Protocol of the Session on April 25, 2007

„Norddeutsche“ vom 28.4.2006, ich zitiere mit Erlaubnis: „Inzwischen ist auf dieser Grundlage des Girls’ Day aber eine kunterbunte Mischung geworden. Mädchen schnuppern auch in andere Branchen hinein, die sie eben interessieren. Jungen sind bei Betriebsbesichtigungen dabei, Mädchen bleiben in den Schulen. Beide Geschlechter tummeln sich am Arbeitsplatz der Eltern.“

Ein weiteres Zitat, gleiche Ausgabe „Norddeutsche“: „Bei den Stahlwerken läge der Schwerpunkt des Aktionstages inzwischen aber vor allem auf dem Wort ‚Zukunftstag‘. Das wird ergänzt mit den Worten ‚für die Jugend‘“.

Ein Letztes, um noch eines oben darauf zu setzen! Der Schulleiter eines Schulzentrums aus Vegesack wird hier zitiert: „Überhaupt stelle man die Frage in den Raum, ob man nicht einen Boys’ und Girls’ Day nebenher laufen lassen könne, das hielte ich für einen modernen Weg“, so das Zitat.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie das einmal auf sich wirken, was hier als öffentliche gedruckte Meinung zum Girls’ Day steht! Die Bekundungen hier habe ich verstanden. Alle Fraktionen finden, dass man den Girls’ Day in seiner Eigenständigkeit bewahren muss, weil sonst die Idee kaputtgeht,

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

dass ein Boys’ Day eine wichtige Sache ist, aber dass es eben darum geht, die Eigenständigkeit zu bewahren. Ich glaube, wenn wir es nicht schaffen, bei dem, was an öffentlicher Meinung dazu in der Praxis Jahr für Jahr – morgen ist es ja wieder soweit – passiert, und dem, was dann an Vor- und Nachberichterstattung auf die Öffentlichkeit einwirkt, unsere Position deutlich zu machen und zu erklären, warum ein Girls’ Day eine Sache ist, die für sich stehen muss, dann machen wir wieder einen Schritt zurück, dann verlieren wir wieder Boden, den wir an der Stelle längst gutgemacht haben.

Das war damals keine einfache Debatte, und wehret den Anfängen! Wir müssen scheinbar die Stellung an der Stelle halten, weil es vor dem Hintergrund von schlechter Jungenarbeit zugegeben eben im Moment diese Irrläufer gibt. Ich würde mir wünschen, dass wir uns das alle zu Herzen nehmen. Morgen ist Girls’

Day. Ich hoffe, er wird ein Erfolg, und vielleicht ist danach die öffentliche Meinung ein bisschen eine andere, und spätestens im nächsten Jahr würde ich mir wünschen, dass wir Boys’ Day und Girls’ Day so auseinandergehalten haben, dass überhaupt keine Vermengungen mehr passieren können. – Danke schön!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Als nächster Redner erhält das Wort Herr Senator Lemke.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir reden über den Mädchenzukunftstag, und hier stehen die Mädchen im Fokus, und die Jungen stehen dann einmal an zweiter Stelle. Das ist auch grundsätzlich richtig.

(Beifall bei der SPD)

Ich muss es aber schon mit einer Einschränkung machen, weil auch ich denke, dass wir Jungen auch Mut machen, typische Frauenberufe zu ergreifen,

(Beifall bei der SPD)

die nicht im Trend liegen, die nicht im Gesellschaftsbild eines jungen Mannes liegen. Wir haben einen, und das wissen Sie auch natürlich alle, furchtbaren Mangel im Kindergarten- und im Grundschulbereich. Es gibt ganz viele Kinder im Elementar- und auch im Grundschulbereich, die freuen sich, wenn sie auf dem Schulhof oder im Schulgebäude einmal einen Mann sehen, einen Studenten. Von den meistens 20 Kolleginnen und Kollegen ist dann ein Mann dabei, und wenn sie den sehen, dann fassen sie den schon fast an und sagen, wie ist das eigentlich, wenn man einmal einen Kerl anfasst.

(Heiterkeit)

Das ist ein Originalzitat einer Schulleiterin von der Stader Straße im August 1999, mein erster Schulbesuch an einer Bremer Schule! Da fragte ich: Was ist denn das da unten? Ein Knäuel von Kindern um einen jungen Mann! Da sagte die Schulleiterin zu mir: Herr Lemke, das ist der einzige Lehrer, den wir an der Schule haben, und hier gibt es ganz viele Patchwork-Familien im Viertel, da gibt es ganz viele alleinerziehende Mütter, und da gibt es nichts, dass die Kinder das einmal sehen.

