Die dritte Anfrage trägt den Titel „Bremen braucht dringend mehr Erzieherinnen/Erzieher und Lehrerinnen/Lehrer!“. Die Anfrage trägt die Unterschriften der Abgeordneten Herrn Dr. Güldner,
Erstens: Hat der Senat auf den vergangenen einschlägigen Messen und Veranstaltungen, wie zum Beispiel der Didacta, um Erzieherinnen/Erzieher und Lehrerinnen/Lehrer aus anderen Bundesländern geworben, und wenn ja, wie?
Zweitens: Hat der Senat bei Fachschulen für Erzieherinnen/Erzieher und/oder bei Hochschulen mit Lehramtsstudiengängen im nordwestdeutschen Raum für den Erzieherberuf/Lehrerberuf in Bremen geworben, und wenn ja, wo, wann und wie?
Drittens: Wird der Senat die unter erstens und zweitens genannten Aktivitäten in Zukunft verstärken, um mehr Fachkräfte für bremische Kindertagesstätten und Schulen anzuwerben, und wenn ja, wie?
Zu Frage eins: Die Bedeutung des Personalmarketings und dabei insbesondere der Informationsmöglichkeiten und -wege spielen in dem von der Senatorin für Kinder und Bildung vorgelegten Personalentwicklungskonzept eine zentrale Rolle. Sowohl das Land Bremen als auch die beiden Stadtgemeinden nutzen aktuell eine Vielzahl von Möglichkeiten, um über den Standort Bremen zu informieren und ausgebildete Lehrkräfte und Referendare/-innen für den bremischen Schuldienst zu gewinnen. Dies reicht von Veröffentlichungen und Verknüpfungen im Internet und in regionalen und überregionalen Printmedien über die überregionale Verteilung von Flyern bis hin zur Kontaktaufnahme zu Studienseminaren in anderen Bundesländern.
Wie auch die Kultusministerien anderer Länder hat die Senatorin für Kinder und Bildung noch nicht auf großen überregionalen Messen dezidiert um Lehrkräfte beziehungsweise um Erzieher/-innen aus anderen Bundesländern geworben, plant dies zu
künftig aber stärker in den Fokus zu nehmen. Messen wie die „Didacta“ eignen sich hierfür jedoch wegen ihrer thematischen Ausrichtung nur begrenzt. Grundsätzlich gilt für alle Überlegungen zur Personalgewinnung von Lehrkräften aus anderen Bundesländern, dass sie der Vereinbarung entsprechen, die die Kultusministerinnen und -minister der Länder getroffen und im Rahmen der sogenannten Stralsunder Erklärung zum fairen Wettbewerb im kooperativen Bildungsföderalismus beschlossen haben.
Im Rahmen der Nachwuchskräftegewinnung hat das Aus-und Fortbildungszentrum, AFZ, in Bremen die Kampagne „DU bist der Schlüssel“ entwickelt. Ein Bestandteil dieser Kampagne ist auch die Weiterbildung zur Erzieherin/ zum Erzieher. Das AFZ war mit dieser Kampagne auf folgenden Messen vertreten: Vocatium, Horizon, job4u in Bremen und Oldenburg.
Zu Frage zwei: Vertreterinnen des Landesinstituts für Schule haben im Juni 2017 in Hamburg, im November 2017 in Oldenburg sowie im Januar 2018 in Lüneburg für das Referendariat und eine Tätigkeit als Lehrkraft im Land Bremen geworben. In Oldenburg und Lüneburg haben zusätzlich Referendare/innen des Landesinstituts diese Werbemaßnahmen unterstützt. Das Landesinstitut bemüht sich außerdem seit circa vier Jahren darum, an der Universität Osnabrück werben zu können. Von dort gibt es jedoch immer wieder ablehnende Rückmeldungen, sodass hier der Eindruck entsteht, dass dort keine Akquise für andere Bundesländer erwünscht ist.
Die Senatorin für Kinder und Bildung hat bisher an keiner Fachschule für Erzieher/-innen im nordwestdeutschen Raum für den Erzieher/-innenberuf in Bremen geworben. Der öffentliche Träger KiTa Bremen hat sich in diesem Jahr bei Fachschulen für Erzieher/-innen im Umland als Arbeitgeber vorgestellt.
