Herr Präsident, meine Damen und Herren! Bei diesem Frühlingswetter, das nun endlich eingetreten ist, fällt es vielleicht allen etwas leichter, diesen Antrag, Natur in die Kitas – Kinder in die Natur, zu diskutieren.
Die erste Erkenntnis, nämlich die Erkenntnis, wie ich mich im Raum bewege, kommt bei kleinen Kindern schon sehr früh, kurz nach der Geburt, wenn sie versuchen, etwas zu greifen, weil sie auf etwas Lust haben und sabbern. Bei uns Älteren ist das Sabbern nicht mehr vorhanden, weil wir inzwischen den Wortschatz gelernt haben und gelernt haben zu sprechen, aber man spricht immer noch davon, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Dieses Wasser im Mund ist zurückzuführen auf das Sabbern des Säuglings, wenn er auf irgendetwas Lust hat. Diese Erkenntnis muss aber auch vom Säugling und vom Kleinkind erlernt und geübt werden.
Die Bewegung im Raum führt zu einer Hirnreifung und ist Grundlage späterer zum Beispiel mathematischer oder geometrischer, Vorstellungen in unserem Gehirn. Das Kullern im Raum, das sich Aufrichten, das Krabbeln, das Gehen, das Balancieren und das Springen oder Überspringen, das Klettern und Buddeln und vieles mehr führt langsam zum Begreifen des Umfeldes und später der Umwelt. Viele dieser Aktivitäten haben ich und alle von uns auch früher ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
gemacht. Wir waren im Wald und auf der Wiese, am Bach und im Bach, beim Überspringen oder nicht Überspringen von Hindernissen, dann auch beim Klettern und Ähnliches.
In unserer schönen Stadt allerdings sind diese Möglichkeiten leider deutlich eingeschränkt. Bremen fängt natürlich nicht von vorn an. Wir haben spielerisches Lernen, das Sich-Ausprobieren und den selbstverständlichen Umgang mit der Umwelt und der Natur. Dies sind zum Beispiel wesentliche Bestandteile des Rahmenplans frühkindlicher Bildung. In Kooperation mit unterschiedlichen Vereinen und Institutionen sorgen Kindergärten für informelle Umweltbildung. Der Verein StadtWichtel leistet nicht nur selbst gute naturpädagogische Arbeit, sondern stellt sein Wissen auch als Konsultationskita zur Verfügung.
Diese guten Ansätze müssen wir aber möglichst für alle Kindergärten nutzbar machen, denn hier in der Stadt hat nicht jede Einrichtung Wälder und Wiesen gleich in der Nähe. Gibt es etwas Besseres, als allen Einrichtungen die Möglichkeit zu geben, Wald und Wiese in und um Bremen zu nutzen und dabei auch Pflanzen und Tiere kennenzulernen, die Mitbewohner dieser Flächen sind?
Die zweite Erkenntnis kommt aus der Erfahrung in der Natur. Ein Kind kann sehen und fühlen, dass Erbsen nicht in der Dose, sondern auf dem Felde wachsen. Es kann sehen, wie Vieh lebt und Gras frisst und dass es nicht lila ist. Es kann sehen, wie unsere Nahrung langsam reift und heranwächst. Diese Erkenntnis führt nachweislich zu einem anderen Ernährungsverhalten und zu einer Stabilisierung der seelischen Gesundheit. Kinder, die die landwirtschaftliche Produktion kennen, werden später überwiegend regionale Nahrung bevorzugen und wissen, wie man Fertigprodukte herstellt.
Die beiden herausgegriffenen Blöcke Motorik und Umwelt sind Konzepte in der frühkindlichen Bildung, und Sie, meine Damen und Herren, können somit verstehen – das sagte auch der Lehrer oft schon in der Schule –, wenn Basiskenntnisse fehlen, dann wird es für das Begreifen vieler Zusammenhänge später im Leben immer schwerer oder auch gar unmöglich werden.
Stimmen Sie diesem frühlingshaften Antrag also zu, und lassen Sie uns im Herbst verfolgen, wie die Ernte ausfällt. – Danke!
(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der SPD – Abg. Frau N e u m e y e r [CDU]: Das ist ja sehr poetisch!)
