FDP und LINKEN in dieser Frage einig waren. Das macht Ihnen, glaube ich, mehr Probleme als uns, wenn ich Ihre Positionierung dazu richtig verstehe.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Nein, meine Damen und Herren, wir begrenzen heute – –

(Anhaltende Unruhe – Glockenzeichen des Präsiden- ten)

Was sind Sie denn so aufgeregt?

Meine Damen und Herren, ich darf Sie um etwas Aufmerksamkeit bitten. Ich weiß gar nicht, warum dies Anlass zur Aufregung ist. Alle Sprecher sagen das Gleiche zum gleichen Thema. – Bitte, Herr Kollege Wagner hat noch das Wort, dann ist Feierabend.

Auch ich verstehe die Aufregung nicht. Wenn ich jetzt gesagt hätte, mit LINKEN, CDU und FDP wachse zusammen, was zusammengehört, dann hätte ich die Aufregung vielleicht verstanden.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Sie müssen die Gemeinsamkeiten mit den LINKEN jetzt einfach aushalten.

(Clemens Reif (CDU): Sie können ja gar nicht mehr an sich halten!)

Das ist nicht unser Problem. Heute begrenzen wir die Leistungen für Abgeordnete. Wir stellen heute noch einmal fest: Die Landesregierung ist erschöpft, verbraucht und will sich hinter der Bundeskanzlerin verstecken. Wir stellen auch fest: Es wird ihr nichts nützen, denn Hessen will den Wechsel, meine Damen und Herren.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Meine Damen und Herren, damit ist diese interessante und aufschlussreiche Debatte beendet.

Wir sind uns einig, dass dieser Dringliche Gesetzentwurf dem Ältestenrat zur weiteren Behandlung überwiesen wird? – Das ist so. Dann machen wir das so.

Dann rufe ich Tagesordnungspunkt 31 auf – –

(Anhaltende Unruhe)

Meine Damen und Herren

(Clemens Reif (CDU): Herr Präsident, Sie können sich gar nicht durchsetzen!)

Herr Kollege Reif, zu Ihnen wird mir noch etwas einfallen, aber es ist ja die Woche der Senioren –,

(Heiterkeit)

ich darf Sie um Aufmerksamkeit bitten.

Ich rufe nun Tagesordnungspunkt 31 auf:

Antrag der Landesregierung betreffend Zweite Verordnung über die Änderung des Landesentwicklungsplans Hessen 2000 – Vorgaben zur Nutzung der Windenergie; hier: Zustimmung durch den Hessischen Landtag – Drucks. 18/7123 –