Protocol of the Session on November 8, 2018

Das meint jetzt nicht als Alleinstellungsmerkmal, dass wir nur in Badeseen gehen, sondern als Baustein, als Modul im Rahmen der Schwimmausbildung.

(Glocke)

Das bringt uns auch dazu, dass die Seen, wofür sind sie sonst da, auch entsprechend genutzt werden. Dabei geht es uns nicht darum, Sportlehrer mit 20 Schülern zum Badesee zu schicken. Das genügt nicht der Aufsichtspflicht, –

(Glocke)

das entspricht nicht dem Sicherheitsdenken – ich bin gleich fertig –, dem Sicherheitsverständnis, das ist auch pädagogisch unzuverlässig. Was wir brauchen, ist eine Kooperation mit Schule. Schule im Ganztag stellen wir uns dabei vor, eine Kooperation mit der DLRG, mit den Schwimmvereinen, mit den Eltern, mit privaten Förderern und in diesem Netzwerk ist es möglich, auch die Badeseen im Nachmittagsbereich für alle besser zu nutzen, Naturerfahrung zu gewähren und insbesondere auch die persönliche –

(Glocke)

Risikobereitschaft für die Badeseen und die Sicherheit für die einzelnen Kinder und Jugendlichen erheblich zu erhöhen.

(Beifall FDP)

Kein Programm „Kids in die Seen“, aber nutzen wir die Seen besser und statten wir den Nachmittag durch eine kompaktere Ausbildung aus, nicht nur mit einer Stunde in der Woche, und zusätzlich durch ein Ferienprogramm. Ich glaube, dann werden wir einen größeren Zulauf auch bei Kindern und Jugendlichen haben und mehr Sicherheit im Bereich Schwimmen und Wassergewöhnung. – Danke schön!

(Beifall FDP)

Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Tuncel.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Auch die Kolleginnen und Kollegen von der Fraktion der FDP machen sich Gedanken über die Verbesserung der Schwimmfähigkeit unserer Schülerinnen und Schüler.

(Abgeordneter Dr. vom Bruch [CDU]: Allerdings er- folglos!)

Sie machen einen Vorschlag, der auf den ersten Blick einen gewissen Charme hat. Offene Gewässer gehören in Bremen und im Umland zur natürlichen Umgebung. An den Badeseen gehen viele Schülerinnen und Schüler schwimmen. Das ist nicht ungefährlich, wie die Badeunfälle in diesem Sommer erneut gezeigt haben. Warum sollte man das Schwimmen in Badeseen nicht im Rahmen des Schwimmunterrichts trainieren?

Auf den zweiten Blick zeigt sich aber, dass der Antrag der Fraktion der FDP nicht durchdacht ist. Führen wir uns einmal die heutige Organisation des Schwimmunterrichts vor Augen. Der Unterricht wird in der dritten Klasse erteilt. Es wird geprüft, ihn in die zweite Klasse zu verlegen. Vor Beginn des Schwimmunterrichts kann eine größere Zahl der Grundschulkinder nicht schwimmen. Nach Abschluss des Schwimmunterrichts können sich immerhin dreiviertel der Schülerinnen und Schüler über Wasser halten. Sicher schwimmen können viele von ihnen aber immer noch nicht.

Mit diesen Kindern sollen nun Lehrerinnen und Lehrer an den Badesee fahren und dort das Schwimmen unter erschwerten Bedingungen trainieren. Wenn Sie sich das einmal konkret vorstellen, dann erkennen Sie sofort, dass es hier große organisatorische und sicherheitsrelevante Probleme gibt, lieber Kollege. Das fängt bei simplen Sachen wie dem Wetter an. Wenn es kalt ist und regnet, fällt der Badeseeunterricht schon einmal aus. Das geht also nur zu günstigen Gelegenheiten, die für die Unterrichtsplanung schwer vorherzusehen sind.

Dann geht es weiter mit Umkleidekabinen, Toiletten und Duschen. Nicht alle Kinder ziehen sich bedenkenlos auf der Liegewiese um. Es setzt sich fort mit der Wassergewöhnung, manche Kinder werden ins Wasser springen und gleich einmal schauen, wie weit sie kommen, andere werden sich vor der undurchsichtigen Wasserfläche fürchten oder ekeln oder es ist ihnen zu kalt, sie gehen also nicht hinein. Stellen Sie sich diese Situation einmal für die aufsichtführende Lehrerin oder den aufsichtführenden Lehrer vor, die 25 Kinder anzuleiten und auch abzusichern haben.

Das ist ein Albtraum, meine Damen und Herren! Das ist unglaublich, sehr geehrter Herr Kollege Zenner. Ich glaube, Sie waren zwei Jahre lang Präsident des Landessportbundes und die Fraktion der FDP hatte am Dienstag einen Antrag zur Kultur eingebracht. Man hat gesagt, dass Sie da nicht oft auftauchen, aber ich hätte von einem Sportexperten, was Schwimmen angeht, schon einen anderen Antrag erwartet.

