Das können wir uns nicht leisten. Wir brauchen diese jungen Menschen. Sie sind wichtig für uns, sie sind wichtig, denn sie sind Teil unserer Zukunft.
Deshalb muss für diejenigen, die jetzt betroffen sind, möglichst direkt etwas angeboten werden. Eine Chance besteht darin, dass Jugendliche, die erkennbar den Hauptschulabschluss nicht erreichen werden, am zweijährigen Bildungsgang, Berufseingangsstufe, Berufsfachschule im Rahmen des zehnten und elften Schuljahres teilnehmen. Handlungs- und produktorientierte Lernformen und, so meine ich, insbesondere sonder- und sozialpädagogische Aspekte im Unterricht führen zu einer psychosozialen Stabilität und bewirken die Bildung sozialer Kompetenzen, die im Zusammenhang mit der Verbesserung von Grundfertigkeiten von vorrangiger Bedeutung sind. (Beifall bei der SPD)
Mit dem Abschlusszeugnis dieses Bildungsgangs wird der erweiterte Hauptschulabschluss erworben. Ich habe mir ein Bild von diesem Angebot gemacht, indem ich mir beispielsweise die Schule an der Bevenser Straße von außen und ganz besonders auch von innen angesehen habe, ein Schulstandort, der gerade für junge Menschen, über die wir an dieser Stelle sprechen, von großer Wichtigkeit ist. Die SPD-Fraktion und ich sind sehr froh darüber, dass dieser Schulstandort nicht nur für diese Schülerklientel erhalten, sondern auch weiterentwickelt werden konnte.
Wir ganz sicher nicht! Ich kann Ihnen die entsprechenden Pressemitteilungen und auch Schulpapiere mitbringen.
(Abg. R o h m e y e r [CDU]: Schauen Sie einmal nach, wer Bildungssenator war! – Abg. Frau H ö v e l m a n n [SPD]: Hier zählen Fakten! Ist sie geschlossen oder nicht? – Heiterkeit bei der CDU)
Ich bringe es Ihnen mit! Es lohnt sich jetzt doch nicht, mit Ihnen zu streiten! Durch die Anbindung und die inhaltliche Verzahnung mit der Berufsbildenden Schule für Metalltechnik an der Reiherstraße ist das schulische Angebot eben nicht nur erhalten worden, sondern für die Jugendlichen auch qualitativ verbessert worden.
Es ist richtig, wenn der Senat feststellt, dass solche und andere Maßnahmen, die der späten Sicherung des Hauptschulabschlusses auch außerhalb des allgemeinbildenden Bereichs dienen, auf absehbare Zeit erhalten bleiben müssen. Langfristig gesehen müssen aber auch die Umstände genauer überprüft werden, die es überhaupt möglich machen, dass junge Menschen so weit abseits stehen und verloren zu gehen drohen.
Es geht also einerseits um Sofortmaßnahmen und andererseits darum, nach Beratung und Einbeziehung von entsprechender Fachkompetenz – ich denke da zum Beispiel an den runden Tisch Bildung in Verbindung mit den Pisa-Ergebnissen –, langfristige und nachhaltige Änderungen im Schulbereich umzusetzen. Zu den Sofortmaßnahmen gehören verstärkter Praxisbezug und Projektorientierung, dazu gehören aber auch Präventionsmaßnahmen im Zusammenhang mit Schulvermeidung, damit wir es auch einmal wieder richtig hören, zur Vermeidung vom permanenten Schuleschwänzen. Dazu ist auch jetzt und sofort der Einsatz von sozialpädagogischen Kräften vor Ort, also an den Schulen, und an den außerschulischen Lern- und Ausbildungsorten unbedingt erforderlich. Der in Vorbereitung stehende Bremerhavener Schulversuch, der unter anderem mit der Projektstruktur des Bildungsgangs in der zehnten Jahrgangsstufe mit den Profilen Werkstattschule, soziale Arbeit, Sport und musische Projekte für Schülerinnen und Schüler arbeitet, die am Ende der neunten Klasse den einfachen Hauptschulabschluss nicht erreicht haben, sollte auch möglichst bald gestartet werden, denn auch er könnte einen positiven Beitrag leisten, um die Chancen für die jungen Menschen zu verbessern.
Gerade Projekte, die den schulischen Anteil des Lernens stärker reduzieren zugunsten von berufsund praxisnahen Elementen an anderen in der Regel betrieblichen Lernorten, könnten die Zielgruppe stärker ansprechen, Schulvermeidung reduzieren, Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft steigern und letztlich größere Erfolge für junge Menschen mit sich bringen. Deshalb begrüßen wir es, dass der Senat prüft, inwieweit derartige modellhafte Projekte, die es beispielsweise schon in Hamburg, Berlin, Offenbach oder Dresden gibt, auf Bremen und Bremerhaven übertragbar sind und bereits in der Sekundarstufe I angesiedelt werden können. Ich erlaube mir aber noch einmal auf die notwendigen langfristigen beziehungsweise nachhaltigen Veränderungen im Schulbereich zu kommen, die notwendig sind, damit in Zukunft diese Risikogruppen kleiner werden. Eine Maßnahme, von der ich mir etwas verspreche, ist der verstärkte Ausbau von Schulen mit Ganztagsangeboten, die wir hoffentlich in nicht allzu ferner Zeit mit Fug und Recht Ganztagsschulen nennen dürfen.