Herr Präsident, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch ich freue mich, dass wir den Antrag heute auf der Tagesordnung haben und nicht in der letzten Parlamentswoche, denn ich freue mich sehr, dass wir die CDU gewinnen konnten, einen gemeinsamen Antrag auf den Weg zu bringen.
Frische Luft schadet keinem Menschen, deshalb leisten der Aufenthalt und die Bewegung von Kindern und Erwachsenen in der Natur einen guten Beitrag zur Gesundheitsförderung. Es ist wichtig für die psychische, für die physische und die soziale Entwicklung, insbesondere bei Kindern.
In Bremen und Bremerhaven gibt es bereits Ansätze im Kitabereich. Sie befinden sich ausschließlich im naturbelassenen Umfeld, so wie die Kita der Habenhauser Kinder- und Jugendfarm und auch der Waldkindergarten in Bremerhaven. Doch die meisten Kitas liegen mitten in der Stadt und in Stadtteilen mit einer hohen Dichte der Wohnbebauung, und so werden die Bewegungsräume immer enger.
Der Rahmenplan für frühkindliche Bildung und Erziehung gibt vor, dass alle Fachkräfte den Kindern vielfältige Naturerfahrungen ermöglichen sollen, das tun sie bereits auch jetzt schon. Sie nutzen die vielen Angebote des Landesverbandes der Gartenfreunde, einige werden intensiv bei der Bewirtschaftung von Kleingärten oder Parzellen unterstützt, aber auch Projekte mit dem FlorAtrium, dem Beratungszentrum Lehr- und Erlebnisgarten, werden intensiv genutzt. Hier werden Kitagruppen im Besonderen an die Themenbereiche Garten, Natur und Ernährung nachhaltig herangeführt. Auch die Besuche in der Umwelt-Lernwerkstatt, ULE, im Universum und der Kinderwildnis tragen dazu bei, dass Kinder in ihrem natürlichen Forscher- und Bewegungsdrang unterstützt werden. Die Konsultationskitas ermöglichen es den pädagogischen Fachkräften, von den Erfahrungen miteinander und untereinander zu lernen.
Wir beabsichtigen mit diesem Antrag, dass der Senat sich dafür einsetzt, dass die Möglichkeiten noch vielfältiger werden und die Kitas bei der Umgestaltung der Außengelände unterstützt werden, sodass diese mehr Naturspielflächen und Flächen für den Gartenbau zulassen. Es muss aber beachtet werden, dass nicht alle Außenflächen der Kitas für eine Bepflanzung von Lebensmitteln geeignet sind. Ich nenne hier einfach einmal das Stichwort Vandalismus.
Es gibt natürlich auch Einrichtungen, die von außen sehr leicht begehbar sind. Ich weiß von mehreren Erzieherinnen und Erziehern sowie Kita-Leitungen, dass sie Versuche unternommen haben, die leider gescheitert sind. Wir müssen schauen, welche Möglichkeiten wir ihnen eröffnen können, um trotzdem solche Naturerfahrungen für die Kinder anbieten zu können, und die öffentlichen Spielräume dahingehend verändern, sodass den Kindern mehr Wildnisecken zur Verfügung stehen.
Die Stadtteilfarmen in Huchting und in Gröpelingen könnten attraktiver werden, wenn die Stadtteilfarmen im Rahmen des Projekts „Erlebnisraum Natur“, das vom Senator für Bau und Umwelt unterstützt wird, mehr unterstützt würden. Eine Katalogisierung könnte einen Überblick darüber geben, was bereits an Flächen für diese positiven Naturerfahrungen im Besonderen geboten werden, und es muss verstärkt der Blick auf die Gebiete gelenkt werden, die auf unserer Karte noch weiße Flecken sind.
An unseren Beispielen kann man feststellen, dass es in Bremen in den Stadtteilen Obervieland, Huchting, Osterholz, Neustadt, Gröpelingen und Horn-Lehe bereits unterschiedliche Angebote gibt, die sich vor allem für Ausflüge anbieten, aber auch die Einrichtung des Fördervereins Waldkindergarten in Bremerhaven bietet allen Kitas in der Stadt ein- und mehrtägige Aufenthalte, sogar Aufenthalte von mehreren Wochen sind dort möglich.
