Herr Präsident, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Frage, wie hoch der Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern im Land Bremen ist, bewegt nicht nur uns, sondern alle Gemeinden und Kommunen in der ganzen Republik. Mit dem Rechtsanspruch auf eine Tagesbetreuung ab dem ersten Lebensjahr sind nicht nur Anstrengungen beim Ausbau dieser Plätze zu leisten, sondern auch für das entsprechende Personal. Die Regierungskoalition hier weiß das selbstverständlich auch, und gerade deshalb wurden ja die Ausbildungszahlen in den letzten Jahren erweitert.
Trotz allem kann niemand vorhersagen, ob wirklich alle im Anschluss an ihre Ausbildung beruflich in die Tagesbetreuung für Kinder gehen, ob sie in andere Bereiche der Jugendhilfe gehen, in den Ganztagsschulbereich oder ob sie sich noch mit einem Studium weiterqualifizieren.
Wir haben auch Glück in dem Sinne, dass wir junge Erzieherinnen haben, die ihre Familienplanung konkret umsetzen wollen und die es auch tun. Gleichzeitig haben wir damit auch Pech für die Träger, dass das häufig ärztlich verordnete Beschäftigungsverbot von ihnen dann umgesetzt werden muss. Das trifft auch vielfach heute in den Schulen zu, und es gibt auch Schwierigkeiten, diese Vertretungslücken zeitnah wieder zu besetzen.
Es ist schade, dass die Erfassung der Erhebungsdaten über das Statistische Landesamt nicht in Kürze erfolgen konnte, aber es tut zunächst der Tatsache keinen Abbruch, dass bereits bundesweit ein Fachkräftemangel besteht, denn auch die überregionalen Anzeigen im Stellenmarkt auf den verschiedenen Internetseiten der Träger verdeutlichen dies.
Aus meiner Sicht sollte das Betreuungsgeld wieder abgeschafft werden. Dieses Geld sollte den Kommunen zur Verfügung gestellt werden, damit sie es in die Attraktivität und Qualität investieren, sodass es auch den Beschäftigten bei der Bezahlung zugute
Die Einführung des Betreuungsgeldes macht die Planung außerordentlich schwierig, Frau Ahrens! Ob es auch gelingen kann, für mehr männliche Bewerbungen Anreize zu bieten, lasse ich jetzt einmal offen. Wenn wir im Bereich der Tagesbetreuung zu mehr Vollzeitbeschäftigung kommen wollen, dann müssen wir auch dafür sorgen, dass es mehr Ganztagsplätze gibt, Sie haben es ja auch ausgeführt. Das kostet aber selbstverständlich auch mehr Geld. Den Kostendeckungsgrad durch die Beiträge haben wir im Januar diskutiert. Das heißt, dieses Betreuungsgeld wird eigentlich in den Kommunen und in den Städten benötigt, und es sollten nicht die Familien bekommen, die ihren Kindern eine frühkindliche Bildung nicht zukommen lassen wollen.
Wenn wir die Frage nach dem Alter der Beschäftigten und deren möglichen bevorstehenden Arbeitsjahren im Verhältnis zu den in der Ausbildung befindlichen Personen betrachten, dann muss es uns gelingen, diese auch zu einem großen Teil für den Bereich der Tagesbetreuung zu gewinnen. Die Ausbildungskapazitäten müssen zum gegenwärtigen Zeitpunkt beibehalten werden. Wenn das alles gelingt, dann kann der Bedarf eventuell gedeckt werden. Beide nun im Folgenden genannten Aspekte müssen in die Betrachtung genommen werden: erstens die für die Ausweitung des Platzangebots notwendigen Fachkräfte – und hier wissen wir nicht, welche Entwicklung es tatsächlich in den nächsten fünf bis zehn Jahren gibt – und zweitens die der weiteren berufsbiografischen Entscheidungen von Fachkräften. Auch dort können wir nur prognostizieren, aber es gibt keine realen Zahlen dazu. Es wäre schön, wenn die Kollegen der CDU nicht immer nur mit dem Finger auf die rot-grüne Koalition zeigen würden,
sondern ihren Einfluss bitte auf Frau Merkel und die jetzige Bundesregierung ausüben würden. Oder werden Sie dort nicht gehört?
