Protocol of the Session on May 7, 2003

und greifen nicht tatsächlich in den Arbeitsmarkt ein, machen Sie keine flexibleren Bündnisse möglich. – Herr AlWazir, ich vertrete hier die Hessische Landesregierung, und ich mache sehr deutlich, dass die Union ein klares Konzept vorgelegt hat.

(Lachen des Abg. Dr.Andreas Jürgens (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Wir haben die ganze Zeit keine Weigerung betrieben,sondern zu den Kompromissen mit beigetragen.

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der Andreas Storm ist da klüger!)

Meine Damen und Herren, Hessen wird an dieser Stelle Impulsgeber bleiben. Wir werden weiterhin Vorschläge vorlegen, um zu einer Abkehr vom Lohnersatz zu kommen, hin zu Lohnergänzungen und dazu, Menschen in Arbeit zu halten. Denn das ist tatsächlich sozial. Wir wollen

Menschen in Arbeit bringen und das dann auch mit Wachstum untermauern. Nur dadurch können wir auch tatsächlich neue Arbeitsplätze generieren und haben die Chance, von der Zahl von 4,5 Millionen Arbeitslosen endlich wieder herunterzukommen – wenn Sie das Problem der Senkung der Lohnnebenkosten angehen und einen flexibleren Arbeitsmarkt aufbauen.

(Beifall bei der CDU)

Nach der Rede der Ministerin sind den Fraktionen weitere Redezeiten zugewachsen. Für die SPD hat Herr Schaub das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Auftritte waren so armselig wie der Antrag betreffend konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, der eben noch hereinkam.

(Zurufe von der CDU: Oh! – Dr. Franz Josef Jung (Rheingau) (CDU): Frau Ypsilanti!)

Das einzig Konkrete ist die Überschrift, es steht aber kein einziger konkreter Vorschlag darin.

(Uwe Brückmann (CDU): Lesen Sie ihn mal genau durch, Sie brauchen eine Brille!)

Die letzten Tage haben gezeigt, dass Sie versucht haben, sich im Windschatten der SPD-Diskussion aufzuhalten. Wer sich zu lange im Windschatten aufhält, der bleibt blass, der kriegt keine Sonne ab, Herr Kollege Brückmann.

(Beifall bei der SPD – Uwe Brückmann (CDU): Sie sind Negativweltmeister, Herr Schaub!)

Wenn Sie eben zum wiederholten Mal deutlich gesagt haben, der Rentenbeitrag solle steigen, dann sage ich Ihnen, bei Kohl war der über 20 %. Welche Ruinen hat der Oggersheimer uns hinterlassen? Das darf man an dieser Stelle nicht vergessen.

(Beifall bei der SPD – Michael Boddenberg (CDU): Aus dem letzten Jahrhundert! – Weitere Zurufe von der CDU)

An der Stelle muss man auch darauf hinweisen, dass das Wachstum in der Kohl-Zeit immer wieder unter dem EUDurchschnitt lag. Doch so weit brauchen wir gar nicht zu gucken. Wir müssen nur nach Hessen gucken und sehr deutlich auf das hinweisen, von dem Sie versucht haben abzulenken. Koch und die Regierung Koch haben uns in den letzten vier Jahren wirtschaftlich absolut ins Mittelmaß geführt.

(Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU)

Zusätzlich – das ist das Bedauerliche – haben sie nur an zwei Punkten Spitze bewiesen.

(Zurufe von der CDU)

Nur in zwei Punkten ist die Koch-Regierung Spitze: Der eine ist beim Schuldenmachen, und der Zweite ist im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit.

(Beifall bei der SPD)

Deshalb will ich Ihnen sehr deutlich sagen:Wenn Sie permanent versuchen, auf unsere Diskussionen einzugehen

und angebliche Flügelkämpfe zu konstruieren,die als Flügel so gar nicht vorhanden sind,

(Dr. Franz Josef Jung (Rheingau) (CDU): Sondern?)

ist natürlich klar, dass eine solche demokratische Streitkultur für Sie ungewöhnlich und neu ist.

