Es wird immer normaler, dass die Schüler und Schülerinnen ganztägig beschult werden. Es ist kein exotisches Schulmodell mehr. Hier hat Rot-Grün aus meiner Sicht in den letzten sieben Jahren gute Arbeit geleistet.
Es gibt eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung für Ganztagsschulen. Das zeigt auch die Nachfrage. Das erfahre ich auch in vielen Gesprächen mit den Eltern, Schülerinnen und Schülern und den Schulen. Diese Ganztagsschulen leisten einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung jedes einzelnen Kindes, aber vor allem für Kinder, die von Armut betroffen sind und Nachteile aufgrund familiärer und sozialer Herkunft haben. Das diskutieren wir auch in unterschied
lichen Gremien, hier in der Bürgerschaft oder im Armutsausschuss. Sie wissen alle – das sagen wir auch immer wieder –, dass wir sehr viele Kinder und Jugendliche haben, die mit ganz vielen Risikofaktoren beschult werden. Ganztagsschulen sind ein wichtiger Beitrag, diese Kinder individuell und optimal fördern zu können. Deshalb freue ich mich sehr, dass es das eindeutige Signal des Senats gibt, den weiteren und möglichst flächendeckenden Ausbau von Ganztagsschulen im Land Bremen weiter anzustreben.
Als Grüne ist uns dabei auch wichtig, dass neben der Quantität zentral immer auch die Qualität ganztägiger Beschulung in den Blick genommen wird. Denn ganztägige Schulen sind nur so gut, wie das pädagogische Konzept ist. Von den Schulen ist bisher sehr viel geleistet worden. Wir haben das vorhin bei den Kitas diskutiert: Wichtig ist für uns als Grüne, dass die Qualitätsentwicklung immer weiter vorangetrieben und natürlich verbessert wird.
Aus der Antwort auf die Anfrage geht hervor, dass als ein Schwerpunkt die Weiterentwicklung bestehender offener Ganztagsschulen zu gebundenen Ganztagsschulen beabsichtigt ist. Das begrüße ich. Das ist der richtige Weg. Wir haben ganz viele Ergebnisse aus Studien, die uns aufzeigen, dass eine verbindliche Teilnahme von Schülerinnen und Schülern an schulischen Ganztagsangeboten einen größeren Spielraum in der Gestaltung von informellen Lernangeboten und Unterricht über den Tag ermöglichen, aber auch den Eltern größtmögliche Verlässlichkeit in der Betreuung bieten.
Die Forschungsergebnisse weisen einen größeren Lern- und Leistungserfolg sowie eine bessere Förderung von Kindern und Jugendlichen nach. Damit tragen Ganztagsschulen zu einem höheren Bildungserfolg und zu mehr Bildungsgerechtigkeit bei. Das ist das Ziel, das wir hier im Land Bremen gemeinsam anstreben, meine Damen und Herren.
Mit der Einführung weiterer fünf Ganztagsschulen in der Stadt Bremen im nächsten Schuljahr und der Umwandlung einer offenen in eine gebundene Ganztagsschule wird dieser Weg auch konsequent umgesetzt. Ich als Bremerhavenerin wünsche mir natürlich, dass dieser Weg auch weiterhin für Bremerhaven umgesetzt wird.
Im Bereich der Inklusion im Rahmen ganztägiger Beschulung halte ich es für wichtig und gut, wenn eng mit dem Senator für Gesundheit zusammengearbeitet wird, damit wirklich alle Schülerinnen und
Schüler auch im Ganztag einbezogen werden, damit diese Schülerinnen und Schüler nicht abends in die Therapie gehen müssen, die für sie auch nötig ist. Dass hierbei eine Verständigung – das geht aus der Antwort auf die Anfrage hervor – zwischen der Senatorin für Bildung und dem Senator für Gesundheit vorliegt und daran gearbeitet wird, ein Konzept zu erstellen, begrüße ich ausdrücklich.
