Protocol of the Session on September 26, 2001

Zum Schulprofil Sport! Für alle Maßnahmen zu diesem Schulprofil stehen insgesamt nur 60 Stunden zur Verfügung, die eigentlich nicht ausreichen

und die auch noch für jedes Jahr neu erkämpft werden müssen. Zur längerfristigen Absicherung der Profilierung der Schulen und zur Leistungsförderung der Schüler sollte hier Kontinuität signalisiert werden. Das Beispiel Ronzelenstraße zeigt, dass die Leistungsorientierung junger Schüler durch eine Organisation von Schule unterstützt werden kann, die auf die besonderen Bedürfnisse dieser Kinder eingeht. Das begrüßen wir sehr!

Bei der guten Nachfrage zu den Sportklassen im fünften und sechsten Jahrgang sollte deshalb auch zügig darüber nachgedacht werden, wie es ab der siebten Klasse weitergehen soll. Das Interesse am Sport darf nicht nur geweckt werden, es muss auch eine Perspektive für Schüler, Eltern und Lehrer entwickelt werden. Wir schlagen deshalb vor, im Sinne eines sparsamen Ressourceneinsatzes darüber nachzudenken, an einer Stelle ein Sportgymnasium einzurichten, an dem konzentriert alle Sportarten unterrichtet werden können, nicht aber an dem einen Standort eine Sportart und an dem nächsten Standort eine andere Sportart, so dass die Schüler dann wiederum gezwungen sind, wenn sie einen Standort anwählen, diese Sportart machen zu müssen.

Die Projekte Schule und Verein werden von uns ausdrücklich begrüßt, denn sie fördern die Leistungsbereitschaft der Schüler und bieten gleichzeitig die Möglichkeit der Freizeitgestaltung. Außerdem unterstützen sie die Öffnung der Schulen in den Stadtteil und in gesellschaftliche Gruppen außerhalb der Schule. Um dem Lehrer-Trainer-Modell eine breite Wirkung in viele Schulen hinein zu ermöglichen, sollte ein regelmäßiger Wechsel der Lehrer erfolgen. Das heißt, es könnte überlegt werden, wie man diese Lehrer-Trainer-Phase zeitlich beschränkt.

Zum Thema Sporthallen! Das ist hier schon gesagt worden, im Interesse des Schulsports sollte die Sanierung von Schulen und Sporthallen gleichzeitig berücksichtigt werden.

(Glocke)

Zur Teilnahmebereitschaft am Sportunterricht! Wir wissen alle, dass es unendlich viele Ausreden gibt, um nicht am Sportunterricht teilzunehmen. Der Senator nimmt die Verweigerungshaltung hin und rät zu mehr Aktionismus. Wir fragen uns, warum Schulen nicht Schulordnungen entwickeln, die die Pflichten und Rechte beider Seiten beschreiben, sich auch um Teilnahme und Leistungsverweigerung kümmern und darüber reden, wie sie darauf reagieren. Es könnte ja sein, dass es Sinn macht, Kontrakte zwischen Schulen und Schülern abzuschließen – –.

(Abg. Frau H ö v e l m a n n [SPD]: Oder besseren Unterricht zu machen!)

Wenn der Unterricht boykottiert wird, muss man vielleicht auch einmal zu anderen Methoden greifen.

Meine Damen und Herren, der runde Tisch Schulsport hat sehr deutlich gemacht, wo die Defizite sind. Wir fänden es gut, wenn der runde Tisch Schulsport jetzt zur Tat schreiten und versuchen würde, ein Netzwerk mit all den Aktivitäten, Projekten und Maßnahmen zu knüpfen, die überall laufen, damit wir einen Verbund von Sportangeboten bekommen und die Schüler merken, überall passiert etwas.

Ich komme zum Schluss! Ein Senator mit so guten Beziehungen zum Sport sollte sich mit der derzeitigen Situation im Schulsport nicht zufrieden geben und sollte nicht achselzuckend kundtun, er wisse nicht mehr weiter. Ein Senator mit so guten Beziehungen zum Sport sollte mehr für seine Schulen erreichen. Wir erwarten, dass der Sportunterricht nach Stundentafeln unterrichtet wird, dass die Kooperationen vermehrt werden, dass sich der runde Tisch wieder zum Thema Netzwerke einbringt, dass die Entwicklung der Sportklassen Richtung Sportgymnasium betrieben wird und dass es ein Modell zum Schwimmunterricht in der Kindergartengruppe gibt. – Danke!

(Beifall bei der CDU)

Das Wort hat die Abgeordnete Frau Krusche.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Kollegin, ich möchte zunächst einmal mit aller Deutlichkeit zurückweisen, dass ich hier irgendwie larmoyant über das Schulschwimmen geredet habe. Ganz im Gegenteil! Ich habe mit allem Nachdruck – –.

