Protocol of the Session on September 6, 2012

(Zuruf von der SPD: Was denn jetzt?)

Dies zeigt, dass er nicht der Finanzexperte ist, zu dem er sich selbst erklärt hat und für den er sich hält.

(Beifall bei der CDU und der FDP – Mathias Wag- ner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Sind Sie noch bei Herrn Hahn?)

Ich bin bei Herrn Schäfer-Gümbel.

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): S.-G.!)

Ich will Ihnen das an einigen Punkten deutlich machen. In seinem heutigen Interview führt er auf die Frage zu dem Finanzplatz Frankfurt aus, dass die SPD eine Finanzplatzstrategie habe. Dann sagt er – ich zitiere –: „Frankfurt ist der Finanzplatz Europas und des Euros. Ein starkes, solidarisches Europa stärkt auch Frankfurt.“

(Torsten Warnecke (SPD): Das ist ja richtig!)

Das ist keine neue Erkenntnis, das hat Helmut Kohl schon vor 20 Jahren gewusst. Das war der Grund, warum er die Europäische Zentralbank nach Frankfurt geholt hat.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Was das mit einer Strategie für den Finanzplatz zu tun hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

(Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das war damals der Kohl, heute haben wir den Hahn!)

In dem heutigen Interview plädiert Herr Schäfer-Gümbel dafür, dass die Deutsche Bank

(Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Vor 20 Jahren Kohl, heute Hahn!)

Herr Wagner, hören Sie doch einfach mal zu –

(Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Mache ich!)

das Investmentbanking und das Privatkundengeschäft trennen soll, zumindest bilanziell, und die beiden Geschäftszweige unter dem Dach einer Holding führen soll.

(Minister Stefan Grüttner: Weltökonom!)

Das verlangt er von der Deutschen Bank, der einzigen deutschen Bank, die international wettbewerbsfähig ist, die von den deutschen Banken am besten durch die Krise gekommen ist, und dies ohne Staatshilfe.

(Beifall bei der CDU und der FDP – Torsten Warn- ecke (SPD): Das stimmt doch gar nicht!)

Er verkennt dabei, dass das Vorhandensein von reinen Investmentbanken in den angelsächsischen Ländern ein maßgeblicher Grund für die Finanzkrise und die Auswirkungen war und ist.

(Gernot Grumbach (SPD): Das ist in Ami-Land abgeschafft!)

Sicher ist auch: Wenn der Vorschlag von Herrn SchäferGümbel realisiert wird, führt dies unweigerlich dazu, dass die Investmentsparte der Deutschen Bank nicht mehr in Frankfurt beheimatet ist, sondern in London, in Singapur oder an einem der anderen internationalen Finanzplätze.

(Torsten Warnecke (SPD): Zürich!)

Das heißt dann auch, dass allein bei der Deutschen Bank in Frankfurt Tausende von Arbeitsplätzen wegfallen und zu anderen Finanzplätzen verlagert werden.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Dann reden wir nicht nur von gut bezahlten und mit zu vielen Boni gesegneten Investmentbankern, sondern dann reden wir auch von dem „normalen“ Bankangestellten, der z. B. die Abwicklung der Geschäfte macht, die Buchungen und alles, was damit verbunden ist. Das führt unweigerlich zu einem Abbau der Arbeitsplätze.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Bei der Abgabe für Banken sind Sie heute dankenswerterweise zurückgerudert und haben die Problematik von Sparkassen und Genossenschaftsbanken deutlich gemacht, den Bankengruppen, die in der Krise wesentlich für die Finanzierung des Mittelstandes gesorgt haben. Die nun mit einer zusätzlichen Abgabe zu belasten, wie Sie es ursprünglich gefordert haben, halte ich für abenteuerlich.

Herr Schork, Sie müssen zum Schluss kommen.

Ich komme zum Schluss. – Noch zwei Bemerkungen: Die Finanztransaktionssteuer führt, wenn sie nicht vernünftig gestaltet wird – so sagen Sie heute selbst in Ihrem „FAZ“Interview –, zu einer Belastung der Kleinanleger. Dem haben Sie nicht widersprochen. Deswegen muss die Einführung einer Finanztransaktionssteuer europaweit passieren und darf nicht zulasten des Finanzplatzes Frankfurt gehen.