Ich glaube, dass es auch für die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern begrüßenswert ist, dass sie gemeinsam arbeiten. Das ist wichtig für diese Kinder.
Wir als grüne Fraktion haben Anfang des Monats eine öffentliche Anhörung mit sehr vielen Experten vor Ort durchgeführt. Sowohl von den Schulen als auch aus dem Ganztagsschulverband kam das klare Signal, dass sich gute Ganztagsschulen nur in gebundener Form umsetzen lassen.
(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen9 Die Interessen der Familien sind uns als Grüne für die Weiterentwicklung guter Ganztagsschulen sehr wichtig. Wir sollten uns gemeinsam dafür stark ma- chen, dass sich weitere Schulen auf den Weg zu ge- bundenen Ganztagsschulen begeben und Ganztags- schulen werden. Dann können die Vorteile der ganz- tägigen Beschulung konsequent genutzt werden. Wir müssen zukünftig überlegen, in welchen Stadt- teilen von Bremen und Bremerhaven weitere Ganz- tagsschulen eingeführt werden sollen, da bestehen- de Lücken gefüllt werden sollten und um eine wohn- ortnahe Versorgung von Ganztagsschulangeboten sicherzustellen. Wir alle sollten gemeinsam daran arbeiten, mehr Bildungsgerechtigkeit herzustellen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern. Das sind wir vor allem den Kindern hier im Land Bre- men, die von diesen Risikofaktoren betroffen sind und unter Armut aufwachsen, schuldig. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! (Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der SPD)
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Rahmen der knappen Zeit macht es Sinn, sich auf einige wesentliche Punkte zu konzentrieren. Meine Vorrednerin hat es bereits ausgeführt: Im Grundschulbereich haben wir überwiegend gebundene Ganztagsschulen. Das heißt, alle Schülerinnen und Schüler nehmen am Ganztagsangebot teil. Zusätzlich haben wir teilgebundene und auch offene Ganztagsschulen. Die Debatte, ob offene
oder gebundene Ganztagsschulen einzurichten sind, ist eine, die gern geführt wird. Sie eignet sich nicht dafür, beide Formen gegeneinander auszuspielen.
Die gebundene Form ist gewiss die pädagogisch sinnvollere, weil die Angebote besser über den Tag verteilt werden können und alle Schülerinnen und Schüler daran teilhaben. Die gebundene Form ist für Schulen einfacher zu organisieren, da man nicht zwei Systeme organisieren muss. Die gebundene Form ist aber auch deutlich kostenintensiver, sowohl vom Personalaufwand als auch investiv und den damit verbundenen Baumaßnahmen.
Meine Damen und Herren, die offene Form kommt insbesondere Schulen entgegen, in denen nicht alle Eltern ein Ganztagsangebot wünschen, und ist damit ein bedarfsorientiertes Angebot. Die offene Form ist ein guter Einstieg in den Ganztag, um auch Lehrkräfte und Schulen zu überzeugen und Akzeptanz für den Ganztag zu schaffen. Schließlich kann sich ein offenes Modell auch in ein gebundenes Modell entwickeln. Beste Beispiele dafür sind die Grundschule an der Admiralstraße oder die – jetzt beschlossene – Grundschule an der Stader Straße.
Meine Damen und Herren, die offene Form der Ganztagsgrundschule ist auch kein Sondermodell in Bremen. Ich sage das, damit das nicht missverstanden wird. Es ist ein sehr gängiges Modell in der Bundesrepublik. Nicht zuletzt sind wir in Niedersachsen auch von offenen Ganztagsschulen umzingelt.
Eine Angabe in der Antwort des Senats bleibt über die Weihnachtsferien eine Hausaufgabe für das Bildungsressort.