Zu Frage drei: Das Thema „Lehrkräftewerbung“ wird auch im Rahmen der Kultusministerkonferenz verstärkt diskutiert. Einem Auftrag der 359. Kultusministerkonferenz am 12. Oktober 2017 folgend hat die 12. Kommission Lehrerbildung auf ihrer Sitzung am 10. November 2017 die Arbeitsgruppe „Länderübergreifende Werbeaktionen beziehungsweise Kampagnen zur Gewinnung von Lehrkräften“ eingesetzt. Diese wurde gebeten, Vorschläge für mögliche länderübergreifende Werbeaktionen beziehungsweise Kampagnen zur Lehrkräftegewinnung zu entwickeln. Diese Vorschläge
sollen der Kommission Lehrerbildung auf ihrer 13. Sitzung am 17./18. April 2018 vorgelegt werden. Das ist inzwischen schon geschehen. Die Senatorin für Kinder und Bildung wird diese Vorschläge, wenn sie durch die Kommission Lehrerbildung und die Kultusministerkonferenz angenommen wurden, in ihr Konzept zur Fachkräftesicherung integrieren.
Im Bereich der Erzieher/-innen werden die Vorschläge unter erstens und zweitens unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen und der guten Beziehungen zwischen den Ländern weitergehend berücksichtigt. Zur Anwerbung von Fachkräften für bremische Kindertagesstätten entwickeln die Senatorin für Kinder und Bildung und Kita Bremen gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Bremen, WFB, derzeit eine Imagekampagne zur Gewinnung von Erzieherinnen und Erziehern. Mit einer Kombination aus Plakat-Werbung, City-Light-Postern, Websites, Suchmaschinen-Marketing und Social-Media-Marketing sollen Interessenten/-innen und ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher auf die Vorteile und Möglichkeiten, die das Berufsfeld der Kindertagesbetreuung am Standort Bremen bietet, aufmerksam gemacht werden. Gleichzeitig erhalten sie Informationen zu offenen Stellen und den vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten in Bremen. – So weit die Antwort des Senats!
Ich konnte heute der Presse entnehmen, dass die Werbekampagne auch nach dem, was derzeit über Social Media läuft, in Zusammenarbeit mit KiTa Bremen erfolgt, die freien Träger sich daran aber nicht beteiligen. Können Sie sagen, weswegen das der Fall ist?
Den freien Trägern ist das Angebot gemacht worden, sich auch mit einem geringeren Geldbetrag an der Kampagne zu beteiligen, und ein Trägervertreter hat mir gegenüber formuliert, dass sie nicht ganz überzeugt davon sind, dass die Kampagne eine entsprechende Wirksamkeit hat. Gleichzeitig haben wir aber mit einigen Marketingexperten geredet, die eine gegenteilige Auffassung haben.
Haben Sie Kontakt mit den Elternvereinen im Lande Bremen aufgenommen, sowohl mit denjenigen, die größer und über den Paritätischen verbunden sind, als auch mit denjenigen, die über den Verbund Bremer Kindergruppen zusammengefasst werden können? Haben Sie die auch gefragt, ob die Kampagne mit denen gemeinsam gemacht werden soll, damit das Logo der Elternvereine auch mit verwendet wird?
Wir haben die Elternvereine nicht gefragt. Im Hinblick auf die Einstellung von Erzieherinnen und Erziehern sind die Träger der entsprechenden Einrichtungen die zuständigen Ansprechpartner. Sie sind dafür verantwortlich, dass die Fachkräfte vor Ort sind. Deswegen sind sie auch unsere Ansprechpartner im Hinblick auf die Fachkräfte gewesen, und deswegen haben wir mit den Elternvereinen keinen Kontakt aufgenommen.
Können Sie mir erklären, warum das dann aussieht wie eine Werbekampagne des Senats nur für den Träger KiTa Bremen, obwohl wir doch wissen, dass nicht nur KiTa Bremen ein riesiges Problem bei der Fachkräftegewinnung hat, sondern insbesondere auch die Elternvereine, weil Sie sie mit so geringen finanziellen Mitteln ausstatten, dass sie den Betrag, den andere Träger zahlen können, noch nicht einmal für die Erzieher leisten können? Können Sie mir das erklären?
Ja, ich kann Ihnen das erklären, aber eigentlich haben Sie das gerade schon selbst erklärt. Es liegt daran, dass andere Träger keine Bereitschaft signalisiert haben, sich an der Kampagne zu beteiligen, auch wenn sie nur mit einem symbolischen Kostenbeitrag hätten einsteigen müssen. Wenn Sie aber die Website aufrufen, auf der ganz gezielt geworben wird, dann haben wir dort alle Träger aufgenommen, weil wir nämlich genau wollen, dass es nicht nur darum geht, die Personalprobleme bei KiTa Bremen zu beheben, sondern das ist ein Problem, das insgesamt für die
gesamte Hansestadt Bremen gilt. Deswegen machen wir uns die Problematik aller Träger dadurch auch zu eigen.
