Ich fasse zusammen: Der Umweltschutz ist für den Menschen da. Der tote Mensch kann nicht Mittel zum Zweck des Umweltschutzes werden. Es muss in unserer Gesellschaft noch Tabuzonen geben. Dazu gehört der Respekt vor der Würde der Toten und auch der Respekt vor den Religionen, ihren Riten sowie ihren Traditionen, ganz besonders im Hinblick auf den Tod. Verschiedene Punkte der Großen Anfrage werden diesem Anspruch nicht gerecht. Ich betone noch einmal: Ich bin die Letzte, die den Tod tabuisieren will!
Ich selbst habe eine Examensarbeit geschrieben, die sich schwerpunktmäßig damit beschäftigt. Nein, das ist nicht der Punkt, sondern es geht hier darum, wie Sie es gemacht haben!
(Abg. D r. G ü l d n e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Sie vergessen, dass die meisten Menschen nicht religiös sind!)
Das ist nicht der Fall, Herr Dr. Güldner, es tut mir leid! Noch immer haben wir in unserer Stadt mehr Christen als nicht religiöse Menschen.
(Abg. D r. G ü l d n e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Das ist eine Wunschvorstellung von Ihnen! Da leben Sie, glaube ich, in der Ver- gangenheit!)
Die Antwort des Senats auf die Große Anfrage zeigt im Übrigen, dass Ihre Problembeschreibung wenig mit der Realität zu tun hat und wir in Bremen vieles von dem, was Sie dort ansprechen, auch schon geregelt haben, und zwar positiv.
Meine Damen und Herren von den Grünen, Sie dürfen davon ausgehen, dass die überwältigende Mehrheit der Bremerinnen und Bremer
(Beifall bei der CDU – Abg. D r. G ü l d - n e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Verteilen Sie doch weiter Ihre Bibeln!)
Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren! Ich will es kurz machen, weil ich der Meinung bin, dass man dieses Thema hier in dieser Weise, wie es gerade begonnen worden ist, nicht weiter diskutieren sollte, vor allen Dingen nicht mit Zwischenrufen oder Vorwürfen!
Es ist doch überhaupt nicht die Frage, Menschen haben sich seit Anbeginn, also seit man weiß, dass es so etwas wie Menschen gibt, mit den Fragen nach
dem Tod und was eigentlich mit den Körpern und den Seelen geschieht, auseinandergesetzt, und es hat über die 50 000, 60 000, 70 000 Jahre hinweg, vielleicht noch länger, eine Rolle gespielt! Die Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, und die daraus folgenden Schlussfolgerungen, dass man Menschen für ein Leben nach dem Tod ausstattet, beschäftigen alle Kulturen in unterschiedlicher Weise. Deswegen ist alles, was wir hier diskutieren, in erster Linie eine Frage von Freiwilligkeit.
Ich lebe als ein Mensch, der mehr oder weniger gelungen auf Umweltschutz achtet, und es würde mir nicht recht sein, wenn ich aufgrund der Art und Weise, wie ich bestattet werde, die Umwelt verschmutze.
Deswegen finde ich es zulässig, sich die Frage zu stellen, wie man sich, bei aller Würde und bei Respekt vor den Toten, mit der Frage auseinandersetzen kann, denn wir haben nun einmal die Situation – das ist eine nüchterne Tatsache –, dass die Zahl der Menschen auf engem Raum und damit die Zahl der Menschen, die bestattet wird, immer größer wird. Ich habe einmal geschaut, es sind in Bremen 6 000 bis 6 500 im Jahr, und da kann man sich durchaus die Frage stellen, was eigentlich mit der Umwelt passiert. Das ist keine Respektlosigkeit, sondern das ist die Verantwortlichkeit der Politikerinnen und Politiker, da hinzuschauen.