An diesen Schulen sollen neben Lehrerinnen und Lehrern nach unseren Vorstellungen auch sozialpädagogische Mitarbeiter die Regel sein. An diesen Schulen werden junge Menschen mehr Zeit zum Lernen haben, und Lernen ist mehr als Unterricht! Es wird sich ein neues Klima des Miteinanders ergeben, das gerade für die so genannten Risikoschüler Chancen beinhaltet. Wenn wir uns noch einmal vor Augen halten, was eben auch Herr Bürger gesagt hat, dass die soziale Koppelung so ausschlaggebend für den Erfolg oder Misserfolg der Schüler ist, dann wird um so deutlicher, dass mehr Zeit zum Lernen, dass ein qualitativ gewachsener Lebensraum Schule gerade für Risikoschüler ein echter Gewinn wird.
Zu den wirklichen Herausforderungen im Zusammenhang mit Schulversagern aller Stufen gehört es auch, sich ernsthaft mit den Strukturen auseinander zu setzen. Wenn wir die Pisa-Ergebnisse ernst nehmen und der runde Tisch Bildung Sinn machen soll, dann müssen wir mit dem frühen Aussortieren, mit der frühen Selektion aufhören.
Dann muss Schluss sein mit der Praxis, der Schüler oder die Schülerin muss hinaus, weil er oder sie es nicht schafft. Da muss es Herausforderung und Aufgabe sein, Schüler abzuholen und sie mitzunehmen, ihnen Hilfe, Förderung und Unterstützung zu geben, damit sie dabei bleiben können und nicht verloren gehen. (Beifall bei der SPD)
Pisa sagt immer wieder nichts anderes, eine möglichst lange gemeinsame Schulzeit, kein frühzeitiges Selektieren,
Herr Rohmeyer, dass kann ich Ihnen in der Kürze der Zeit, die ich hier habe, nicht deutlich machen, da setze ich mich aber gern einmal separat mit Ihnen hin und versuche, es gemeinsam mit Ihnen hinzubekommen!
Weil das so ist, wird jeder, der in das Wahlprogramm meiner Partei, der SPD, hineinschaut, feststellen, dass wir die Ergebnisse von Pisa und die Beratung am runden Tisch Bildung ernst nehmen.
Was heißt eigentlich, wir sind gescheitert? Wir hatten hier und da vielleicht ein Problem mit irgendeinem Koalitionspartner und haben die Dinge nicht so vorangebracht, wie wir es uns gewünscht hätten, das ist zweifellos richtig, aber man kann ja auch nicht immer die Koalition gleich platzen lassen!
(Beifall bei der SPD – Abg. E c k h o f f [CDU]: Die SPD steht für 56 Jahre erfolg- reiche Bildungspolitik!)
Ich stelle also fest, zur Verbesserung des bremischen Bildungswesens wollen wir Reformen einleiten, auf den Weg bringen und die Bildungschancen unserer Kinder und Jugendlichen erstens durch den Ausbau des vorschulischen Bereichs, zweitens durch die Stärkung der Schul- und Unterrichtsqualität und drittens natürlich durch die Weiterentwicklung der Schulstruktur verbessern. Damit kann Schule für alle an Qualität gewinnen, damit aber werden die Chancen für die Jugendlichen, über die wir an dieser
Ich erlaube mir noch einmal den Hinweis auf die soziale Kopplung. Gerade Jugendliche mit Migrationshintergrund und anderen Benachteiligungen haben oft Schwierigkeiten, einen Schulabschluss zu erreichen.
Die soziale Kopplung wird an Bedeutung verlieren, wenn wir die von der SPD-Fraktion angestrebten Reformen auf den Weg bringen und die verkrusteten Strukturen aufbrechen. Damit leisten wir nachhaltig etwas für die jungen Menschen, über die wir heute sprechen.
Wir schauen nicht nur in unser Bundesland, sondern wir schauen ins Ausland, weil wir nicht Kreisklasse bleiben wollen, sondern in die erste Liga wollen. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!
(Beifall bei der SPD – Abg. E c k h o f f [CDU]: Aus der Bundesliga abgestiegen und von der Champions League reden!)
Wir setzen die Aussprache zum Tagesordnungspunkt fünf, Chancen abschlussgefährdeter Schülerinnen und Schüler verbessern, fort.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wir reden immer noch über das Thema Chancen abschlussgefährdeter Schüler. Es ist in der Tat ein schwieriges Thema, nicht nur die Überschrift dieser Großen Anfrage, die in Kompliziertheit fast das Niveau des Se––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
nators für Wirtschaft, Herrn Hattig, erreicht, sondern auch in der Sache ist es ein schwieriges Thema, zumal wir es in dieser Legislaturperiode schon verschiedentlich diskutiert haben. Deshalb erspare ich es mir, all die Fakten und Zahlen noch einmal zu nennen, die wir jetzt zigmal gehört haben, von der Zahl der nicht versetzten Schüler in Bremen bis zu denjenigen, die überhaupt keinen Abschluss zustande bekommen.