Es ist nichts Schlimmes. – Während unter Punkt 1.2. in Bremen und Bremerhaven von 5 gebundenen und 23 teilgebundenen Ganztagsschulen im Sek-I-Bereich die Rede ist, wird unter 4.7. von 4 gebundenen und 24 teilgebundenen Ganztagsschulen gesprochen. Ich glaube, das können wir aufklären.
Meine Damen und Herren, im Hinblick auf die Inklusion hat meine Kollegin schon einiges gesagt. Viele Schülerinnen und Schüler werden mit dem Förderbedarf LSV in den Ganztag einbezogen.
Eine Aufgabe ist es aber in der Tat, die Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf Wahrnehmung und Entwicklung einzubeziehen, da diese eben zum Teil ein Angebot mit therapeutischem Charakter benötigen. Insgesamt entwickelt sich auch ein höherer Bedarf an persönlichen Assistenzen oder Klassenassistenzen. Hier müssen die Bedarfe sehr genau dargestellt werden, weil Sparen an dieser Stelle fehl am Platz ist.
Für die Früh- oder Spätbetreuung oder auch für die Ferienzeit ist in den Stadtteilen ein ausreichendes Angebot vorhanden. Auch die Qualitätsstandards für Ganztagsschulen sind vorzeigbar. Qualität ist aber verknüpft mit der Aufgabe an uns, für die entsprechenden Raumkonzepte oder für den notwendigen Personalmix auch die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Ich will an dieser Stelle auch benennen, wo wir Verbesserungsbedarf sehen, und zwar im Bereich der Planungen und der Baumaßnahmen. Erstens: Die Planungen müssen zügiger realisiert werden.
Zweitens: Der Kostenrahmen muss auch eingehalten werden. Leider haben wir in der Vergangenheit erlebt, wie Kostenschätzung und Realisierung auseinandergedriftet sind. Das ist nicht nur ein fiskalisches Problem, denn Kostenschätzungen beeinflussen natürlich auch die Standortentscheidung.
Eltern spielen für den Schulerfolg der Schülerinnen und Schüler eine wichtige Rolle. Jüngst wurde in einer Studie bestätigt, dass Elternarbeit, das Einbeziehen von Eltern, eher im Rahmen der Ganztagsschule gelingt und weniger in der Halbtagsschule.
Lassen Sie mich zum Schluss festhalten: Was wir seit 2007 an Ausbau der Ganztagsschulen beschlossen haben, kann sich sehen lassen. Mal waren es Schwerpunktmittel des Senats, mal eine Haushaltsschwerpunktsetzung der Koalitionsfraktionen, zuletzt zumindest mit einem kommunalen Programm. Erfreulich ist doch aber die Entwicklung einer gesellschaftlichen und überparteilichen Akzeptanz für den Ganztag. Das ist die wichtige Botschaft.
Meine Damen und Herren, Schulsozialarbeit ist eine Stärkung des Ganztags und des Ganztagsangebots. Daher war es auch richtig, diese zu verstetigen. Wir wollen keinen Stadtteil ohne Ganztagsangebot. Das wäre in der Tat mit den bereits beschlossenen Ganztagsschulen dann auch erfüllt. Ein weiterer, konzentrierter Ausbau im Grundschulbereich ist aber zwingend, um ein flächendeckendes Angebot vorhalten zu können. Ganztagsschule muss sich auch inhaltlich weiterentwickeln, zum Beispiel ist eine stärkere Zusammenarbeit mit Sportvereinen sehr wünschenswert. Da haben wir einige gute Beispiele. Ich glaube, daran kann man sehr gut anknüpfen. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Letzte Woche mussten wir wieder einmal in dem Chancenspiegel zur Kenntnis nehmen, dass Bremen das Bundesland ist, in dem die Abhängigkeit zwischen Bildungserfolg und sozialer Herkunft unverändert besonders hoch ist. Ich glaube, das ist der Hintergrund für die bildungspolitische Bedeutung eines zügigen Ganztagsschulausbaus. Es gibt natürlich auch noch die Bedeutung der Ganztagsschule als Betreuungsmöglichkeit. Da kommt auch meistens Druck aus den Stadtteilen. Nach unserer Ansicht ist es aber der bildungspolitische und pädagogische Aspekt.