Wenn wir feststellen, es gibt Möglichkeiten auf freiwilliger Basis, dann finde ich es unter Einbeziehung der Verwandten und der jetzt noch Lebenden legitim, diese Frage zu diskutieren und Perspektiven aufzuzeigen. Ich finde aber, die Antwort auf die Große Anfrage hat einige Aufgaben gestellt, denen man sich respektvoll und in Ruhe widmen kann. Das ist die Frage, wie man möglicherweise Energie sparen und die Umweltbelastung unter anderem durch Quecksilber vermeiden kann. Wir sollten diese Frage in Ruhe klären. Wir sollten hier nicht in der Weise darüber debattieren, sondern sehr konkret schauen, wie man das, was diese Anfrage an Ergebnissen gezeitigt hat, nutzen kann, um unter Wahrung von Respekt und Würde, unter Wahrung dieser Aspekte die Umwelt besser oder noch besser schützen kann, als wir es bisher getan haben. – Vielen Dank!
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Liebe Frau Motschmann, ich möchte doch noch auf einige Punkte eingehen, die Sie hier erwähnt ha
ben! Als wir uns mit dieser Großen Anfrage beschäftigt und sie erstellt haben, stand die Würde bestimmt ganz oben auf der Agenda. Ich habe so viel positives Feedback auf diese Große Anfrage bekommen, das mich bestärkt, dass die Menschen dieses Thema spannend finden, dass sie sich mit dem Tod auseinandersetzen, aber auch mit der Art, wie sie bestattet werden. Der Mensch ist für mich ein Teil der Natur, das kann nicht auseinanderdividiert werden, das ist für mich in allen Lebenslagen wichtig, und ich schließe mich Herrn Rupp an, für mich macht das dann auch nicht nach dem Ableben halt.
Ich finde, es muss auch erlaubt sein, sich mit dem Thema der Umweltfreundlichkeit auseinanderzusetzen. Für mich ist Umweltfreundlichkeit kein Gegensatz zur Würde.
Im Gegenteil, auch wir betrachten garantiert nicht die Toten als Sache. Ich glaube, die Würde eines Verstorbenen wird in keiner Weise angegriffen, wenn wir überlegen, welche Quecksilberfilter man zum Beispiel in Krematorien braucht oder ob man, weil hier auch die soziale Frage angesprochen worden ist, sich in kostengünstigeren und im Übrigen auch schick aussehenden Pappsärgen – wer sich schon einmal einen angeschaut hat, wird sehen, dass sie sehr ansprechend aussehen – im Krematorium einäschern lassen kann. Ich finde, es beeinträchtigt nicht die Würde eines Verstorbenen, wenn wir hier darüber diskutieren, ob wir ein Krematorium haben, in dem man zum Beispiel diese Pappsärge verbrennen lassen kann.
Ich glaube, Frau Motschmann, man wird Probleme nicht lösen, indem man sich hinstellt und sagt, wir dürfen darüber nicht reden oder nur im stillen Kämmerlein. Diese Große Anfrage hat garantiert nichts mit parteipolitischer Profilierung zu tun. Ich glaube, man kann Probleme nur lösen, indem man auch öffentlich auf Probleme aufmerksam macht.
Ich möchte als Letztes noch zwei Sätze sagen! Die Frage nach der Gefriertrocknung anstatt der Einäscherung wurde in der Presse sehr in den Fokus gerückt. Ich denke, egal, wie man selbst dazu steht, ob solch eine Gefriertrocknung für einen selbst infrage kommt oder nicht, ist es legitim, danach zu fragen, denn wir werden hier langfristig um eine Debatte zu diesem Punkt nicht herumkommen. In Schweden wird dieses Verfahren zum Beispiel längst angewendet. Es gibt Zeitungsberichte, nach denen die schwedische Regierung darüber nachdenkt, diese Bestattungsform in Schweden zu etablieren. Es wurden in Schweden hierfür Umweltpreise verliehen. Im Übrigen, Frau Motschmann, scheint die schwedische Kirche dem Projekt nicht abgeneigt zu sein, denn sie hält Anteile an Bestattungsunternehmen, die das anbieten, und auch die südschwedische Stadt Jönköping
Meine eine Frage bezog sich auf die Einbalsamierungspraktiken mit Formaldehyd, wie sie in Großbritannien oder in den USA schon längst durchgeführt werden. Damit habe ich zum Beispiel aus Pietäts-, aber auch aus Umweltschutzgründen ein Problem! Ich finde, auch hier muss es legitim sein, diese Frage anzusprechen, denn wenn wir sie nicht stellen dürfen, dann können wir nicht darüber diskutieren und auch keine Lösung für uns in Bremen finden, welche Bestattungsformen wir wollen und welche nicht.
