Die gesellige Befruchtung meine ich! An was dachten Sie denn? Der Altersschnitt unserer Kollegien liegt bei 55 Jahren!
(Heiterkeit – Abg. Karl Uwe O p p e r - m a n n [CDU]: Was soll das denn heißen? – Abg. M ü t z e l b u r g [Bündnis 90/Die Grünen]: Immer noch jünger als im Durch- schnitt der Senat!)
Die verbindliche Fortbildung, ich sage es noch einmal, ist dringend erforderlich. Es kann nicht angehen, dass das, was man in der Universität vor 20 oder 30 Jahren gelernt hat, nicht aufgefrischt wird. Dazu gehört selbstverständlich auch der Gang in die Betriebe, um zu sehen, wie sich die wirtschaftliche Entwicklung in den Betrieben konkret verändert hat, was unsere Jugendlichen und Kinder lernen müssen und von ihnen erwartet wird. Das sind ganz elementare Dinge, die natürlich auch von den Lehrern mitgenommen werden müssen. Dazu brauchen wir übrigens, meine Damen und Herren, die Lehrerinnen und Lehrer.
Ich war heute sehr traurig, als ich hinausgeschaut habe, dass da eine Demonstration stattgefunden hat und deshalb 2,5 Prozent des Unterrichts heute, ich habe es nachrechnen lassen durch meine Behörde, ausgefallen sind. 2,5 Prozent des Unterrichts, der heute erteilt werden sollte, sind ausgefallen. Ich bedauere das außerordentlich. Persönlich, menschlich habe ich Verständnis dafür, die sind benachteiligt. Ich kenne aber viele gesellschaftliche Gruppen, die in ähnlicher Form benachteiligt sind, denen es erheblich schlechter geht, die keinen gesicherten Arbeitsplatz haben mit einem sehr guten Einkommen, und die haben nicht die Möglichkeit, den Unterricht, den Arbeitsplatz einmal eben zu verlassen. Denen gilt meine Solidarität stärker als denen, die heute demonstriert haben. Ich muss das so deutlich sagen.
Herr Senator, ich möchte Sie nur darauf hinweisen, dass dieser Vergleich meiner Meinung nach unzulässig ist. Die Demonstration der Lehrerinnen und Lehrer, die zu anderen Bedingungen bezahlt werden als die Lehrer, die Sie jetzt einstellen, ist das Ergebnis einer Politik des Senats. Das haben Sie zu verantworten, nicht persönlich, sondern der Senat, und das hat nicht gesellschaftliche Ursachen wie in den anderen Fällen, die Sie angesprochen haben. Hier kann
(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. D r. K u h n [Bündnis 90/Die Grü- nen]: Das ist richtig!)
Das ist auch in Ordnung. Ich habe nur überlegt, was ich Ihnen jetzt antworten soll. Ich antworte Ihnen, dass es eine Vielzahl von Beschäftigten an unseren Schulen gibt, die sich nicht in den Besoldungs- oder Vergütungsgruppen befinden, obwohl sie – –.
Herr Mützelburg, ich habe Ihnen eben sehr genau zugehört, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir jetzt auch zuhören würden, denn ich sage das jetzt speziell Ihnen.
Ich finde es nicht in Ordnung, dass durch diesen Streik heute Unterricht ausfällt. Es fällt genug Unterricht an unseren Schulen aus!
Ich möchte aber, dass Unterricht stattfindet, und nicht beliebig irgendein Unterricht, sondern besserer Unterricht stattfindet, das ist das Entscheidende. Ich kann durchaus damit leben, dass einmal eine Stunde Unterricht ausfällt, wenn es aber immer wieder Berichte über Unterrichtsausfälle an unseren Schulen gibt, die sich durch verschiedene Faktoren bedingen, die ich auch zu akzeptieren habe, dann ist es eben in so einer Phase sehr bitter.
Niemand ist gezwungen worden, an unseren Schulen einen Angestelltenvertrag zu unterzeichnen. Es gibt ganz viele Bedienstete im öffentlichen Dienst, die auf einer Etage arbeiten, von denen der eine Beamter und der andere Angestellter ist. Die müssen auch damit klarkommen, obwohl sie die gleichen Aufgaben haben. Jeder hat das gewusst. Deswegen jetzt zu streiken kann ich nicht akzeptieren. Ich kann das persönlich vielleicht verstehen, aber dass deshalb Unterricht ausfällt, meine Damen und Herren, ärgert mich schwer.
Meine Damen und Herren, wir haben ein großes Problem mit der Diagnosefähigkeit unserer Lehrerinnen und Lehrer. Hier besteht ein besonderer Handlungsbedarf sowohl im Bereich der Fortbildung als auch der Lehrerausbildung, weil die Lehrerinnen und Lehrer, das hat die Pisa-Studie ganz nachdrücklich bewiesen, nicht genau diagnostizieren, was
ihre Schülerinnen und Schüler eigentlich können. Wenn sie das aber nicht analysieren können, dann ist es doch klar, dass es dann zu dem selektiven Verhalten kommt, das wir zu beklagen haben.