Wir müssen schauen, dass wir noch mehr kleinräumige Angebote in den Stadtteilen schaffen. Bei der Verarbeitung von regionalen Produkten sollte jedoch beachtet werden, dass zumindest nicht alle Kitas mit eigenen Küchen ausgestattet sind. Das heißt, auch da muss geschaut werden, welche Möglichkeiten der Verarbeitung von regionalen Produkten dort möglich gemacht werden.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir freuen uns auch, dass wir heute einen gemeinsamen Antrag vorlegen können. Ich muss zugeben, als ich Ihren Antrag gelesen hatte, habe ich ihn zuerst, wie soll ich es sagen – ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.
(Abg. S c h i l d t [SPD]: Nicht verstanden! – Abg. Frau G a r l i n g [SPD]: Ehrlich, ganz ehrlich!)
nein, nicht verstanden –, für eine Mogelpackung gehalten, so will ich es einmal sagen. Ich dachte, es wird viel Wind gemacht, und wie es immer so ist, ohne Moos ist ja nichts los, hinterher gibt es bei der Umsetzung Schwierigkeiten. Ich kann Ihnen auch genau sagen, warum ich weiß, dass es solche Schwierigkeiten gibt.
Mein Sohn geht in Kattenturm-Mitte in einen Kindergarten. Ich hatte vor, genau das, was Sie hier schon eben beschrieben haben, mit diesem Kindergarten durchzuführen. Ich bin auf erhebliche Schwierigkeiten gestoßen, obwohl ich Elternsprecherin bin, denn 60 Prozent der Eltern, deren Kinder diesen Kindergarten besuchen, befinden sich im Hartz-IV-Bezug. Die Eltern können nicht einfach so einen, zwei oder drei Euro bezahlen, die andere bezahlen können. Sie sind also darauf angewiesen, dass man andere Finanzierungsquellen findet. Ich habe es geschafft, indem ich einen Supermarkt als Sponsor gewinnen konnte. Wir können jetzt ein halbes Jahr lang die Kinder- und Jugendfarm mit einem pädagogischen Konzept besuchen.
Das hat mich aber erhebliche Arbeit gekostet. Die Erzieherin, mit der ich versucht habe, im Vorfeld eine Lösung zu finden, ist letztlich daran gescheitert, dass sie gar nicht die Zeitkapazitäten hatte, sich darum zu kümmern. Auch wenn wir die Brennpunktkitas mit zwei Erzieherinnen oder Erziehern ausstatten, dann ist das schon etwas, das im täglichen Geschäft schlecht zusätzlich erledigt werden kann. Das ist die Erfahrung, die ich persönlich vor Ort gemacht habe, und das sind die Erfahrungen, die hier auch mit in den gemeinsamen Antrag eingeflossen sind.
Deswegen freue ich mich, dass es keine Mogelpackung war, im Gegenteil, wir wollen jetzt gemeinsam den Erzieherinnen und Erziehern die Umsetzung der Festlegungen des Rahmenplans für frühkindliche Bildung und Erziehung erleichtern – er ist von der Großen Koalition im Jahr 2004 auf den Weg gebracht worden –, dass es nämlich Aufgabe der Fachkräfte ist, die Möglichkeiten für vielfältige Naturerfahrungen zu schaffen und dies auch konkret umzusetzen. Wie machen wir das?
Zum einen wollen wir den Erzieherinnen und Erziehern helfen, aus der Vielzahl an Angeboten, die sie vielleicht gar nicht kennen, leichter auswählen zu können, indem wir diese für sie in einer einfachen Form zusammenstellen. Wir wollen eine Internetseite einrichten, und ich freue mich sehr, dass Sie unserer Anregung an der Stelle gefolgt sind. Wir haben eine sehr gute Internetseite in Niedersachsen gefunden, auf der man sehr gut nachlesen kann, welche Angebote es gibt, welche Möglichkeiten man hat und welche Dinge man auch allein auf die Beine stellen kann, ohne dass man eine andere Institution aufsucht. Die Internetseite soll als Anregung für die Erzieherinnen
Ich freue mich sehr, dass wir hier einen ressortübergreifenden Leitfaden erhalten werden, dass wir aber auch gleichzeitig – ich komme wieder zum Anfang, ohne Moos ist nichts los – an der Stelle die Finanzierung der Planungen und der Maßnahmen und der ressortübergreifend zur Verfügung stehenden Mittel darstellen wollen, um damit den Erzieherinnen und Erziehern auch Anregungen zu geben, auf welche Weise sie eine Finanzierung sicherstellen können. Vielen ist nämlich gar nicht klar, welche Mittel es gibt.