(Abg. Frau A h r e n s [CDU]: Unser gesetz- licher Auftrag ist hier, Frau Krümpfer, und nicht in Berlin, auch wenn Sie das immer ver- gessen! Wir sind für Bremen zuständig!)
Es ist aber ein Bundesgesetz, und ich finde – und das meine nicht nur ich –, der Bund muss sich auch an der Umsetzung solcher Bundesgesetze einfach mehr beteiligen.
Wir müssen die Ausbildungszahlen halten und die berufsbegleitenden Maßnahmen weiter ausschöpfen. Es gibt Vakanzen in der Bedarfsanalyse, und hier nenne ich noch einmal das Stichwort Betreuungsgeld. Mit der Abschaffung des Betreuungsgelds und gleichzeitiger Zuwendung des Bundes an die Kommunen könnte dann in die Qualität und auch in die Quantität investiert werden.
Dies könnte dann zu Folgendem führen: Eine bessere Bezahlung der Beschäftigten könnte für mehr Anreize sorgen, sich bei der Entscheidung für den Bereich der Tagesbetreuung zu qualifizieren. Ausfälle durch Beschäftigungsverbote, Elternzeiten und Langzeiterkrankte sowie eine schnelle Entfristung befristeter Verträge könnten dann den unangemessenen Anteil des Fachkräftemangels beheben.
Wir bedanken uns beim Senat für die umfangreiche Beantwortung der Großen Anfrage. Es wäre schön, wenn die noch offenen Fragen im Jugendhilfeausschuss diskutiert werden könnten. – Herzlichen Dank!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Ahrens hat hier eben eigentlich zur Großen Anfrage mit dem Thema „Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern im Land Bremen“ gesprochen. Sie hat die Große Anfrage allerdings in das Thema Fachkräftemangel umgewandelt. Diese Große Anfrage der CDU-Fraktion ließ ja vermuten, dass ein schwerwiegender Versorgungsengpass bei der Versorgung mit Erzieherinnen und Erziehern in Bremen zu erwarten ist. Immerhin, angesichts von über 509 Krippenplätzen bis zum 1. Januar 2014
war es eine gute Idee, die Personalsituation hier in Bremen und das Entwicklungspotenzial beim Senat abzufragen. In dieser Antwort ist es beruhigend zu lesen, dass die Situation zwar angespannt, aber nicht dramatisch ist, und wir danken für diese Antwort. ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
Im Einzelnen zeigt sich bei KiTa Bremen noch Platz nach oben, die durchschnittliche Arbeitszeit beträgt 31 Wochenstunden. Überalterung ist bei allen Trägern noch kein großes Problem, und wir können nach dieser Antwort erwarten, dass der U3-Ausbau sich nicht durch Personalengpässe verzögert.
Noch etwas wird deutlich: Die CDU und DIE LINKE haben in der Vergangenheit keine Gelegenheit gescheut, Angst vor Qualitätsverlust im Rahmen des Kita-Ausbaus zu schüren, doch Personalschlüssel und Gruppengrößen sind für Rot-Grün unantastbar, und wir schaffen den quantitativen Ausbau, ohne an der Qualität zu sparen.
Der Ausbau der Kindertagesbetreuung ist aber im Sommer 2013 noch nicht abgeschlossen. Sollten in Zukunft Engpässe bei der Versorgung mit Erzieherinnen und Erziehern auftreten, dann ist mit einer erneuten Ausweitung der schulischen Ausbildung zu rechnen. Im Weiteren wünschen wir uns eine verstärkte duale Ausbildung in diesem Bereich und langfristig wegen der Bedeutung der frühkindlichen Bildung eine noch erheblich verbesserte Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher.