(Abg. Frau J a m n i g - S t e l l m a c h [CDU]: Das war doch gar nicht auf Sie be- zogen!)

Sie haben irgendetwas von Larmoyanz gesagt. Sonst weise ich das auch in Frau Hövelmanns Namen zurück!

(Zurufe)

Ich möchte gern zum Schulschwimmen noch einmal etwas sagen, weil ich da ausdrücklich ganz anderer Meinung bin als die CDU. Es geht hier überhaupt nicht darum, dass Eltern ihren Kindern nicht frühzeitig Schwimmen beibringen, wie sie ihnen auch Fahrrad fahren beibringen können. Das ist völlig in Ordnung. Das entlässt die Schule aber nicht aus dieser großen Verantwortung, die sie hat.

Ein Schwimmkurs kostet zirka 140 DM. Das können sich nicht alle Familien in Bremen leisten. Ich bin sehr dafür, dass Schwimmen, ich habe das vorhin gesagt, nichts Exklusives ist, sondern das gehört ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.

zu den ganz normalen Fähigkeiten, die ein Mensch, der im Leben bestehen will, können muss. Das ist genauso die Aufgabe der Schule wie Lesen, Rechnen und Schreiben, meine Damen und Herren.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der SPD)

Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass Schwimmen hier nur etwas für die gut Betuchten ist und wir dann überhaupt keine Chance mehr haben, gerade für Migrantenkinder in den Schulen etwas zu tun. Es ist schon schwer genug, sie, insbesondere die Mädchen, zum Sport zu bringen, sie dazu zu bringen, in ein Schwimmbad gehen zu dürfen. Das ist doch die Aufgabe, die die Schule hier leisten muss! Nicht nur für so ein paar, die sagen, ich bezahle das für mein Kind einmal aus der Portokasse! Ich bin absolut dafür, dass das Schulschwimmen ganz eindeutig einen hohen Stellenwert für das Bildungssystem Schule insgesamt hat, meine Damen und Herren!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Es geht auch überhaupt nicht darum zu sagen, das soll der Kindergarten einmal machen. Der Kindergarten ist dazu überhaupt nicht in der Lage. Der hat genauso wenig die personellen Kapazitäten, um das zu machen. Ich glaube, Sie können sich nicht vorstellen, was für einen realen Aufwand es bedeutet, mit einer Schulklasse schwimmen zu gehen, geschweige denn mit so einer Horde – Horde im positiven Sinne gemeint – von Vierjährigen. Das wünsche ich Ihnen, dass Sie die Erfahrung einmal machen!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen – Zurufe)

Noch einen Satz zu dem Grundanliegen, warum wir der Meinung sind, dass Sport wichtig ist. Es geht hier nicht um Drill. Es geht nicht um Bestrafen von Menschen, die in der Sportstunde fehlen. Es geht positiv darum, jungen Menschen – und je früher, desto besser – die Lust an der Bewegung zu vermitteln, auch die Lust, sich selbst Ziele zu setzen und sich mit anderen zu messen, Spaß zu haben. Das ist der wichtigste Aspekt von Sport in der Grundschule. Wenn man da anfängt, qualifiziert zu arbeiten, dann wird man auch den Erfolg in den nachfolgenden Schulstufen haben.

Ein letztes Wort noch zu den „alten“ – oder auch nicht! – Kollegen! Ich selbst gehöre ja auch nicht mehr zu den ganz jungen Frauen und habe noch vor knapp einem Jahr oder etwas mehr als einem Jahr selbst fachfremd Grundschulkinder im Sport unterrichtet. Ich weiß also sehr genau, wovon ich rede. Viele auch gerade der fachfremd unterrichtenden Grundschullehrerinnen und -lehrer leisten her

vorragende Arbeit. Ich sage aber auch ganz deutlich, weil ich das auch gerade von älter werdenden Kollegen weiß, es ist ein Problem, mit wachsendem Alter mit Jugendlichen und Kindern Sport zu treiben. Aus diesem Grunde, weil es mit zunehmendem Alter einfach auch schwieriger wird, ich weiß nicht, ob es Ihnen noch so leicht fällt, Handstandüberschlag zu machen oder an Seilen hochzuklettern. Es geht ja auch darum, selbst Vorbild zu sein und sich nicht nur auf die Bank zu setzen und zuzusehen, dass die Kinder etwas machen, sondern es geht darum, gemeinsam mit den Kindern etwas zu machen. Das ist doch entscheidend! Darum ist es wichtig, älter werdende Kollegen hier auch zu entlasten, indem man eine gute Mischung hat, so dass an jeder Schule zumindest ein ausgebildeter Sportlehrer, eine ausgebildete Sportlehrerin vorhanden ist. Je mehr jüngere Kolleginnen und Kollegen das sind, umso besser, meine Damen und Herren. – Danke!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Als nächste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Frau Hövelmann.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Jamnig-Stellmach, es fehlen für den Schwimmunterricht ungefähr 300 000 Euro für die Jahre 2002 und 2003. Wir als Bildungsdeputierte kennen doch nun den Bildungshaushalt. Wir wissen, dass es ausgesprochen schwierig wird, bei den Eckwerten, die wir dort haben, solche simplen Sachen wie Heizen et cetera darzustellen.

