Protocol of the Session on February 21, 2006

Ich habe gefragt, ob sich die Landesregierung das Verhalten zu Eigen machen will, auf Berichtsanträge nur noch dann zu reagieren, wenn eine Mündliche Frage eingereicht wird, die zum Inhalt hat, wann zu einem Berichtsantrag berichtet wird.

Herr Staatsminister, Sie haben das Wort.

Nein.

Es folgt Frage 562. Frau Abg. Sorge, Sie sind noch einmal dran.

Ich frage die Landesregierung:

Wie bewertet sie die presseöffentliche Äußerung des Vizepräsidenten der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Prof. Bereiter-Hahn, dass an der Frankfurter Universität angesichts mangelnder Finanzausstattung unter Umständen ganze Fachbereiche aufgegeben werden müssen?

Herr Staatsminister Corts, Sie haben das Wort.

Frau Abg.Sorge,der Vizepräsident der Universität Frankfurt am Main,Herr Prof.Bereiter-Hahn,hat meinem Haus mitgeteilt, dass die Pressemeldung, auf die Sie Bezug nehmen, in zwei Tageszeitungen veröffentlicht wurde. In dieser Pressemitteilung ist es offensichtlich zu einer Vermischung der Begriffe Fachgebiet und Fachbereich gekommen. Ich habe mit Herrn Prof. Bereiter-Hahn in der Angelegenheit telefoniert. Außerdem hat er meinem Haus dazu berichtet.

Wir kommen zu Frage 563 des Herrn Abg. Beuth.

Ich frage die Landesregierung:

Wie beurteilt sie den Erfolg des Oberstufengymnasiums Schloss Hansenberg?

(Frank-Peter Kaufmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Was ist das für eine Frage! Endlich gibt es mal eine „sachbezogene“ Frage!)

Frau Kultusministerin Wolff, Sie haben das Wort.

Herr Kollege Beuth, nach knapp drei Jahren des Betriebs des Gymnasiums Schloss Hansenberg kann man derzeit feststellen, dass diese Schule überaus erfolgreich ist.

(Frank-Peter Kaufmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Haben Sie etwas anderes als Antwort erwartet?)

Die im Folgenden dafür angeführten Indizien beziehen sich vor allem auf pädagogische Aspekte. Der als Ziel formulierte ganzheitliche Ansatz der pädagogischen Arbeit wird an der Oberstufenschule umgesetzt. Aufgrund des

Modells und der leistungsbezogenen Auswahlkriterien ist davon auszugehen, dass im Schloss Hansenberg im Moment die leistungsstärkste gymnasiale Oberstufe Deutschlands beheimatet ist.

Der Schulalltag ist von vielen didaktischen und methodischen Experimenten gekennzeichnet. Dabei werden neue Verfahren des Lehrens und des Lernens realisiert. Als Beispiel dafür möchte ich das Modell des Studientags und die eigenen Curricula für Präsentationen erwähnen. Diese Modelle geben wertvolle Anregungen für die Weiterentwicklung der didaktischen und methodischen Arbeit an allen anderen Schulen des Landes.

Innerhalb der Schule ist ein Netzwerk für Kreativität entstanden. Denn die sehr gut motivierten Schülerinnen und Schüler spornen sich gegenseitig stark an.

Das zeigt sich in den weiterhin vorhandenen sehr guten Leistungen und den entsprechenden Noten, die die Schüler haben. Außerdem entfalten sich an dieser Schule musische Talente in außergewöhnlicher Art. Daneben gab es Erfolge bei Wettbewerben. Die Schüler wurden z. B. Europameister in dem Wettbewerb „business@school“. In verschiedenen naturwissenschaftlichen Olympiaden wurden die zweite und die dritte Runde erreicht. Es kam zu der Teilnahme am Projekt „Jugend und Wirtschaft“ der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. An der Schule gibt es Preisträger in Literaturwettbewerben und manch anderes mehr.

Durch die Gestaltung der Arbeit im Unterricht und durch das Leben in Wohngemeinschaften in dem Internat erlangen die Schülerinnen und Schüler eine überdurchschnittlich hohe soziale Kompetenz. Dies wird durch die Erziehungsprogramme gefördert, die die Schule und das Internat haben. Dabei wird zu Selbstständigkeit, selbst verantwortetem Handeln und der Übernahme sozialer Mitverantwortung angeleitet.

Auch die Zusammenarbeit mit den Partnern aus der Wirtschaft ist ein Erfolgsmodell. Für die Schülerinnen und Schüler zahlt sich das insofern aus, als sich die Partner aus der Wirtschaft mit zahlreichen Vorträgen, Seminaren und Workshops am Erfolg der Schule beteiligen.

Die Schule Schloss Hansenberg hat deswegen eine sehr große überregionale Aufmerksamkeit erfahren. Das dokumentiert sich auch darin, dass es zahlreiche Besuchergruppen, auch aus dem Ausland, gibt, die sich an dieser Schule über neue Formen des Lehrens und Lernens informieren.

Herrn Abg. Riege stellt eine Zusatzfrage.

Frau Ministerin, können Sie Angaben darüber machen, was dieser Erfolg pro Schüler kostet; und können Sie im Vergleich dazu sagen, was an öffentlichen Schulen pro Schüler ausgegeben wird?

