ich mich gern an, und auch den grundsätzlichen Aussagen des Kollegen Kastendiek kann ich als Wirtschaftssenator vieles abgewinnen. – Herzlichen Dank!
Herr Kollege Rupp, ich habe Sie richtig verstanden, dass Sie Ziffer 1 und 2 Ihres Antrags zurückgezogen haben? – Gut!
Wer den Ziffern 3 bis 5 des Antrags der Fraktion DIE LINKE mit der Drucksachen-Nummer 17/684 seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!
Große Anfrage der Fraktionen Bündnis 90/ Die Grünen und der SPD vom 3. Februar 2009 (Drucksache 17/682)
Dazu als Vertreterin des Senats Frau Senatorin Jürgens-Pieper, ihr beigeordnet Herr Staatsrat Othmer.
Gemäß Paragraf 29 unserer Geschäftsordnung hat der Senat die Möglichkeit, die Antwort (Drucksache 17/711) auf die Große Anfrage in der Bürgerschaft mündlich zu wiederholen.
Ich gehe davon aus, Frau Senatorin Jürgens-Pieper, dass Sie die Antwort auf die Große Anfrage der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und der SPD nicht mündlich wiederholen möchten.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben die Anfrage hier im Parlament gestellt, weil wir davon überzeugt sind, dass sich die Herausforderungen an den Hochschulen gerade grundlegend ändern. Bisher wurde das klassische Studium einmal mehr, einmal weniger direkt nach dem Abitur aufgenommen und mit dem Diplom beendet, danach kam der Beruf. Die klassische Hochschulausbildung fand also für eine Zielgruppe zwischen 20 und 26 oder 30 Jahren statt. Sie richtete sich an Vollzeitstudierende im sogenannten One-Stop-Modus. Mittlerweile gewinnt aber das Lernen im Lebenslauf immer größere Bedeutung, und immer mehr Berufstätige mit und ohne Hochschulabschluss streben berufsbegleitend eine wissenschaftliche Qualifikation oder Weiterbildung an. Das heißt, wissenschaftliche Weiterbildung wird eine Zukunftsaufgabe für die Hochschulen sein, und darauf müssen wir uns einstellen nicht nur in Bremen und Bremerhaven, sondern auch in ganz Deutschland. Da wollen wir die Nase vorn haben, unsere Hochschulen haben im Moment die Nase vorn, und das wollen wir in den Bereichen auch.
Die Gründe für die Veränderung sind im Wesentlichen folgende: Es gibt immer kürzere Innovationszyklen, und daher wird die Aktualisierung von Wissen immer notwendiger. Wir haben eine demografische Entwicklung, wir haben Fachkräftemangel und wir haben die Umstellung vom Diplom auf Bachelor und Master. Bereits heute ist festzustellen, dass sich das Studierverhalten ändert und mehr Absolventinnen und Absolventen mit dem Bachelorabschluss zunächst berufstätig werden und sich für einen späteren Zeitpunkt Hochschulseminare inklusive eines Masters offenhalten. Dadurch werden der Bedarf an berufsbegleitenden Hochschulqualifikationen und der Wunsch nach einem Teilzeitstudium steigen.
Die Berufschancen mit dem Bachelor sind mittlerweile in der Privatwirtschaft sehr gut, und für viele ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.
Unternehmen ist Weiterbildung für ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zumindest in den höheren Hierarchieebenen zu einer wichtigen Unternehmensstrategie geworden. Diese Entwicklung allerdings stellt die Hochschule vor neue Herausforderungen. Sie wird sich auf eine neue Zielgruppe einstellen müssen, es sind nicht nur die Zwanzig- bis Dreißigjährigen, sondern es sind künftig die Zwanzig- bis Sechzigjährigen. Sie werden mehr Weiterbildungsstudiengänge, mehr Module, mehr Seminare vorhalten müssen, und die Frage von Durchlässigkeit wird eine neue Bedeutung bekommen, denn Studium ohne Abitur wird eine größere Bedeutung haben, die Anerkennung von beruflichen Qualifikationen wird in dem Zusammenhang eine größere Bedeutung haben, die Anerkennung von Kompetenzen und natürlich auch die Kontakte zu Unternehmen. Insgesamt wird es einen Paradigmenwechsel geben, der in etwa so aussieht: Bisher haben Hochschulen eher angebotsorientiert ge-arbeitet, und gerade im Weiterbildungsbereich wird es dann nachfrageorientiert sein müssen, weil man mehr darauf blicken muss, was Studierende wollen und unmittelbar für ihre berufliche Karriere verwenden können, das heißt, Weiterbildung wird auch marktorientiert sein müssen. Auch das wird ein Paradigmenwechsel sein, weil diese Weiterbildungsstudiengänge in der Regel Geld kosten und auch kostendeckend sein sollen.