(Volker Hoff (CDU): Demokratische Streitkultur? Sie können mir doch kein Y für ein U vormachen!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, Geheimbünde eignen sich zwar für schwarze Kassen, aber nicht zur Lösung gesellschaftlicher Probleme.

(Beifall bei der SPD)

Deshalb werden wir die Diskussion sehr offen führen. Auch dies ist übrigens ein Unterschied zur CDU, bei der Frau Merkel permanent am Rednerpult steht und hinter sich guckt, ob nicht Herr Koch mit dem gezückten Messer hinter ihr steht.Wir führen diese Diskussion offen

(Zurufe von der CDU: Oh! – Karlheinz Weimar (CDU): Dolchstoßlegende!)

und werden demokratisch am 1. Juni zu Konsensentscheidungen kommen. Konsens innerhalb der eigenen Partei und ein gerader Weg sind das eine.Aber ich sage auch:Mit Ihnen Konsens anzustreben fällt mir angesichts der Debatte, die ich heute Morgen gehört habe, absolut schwer.

(Dr. Rolf Müller (Gelnhausen) (CDU): Das beruht auf Gegenseitigkeit!)

Sie haben ein anderes Politikmodell. Sie haben einen anderen gesellschaftlichen Entwurf.An dieser Stelle will ich gar nicht versuchen, mit Ihnen Konsens anzustreben, sondern will klarmachen:

(Uwe Brückmann (CDU): Herr Schaub, kommen Sie jetzt noch einmal mit dem Dolchstoß?)

Wir werden dafür streiten, das Solidarprinzip und die Tarifhoheit zu erhalten.

(Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU)

Herr Schaub, bitte eine Sekunde. – Meine Herren von der Regierungsfraktion, wenn sich der Chor ein wenig leiser einstimmt, dann kann man den Redner besser hören. Ich bitte um Beachtung.

(Karlheinz Weimar (CDU): Schwer! – Uwe Brückmann (CDU): Man muss es doch auch verstehen!)

Kollege Brückmann muss natürlich seine Stimme eher schonen, um im LWV-Chor dann entsprechend laut rufen zu können.Aber da habe ich nach heute Morgen Sorge,da das Eins-und-eins-Zusammenzählen nicht so ganz geklappt hat.

(Uwe Brückmann (CDU): Das übertreffen Sie noch einmal! – Volker Hoff (CDU): Ihr steht hinter dem Kanzler!)

Wir werden weiter für Tarifhoheit und Arbeitnehmerrechte streiten. Wenn Ihre Vorschläge zu diesem Punkt durchkommen, heißt das, dass für 80 % der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Kündigungsschutz wegfällt.

Das, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, wollen wir nicht.

(Beifall bei der SPD)

Wenn die Frau Ministerin über Jugendarbeitslosigkeit spricht und gleichzeitig zu verantworten hat, dass gerade Programme gegen Arbeitslosigkeit und Jugendarbeitslosigkeit in den letzten vier Jahren zurückgeführt wurden, so ist das ein untauglicher Versuch, uns Ratschläge zu geben.

(Beifall bei der SPD)

Wir stehen zu allen vier Punkten unseres Antrags – im Übrigen alle Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, auch die nordhessischen –, weil wir der Auffassung sind, die Agenda ist der Schritt in die richtige Richtung. Die Agenda ist der Schritt, der unternommen werden muss, damit 16 Jahre Ruinen aus der Kohl-Zeit endlich aufbereitet werden.

(Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU: Oh! – Volker Hoff (CDU):Was ging es diesem Land noch so gut, als Helmut Kohl im Amt war!)

Für die FDP-Fraktion hat der Vorsitzende das Wort. Herr Hahn, bitte.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Wenn man die Redebeiträge der Sozialdemokraten und des Kollegen Al-Wazir hört, dann bekommt man den Eindruck, dass der Kanzler dieser Republik am 14. März einen Fehler gemacht hat. Was ist eigentlich geschehen? Der Bundeskanzler hat mit einem sehr großen Medienaufgebot vorneweg am 14. März eine Rede gehalten,die in Ihren eigenen Blättern tituliert worden ist:„Ein Ruck muss durch das Land gehen.“

(Volker Hoff (CDU): Ruckelrede!)