damit die Vereine merken, dass sie nicht einfach zu Hause sitzen bleiben und warten können,dass die Kinder aus der Schule kommen.
Wir sprechen uns sehr deutlich für die Öffnung der Schulen nach außen aus,mit Einbindung der umliegenden Einrichtungen. Es hat überhaupt keinen Sinn, Ganztagsschulen gegen Proteste der Kirchen, der Vereine und der Jugendverbände einzurichten, die alle sagen: Das könnt ihr nicht machen, ihr nehmt uns die Kinder weg.
Wenn der Weg dahin geht, dann nützt uns das gar nichts. Das steigert nicht die Akzeptanz. Vereine, Verbände und Kirchen sind ein wichtiger Partner zum Gelingen eines ausgewogenen und abwechslungsreichen Bildungsangebotes in der Ganztagsschule. Das betrifft nicht nur die Vereine, das betrifft auch alle anderen Jugendangebote. Die Philosophie muss sich ändern.Es kann nicht sein,dass zehn Mütter am Nachmittag zehn Kinder zu einem Schwimmtraining fahren, sondern es muss umgekehrt sein: Ein Auto holt zehn Kinder an der Schule ab, fährt sie zum Schwimmen und nachher wieder zurück zur Schule. Das wäre eine Organisationsform, in der sich Vereine und Verbände in der Schule wiederfinden würden und nicht ausgegrenzt werden.
Die Angebote für Jugendliche müssen dahin, wo die Jungendlichen sind, nämlich in die Schule. Der Weg, die Schulen zu Lern- und Lebensorten zu machen, ist begonnen worden. Er muss fortgesetzt werden, aber mit Verstand und Augenmaß. Das kann nicht im Hauruckverfahren gehen, und das kann von der Politik auch nicht verordnet werden. – Vielen Dank.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Neben der Unterrichtsgarantie und der Qualitätsgarantie ist das Ganztagsschulprogramm des Landes der dritte große bil
Schauen wir uns an, was versprochen wurde und was Realität in unserem Lande ist. Versprochen war mit der Unterrichtsgarantie plus, dass Unterricht stattfindet. Was stattfindet, ist bestenfalls Betreuung an unseren Schulen. Versprochen war eine Qualitätsgarantie. Versprochen war, Hessen zum Bildungsland Nummer eins zu machen.
Die Wirklichkeit in unserem Lande ist, dass vom Bildungsland Nummer eins leider bei Weitem überhaupt keine Rede sein kann.
In allen nationalen Vergleichsstudien ist Hessen bestenfalls im Mittelfeld, meistens im unteren Drittel.Von Qualitätsgarantie kann wirklich keine Rede sein.
Schauen wir uns das Ganztagsschulprogramm des Landes an. Was ist versprochen? Ganztagsangebote, Ganztagsschulen sind den Eltern, den Schülerinnen und Schülern versprochen worden. Die Realität in Hessen ist: Wo für Frau Wolff „Ganztagsschule“ draufsteht,ist ausschließlich pädagogische Mittagsbetreuung drin, aber das ist zu wenig.
Schülerinnen und Schüler und Eltern in Hessen brauchen echte Ganztagsschulen,und das,Frau Kollegin Kölsch,auf freiwilliger Basis. Da besteht doch gar kein Streit in diesem Haus. Aber, Frau Kölsch, Freiwilligkeit bedeutet auch, dass die Schülerinnen und Schüler und die Eltern, die eine offene Ganztagsschule wollen oder die vielleicht auch eine gebundene Ganztagsschule wollen, sich dafür freiwillig entscheiden können.
Eine Entscheidung setzt aber voraus, dass es ein Angebot an pädagogischer Mittagsbetreuung, offene Ganztagsangebote, aber auch gebundene Ganztagsangebote gibt. Aber genau daran mangelt es in unserem Bundesland, und genau das ist der strukturelle Fehler des Ganztagsschulprogramms dieser Landesregierung.
Da tröstet es wenig, dass die pädagogische Mittagsbetreuung, die sicherlich Wichtiges leistet und wo viel gute Arbeit in unserem Land gemacht wird, laut Beschluss und Definition der Kultusministerkonferenz auch eine Ganztagsschule ist. Das mag die Kultusministerkonferenz beruhigen. Das mag Statistiken schön aussehen lassen, was wir für ein Angebot an angeblichen Ganztagsschulen in unserem Land haben. Aber mit der Lebenswirklichkeit und dem Bedarf von Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern hat das absolut nichts zu tun.
Wir brauchen echte Ganztagsschulen in offener oder gebundener Form, wenn das die Schulgemeinde will, damit wir Schülerinnen und Schüler endlich besser individuell fördern können,damit wir endlich mehr Zeit an den Schulen haben, auf die Stärken und die Schwächen der Schülerinnen und Schüler einzugehen,damit die Schulen endlich die Möglichkeit bekommen,von dem starren 45-MinutenTakt wegzukommen und eine andere Verteilung des Unterrichts zu praktizieren, Lernphasen und Erholungsphasen besser abwechseln zu können und dadurch einen wesentlichen Schritt zu einem höheren Lernerfolg zu erreichen. Deshalb brauchen wir auch mehr offene und gebundene Ganztagsschulen in unserem Land.