Die Große Anfrage hat zum Teil Antworten gegeben, teilweise wird aber auch deutlich, dass wir noch am Anfang stehen. Ich bin dankbar dafür, dass die Anfrage so umfassend und offen beantwortet worden ist. Sie erkennt die große Bedeutung und die Herausforderung der wissenschaftlichen Weiterbildung an, die bereits im Bremischen Hochschulgesetz steht und Bestandteil der Zielvereinbarung mit den Hochschulen ist. Die Anfrage macht gleichzeitig deutlich, dass sich die Hochschulen in den letzten Jahren auch großen Herausforderungen stellen mussten völlig unabhängig vom Weiterbildungsbereich. Die großen Herausforderungen waren die Umstellung auf Bachelor und Master, die Exzellenz-Initiative. Die Universität hat sich als eine hervorragende Forschungsuniversität aufgestellt und das alles bei sehr geringer Grundmittelausstattung, wie auch gerade wieder aktuell im Benchmark-Bericht nachgelesen werden konnte. Die Hochschulen im Lande Bremen leisten Hervorragendes!
Nun kommt noch die große neue Herausforderung dazu, nämlich Lernen im Lebensverlauf, wissenschaftliche Weiterbildung für eine ganz neue Zielgruppe. Um diese Herausforderung zu bewältigen, haben wir als rot-grüne Koalition schon einiges auf den Weg gebracht, wie zum Beispiel die Änderung im Hochschulzugang, dass auch Menschen ohne Abitur an die Hochschule gehen können, dass berufliche Kenntnisse anerkannt werden, das werden wir jetzt im
Hochschulgesetz ändern, wir hatten hierzu schon einen Bürgerschaftsbeschluss. Es wird im März 2009 noch eine Arbeitstagung dazu folgen, um kleinzuarbeiten, wie es genau funktionieren kann.
Wir haben auch schon auf den Weg gebracht, dass ausländische Abschlüsse anerkannt werden, dazu hatten wir auch schon einen Bürgerschaftsbeschluss. Auch das ist notwendig im Sinne der Menschen, aber auch im Sinne des Fachkräftemangels. Wir haben viele Menschen mit einem Hochschul- und Berufsschulabschluss gerade in Fächern, in denen wir Mangel haben, nämlich im ganzen Bereich Mathematik, Technik, Naturwissenschaften und so weiter.
Aber die Anfrage macht auch deutlich, dass wir noch einen erheblichen Diskussionsbedarf haben und dass wir in vielen Fragen am Anfang stehen, und dazu soll die Debatte ein Aufschlag sein. Wir wissen nämlich im Moment noch nicht genau, wo die weitergehenden Bedarfe künftig sein werden, welche Studiengänge, welche Module, welche Seminare entwickelt werden müssen. Wenn man sich auf der Homepage der Hochschulen umsieht, kann man erkennen, dass schon einiges gemacht wird. Auf der Homepage der Universität kann man zum Beispiel sehen, dass bereits Diverses im Bereich Erziehung und Bildung angeboten wird, auch Management und Führung, Recht und Soziales, aber auch Informatik und Robotik. Aber es ist auch klar, dass es weitere Entwicklungsmöglichkeiten gibt, die wir für die Zukunft nutzen müssen. Ich hatte eben schon angesprochen, dass wir in dem ganzen MINT-Bereich – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik – Fachkräftemangel haben und mehr berufsbegleitende Masterstudiengänge entwickeln müssen.
Auch die Hochschule für Künste zum Beispiel hat einen Bedarf ausgemacht, all das, was Creative Industries umfassen würde. Auch über diese Kreativwirtschaft haben wir im Parlament schon häufiger gesprochen, auch das muss künftig im Weiterbildungsbereich in den Hochschulen andockfähig sein. Ich habe es vorhin schon gesagt, wir werden uns viel mehr damit auseinandersetzen müssen, dass wir eine andere Sichtweise in dem Bereich brauchen, denn wenn diese Studiengänge marktgängig sein müssen, weil sie bezahlt werden müssen, ist es an der Stelle eine ganz andere Sicht auf die Hochschule, als wir es in den grundständigen Studiengängen haben. Das muss am Ende nicht nur kulturell bewältigt, sondern auch mit entsprechenden Maßnahmen unterlegt werden.