Es ist unerträglich, ich wiederhole ausdrücklich, was die Kollegin Frau Hövelmann vorhin gesagt hat, zu sehen, dass in unserer Gesellschaft Kinder aus bildungsfernen Schichten die vielfach schlechtere Chance haben, hier an unseren Schulen einen Schulabschluss zu absolvieren. Das ist nicht zu ertragen, meine Damen und Herren!
Ich bekomme es nicht hin, die Elternhäuser maßgeblich zu verändern, aber ich muss es hinbekommen, die Lehrer darauf aufmerksam zu machen, dass sie einen sehr plietschen Jungen aus Kasachstan haben. Selbst wenn der in der vierten Klasse nicht gut Deutsch spricht, Herr Rohmeyer, so muss ich ihm die Chancen geben, in der Mittel- und Oberstufe das im Deutschen nachzuarbeiten und seine kognitiven Fähigkeiten voll auszunutzen, damit er sich später in unsere Gesellschaft voll integrieren kann.
Herr Senator, habe ich Sie jetzt richtig verstanden, dass Sie der Auffassung sind, dass Schülerinnen und Schüler, die die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen, trotzdem weiterhin am Unterricht teilnehmen sollen, oder ob es nicht vielleicht besser wäre, wie ich es ja auch als Vorschlag unterbreitet habe, dass durch eine entsprechende Förderung schon vor Eintritt in die Schule, aber insbesondere während der Grundschulzeit entsprechende Sprachkenntnisse erworben werden?
Ich habe ganz ausdrücklich gesagt, dass ich es richtig finde, dass ein Schüler, der nicht perfekt Deutsch spricht, wenn er in der vierten Klasse ist – –. Sie haben vorhin hier dem Haus von einem Schüler in der vierten Klasse berichtet, den Sie nicht in die Klasse fünf versetzen würden.
(Abg. R o h m e y e r [CDU]: Der dem Un- terricht nicht folgen kann! – Zuruf der Abg. Frau M ö b i u s [SPD])
ten Klasse der deutschen Sprache nicht so mächtig ist, wie wir uns das eigentlich vorstellen, aber in anderen kognitiven Bereichen sehr plietsch und clever ist, den ich in der fünften, sechsten, siebten Klasse sprachlich so fördern möchte, all seine kognitiven Fähigkeiten, seine Talente so fördern möchte, dass er ein glänzendes Abitur in unserer Stadt macht, um sich voll zu integrieren.
Nur eine kurze Anmerkung! Sind wir uns denn darüber einig, dass es auf jeden Fall unser Ziel sein muss, die deutsche Sprache als Schlüsselkompetenz, als Schlüsselqualifikation insgesamt für alle Lernbereiche zu sehen?
Sie werden mir zugestehen, dass die kognitiven Fähigkeiten in anderen Fächern auch nur dann entsprechend zur Geltung kommen, wenn derjenige oder diejenige auch versteht, was in den Fächern gerade Inhalt ist.
Sie kennen meine Position dazu, dass ich mit den Eltern spreche, dass sie ihren Kindern Deutsch beibringen sollen und das entsprechend fördern. Das wissen Sie, das bräuchte ich Ihnen eigentlich hier nicht zu sagen. Wenn Sie aber Wert darauf legen, okay. Es ist so.
Ein zweiter wichtiger Punkt, da möchte ich ausdrücklich auch wieder Frau Hövelmann bekräftigen: Wir müssen klarere Ziele, wir müssen klarere Standards setzen, was die Kinder innerhalb der Grundschulen in allen Stadtteilen, in Osterholz-Tenever, in Schwachhausen und in Burgdamm, natürlich auch in Huchting, können müssen.
Ich bin aber erst beim zweiten Punkt. Ich muss es dann jetzt im Eilverfahren machen. Eine Minute habe ich noch, oder?
Wir müssen dringend Ziele setzen, denn die Schulen brauchen das. Wir müssen in die Schulen gehen, wir müssen die Schulen überzeugen, dass sie diese Qualitätsdebatte annehmen. Es nützt überhaupt nichts, wenn wir mit dem Zeigefinger oder mit der Schulinspektion drohen, wie es Herr Mützelburg vielleicht eben angedacht hat.
Wir müssen in den Schulen eine Bereitschaft zur Qualitätsdebatte bekommen. Sie müssen selbst davon überzeugt sein, dass es wichtig ist, die Kinder nach der vierten, zehnten oder dreizehnten Klasse auf ein gewisses Niveau zu bringen. Das ist dringend erforderlich. Wir als Sozialdemokraten sagen anders als die CDU, ich bitte um Verständnis, und ich als sozialdemokratischer Bildungssenator sage ausdrücklich, ich möchte die Vergleichsarbeiten so stattfinden lassen, dass wir in der dritten Klasse sehen können, was wir noch bis zum Ende der vierten Klasse erreichen können.