Deshalb drängt sich bei der Antwort, die ansonsten durchaus ausführlich ist, eine Frage auf, die darin nicht beantwortet wird, nämlich die Frage: Wann sind wir in Bremen denn durch mit dem Ganztagsausbau? – Wir machen durchaus Fortschritte mit dem Ausbau, das ist nicht zu verhehlen. Das Tempo ist unseres Erachtens aber immer noch zu langsam. Wenn wir jetzt jedes Jahr sechs neue Ganztagsschulen einrichten würden – egal jetzt, ob in offener oder gebundener Form –, dann wären wir in zehn Jahren damit durch. Wenn wir jedes Jahr zwei neue Ganztagsschulen einrichten – das entspricht eher dem derzeitigen Tempo –, dann sind wir eben in dreißig Jahren damit durch. Unserer Meinung nach reicht das nicht.
Der Ausbau muss schneller erfolgen. In dieser Frage brauchten wir wirklich einen Bildungskonsens, denn da muss man die nötigen Mittel bewegen, durchaus auch auf der Bundesebene, das möchte ich nicht verhehlen. In der Kita-Frage ist sehr deutlich aufgezeigt worden, dass es eine große soziale Schieflage bei den U-3-Angeboten zwischen den einzelnen Stadtteilen gibt. Das kann man bei der Verteilung der Ganztagsschulen in dieser Schärfe nicht sagen, und das finden wir positiv. Dennoch fallen Ausbaulücken auf. In Woltmershausen gibt es zum Beispiel überhaupt kein Ganztagsangebot. Wenn man die Quote gebundener und offener Ganztagsschulen zusammenrechnet, wird deutlich: Es gibt einen Nachholbedarf in Bremen-Nord, und es gibt einen Nachholbedarf in der Region Süd, in Obervieland und in Huchting.
Weiße Flecken dürfen wir uns allerdings nicht erlauben. Das heißt, in Sachen Ganztagsausbau muss auch in diesen Regionen etwas passieren.
Vor dem Hintergrund der sozialen Frage in der Bildung ist es ausgesprochen unbefriedigend, dass die Ferienbetreuung und die Früh- und Spätbetreu
ung in Bremen kostenpflichtig sind. Das macht es – zumindest was die Ferienbetreuung angeht – dann doch zu einem Angebot für die eher bessergestellten Haushalte. Die sollen es gern auch nutzen, aber ein Betrag von 10 bis 80 Euro für eine Woche Ferienbetreuung schließt eben auch Familien aus. Das sind oft die Familien, die es dringend nötig hätten.
Bremerhaven geht hier einen anderen Weg. In Bremerhaven sind Früh-, Spät- und Ferienbetreuung kostenfrei. Ich finde, das ist das richtige Modell. Das brauchen wir für die Stadtgemeinde Bremen auch.
Relativ ausweichend finde ich die Antwort zur Frage der Rhythmisierung, also der Frage, inwieweit tatsächlich der Unterricht über den ganzen Tag hinweg entzerrt wird. Es wird völlig zu Recht in der wissenschaftlichen Betrachtung als das entscheidende Qualitätsmerkmal von Ganztagsschule herausgestellt. Mir wird bei der Antwort des Senats an dieser Stelle nicht klar, wie viele Schulen das jetzt tatsächlich in welchem Umfang machen, wo wirklich ganztags unterrichtet wird und wo nachmittags hauptsächlich nur betreut wird. Das würde ich gern genauer wissen, denn dann könnte man auch den Satz besser würdigen, der da lautet: Gegenwärtig sind ganztägige Angebote über die komplette Schulzeit im Rahmen der Haushaltsmittel nicht leistbar.