Wir brauchen einen Ausbau des Ganztagsschulangebotes auch und nicht ausschließlich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Beides gehört zusammen. Ganztagsschulen leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Bildungsqualität in unserem Land, zur besseren Förderung von Schülerinnen und Schülern, und sie erleichtern Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier sollte kein Gegensatz produziert werden, sondern man sollte feststellen, dass Ganztagsschulen beides leisten und dass wir sie deshalb besser und mehr fördern sollten in unserem Land.
Aber diese beiden Ziele erreichen wir eben nur mit echten Ganztagsschulen, die diesen Namen auch verdienen. Das kann man mit der pädagogischen Mittagsbetreuung nicht leisten, wie sie an unseren Schulen seitens der Ministerin seit Jahren ausschließlich gefördert wird.Das leisten Sie nicht. Sie leisten lediglich einen wichtigen Beitrag dazu, dass Schülerinnen und Schüler ein Mittagessen bekommen und dass sie bei den Hausaufgaben betreut und unterstützt werden. In dieser Hinsicht wird an unseren Schulen sehr viel Gutes geleistet. Aber das hat mit dem pädagogischen Konzept der Ganztagsschule sowie mit einem pädagogischen Schritt nach vorn für unsere Schulen leider nichts zu tun.
Frau Ministerin und liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, deshalb ist es falsch, sich ausschließlich auf die pädagogische Mittagsbetreuung festzulegen, wie Sie das in den vergangenen Jahren gemacht haben. Frau Kölsch sprach von „bedarfsgerecht“ und hat dieses Stichwort immer wieder erwähnt. Dazu möchte ich sagen: Wir brauchen in unserem Lande ein bedarfsgerechtes Angebot. Frau Kollegin Kölsch, aber bedarfsgerecht würde bedeuten, dass die vielen Schulen in unserem Lande, die schon heute offene oder gebundene Ganztagsschulen werden wollen, dieses bedarfsgerechte Angebot, wofür es nachweislich vor Ort Bedarf gibt, auch tatsächlich leisten dürfen. Das verweigern Sie diesen Schulen, und ich frage Sie: Warum machen Sie das eigentlich?
Wenn die Schulen vor Ort ein Angebot unterbreiten wollen, indem sie vielleicht sagten: „Wir bieten einen Zug mit gebundenem Ganztagsangebot an; in Bezug auf die anderen Züge an dieser Schule bieten wir ein offenes Ganztagsangebot oder eine pädagogische Mittagsbetreuung an“, Frau Kollegin Kölsch, wenn es diese differenzierten Konzepte gibt,dann frage ich Sie:Warum dürfen die Schulen diese nicht einfach umsetzen? Diese einfache Frage müssten Sie einmal beantworten.
Sie haben sich für etwas anderes entschieden, nämlich für die ausschließliche Förderung der pädagogischen Mittagsbetreuung. Sie haben das aus zwei Gründen getan. Der erste Grund ist: Die große Zahl von teilnehmenden Schulen war Ihnen wichtiger als die qualitative Weiterentwicklung des Ganztagsangebots.Wenn man nur die pädagogische Mittagsbetreuung fördert, was die billigste Form eines Ganztagsangebots ist, dann wird klar, dass man sehr schnell auf eine sehr große Anzahl von teilnehmenden Schulen kommt. Ob das aber auch wirklich das Richtige ist und ob das Geld im Endeffekt optimal eingesetzt wird, dahinter muss man wirklich große Fragezeichen machen.
Frau Ministerin, da war Ihnen Quantität wichtiger als Qualität. Es gilt beim Ganztagsschulprogramm des Landes einmal mehr: Bei der realen Umsetzung gibt es mehr Schein als Sein.
Frau Kollegin Kölsch, der zweite Grund, weshalb Sie sich mit offenen, gebundenen oder bedarfsgerechten Ganztagsangeboten auf freiwilliger Basis schwertun, ist, dass Sie bei diesem Thema eine ideologische Blockade haben. Frau Kollegin Habermann hat vorhin den Präsidenten in seiner damaligen Funktion als schulpolitischer Sprecher zitiert, und hier zeigt sich der eigentliche Grund für Ihre Haltung; denn über Jahre hinweg haben Sie in diesem Landtag erzählt, Ganztagsschulen seien der Niedergang des Abendlandes.
Wenn die SPD oder BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die Ganztagsschule gefordert haben, dann haben Sie immer gesagt, das ginge auf keinen Fall, da kam der Vorwurf des Sozialismus, und Sie sagten immer wieder: Das ist mit uns nicht zu machen. – Wenn man solche Scheuklappen hat, dann kann es natürlich nicht verwundern, dass es mit der Förderung von Ganztagsschulen in unserem Lande nicht vorangeht.
Sie haben ganze acht Jahre lang gebraucht, um zu erkennen, dass das, was Sie der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN über Jahre hinweg vorgeworfen haben, falsch gewesen ist. Sie sind nach acht Jahren endlich da angekommen, zu sagen – –
Sehr schön, das begrüße ich ausdrücklich. – Sie haben acht Jahre lang gebraucht, um wahrzunehmen, dass die Idee der Ganztagsschule keine ganz falsche Idee sein könnte.
Sie haben dafür acht Jahre lang gebraucht, und nun soll es weitere acht Jahre lang dauern, bis zum Jahre 2015, bis Sie auf diesem Wege nennenswerte Schritte tun werden.
Wir können uns dieses Tempo im Interesse der Schülerinnen und Schüler nicht leisten, meine Damen und Herren.