(Abg. R o h m e y e r [CDU]: Aber dann könnten wir ja die Strukturen einmal ver- ändern!)

Deshalb, Frau Jamnig-Stellmach, hat es ja gar keinen Zweck, hier zu sagen, der Bildungssenator soll das irgendwo herzaubern, sondern es ist unsere vornehmste Pflicht und unser vornehmstes Recht als Parlamentarier, den Haushalt aufzustellen. Wir haben gestern hier den Auftakt zu den Haushaltsberatungen gemacht. Wir haben alle gemeinsam ein Verfahren festgelegt. Wir haben 65 Millionen DM Gestaltungsreserve, die wir entsprechend politisch einsetzen können.

Ich freue mich darauf zu hören, dass Sie in Ihrer Fraktion dafür werben, für den Schwimmunterricht diese 300 000 Euro zur Verfügung zu stellen. Meine Fraktion wird das tun, und meine Fraktion traut sich zusätzlich noch zu, nicht nur das abzusichern, sondern auch noch ein Zukunftsprojekt zu machen, nämlich einen Einstieg in Ganztagsschulbetreuung. Das sind unsere Schwerpunkte, die wir im Rahmen der Haushaltsberatungen setzen, und es steht Ihnen völlig frei, in Ihrer Fraktion ebenfalls für solche für Kinder und Jugendliche notwendige Schwerpunkte

zu werben. So viel dazu! Alles andere hat Frau Krusche schon gesagt! – Danke schön!

(Beifall bei der SPD)

Als nächster Redner hat das Wort Herr Senator Lemke.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Das ist ein Heimspiel.

(Beifall bei der SPD – Abg. R o h - m e y e r [CDU]: Das glauben Sie!)

Das glaube ich in der Tat, lieber Herr Rohmeyer. Von Sport habe ich viel Ahnung, und deshalb ist das ein Heimspiel. Das sage ich Ihnen so ins Auge!

(Abg. M ü t z e l b u r g [Bündnis 90/Die Grünen]: Aber die Antwort des Senats liegt heftig zurück!)

Etwas ganz anderes ist, dass ich überhaupt nicht mit der Situation des Schulsports zufrieden sein kann, so, wie er sich heute an unseren Schulen ganz konkret darstellt,

(Beifall bei der SPD)

aber Sie haben vorhin von Frau Hövelmann gehört, wie es mit den Referendaren aussieht. Sie haben die Zahlen gehört. Erstens: Von 400 Referendare, die wir hier im Augenblick in der Ausbildung haben – ich muss Sie etwas korrigieren, es ist zwar nur ein bisschen, aber es ist ein bisschen besser, deshalb sage ich das –, haben wir 92 Referendare mit dem Fach Sport. Eine absolut positive Zahl anlässlich so einer Debatte, und die kommt nicht von ungefähr, sondern weil ich mich seit Anbeginn meiner Arbeit – natürlich, es ist ja ein Heimspiel! – ganz konkret darum gekümmert habe, dass hier neue junge Lehrerinnen und Lehrer an die Schulen kommen.

(Beifall bei der SPD)

Zweitens: Meine Damen und Herren, wir haben im Jahr 2000 62 Lehrerinnen und Lehrer eingestellt, Neueinstellungen, davon 16 mit dem Fach Sport. Im Jahre 2001 haben wir von 168 Lehrerinnen und Lehrern 41 mit der Fakultas Sport eingestellt. Ich glaube, allein diese Zahlen verdeutlichen, dass Ihr Senator diese Aufgabe bereits früher verstanden hat und dringend daran arbeitet, dies weiter zu verstärken.

Das ist aber nicht nur eine Frage der Verstärkung der Teams, und ich möchte mich auch ein bisschen dagegen verwahren, dass hier der Eindruck entsteht, dass Kollegen, die älter als 50 Jahre sind, keinen or

dentlichen Sportunterricht mehr leisten können. Das ist völliger Quatsch!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Ich kenne genügend Sportlehrerinnen, die hier in Bremen und überall im Lande arbeiten, die machen auch mit über 60 Jahren noch einen fantastischen Sportunterricht, und ich freue mich, dass wir die als Leistungsträger des Schulsports an unseren Schulen haben.

(Beifall bei der SPD)