Es gibt in Deutschland eine weite Diskussion, inwieweit es auch einen Weiterbildungs-Bachelor geben soll, da gibt es aktuell noch diverse Zielkonflikte, im Moment reden wir über den WeiterbildungsMaster. Auch das Teilzeitstudium muss sicherlich weiterentwickelt werden, denn im Moment ist es so, dass diejenigen, die berufstätig werden, wenig Lust und vielleicht auch nicht die Möglichkeit haben, aus ihrem Job zu gehen, aber es muss möglich sein, dass sie neben ihrer Berufstätigkeit auch studieren können.
Ich will sagen, wenn man das jetzt alles zusammenfasst: Das Ganze muss in eine Gesamtstrategie der Hochschulpolitik im Lande Bremen eingebunden werden, aber auch in eine Gesamtstrategie der Hochschulentwicklung der einzelnen Hochschulen. Es müssen Alleinstellungsmerkmale entwickelt werden nach dem Motto, was können nur wir? Damit kann man dann in der Republik brillieren, dazu muss man sicherlich auch an den hohen Forschungskompetenzen in Bremen ansetzen. Letztlich kann auch die Forschung wieder vom Input aus der Praxis profitieren.
Die Hochschulen haben ihre Weiterbildungsaktivitäten bereits im Ausschuss für Wissenschaft und Forschung vorgestellt, das hier soll ein weiterer Aufschlag sein, dieses Thema voranzutragen, die Hochschulen werden uns da an ihrer Seite sehen. Nicht zuletzt auch deswegen werden wir uns um den Bereich kümmern müssen, denn – ich hatte es eingangs gesagt – vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung wird es irgendwann so sein, dass die Hochschulen aktiv Studierende bewerben müssen. Wir wollen, dass die Hochschulen hierfür gut aufgestellt sind, dass die Weiterbildungssuchenden kompetente Partner in den Hochschulen finden.
Ganz kurz zu dem Antrag der CDU! Ich finde ihn an dieser Stelle nicht ganz zielführend, weil er sich einen Aspekt herausgreift, an dessen Stelle wir eine Gesamtstrategie brauchen. Ich finde es auch nicht zielführend, dass es auf das Lehrdeputat angerechnet werden soll. Was in der jetzigen Situation nicht geht, ist, dass es zulasten der grundständigen Studiengänge geht. Ich verstehe da die CDU auch nicht ganz, die sich ja sonst immer beschwert hat, dass die Studiengänge nicht ausreichend ausgestattet seien.
Im Übrigen wollen wir jetzt auch die Hochschulgesetznovelle schnell auf den Weg bringen, um das in ein Gesetz zu gießen, was wir im Parlament schon beschlossen haben, und nicht eine weitere Schleife drehen. Insofern lehnen wir den Antrag ab, Sie können es noch alles in das Anhörungsverfahren einbringen. Klar ist aber auch, die Debatte wird weitergehen. – Herzlichen Dank!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr! Diese alte Weisheit hat heute keine Bedeutung mehr, denn das Lernen hört heutzutage nach der Schule, nach der Ausbildung, aber natürlich auch nach dem Studium nicht auf. Wir alle wissen, dass das Lernen der wesentliche Schlüssel zur Gestaltung individueller Lebens- und Arbeitschan
Menschen, die eine berufliche Qualifikation erworben haben und einige Jahre berufstätig waren, müssen natürlich auch die Möglichkeit haben, sich weiterzuqualifizieren, und zwar ganz deutlich unter Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen und der Fähigkeiten, die sie sich in dieser Berufstätigkeit erworben haben. Für die hohe Zahl der Studienabbrecher – immerhin handelt es sich um 20 bis 30 Prozent – müssen Wege gefunden werden, ihre im Studium erworbenen Kompetenzen – sie haben wahrscheinlich nicht jede Prüfung bestanden, sondern das eine oder andere auch durchaus erfolgreich mitbekommen – als sogenannte Studienrückkehrerinnen und -rückkehrer nutzen und ausbauen zu können. Wir müssen davon ausgehen, dass viele Absolventen nach dem Bachelor-Abschluss zunächst berufstätig werden. Der Fachkräftemangel führt zu frühzeitiger Rekrutierung durch die Unternehmen, das heißt, Menschen gehen erst in eine Berufstätigkeit und einige Jahre später vielleicht wieder zurück an die Universität, um dort einen Master zu machen.
Wir haben es mit einer steigenden Nachfrage für Teilzeitstudien beziehungsweise berufsbegleitenden Studiengängen zu tun. Insgesamt sind wir alle der Meinung, dass wir mehr beruflich Qualifizierte mit und ohne Hochschulzugangsberechtigung an unseren Hochschulen haben wollen.