Aus diesem Grund möchte ich noch einmal sagen, uns ist es natürlich wichtig, dass die Würde der Verstorbenen gewahrt wird, dass man die Augen vor Problemen nicht verschließt, man diese Probleme und die unterschiedlichen Formen anspricht und am Ende für Bremen das Bestattungswesen ökologischer gestaltet. – Vielen Dank!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Zunächst einmal vielen Dank an Frau Dr. Schaefer, die Diskussion ist doch schon anders verlaufen, als das Papier aussieht. Hier ist sehr viel von der Würde der Toten, von Pietät und von anderen Dingen die Rede gewesen, insofern finde ich das erst einmal positiv! Trotzdem habe ich den Eindruck, Sie haben nicht zugehört. Ich habe deutlich gesagt, dass man selbstverständlich über das Thema reden muss.
(Abg. Frau D r. S c h a e f e r [Bündnis 90/ Die Grünen]: Aber nicht öffentlich! Ich habe Ihnen sehr gut zugehört!)
Im Jahr 2004 hat es dieses Positionspapier von Herrn Kastendiek und Herrn Eckhoff gegeben, und in diesem geht es zum Beispiel um die Beerdigung von Frühchen, um den Urnenzwang auf Friedhöfen und um die Friedwälder. Das ist ja kein Thema, das man nicht ansprechen kann. Nur gibt es Fragen in Ihrer Großen Anfrage, die Sie lieber in der Deputation und nicht hier in der Öffentlichkeit gestellt hätten,
(Abg. Frau D r. S c h a e f e r [Bündnis 90/ Die Grünen]: Aber warum?) ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft. weil sie sich eben doch nicht in der Weise mit dem Tod auseinandersetzen, wie man sich das erhofft und vorstellt, und die Würde vermissen lassen. Dass ich hier aber nun sage, wir dürfen uns nicht mit dem Bestattungswesen beschäftigen: Selbstverständlich dürfen und müssen wir das auch tun und werden es auch in der Zukunft tun müssen! Trotzdem sage ich am Ende, ich bedanke mich für die Debatte, die ich dann doch sehr viel besser fand als das, was in dieser Großen Anfrage zum Ausdruck gekommen ist. – Vielen Dank! (Beifall bei der CDU)
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich muss gestehen, dass auch mir diese Debatte ein wenig bevorgestanden hat, und leider hat sich auch gezeigt, dass ausgerechnet der Wortbeitrag, der Respekt, Pietät und Taktgefühl am nachdrücklichsten eingefordert hat, dem am wenigsten gerecht geworden ist. Ich bin froh, dass wir noch die Kurve bekommen haben und jetzt doch eine sehr ernste und inhaltsreiche Diskussion führen können.
Das Thema ist sensibel, das haben alle Vorrednerinnen und Vorredner gesagt, und es ist ein Thema, mit dem die Menschen persönliche Trauer und Schmerz verbinden. Der Abschied von einem Angehörigen oder nahestehenden Menschen ist und bleibt etwas zutiefst Persönliches und Würdevolles. Das Recht auf die ganz individuelle und stille Trauer und die Selbstbestimmung der Verstorbenen, wo und wie die letzte Ruhestätte gefunden werden soll, muss für uns in diesem Zusammenhang bestimmend sein.