(Beifall DIE LINKE – Abgeordneter Dr. vom Bruch [CDU]: Kann man so formulieren!)

Wenn es um Schwimmunterricht geht, dann benötigen Nichtschwimmer den Beckenrand oder eine Leine zum Festhalten. Das gibt es auch nicht am

Badesee. Die Schwimmlehrerin, der Schwimmlehrer müssen neben den Schülerinnen und Schülern hergehen können, machen Sie das mal auf einem unebenen Untergrund. Richtiger Schwimmunterricht entfällt also. Schließlich wird es unwahrscheinlich schwer werden, in so einer Situation den Überblick zu behalten, um der Aufsichtspflicht Genüge zu tun. Eigentlich müssten die Lehrerinnen und Lehrer ständig in Angst leben, dass eines dieser Kinder gerade untergegangen ist, was sie aber aufgrund des trüben Wassers gar nicht wahrnehmen können. Aus diesen praktischen Gründen kann der Vorschlag der Fraktion der FDP nicht funktionieren, meine Damen und Herren!

(Beifall DIE LINKE)

Es ist alleine aus Gründen der Aufsichtspflicht völlig ausgeschlossen, dass zwei Aufsichtspersonen eine ganze Klasse von Grundschulkindern am Badesee sichern und im Auge behalten können, ganz zu schweigen davon, ob unter solchen Bedingungen gezielter Schwimmunterricht möglich sein wird. Denkbar wäre, dass man in der Mittelstufe mit Schülerinnen und Schülern, die bereits mindestens das Bronzeabzeichen haben, im Rahmen eines Ausflugs auch einmal einen Badesee aufsucht. Das könnte Sinn machen. Darüber kann man vielleicht weiter nachdenken.

Aber die Idee, die Badeseen im Rahmen des Schwimmunterrichts an den Grundschulen zu integrieren, ist leider aus unserer Sicht undurchführbar und nicht zu verantworten, meine Damen und Herren!

(Beifall DIE LINKE)

Herr Kollege Zenner, Sie haben ein Netzwerk erwähnt. Ich glaube, wenn Sie mit diesem Netzwerk, das Sie in Ihrem Antrag erwähnen, gesprochen hätten, mit den Leuten, dann hätten die sofort gesagt: Herr Zenner, das ist nicht möglich, das können wir nicht leisten und das ist nicht realisierbar. Das haben Sie aber, glaube ich, nicht gemacht. Deshalb ist aus meiner Sicht der Antrag beinahe fahrlässig, meine Damen und Herren!

(Beifall DIE LINKE, Bündnis 90/Die Grünen)

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Fraktion der FDP, deshalb rate ich Ihnen, ziehen Sie diesen Antrag zurück. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

(Beifall DIE LINKE, SPD, Bündnis 90/Die Grünen)

Als nächste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Rosenkötter.

Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich war sehr im Zweifel, als ich diesen Antrag bekommen habe, ob er wirklich ernst gemeint ist.

(Beifall SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE)

Dass er ernst gemeint ist, habe ich jetzt in dem Beitrag vom Herrn Kollegen Zenner noch einmal deutlich herausgehört. Er reflektiert ja auf das Schulschwimmen, und so ist es auch im Antrag benannt, im Rahmen der schulischen Schwimmausbildung. Dort steht und Sie schreiben das in der Lyrik zu dem Antrag, die Nutzung von Badeseen erfolgt ohne begrenzte Wasserflächen. Ja, das stimmt. Genau das ist doch eigentlich auch ein Problem. Ich brauche das alles nicht zu wiederholen, was der Kollege Tuncel hier schon vorgetragen hat. Schule als staatliche Einrichtung zu veranlassen, ein, ich will das einmal vorsichtig ausdrücken, deutlich gefahrgeneigtes Angebot durchzuführen, ist einfach unsolide.

(Beifall SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE)

Wir alle wollen, dass Kinder und Jugendliche, dass alle Bürgerinnen und Bürger in Bremen und Bremerhaven schwimmen lernen, dass sie sich sicher im Wasser bewegen können. Das zu erlernen in trüben Gewässern und mit einer Fließgeschwindigkeit zum Beispiel bei Flüssen, die wir nicht immer kennen und die sich auch ändert, sind Gefahren, die wir ganz einfach nicht einschätzen können. Das sind übrigens auch Aussagendes Präsidenten der DRLG in Bremen, der sagt, ich würde nicht einmal als guter Schwimmer ohne Weiteres in die Weser oder in die Lesum oder in manche andere Flüsse gehen. Wir alle wissen, dass die Tidenrallye – und die Menschen sind immerhin mit dem Kanu unterwegs –, gelegentlich gestoppt werden muss, weil die Fließgeschwindigkeiten ein gefahrloses Sporttreiben auf diesen Flüssen nicht zulassen. Also kurz und gut: Ich glaube, dieser Antrag ist wirklich ein Antrag in eine vollkommen falsche Richtung, und er bringt mehr Gefahren, als dass er uns Abhilfe schafft.

