Protocol of the Session on August 21, 2002

Vielleicht könnten Sie mir ja bitte – –.

(Glocke)

Keine Zwiegespräche bitte! Stellen Sie bitte Ihre Frage!

Wäre es möglich, dass man uns nachreicht, um welche Art von Gebäuden es sich bei denjenigen der Dringlichkeitsstufe I handelt?

Bitte, Frau Senatorin!

Darin sehe ich kein Problem.

Weitere Zusatzfragen liegen nicht vor.

Die achte Anfrage trägt die Überschrift „Ausbildungssituation bei Pflegeberufen“. Die Anfrage ist unterschrieben von den Abgeordneten Frau Ziegert, Böhrnsen und Fraktion der SPD.

Bitte, Frau Kollegin Ziegert!

Wir fragen den Senat:

Erstens: Wie viele Ausbildungsplätze für Pflegeberufe stehen im Land Bremen und gegebenenfalls in angrenzenden Gemeinden insgesamt zur Verfügung, maximale Kapazität, wie viele dieser Plätze werden tatsächlich angeboten, und in welchem Maße wird dieses Angebot nachgefragt, und zwar bezogen auf das Ausbildungsjahr 2001/2002 und das Ausbildungsjahr 2002/2003?

Zweitens: Welche Ursachen sieht der Senat für eventuelle Differenzen zwischen der theoretisch möglichen und der tatsächlich angebotenen Zahl der Ausbildungsplätze sowie der Zahl der Auszubildenden in diesem Bereich?

Drittens: Was beabsichtigt der Senat zu unternehmen, um angesichts eines drohenden Pflegenotstandes und eines hohen Ausbildungsplatzbedarfs das Ausbildungsplatzangebot für Pflegeberufe zu ma

ximieren und die dann zur Verfügung stehende Kapazität vollständig zu nutzen?

Die Anfrage wird beantwortet durch Frau Senatorin Röpke.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Für den Senat beantworte ich die Anfrage wie folgt:

Zu Frage eins: Im Ausbildungsjahr 2001/2002 standen im Land Bremen in der Krankenpflege und in der Kinderkrankenpflege insgesamt 837 Ausbildungsplätze, davon Krankenpflege 747 und Kinderkrankenpflege 90, zur Verfügung. Diese Plätze sind verbindlich im Landeskrankenhausplan festgelegt und werden nicht jährlich verändert.

Im Ausbildungsjahr 2001/2002 waren davon insgesamt 631 Ausbildungsplätze besetzt, davon Krankenpflege 562, Kinderkrankenpflege 69. Dies entspricht einer Auslastung von landesweit etwa 75 Prozent.

Die Zahl der insgesamt angebotenen Ausbildungsplätze ändert sich zum Ausbildungsjahr 2002/2003 nicht. Die tatsächliche Besetzung der Ausbildungsplätze ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt. Alle Schulen betreiben verstärkt Öffentlichkeitsarbeit und streben Vollbesetzung an.

Für das Land Bremen stehen jährlich 150 Ausbildungsplätze für die Altenpflegeausbildung zur Verfügung, 50 Ausbildungsplätze für Erstauszubildende und 100 Ausbildungsplätze für Umschüler.

Im Ausbildungsjahr 2001/2002 wurden insgesamt 155 Ausbildungsplätze besetzt, davon entfielen 46 Plätze auf Erstauszubildende und 109 Plätze auf Umschüler. In den 155 Plätzen waren vier Ausbildungsplätze enthalten, die von auswärtigen Arbeitsämtern angeworben worden.

Für das Jahr 2002/2003 beträgt die Anzahl der Ausbildungsplätze für Erstauszubildende 50, für Umschülerinnen und Umschüler 81. Die Differenz von 19 Ausbildungsplätzen im Bereich Umschulung ergibt sich aus der verringerten Anzahl der vom Arbeitsamt Bremen für das Jahr 2002 zur Verfügung gestellten Ausbildungsplätze.

Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in der Altenpflege ist ausreichend. Sowohl in den vergangenen Jahren als auch zum jetzt anstehenden Ausbildungsjahr 2002/2003 konnten in der Altenpflege alle Ausbildungsplätze besetzt werden.