Das ist eine Erfahrung, die jeder, der ein bisschen Ahnung von dem Thema hat, auch bestätigen kann. Das heißt, ich würde mir als Bildungssenator und als Mitglied der Landesregierung ausgesprochen wünschen, dass wir Jungen motivieren würden, auch in den Kindergärten zu arbeiten, in den Kliniken, im Al

tenpflegeheim. Wenn wir dort mehr Jungen dazu brächten, wäre das gut.

Aber darüber reden wir im Augenblick nur im zweiten Teil. Ich finde, wir können absolut zufrieden sein mit der Entwicklung des Mädchenzukunftstages in unserem Land, ich schließe mich da meinem Vorredner an. Das, was Ulrike Hauffe mit ihren Mitarbeiterinnen in den letzten Jahren auf den Weg gebracht hat, ist ausgesprochen positiv und wird in anderen Bundesländern übrigens als sehr positiv bewertet. Hier sind wir Trendsetter, wenn ich das so sagen darf.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Ich glaube natürlich, dass das nur ein kleiner Mosaikstein sein kann, weil wir uns nicht ernsthaft einzubilden brauchen, dass wir gegen die großen Medien, die ganzen Jungen- und Mädchenzeitschriften, gegen Trend-Fernsehsendungen und die ganzen Serien, die die Kinder sehen, ernsthaft ankommen können. Aber wir haben eine pädagogische Verantwortung, und dieser Verantwortung kommen wir hier nach bei den Mädchen, die meistens bis weit ins Studium den Jungen überlegen sind, doch irgendwann kommt dann der Bruch, manchmal kommt er in der gymnasialen Oberstufe, wenn die Naturwissenschaften nicht mehr so angewählt werden.

Das ist bitter, weil die Voraussetzungen unserer jungen, starken Mädchen vorzüglich sind. Aber weil das eben eine Jungendomäne ist, geht normalerweise ein Mädchen nicht in den Physik- oder Chemie- oder Mathematikleistungskurs, was ich mir – und ich weiß, dass das Haus das genauso sieht – wünschen würde, dass mehr dieser hochqualifizierten Mädchen ihre Chance beim Schopfe packen und sagen, jawohl, ich fühle mich dafür stark, und ich habe auch eine wissenschaftliche Karriere im Sinn, im Fokus, und nicht irgendetwas, bei dem ich sage, ich gehe jetzt einmal den ganz leichten Weg, ich mache Sprachen oder Biologie vielleicht gerade noch.

Das ist der falsche Weg, und deshalb glaube ich, dass je früher wir die Kinder erreichen, die Mädchen erreichen, um sich eben nicht geschlechterspezifisch zu orientieren, sondern zu sagen, ich bin stark, ich weiß, dass ich stark bin, und mich interessiert nicht, wie der Trend gerade läuft, und ich lasse mich auch nicht von irgendwelchen Klum-Shows motivieren, in irgendeinen Beruf hineinzugehen, sondern ich bin stark, ich weiß, was ich kann, und meine Lehrer unterstützen mich dabei, meine Berufswahl nicht so zu orientieren, wie gerade der gesellschaftliche Trend ist, der richtige Weg ist.

Ich glaube, wir sind auf einem absolut richtigen Weg. Wenn aber die eine oder andere Schule auch für Jungen sich einsetzt, um diesen Mut zu machen, einen Beruf zu suchen, der normalerweise von Mäd

chen angewählt wird, finde ich das nicht schädlich, und ich lasse den Schulen durchaus die Möglichkeit, das auch so umzusetzen. – Vielen Dank!

(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren, weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Damit ist die Beratung geschlossen.

Die Bürgerschaft (Landtag) nimmt von der Mitteilung des Senats, Drucksache 16/1298, Kenntnis.

Offshore Windenergie – Chance für Bremerhaven

Große Anfrage der Fraktionen der CDU und der SPD vom 14. Februar 2007 (Drucksache 16/1309)

D a z u

Mitteilung des Senats vom 24. April 2007

(Drucksache 16/1385)

Dazu als Vertreter des Senats Herr Senator Neumeyer.

Meine Damen und Herren, gemäß Paragraf 29 unserer Geschäftsordnung hat der Senat die Möglichkeit, die Antwort auf die Große Anfrage in der Bürgerschaft mündlich zu wiederholen.

Meine Damen und Herren, Herr Senator, ich gehe davon aus, dass Sie darauf verzichten wollen, sodass wir gleich in die Debatte eintreten können.