(Norbert Schmitt (SPD): Das ist doch anders!)

Zusammengefasst – das ist die Schlussbemerkung –: Die Vorschläge, die Herr Schäfer-Gümbel gemacht hat, sind unausgegoren, populistisch, schaden dem Finanzplatz Frankfurt und damit Hessen. Es ist gut, dass er nicht die Verantwortung in Hessen trägt, und das wird auch in Zukunft so bleiben.

(Beifall bei der CDU und der FDP)

Vielen Dank, Herr Schork. – Für die SPD spricht jetzt Herr Schäfer-Gümbel.

Herr Präsident, meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Zunächst möchte ich mich ganz herzlich bei der Christlich Demokratischen Union für die Gelegenheit bedanken, heute im Hessischen Landtag zum Thema „Finanzplatz Frankfurt“ reden zu können.

(Alexander Bauer (CDU): Dann sagen Sie auch was Nützliches!)

Ich will Sie dennoch – da mir völlig klar ist, Herr Schork, dass ich Sie mit meinen Positionen nicht überzeugen kann; das ist auch nicht die Funktion der Debatte und des Schlagabtauschs – mit ein paar Bemerkungen von Menschen konfrontieren, die sich in den letzten Tagen mit der Verantwortung des Finanzplatzes Frankfurt und auch den Perspektiven der Finanzmarktpolitik – das ist Finanzplatzpolitik – beschäftigt haben.

Ich möchte mit einem Zitat beginnen, ebenfalls aus dem „Handelsblatt“, Herr Beuth – keine Sorge, ich werde nicht nur das „Handelsblatt“ zitieren –: Die Finanzwirtschaft

habe sich „weitgehend von der Realwirtschaft abgekoppelt und ihre eigene Parallelwelt geschaffen, in der virtuelle Werte entstanden sind“,

(Norbert Schmitt (SPD): Hört, hört!)

klagt der Chef des Gase-Herstellers Linde, Wolfgang Reitzle.

Weiter: „Banken sind kein Selbstzweck. Sie müssen sich wieder mehr als Dienstleister der Realwirtschaft verstehen“, sagt BDI-Präsident Hans-Peter Keitel.

(Zurufe von der SPD)

„Aus der Finanzkrise wurde wenig bis nichts gelernt. Bei der Libor-Affäre offenbarte sich ein Kartell der Abzocker“, klagt Lutz Goebel, Präsident des Verbandes Die Familienunternehmer.

Weiter: Wir sehen derzeit eine „unheilige Allianz“ zwischen Staat und Banken. „Ich würde alles so klein machen, dass nichts mehr too big to fail ist“, sagte Nikolaus von Bomhard, Chef der Münchener Rück und Aufsichtsratsmitglied der Commerzbank.

(Zurufe von der SPD)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, gepaart wird das noch mit einigen weiteren Bemerkungen, die ich Ihnen auch nicht vorenthalten will, unter anderem von Jim Hagemann Snabe, dem Co-Chef von SAP: „Eine Trennung der Bankgeschäfte kann sinnvoll sein. Banken müssen einen echten Mehrwert liefern.“

Nicht zuletzt erklärte Jörg Asmussen: „Ich bin davon heute mehr überzeugt als je zuvor, dass wir eine scharfe Regulierung brauchen.“

(Beifall bei der SPD)

Deswegen stimme ich ausdrücklich Bundesfinanzminister Schäuble, CDU, zu, Herr Schork, der am 3. September 2012 in „Spiegel online“ erklärt hat:

Nach Ansicht des Finanzministers sind automatische Börsengeschäfte gefährlich. Um Risiko-Geschäfte einzudämmen, hat Wolfgang Schäuble noch für diesen Herbst energische Schritte bei der Regulierung des Finanzsektors angekündigt. Noch im September werde ein Gesetzentwurf zur Eindämmung des automatischen Hochfrequenzhandels vorgelegt,... „Die Handelsstrategien müssen dann offengelegt werden“,...