Zu Frage zwei: Der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales hat nach der Erörterung dieser Problematik mit den Schulen zur Kenntnis genommen, dass die Attraktivität des Berufes der Krankenpflege in der Öffentlichkeit deutlich gesunken ist. Als Konsequenz haben die meisten Schulen einen quantitativen Rückgang an Bewerberinnen und Bewerbern zu verzeichnen. Eine weitere Ursa

che ist die Differenz zwischen dem Anforderungsprofil für das Berufsfeld „Krankenpflege“ und die tatsächlich vorhandene Eignung der Bewerberinnen und Bewerber. So können auch bei zahlenmäßig ausreichenden Bewerberinnen und Bewerbern die Plätze nur mühsam mit geeigneten Auszubildenden besetzt werden. Ein weiterer Faktor scheint die Standortfrage zu sein. Die größten Besetzungsprobleme haben die Bremerhavener Schulen.

Wegen des geringeren Angebotes an Ausbildungsplätzen in der Altenpflege besteht in diesem Bereich keine Differenz zwischen Angebot und Nachfrage.

Zu Frage drei: Der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales hat bereits mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Ausbildung in der Kranken- und Kinderkrankenpflege in Bremen an Attraktivität und Bedeutung zu steigern: Entgegen der bundesweiten Entwicklung wurden in Bremen seit Jahren die Ausbildungsplätze nicht verringert und die Träger von Ausbildungsstätten kontinuierlich angehalten, eine Vollbesetzung anzustreben.

Seit Oktober 2000 läuft der bundesweit erste Modellversuch „Integrierte Pflegeausbildung in Bremen“ erfolgreich mit dem Ziel, Erkenntnisse zu gewinnen, die regional und überregional dazu führen, die Ausbildung zu verbessern und Bewerberinnen und Bewerber zu gewinnen, die sich bisher nicht für die Krankenpflegeausbildung interessiert haben.

Ebenfalls im Jahre 2000 hat der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales begonnen, eine Konzentration von Schulstandorten für die theoretische Ausbildung einzuleiten, um an größeren Schulen Ausbildungsstrukturen zu installieren, die es ermöglichen, Ausfälle gut zu kompensieren, an Modellmaßnahmen teilzunehmen, Referendare auszubilden sowie Strukturen zur Qualitätssicherung aufzubauen.

Der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales unterstützt die Initiativen verschiedener Projekte, die sich um die Eingliederung von Migrantinnen in die Pflegeausbildungen bemühen.

Der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales plant mit Vertreterinnen des Bremer Pflegerates, die Kooperation mit den Bremer Arbeitsämtern zu verstärken, um das Berufsbild der Pflege zu veranschaulichen und somit das Wissen um Anforderungen und Eignungen für den Pflegeberuf bei Beraterinnen und Beratern der Arbeitsämter zu erhöhen.

Die Bemühungen, die Ausbildung in der Krankenund Kinderkrankenpflegeausbildung bundesweit durch ein novelliertes Krankenpflegegesetz so schnell wie möglich zu verbessern, werden durch den Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales kontinuierlich und intensiv unterstützt.

Der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales unterstützt zurzeit verschiedene Modelle zur Erhöhung der Ausbildungskapazitäten in der Altenpflege. Dazu gehören unter anderem das ESF-Projekt „Qualifizierung im Rahmen von JobRotation“ mit 80 Teilnehmern und das von der Bremer Heimstiftung geplante EQUAL-SEPIA-Projekt „Qualifizierung zur/zum staatlich anerkannten Altenpflegehelferin/Altenpflegehelfer für Migrantinnen und Migranten“ mit voraussichtlich 40 Ausbildungsplätzen. – Soweit die Antwort des Senats!

Haben Sie eine Zusatzfrage? – Bitte, Frau Ziegert!

Das war eine sehr erschöpfende und differenzierte Antwort, wenn ich das sagen darf. Insgesamt, um jetzt einmal das Fazit zu ziehen, würden Sie mir zustimmen, dass angesichts dessen, dass sowohl die Krankenpflege als auch die Altenpflege ein zukunftsträchtiger Bereich ist, und wir da zwar einerseits schon erhebliche Kapazitäten, Ausbildungskapazitäten haben im Gegensatz zu anderen Bereichen, aber Schwierigkeiten, diese zu besetzen, es nötig sein muss, die Anstrengungen zu verstärken, wie Sie dies ja auch schon dargestellt haben aus Ihrem Ressort, zunächst einmal Bewerberinnen zu finden, mehr Menschen für dieses Ausbildungsangebot zu interessieren, möglicherweise auch die Arbeitsplätze in diesem Bereich attraktiver zu gestalten und auch in der Zukunft zusätzlich entsprechend noch mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen?

Bitte, Frau Senatorin!