Während in den handwerklichen Berufen die Ausbildung überwiegend im Betrieb stattfindet, finden im sozialen Bereich oftmals schulische Ausbildungen statt, das heißt, dass keine Ausbildungsvergütung gezahlt wird. Stattdessen wird Schulgeld erhoben, und es fehlt Praxiserfahrung. Dies trägt nicht gerade dazu bei, die Ausbildung attraktiver zu machen. Eine bessere Durchlässigkeit in den Hochschulbereich könnte die Aufstiegschancen auch noch verbessern.
Wir reden seit Monaten über die Anzahl der Plätze, über die benötigten Gebäude und jetzt über die Anzahl der Fachkräfte, aber wir müssen bei dieser ganzen Diskussion auch unbedingt über die Qualität reden.
Da der Bereich frühkindliche Bildung die Schaltstelle für den weiteren Lebensweg unserer Kinder ist, bedarf es hier eines hohen Ressourceneinsatzes, und dieser Einsatz an dieser Stelle, nämlich beim Kleinkind, ist so bedeutsam, dass sich beim richtigen Umsetzen des frühen Bildungsplans daraus eine erhebliche Nachhaltigkeit ergibt.
oft zu spät. Sie gehen überwiegend an den Erkenntnissen der Hirnforschung und der Hirnentwicklung vorbei und sind mit einem hohen Aufwand und hohen Kosten verbunden. Das ist nur einer der Gründe, warum es in Zukunft immer mehr um gute nachhaltige frühkindliche Bildung geht.
Diese Bildung erreicht man nur mit ausreichender Qualifizierung und verlockenden Arbeitsbedingungen. Das würde sicher auch dazu führen, dass sich mehr Männer in die Kita-Versorgung einbinden lassen.
Wir sind der Meinung, wir müssen diesen Weg gehen, um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. – Ich danke Ihnen!
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Da ich im Vorstand bin, möchte ich nicht vom Präsidenten abgeklingelt werden, deshalb halte ich mich einmal an die Redezeit! interjection: (Heiterkeit)
Eine wichtige Frage für uns ist, wie der Fachkräftemangel in diesem Bereich zustande kommt. Gibt es nicht genügend Fachkräfte, die arbeiten möchten, oder ist der Beruf im Verhältnis zu seinen Anforderungen extrem unattraktiv, und arbeiten die Fachkräfte aus diesen Gründen in anderen Sparten? Eine Umfrage unter 800 Erzieherinnen und Erziehern in Niedersachsen hat beispielsweise ergeben, dass sich 80 Prozent der Erziehenden mehr Anerkennung für ihre Arbeit in der Gesellschaft wünschen würden.
Erziehende sind bei ihrer Arbeit einem erheblichen Stress ausgesetzt, der Lärm ist beträchtlich, die Personalausstattung unzureichend. Insbesondere die Erziehenden im U3-Bereich sind äußerst pflegend tätig und benötigen eine hohe verlässliche personelle Grundausstattung. Alles andere ist nicht hinnehmbar für die Erziehenden!
Unter der aktuellen Mindestpersonalausstattung in den Kinderbetreuungseinrichtungen leiden die Erziehenden sowie die Kinder gleichermaßen. Um den Beruf attraktiver zu machen und die Kindertagesein––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
richtung so zu gestalten, dass Eltern ihre Kleinkinder dort mit einem guten Gefühl abgeben können, ist die aktuelle Personalausstattung aus unserer Sicht ohnehin komplett unzureichend. Nachhaltige Kinderund Jugendpolitik sieht anders aus, meine Damen und Herren von Rot-Grün. – Danke schön!
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Bereits im Jahr 2008 hat der Senat festgestellt und mitgeteilt, dass viele Erzieher, die die Ausbildung beenden, tatsächlich gar nicht auf Dauer im Beruf ankommen, und diese Zahl beträgt etwa ein Drittel der Personen. Wenn also Herr Tuncel eben die Zahlen als gerade halbwegs annähernd vorgestellt hat, dann muss man ein Drittel davon abziehen und feststellen, es fehlt eine ganze Menge.