Frau Staatsministerin, Sie haben das Wort.

Herr Kollege Riege, Ihre Fragen entsprechen den Änderungsanträgen, die Ihre Fraktion im Verlauf der Haushaltsberatungen gestellt haben. Das Gymnasium Schloss Hansenberg ist eine öffentliche Schule, der das Land Lehrkräfte zuweist. Darüber hinaus hat die Schule, die sich in der Trägerschaft des Landes Hessen befindet, die Möglichkeit, Kooperationen mit privaten Partnern einzugehen. Deren Investitionen sind dann allerdings besonderer Art.

Frau Kollegin Hölldobler-Heumüller stellt eine Zusatzfrage.

Frau Ministerin Wolff, ich frage Sie: Welche pädagogischen Methoden und welche pädagogischen Maßnahmen, die in der Schule Schloss Hansenberg erfolgreich erprobt wurden, wollen Sie auf das gesamte Schulsystem übertragen?

Frau Staatsministerin Wolff, Sie haben das Wort.

Frau Kollegin Hölldobler-Heumüller,ich glaube,dass dort in sehr großem Maße selbst verantwortetes und selbstständiges Lernen geübt wird. Dort bewährt sich selbstständiges Handeln und Lernen. Dort sind Formen des fächerübergreifenden Lernens gefunden worden. Das geschah im Rahmen der Projektarbeit. So ist etwa auch der Beitrag außerordentlich sinnvoll, der im Zusammenhang mit den internationalen Betriebspraktika dort erbracht wurde.

Das Lernen in Projekten, das dort stattfindet, kann in anderer Form auch von anderen Schulen in Teilen oder auch in Gänze übernommen werden.

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die beiden Fragen wurden nicht beantwortet!)

Herr Kollege Beuth, wir kommen damit zu Frage 564.

Frau Ministerin, ich bin von dem beeindruckt, was Sie gerade eben vorgetragen haben.

(Zurufe von dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh! – Lachen des Abg. Reinhard Kahl (SPD))

Ja, das ist so. – Nach den Antworten, die auf die Nachfragen der Mitglieder der SPD-Fraktion und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gestellt wurden, ist jetzt wenigstens der Inhalt meiner zweiten Frage unstrittig. Ich frage die Landesregierung:

Wie beurteilt sie den Versuch der Opposition, dem Oberstufengymnasium Schloss Hansenberg die Unterstützung des Landes zu versagen?

Frau Ministerin Wolff, Sie haben das Wort.

Herr Kollege Beuth, ich verzichte darauf, in diesem Zusammenhang erneut darzustellen, welchen Wert die dort geleistete pädagogische Arbeit hat und welche Erfolge mittlerweile die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Schloss Hansenberg erringen konnten. Ich habe das soeben geschildert und bin dabei auch auf die Erfolge eingegangen, die in den Wettbewerben erzielt werden konnten.

Es ist außerordentlich weit durchgedrungen, dass es an dieser Schule ein großes innovatives Potenzial gibt. Das wird inzwischen republikweit diskutiert und beäugt. Deswegen wird in der Öffentlichkeit weitgehend mit großem Unverständnis darauf reagiert, dass die Mitglieder der Opposition der Auffassung sind, die im Haushalt für das Gymnasium Schloss Hansenberg vorgesehenen Mittel sollten als Steinbruch im Landeshaushalt für andere Dinge dienen.

Das wirkt sich in der Öffentlichkeit aber nicht mehr aus. Denn die Bewerberlage für das Gymnasium Schloss Hansenberg ist wie folgt: Im vergangenen Jahr gab es Interessensbekundungen von Eltern und Schülerinnen und Schülern in einem Umfang von rund 1.000 Bewerbungen.

Davon erfüllten 260 die Grundvoraussetzungen. Aus dieser Zahl konnten die künftigen Hansenbergschüler ausgewählt werden. Die Schule ist von außerordentlicher Leistungsfähigkeit und wird im Sommer den ersten Abiturientenjahrgang entlassen. Insofern halte ich diesen Erfolg eher für irreversibel.Jede Opposition,die diese Haushaltstitel heute als Steinbruch benutzen will, wird morgen damit konfrontiert sein,bundesweit Unverständnis auszulösen

(Armin Klein (Wiesbaden) (CDU): Und übermorgen!)

und übermorgen, Sie haben völlig Recht –, wenn diese Schule beendet werden sollte.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Zusatzfrage, Herr Kollege Wagner (Taunus).

Frau Ministerin,halten Sie es angesichts der Probleme,die wir an vielen Schulen in Hessen haben, nicht für unverhältnismäßig, so viele Landesmittel für nur eine Schule und einen doch relativ geringen Anteil an Schülerinnen und Schülern auszugeben?

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Armin Klein (Wiesbaden) (CDU): Sie haben nichts verstanden! – Ruth Wagner (Darmstadt) (FDP): Genau, null!)

Frau Staatsministerin Wolff.

Herr Kollege Wagner, aus dem, was Sie jetzt fragen, muss ich leider den Schluss ziehen, dass Sie sich mit den Hansenbergern bisher noch nicht auf Augenhöhe auseinander gesetzt haben