Gleichwohl wird im Zusammenhang mit den gängigsten Formen der Bestattung den verschiedenen Umweltaspekten seit einigen Jahren verstärkte Aufmerksamkeit beigemessen, und das ist auch gut so! Bei aller Sensibilität im Umgang mit diesem Thema gehört es zu den unausweichlichen Tatsachen, dass sowohl Erd- als auch Feuerbestattungen erhebliche Umweltbelastungen hervorrufen können. Ich sage ganz ausdrücklich können! Es muss nicht so sein, es kann aber so sein, deswegen müssen wir dort genau hinschauen. Daher gebietet es sich bei aller Pietät im Umgang mit diesem Thema für eine Verwaltung, sich auch mit diesem Themenkomplex sehr ernsthaft zu beschäftigen.
Generell lässt sich sagen, dass die Zahl der Erdbestattungen auch in Bremen in den letzten Jahren stark rückläufig ist. Durch das bremische Bestattungsrecht, das Gesetz über das Friedhofs- und Bestattungswesen sowie die Ortsgesetze in Bremen und Bremer––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
haven, werden umweltfreundliche Sargmaterialien sowie mit der Bestattung verbundene Materialien vorgeschrieben. Es ist dort die Rede davon, dass die Materialien innerhalb der Ruhefrist vergehen müssen und sie so geringe Emissionen wie möglich verursachen sollen. Es dürfen beispielsweise keine halogenorganischen oder schwermetallhaltigen Stoffe verwendet werden, auch kein Kautschuk oder chlororganische Polymere wie PVC, die nicht vergehen. In der Friedhofsordnung ist schon im Jahr 1991 für die stadteigenen Friedhöfe das Gebot von kompostierbaren Materialien als Totenehrung und Grabschmuck und das Verbot von Pflanzenschutzmitteln bei der Grabpflege aufgenommen worden. In allen diesen Punkten ist Bremen schon relativ weit.
Natürlich ist die Frage wichtig, wie wir im Zusammenhang mit Feuerbestattungen auch in Zukunft die Schadstoffbelastung gering halten können. Die Feuerbestattungen nehmen zu, und dass bei diesen Kremierungen Schadstoffe freigesetzt werden können, ist allgemein bekannt. Nach der Allgemeinen Durchführungsverordnung zum Bundes-Immissionsschutzgesetz werden an den Anlagen regelmäßig die Schadstoffe Kohlenmonoxid, Gesamtstaub, organische Stoffe, Dioxine und Furane untersucht. Die Grenzwerte für diese Stoffe wurden an den beiden Bremer Krematorien immer eingehalten.
Die Messungen der Quecksilberemissionen, die von Frau Dr. Schaefer angesprochen worden sind, sind bisher nicht regelmäßig vorgeschrieben, dennoch sind diese in beiden Krematorien auf freiwilliger Basis erfolgt. Die Anlagen sind mit Filteranlagen nach dem Stand der Technik ausgerüstet, Gewebefilter mit Aktivkohleabsorber, das ist der Stand der Technik. Auch wenn ich einräume, dass jedes Gramm Quecksilber, das dort emittiert wird, ein Gramm zu viel ist, müssen wir doch sagen, dass wir hier gut dastehen, auch im internationalen Vergleich, beispielsweise mit England.
Ich rechne tendenziell mit rückläufigen Quecksilberemissionen aufgrund der Tatsache, dass die Verwendung von Amalgam in der Zahnmedizin rückläufig ist und sich viele Menschen ihre Amalgamfüllungen im Laufe des Lebens durch andere Materialien ersetzen lassen. Das hat ja auch einen Gesundheitsaspekt. Deswegen glaube ich, dass wir hier weiter hinschauen müssen.