Würden Sie mir noch einmal Ihre eben diesbezüglich getätigte Aussage erklären? Sie haben gerade gesagt, die Elternvereine seien nicht gefragt worden. Wer nicht gefragt wird, kann sich auch nicht beteiligen. Da haben Sie einen Dissens, den ich gern noch einmal erklärt bekommen möchte.
Entschuldigung, dann haben wir uns falsch verstanden! Sie haben vorhin gefragt, ob die Elternvertreter gefragt worden seien.
Dann muss ich das korrigieren, dann habe ich Sie gerade falsch verstanden. Ich hatte Ihre Frage so verstanden, als ob Sie darauf hinauswollten, ob wir die Elternvertretungen gefragt hätten. Nein, die Elternvertretungen haben wir nicht gefragt. Die Elternvereine, also der Verbund, ist auch gefragt worden.
Eine Ergänzung noch: Der Verbund befindet sich auch auf unserer Website, da sind die entsprechenden Links mit den Stellenangeboten, und unser Wunsch ist natürlich, dass alle Träger da auch von denen erkannt werden können, die sich für den Beruf in irgendeiner Art und Weise interessieren.
Auf den Plakaten in Bezug auf die Werbekampagnen, die derzeit auf Facebook laufen, ist immer nur das Logo von KiTa Bremen. Wird das korrigiert?
Ich kann Ihnen jetzt gar nicht sagen, ob Plakate laufen können. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, ob Plakate auf Facebook laufen, und ich kann Ihnen auch nicht sagen, welche Logos auf den Facebook-Plakaten sind. Ich kann Ihnen nur sagen, es ist richtig, dass das Logo von KiTa
Bremen, weil sie auch als Kostenträger einen erheblichen Teil der Kampagne finanziert, dort separat aufgeführt wird, aber es ist eben auch so, dass die WFB mit dem Marketingkonzept der Freien Hansestadt Bremen dort mit einem Logo abgebildet ist.
Die ursprüngliche Frage des Kollegen Dr. Güldner richtete sich auf eine einschlägige Fachmesse und inwieweit man dort präsent ist. Die Idee, auf solchen Fachmessen und ähnlichen Veranstaltungen präsent zu sein, muss man im Einzelfall – das haben Sie ausgeführt – beurteilen, ob der Adressatenkreis passt, aber es ist ja keine schlechte Idee.
Es gibt auch andere Bereiche, beispielsweise bei der Digitalisierung sind Länder wie Baden-Württemberg mit ihrem Arbeitsministerium auf großen Veranstaltungen bundesweit präsent und bewerben den Arbeitsstandort Baden-Württemberg. Wäre es eine Idee, dass Sie aus dieser Fragestunde heraus in den Senat noch einmal mitnehmen und beraten, ob man für Bremen insgesamt diese Messeauftritte zum einen noch einmal ein bisschen forciert, wo das sinnvoll ist, und zum anderen, wenn man es tut, das dann auch so koordiniert, dass nicht jedes Ressort dies komplett selbst konzipieren muss, sondern man die Kompetenzen und Ressourcen an einer Stelle bündelt?
Ich bin gern bereit, so eine Frage aufzunehmen und auch an den Senat weiterzugeben, muss aber sagen, dass ich nach meinem jetzigen Kenntnisstand nicht genau beurteilen kann, wie Bremen im Moment auf solchen Messen vertreten ist. Mir ist bekannt, dass es auch jetzt schon besondere Anstrengungen mit dem Ziel gibt, Bremen auf solchen Messen im Hinblick auf die Attraktivität der Arbeitsplätze auch deutlich präsenter zu machen. Insofern wird sich die Wirksamkeit meiner Anregung natürlich daran messen lassen müssen, welche zusätzlichen Aktivitäten der Senat bereits in den vergangenen Monaten unternommen hat. Ich kann sie Ihnen jetzt nicht wiedergeben, weil ich ressortspezifisch nicht dafür verantwortlich bin.
Zum einen gibt es die Werbung, ich finde, sie ist auch gut gelungen. Über Einzelheiten kann man natürlich streiten. Wenn man aber für etwas wirbt, dann muss man auch etwas bieten. Ich glaube, gerade ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher wissen in der Regel, wie ihr Arbeitsplatz aussieht, und wir können nicht warten, dass jetzt angehende Auszubildende ihre Ausbildung abgeschlossen haben, sondern wir müssen auf bereits ausgebildete Fachkräfte setzen.