Protocol of the Session on December 13, 2012

Davor haben die Leute wirklich Angst. Schauen Sie sich doch einmal die Zahlen an. Wenn Sie glauben, dass das Schwarzer-Peter-Spiel „Wer hat Angst vorm roten Mann in Gestalt von Willi van Ooyen?“ funktioniert, dann schauen wir uns doch einmal die Zahlen an. Herr Kollege Sürmann, wer ist denn der unbeliebteste Politiker in der Bundesrepublik Deutschland? Wer ist der zweitunbeliebteste Politiker in Deutschland? Und wer ist der drittunbeliebteste Politiker in der Bundesrepublik Deutschland?

(Zurufe von der CDU und der FDP)

Der drittunbeliebteste ist Gregor Gysi. Der zweitunbeliebteste ist Rainer Brüderle. Und der allerunbeliebteste ist das Unglückskind aus Niedersachsen, Philipp Rösler. Da wird doch klar, vor wem die Leute Angst haben, wen die Leute nicht mehr haben wollen, Herr Kollege Sürmann.

(Heiterkeit und Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Holger Bellino (CDU): So ein Unsinn!)

Der Generalsekretär der CDU hat kritisiert, dass Herr Schäfer-Gümbel vom Kanzlerkandidaten der SPD in sein Beratungsteam aufgenommen wurde.

(Zurufe von der CDU und der FDP)

Herr Kollege Beuth, ich glaube, auch Ihnen als Generalsekretär täte Beratung ganz gut.

(Heiterkeit bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD – Peter Beuth (CDU): Ich habe ihm gratuliert!)

Vielleicht täte Ihnen auch die Beratung durch Herrn Schäfer-Gümbel gut, wenn Sie diese annehmen können. Denn dem Generalsekretär, der 40 Jahre alte Plakate herausholt, fällt wirklich gar nichts mehr ein, Herr Kollege Beuth.

(Heiterkeit und Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN)

Spielen Sie das Spiel „Wer hat Angst vorm roten Willi?“ daheim, spielen Sie es in Ihren Koalitionsrunden, aber bitte verschonen Sie den Hessischen Landtag damit.

(Heiterkeit und Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)

Vielen Dank, Her Kollege Wagner. – Es liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Damit ist die Debatte beendet und diese Aktuelle Stunde gehalten.

Noch eingegangen und auf Ihren Plätzen verteilt ist ein Dringlicher Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN betreffend Entgleisung der Wissenschaftsministerin gegenüber dem Hessischen Rechnungshof, Drucks. 18/6799. Wird die Dringlichkeit bejaht? – Das ist der Fall.

Herr Kollege Rudolph, Sie haben sich zu Wort gemeldet. Bitte schön.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Wissenschaftsministerin hat – ich glaube, das ist ein Tabubruch – in der Aktuellen Stunde zur European Business School den Hessischen Rechnungshof in einer unerträglichen Art und Weise angegriffen.

(Beifall bei der SPD – Hans-Jürgen Irmer (CDU): Das sagt der Richtige!)

Ich glaube, das gab es in diesem Hause noch nicht. Es braucht einen weder zu freuen noch zu amüsieren, wenn es kritische Bemerkungen und Feststellungen des Rechnungshofs gibt. Aber ich glaube, der Landesregierung steht es nicht zu, Vorwürfe zurückzuweisen. Der Rechnungshof hat Feststellungen getroffen.

(Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Natürlich steht ihr das zu! Sie haben keine Ahnung! – Weitere Zurufe von der CDU)

Sehen Sie, genau das ist der Geist, von dem ich spreche. Genau deswegen wollten Sie Parteipolitiker in den Rechnungshof schicken: damit sie möglicherweise kritische Stellungnahmen verhindern.

(Beifall bei der SPD – Holger Bellino (CDU): Zur Geschäftsordnung!)

Deswegen beantragen die Fraktionen der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, dass über diesen Dringlichen Entschließungsantrag nach der Mittagspause diskutiert wird.

Herr Kollege, bitte zur Geschäftsordnung.