Wir, die täglich im politischen Geschäft tätig sind, wissen, dass es zum Beispiel Globalmittel bei den Beiräten gibt und dass es Mittel für WiN-Gebiete gibt, die man vielleicht in Anspruch nehmen kann, bei denen man aber eine Eigenleistung einbringen muss. Das können wir aber nicht von jeder einzelnen Erzieherin und jedem einzelnen Erzieher verlangen. Sie haben nämlich eigentlich den Auftrag, sich um die Kinder zu kümmern, und dort sind im Alltag schon eine Menge Aufgaben zu erledigen.
Deswegen finde ich, dass wir hier einen guten Schritt vorangehen. Ich freue mich, dass Sie viele Anregungen der CDU übernommen haben. Ich freue mich, dass wir es jetzt erst einmal für die Kleinen umsetzen. Ich hoffe, dass das nicht das Ende der Fahnenstange ist, sodass wir, wenn wir diesen guten Weg beschritten haben, auch bei den etwas älteren Kindern dann fortfahren. Ich weiß, dass es bei dem jetzigen finanziellen Rahmen nicht einfach ist.
Insofern glaube ich, dass es heute ein guter Tag für die Kindergärten ist, weil wir etwas Positives auf den Weg bringen. Ich freue mich auf den weiteren Verlauf und die jährlichen Evaluationen. – Danke schön! (Beifall bei der CDU)
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Leider haben sich in den vergangenen Jahrzehnten die Lebensräume und Spielmöglichkeiten, insbesondere der Stadtkinder, zunehmend verändert. Die letzten Grünflächen werden mit Schildern versehen, auf denen zu lesen steht „Betreten verboten“. Kinder brauchen aber insbesondere auch solche natürlichen Spielräume, die nicht schon vorgeben, was gespielt werden soll,denn genau diese Orte regen die kindliche spielerische Fantasie häufig erst so an, dass ein intensives Spiel entstehen kann.
Spielplätze sind für Kinder eine Möglichkeit, sich draußen zu bewegen und ausprobieren zu können. ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
Sie sind jedoch in den meisten Fällen recht vordefinierte Plätze, die den Kindern wenig Raum für kreatives Gestalten lassen. Als eine sehr gelungene Alternative zu den normalen Spielplätzen kann in Bremen die Kinderwildnis des BUND hervorgehoben werden. Interessant ist auch, dass die Kinder auf diesem natürlichen Spielplatz viel häufiger und schneller zueinander finden. Dies geschieht unter anderem auch deshalb, weil sie durch die vielen Sträucher und Büsche nicht wie auf einem Platz unter Beobachtung stehen.
Kinder – und auch die Kleineren – brauchen Orte, wo sie Natur entdecken können. Wir halten es deshalb für eine sehr gute Idee, in Bremen einmal genauer zu schauen, wo es diese Möglichkeit für unsere vielen Stadtkinder gibt. Sollte sich hierbei herausstellen, dass das Angebot eher klein ausfällt, wünschen wir uns für die Zukunft auch mehr natürliche Räume für Kinder. Da aktuell neue Kinderbetreuungseinrichtungen entstehen beziehungsweise ausgebaut werden, wäre es auch in unserem Interesse, diese Einrichtungen wirklich kindgerecht, demnach auch natürlich, zu gestalten.
Erlauben Sie mir dazu noch eine Anmerkung! Wenn wir den Kindern mehr natürlichen Lebens- und Spielraum zur Verfügung stellen, schenken wir nicht nur unseren Kindern das, was sie dringend für eine gesunde Entwicklung brauchen, sondern wir schenken auch vielen Erzieherinnen und Erziehern sowie den Eltern Freiräume. Frau Krümpfer, deshalb werden wir diesen Antrag unterstützen. – Vielen Dank!