(Beifall SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE)

Ich finde es auch, ehrlich gesagt, in Ihrem zweiten Punkt, nicht in Ordnung, die Verantwortung auf Kooperationspartner zu schieben, nämlich auf LSB, auf DRLG, auf die Schwimmvereine. Das ist eine Verantwortung, die Menschen, wie Übungsleiter tragen, die unseren Kindern Schwimmen beibringen. Soweit ich weiß, sind Schulen, Kindergärten und staatliche Einrichtungen bei der Unfallkasse Bremen versichert, wenn dennoch etwas passieren sollte. Ich weiß nicht, ob Sie mit denen gesprochen haben, ob diese sich dieser Zielrichtung des Schulschwimmens in offenen Gewässern oder in Flüssen und Seen in Bremen nähern würde.

Sie haben ja dann noch einmal dieses vor 100 Jahren – –. Ja, ganz so alt bin ich ja nicht,

(Heiterkeit SPD)

aber ich habe auch das Schwimmen in einem Fluss gelernt. Ja, immer wieder und mit einer Begrenzung, wo man sich festhalten konnte, wenn man nicht mehr konnte. Allerdings möchte ich, glaube ich, auch einfach sagen, wir wissen nicht, wie viele Badeunfälle es vor 100 oder noch vor 50 Jahren gegeben hat. Wir wissen, dass es in diesem Jahr, trauriger Weise, eine Reihe von Badeunfällen gegeben hat. Was aber auch damals passiert ist, vor vielleicht 20, 30, 40 Jahren, das wissen wir nicht.

Um es ganz klar und deutlich zu sagen, Herr Zenner, ich bin ja auch für praktische und pragmatische Vorschläge, aber dieser Vorschlag ist wirklich nicht geeignet, um Kindern und Jugendlichen das Schwimmen zu lehren. – Vielen Dank!

(Beifall SPD, Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE)

Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Mustafa Öztürk.

Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, Herr Kollege Zenner! Ich glaube, die Fraktion der FDP wollte einfach bei dem Thema Schwimmenlernen mitschwimmen, und hat diesen Antrag ohne groß nachzudenken geschrieben und in dieses Haus eingebracht. Wir finden, das ist keine gute Idee.

(Beifall Bündnis 90/Die Grünen)

Um Sie noch einmal daran zu erinnern: Wir wollen, dass alle Kinder schwimmen lernen. Der Titel Ihres Antrages lautet: „Wassergewöhnung und

Schwimmfähigkeit auf Badeseen erweitern für Kinder“. Frau Rosenkötter und Kollege Tuncel haben gerade dezidiert vorgetragen, dass da sehr viele Gefahren lauern. Der Senat, wir als Rot-Grüne-Koalition, haben uns dieses Themas angenommen und gesagt: Wir wollen, dass alle Kinder schwimmen lernen, wir möchten, dass das Schulschwimmen von der dritten in die zweite Schulklasse vorverlagert wird, wir möchten, dass Wassergewöhnung früher stattfindet, wir möchten, dass man mit dem Landesschwimmverband und der DRLG noch enger kooperiert.

Wir haben das tolle Programm „Kids in die Bäder“, wir haben jede Menge Angebote. Selbst bei diesen Angeboten stellt man immer wieder fest, dass Kinder manchmal Schwierigkeiten haben wenn sie nicht an Wasser gewöhnt sind und selbst im Schwimmbad, in dem eine gewisse Wassertemperatur herrscht, ungern in das Wasser hineingehen.

Und Sie bringen den Antrag in dieses Haus ein und erwähnen, auch gerade in Ihrer Debatte, dass Badeseen als Modul der Schwimmausbildung eingeführt werden können. Der Kollege Tuncel hat es kurz skizziert. Ich möchte das gerne einmal weiter treiben. Wir haben gestern intern darüber diskutiert und uns gefragt, wie ernst wir diesen Antrag nehmen können. Ich stelle mir eine Schulklasse vor, 25, 26 Kinder –die Bildungssenatorin ist da und möge mich korrigieren, wenn die Zahl zu niedrig ist – gehen an einen Badesee. Sollen wir an diesem Badesee Dixi Toiletten aufstellen? Ein, zwei Container aufstellen, damit die Kinder sich umziehen können?

In Ihrem Antrag schreiben Sie, dass schwimmen im See ein Naturerlebnis wäre. Ja, das mag sein. Auch für Kinder, ohne Zweifel. Aber im Rahmen einer Schwimmausbildung, in der die Schwimmfähigkeit beigebracht werden soll – die kleinen Kinder haben ja unterschiedliche Voraussetzungen – kann ich mir schwer vorstellen, dass kleine Kinder ihre Notdurft im Gebüsch verrichten, –

(Abgeordneter Dr. Buhlert [FDP]: Am Sodenmatt- see und am Werdersee sind Toilettenanlagen!)