Dann hat die Frau Ministerin Gelegenheit, sich zu entschuldigen. Das ist – um Franz Josef Jung zu zitieren – ein ungeheuerlicher Vorgang. Der Landtag muss zeitnah dar

über befinden, und deswegen stellen wir diesen Antrag. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)

Vielen Dank, Herr Kollege Rudolph. – Herr Kollege Bellino, zur Geschäftsordnung.

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bewundere die Geduld des Präsidiums. Sie lassen zu, dass hier über alles gesprochen wird. Aber ich bewundere – –

(Abg. Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD): Was? Was soll denn das?)

Herr Schäfer-Gümbel, bleiben Sie ruhig. Wenn ich rede, haben Sie den Mund zu halten. Halten Sie doch den Mund, wenn ich rede. Vorhin ging es doch noch.

(Beifall bei der CDU und der FDP – Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Unru- he)

Entschuldigen Sie bitte, wir haben uns nicht gegenseitig den Mund zu verbieten. Wir sind in einem Plenarsaal, und jeder hat das Recht, eine Rede zu halten, und es gibt auch das Recht, zuzuhören. Herr Bellino, bitte äußern Sie sich zur Geschäftsordnung.

(Fortgesetzte Zurufe von der CDU und der SPD)

Das mache ich sehr gern, wenn Thorsten Schäfer-Gümbel tatsächlich, wie Sie das hier anmahnen, ohne einen Laut zuhört. Dann kann ich auch, anders als es der Kollege Rudolph in weiten Teilen seines Redebeitrags gemacht hat, zur Geschäftsordnung sprechen.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Ich stelle fest, dass der Antrag eingegangen ist. Wir halten das Thema EBS für wichtig. Wir können heute darüber sprechen. Aber nachher werden wir erst einmal, wie es sich gehört, die Setzpunkte abhandeln, und am Ende der heutigen Plenarsitzung können wir uns gern mit diesem Thema auseinandersetzen. Wir haben vor dieser Thematik keine Angst.

(Beifall bei der CDU und bei Abgeordneten der FDP)

Vielen Dank, Herr Bellino. – Zur Geschäftsordnung, Herr Kollege Wagner, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Wir können das hier in Ruhe besprechen. Es gibt zwei Vorschläge dafür, wann wir das behandeln. Herr Kollege Bellino hat vorgeschlagen, das am Ende des heutigen Plenartags zu machen. Meine Fraktion und die Fraktion der SPD sind der Meinung, dass das etwas dringender ist.

Ich will das begründen. Wir waren uns im Hessischen Landtag bis zur letzten Sitzung einig, dass der Hessische Rechnungshof über den Parteien steht, dass er nicht in das parteipolitische Gezänk gezogen wird und dass er auch nicht in der Art und Weise kritisiert wird, wie es die Wissenschaftsministerin getan hat.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wenn der Rechnungshof nach der Debatte über Herrn Noll während des letzten Plenums von Ihnen nicht weiter in den Schmutz gezogen werden soll,

(Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Was hat das denn damit zu tun?)

müssen wir das ganz schnell, nämlich direkt nach der Mittagspause, aus dem Weg räumen. Es kann immer sein, dass sich jemand vergaloppiert. Das ist uns allen schon passiert.

(Alexander Bauer (CDU): Nein, Ihnen ist es natürlich noch nicht passiert!)

Doch, Herr Kollege Bauer, auch mir ist das schon passiert; das ist gar keine Frage. – Aber gerade wenn so etwas von einem Regierungsmitglied kommt, gehört es dazu, dass man es richtigstellt, sodass das Ansehen des Hessischen Rechnungshofs nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich will daran erinnern, dass alle Fraktionen dieses Hauses den Rechnungshof um diese Stellungnahme gebeten haben. Der Rechnungshof hat in seiner uns bekannten Unabhängigkeit die Stellungnahme abgegeben. Dann gehört es sich einfach nicht, dass sich ein Regierungsmitglied hierhin stellt und so unflätig und unanständig über die Arbeit des Rechnungshofs redet. Deshalb muss das gleich richtiggestellt werden.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Zurufe von der CDU)

Vielen Dank, Herr Kollege Wagner. – Ich bitte auch die nächsten Redner, sich zur Geschäftsordnung zu äußern.

(Zuruf des Abg. Holger Bellino (CDU))