Ich stimme Ihnen bei Ihren Ausführungen grundsätzlich zu. Wir müssen uns dort anstrengen. Ich habe das ja auch dargestellt. Wir sind jetzt insbesondere mit dem Arbeitsamt im Gespräch. Davon verspreche ich mir noch eine ganze Menge, dass wir dadurch verstärkt auch Umschülerinnen gewinnen können. Auch bei Migrantinnen ist sicherlich noch eine Möglichkeit gegeben, dafür zu werben. Wir müssen auch verstärkt noch einmal in die Schulen gehen, um junge Menschen auf die Attraktivität dieser Berufe Altenpflege und Krankenpflege aufmerksam zu machen. Insgesamt müssen wir da schon noch einiges leisten, da der Bedarf in der Tat groß ist und es ein Zukunftsberuf ist.

Zu einer weiteren Zusatzfrage der Abgeordnete Mützelburg! – Bitte, Herr Kollege!

Frau Senatorin, mich hat natürlich auch der Punkt aufhorchen lassen, dass Sie die Plätze in der Krankenpflegeausbildung, insbesondere auch in Bremerhaven, nicht besetzen können. Sie haben gesagt, das

habe damit zu tun, dass die Bewerberinnen nicht die nötige Eignung und die nötigen Qualifikationsvoraussetzungen besäßen. Als Bildungspolitiker frage ich Sie: Sehen Sie dort eventuell einen Zusammenhang mit der schulischen Ausbildung dieser jungen Frauen und Männer?

Bitte, Frau Senatorin!

Ich bin ja Gott sei Dank keine Bildungspolitikerin,

(Heiterkeit)

aber natürlich gibt es da einen Zusammenhang. Das kann man nicht bestreiten. Das sagen uns auch die Schulen, dass sie in der Tat auch oft bei der Eignung bestimmte Bewerberinnen zurückweisen müssen, weil diese den Standards nicht entsprechen. Aber neben der Bildungsfrage gibt es auch so etwas wie soziale Kompetenz, die gerade in dem Bereich eine große Rolle spielt, und das fällt auch unter Eignung. Es ist ein vielschichtiges Thema. Die entsprechenden Voraussetzungen werden dann natürlich individuell bei den Bewerberinnen und Bewerbern geprüft.

Zu einer weiteren Zusatzfrage Frau Linnert!

Frau Senatorin, Sie haben ausgeführt, dass Sie glauben, dass das geringe Ansehen, das pflegende Berufe, die in aller Regel von Frauen ausgeübt werden, in der Gesellschaft haben, vielleicht nicht gerade dazu beiträgt, dass junge Frauen sich für diesen Lehrberuf entscheiden. Könnten Sie sich auch vorstellen, dass die geringe Bezahlung, wenn man dann in diesem Beruf tätig ist, Einfluss auf die Bereitschaft hat, so einen Ausbildungsgang einzugehen?

Bitte, Frau Senatorin!

Ich kann mir vorstellen, dass der monetäre Aspekt auch ein Aspekt ist, den junge Leute oder Umschülerinnen in ihre Überlegungen einbeziehen. Ich glaube aber eher, dass es etwas mit unserem gesellschaftlichen Bild zu tun hat. Das ist jedenfalls das, was mir auch die Schulen bestätigen, dass dieser Pflegeberuf in der Attraktivität in der gesellschaftlichen Wahrnehmung nicht mehr so stark ausgeprägt ist, wie das vielleicht vor zehn, 20 Jahren noch war. Aber in der Tat, gerade wenn wir an den Bereich der ambulanten Pflege denken, ist es durchaus möglich, dass eine Motivation darin liegt, dass die Bezahlung nicht so angemessen ist, wie sich das vielleicht viele vorstellen.

Eine weitere Zusatzfrage, Frau Kollegin? – Bitte sehr!

Es ist so, dass man als ausgelernte Kraft im ambulanten Bereich keine Familie mit einer 40-Stunden-Tätigkeit ernähren kann. Da möchte ich Sie schon fragen, ob Bremen in den Verhandlungen mit den Trägern der Altenhilfe Vorstellungen hat und berücksichtigt, wie eigentlich das Entgeltsystem in dem Bereich geregelt werden kann, das kostet den Staat Geld, aber natürlich auch die Kranken- und Pflegekassen, das ist mir klar, dass in Zukunft sichergestellt ist, dass man von so einem Frauenberuf wenigstens sich selbst und sein Kind ernähren kann.

Bitte, Frau Senatorin!