Die Aussprache ist eröffnet.

Als erste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Frau Tuczek.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben diese Große Anfrage nicht eingebracht, um den Senat zu bejubeln, obwohl er das allemal verdient hätte, sondern weil wir von dieser Stelle noch einmal deutlich machen wollen, welche Chancen und Perspektiven mit dem Bereich Windenergie für das Land Bremen und insbesondere für Bremerhaven mit dem Bereich Offshore verbunden sind.

Der Senat hat sehr schlüssig dargelegt, dass die im Frühjahr 2003 hier im Parlament diskutierte Konzeption aufgegangen ist. Ausschlaggebend waren die durchgeführten Infrastrukturmaßnahmen, die die Grundlagen bilden, um Firmen im Offshore-Bereich nach Bremerhaven zu holen. Aber nur so einfach holen, geht natürlich nicht, da müssen die Rahmenbedingungen stimmen.

Hier ist konsequent auf den Standortvorteil Bremerhavens gesetzt worden, nämlich die Lage am see

schifftiefen Wasser. Die großen Fünfmegawattanlagen können nur an der Küste gebaut werden, weil sie kaum noch über die Straßen transportiert werden können. Aus der Antwort wird deutlich, wie zielgerichtet gerade der Offshore-Bereich, der enorm wichtig für Bremerhaven ist, aufgebaut worden ist. Bremerhaven ist bereits jetzt der Kompetenzstandort für den Bereich der Offshore-Windenergie, was inzwischen weit über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus anerkannt ist, und das soll auch so bleiben, meine Damen und Herren.

Bereits im Jahre 2002 wurde die Windagentur WAP gegründet, die mittlerweile das größte Unternehmensnetzwerk im Bereich der Offshore-Windenergie darstellt. Die WAP ist im Februar als Mitglied in die Initiative Kompetenznetze Deutschland aufgenommen worden. Diese Möglichkeit, sich mit ihrem Leistungsprofil national und international darzustellen, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Insofern ist es richtig und konsequent, die WAP auch über das Jahr 2008 hinaus zu unterstützen.

(Beifall bei der CDU und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Wichtig war und ist die Ausweisung von Teststandorten, wie wir heute auch aus der „Nordseezeitung“ sehen können, und die wissenschaftliche Begleitung. Gerade bei neuen Technologien wie die OffshoreWindenergie spielt die Forschung eine wesentliche Rolle. Anders als bei Onshore-Anlagen muss die Technik weitaus ausgefeilter und sicherer sein, weil man Anlagen, die in der Deutschen Bucht stehen, natürlich nicht täglich reparieren oder warten kann. Dafür ist die Forschungs- und Koordinierungsstelle Windenergie an der Hochschule Bremerhaven gegründet worden. Auch hier wird eine Fortsetzung der Tätigkeit angestrebt.

In diesem Zusammenhang ist natürlich die Hochschule Bremerhaven mit ihren meeresbezogenen Studiengängen zu nennen. Auch die frühzeitige Ausweisung und Herrichtung entsprechender Gewerbeflächen im südlichen Fischereihafen Luneort war wichtig für die Ansiedlung von Firmen. Das soll und muss auch so weitergehen.

Mit der Offshore-Windenergie stehen wir noch am Anfang. Erst kürzlich ist ein weiterer Windpark in der Nordsee genehmigt worden, nordwestlich der Insel Borkum. Wir brauchen zusätzliche Flächen, eine zentrale Erschließungsachse, einschließlich Ver- und Entsorgungseinrichtungen, sowie eine zentrale Umschlagseinrichtung am Südende des Labradorhafens zum Verladen der Anlagen, und wir brauchen auch weiterhin die notwendigen Fördermittel für die Firmen.

Das alles hat Geld gekostet und wird auch weiterhin Geld kosten, aber ich denke, das Geld ist gut angelegt. Wir haben bereits jetzt dort hochkarätige Fir

men angesiedelt wie Multibrid, Weserwind, REpower, WindGuard oder gar CWMT, Center für Windenergie und Meerestechnik. Dass sich das Fraunhofer Institut im Rahmen dieser Projektgruppe in Bremerhaven engagiert, ist öffentlich kaum zur Kenntnis genommen worden, was schon sehr verwunderlich ist. Wenn es wirklich gelingt, die Etablierung dieses Instituts als Fraunhofer Institut hinzubekommen, dann wird der Standort Bremerhaven noch weiter aufgewertet. Das wäre schon toll und sollte dann auch so wahrgenommen werden.