Protocol of the Session on December 9, 2015

Frau Präsidentin, Kolleginnen und Kollegen! Sport ist wichtig. Deswegen haben wir auch darauf bestanden, zu dieser Uhrzeit zu diesem Thema noch einmal zu sprechen und es nicht von der Tagesordnung abzusetzen, wie es in den Schulen beim Sport manchmal der Fall ist.

(Beifall bei der SPD)

Uns allen täte ein bisschen mehr Bewegung im Plenarsaal gut, aber es ist halt so wie es ist. Warum haben wir dieses Sportpaket beantragt? - Wir als SPD-Fraktion wollen, dass Bayern wieder Sportland Nummer 1 wird, wie es in den 90er-Jahren der Fall war und nicht Sportland Nummer 16 bleibt, wie es jetzt ist. Deshalb sind diese Sportanträge für Bayern essenziell.

(Beifall bei der SPD)

Essenziell und wichtig sind sie insbesondere für die Gesundheit unserer Kinder. Wir haben diese Anträge im Fachausschuss ausführlich besprochen. Dort war dieses Anliegen unstrittig. Wir wissen, dass unsere Kinder wesentlich mehr Bewegung brauchen, aber es darf nicht nur Bewegung und Spiel sein, sondern es muss eine fachlich orientierte Bewegung sein, damit sich die Kinder körperlich und gesundheitlich besser entwickeln. Aus internationalen Studien wissen wir, dass Kinder Bewegung brauchen, um lernfähiger zu sein. Wir wissen, dass die Lernergebnisse bei den Kindern besser sind, wenn sie sich bewegen und zwar nicht nur in den Sportstunden, sondern auch im übrigen Unterricht. Sie müssen beim Lernen im Wortsinn "begreifen" und deshalb ist es entscheidend, dass ein ganz großer Fokus auf den Sport gelegt wird.

(Beifall bei der SPD)

Untersuchungen belegen, dass die Kinder zu wenig Sport treiben und sich zu wenig bewegen. Das liegt nicht ausschließlich an den Schulen, sondern oft genug auch am Elternhaus. Umso wichtiger ist, dass die Schulen das ausgleichen, was zu Hause oder in unserer digitalen Gesellschaft fehlt.

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Deswegen fordern wir die dritte Sportstunde an den Grundschulen, und deswegen fordern wir einen Unterricht, der bewegt, und wir fordern einmal mehr, dass der Ganztagsunterricht viel mehr Bewegungsinhalte bekommt.

(Beifall bei der SPD)

Ich habe das Protokoll aus dem Sportfachausschuss aufmerksam gelesen und kann nur sagen: Ich will hier nicht von Papierstunden reden, sondern von wirklich erlebtem, fachlich qualifiziertem Sportunterricht mit fachlich qualifizierten Bewegungselementen.

Ich sage: Ja, wir haben zahlreiche gute Projekte. Das stimmt. Wir haben wirklich gute Leuchttürme; auch das stimmt. Aber wir haben keine Qualitätssicherung in den Schulen, die garantiert, dass jedem Kind diese vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten zukommen. Das belegen alle Untersuchungen und Erhebungen. Das Ministerium hat auf eine entsprechende Anfrage geantwortet, dass es keine Erhebung gibt, wie viele Lehrkräfte eine Fachübungsleiterausbildung machen. Das wäre zu viel Verwaltungsaufwand. Es wurde nachgefragt, wie viele Sportfachlehrkräfte an unseren über 2.300 Grundschulen überhaupt sportfachlich unterwegs sind. Es sind 79. Da kann man nicht wirklich von Qualitätssicherung sprechen.

(Beifall bei der SPD)

Deswegen fordern wir – das ist im Fachausschuss vielleicht nicht deutlich geworden – an jeder Grundschule eine Sportfachlehrkraft und nicht nur in jeder Sportstunde. Wir wissen sehr wohl – da wurde von den GRÜNEN angemerkt, dass es hauptsächlich um Bewegung und Spiel gehe –, dass es auch hier einer fachlichen Qualifizierung bedarf. Da gibt es didaktische Einheiten. Jede Lehrkraft, mit der ich gesprochen habe, war froh, dass es eine Fachkraft im Team gibt, die sehr wohl immer wieder Fortbildung bieten kann, die aber auch – das ist noch viel entscheidender – den Eltern vermitteln kann, dass Bewegung weiter geht. Bewegung ist nämlich nur nachhaltig, wenn wir die Eltern in der Elternarbeit mitnehmen und ihnen vermitteln, wie wichtig Sport ist, gerade auch in der ersten Jahrgangsstufe.

(Beifall bei der SPD)

Wir wissen sehr wohl, dass wir die Sportfachlehrkraft nicht nur brauchen, wenn wir von Spiel und Bewegung reden, sondern insbesondere auch im Schwimmbereich. Das ist heute nicht explizit unser Thema, greift aber in den Sport massiv ein. Wir wissen, dass Schwimmen nicht nur ein ganz wichtiger Punkt ist, damit sich die Kinder in ihrer körperlichen Bewegung gut koordinieren können, sondern dass es auch einen Sicherheitsfaktor darstellt. Wenn wir an der Schule eine Sportfachlehrkraft haben, ist garantiert, dass sie den Schwimmunterricht jeweils abhalten kann.

(Beifall bei der SPD)

Ich fasse zusammen.

Achten Sie bitte auf die Zeit, Frau Kollegin!

Ja. Qualität in Bewegung

Frau Kollegin, wenn man schon 20 Sekunden über der Redezeit ist, kann man eigentlich keinen neuen Satz anfangen.

(Zurufe von der SPD)

Ich höre gleich auf. Qualität in Bewegung im Unterricht, "Sport nach 1", "Voll in Form", das sind alles Projekte, die auf dem Papier stehen, aber nicht überall abgehalten werden. Deshalb muss der Sportunterricht ausgebaut werden, und wir als SPD fordern diese Qualitätssicherung. Wir hoffen, dass es damit wieder einen Schritt vorangeht mit dem Sport in Bayern, damit Bayern wieder Sportland Nummer 1 wird. - Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD – Zurufe von der SPD: Bravo!)

Danke schön, Frau Stachowitz. – Unser nächster Redner ist Herr Professor Waschler. Bitte schön.

Frau Präsidentin, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Stachowitz, wenn es Ihnen mit Ihrer Forderung nach mehr Bewegung, Spiel und Sport ernst gewesen wäre, würden Sie viele Kollegen jetzt nicht vom Sport abhalten, indem Sie Ihre Anträge hochziehen. Jetzt müssen wir nur darüber reden.

(Widerspruch bei der SPD – Zuruf der Abgeord- neten Diana Stachowitz (SPD))

Ich kann die Erregung der Opposition durchaus verstehen. Die Eigentore, die man schießt, muss man sich auch anhören. Deshalb ist nicht schreien, sondern zuhören und verstehen die erste Wahl.

(Beifall bei der CSU)

Bei diesem Thema sind wir uns in verschiedenen Punkten einig. Wir sind uns darin einig, dass Sport nicht nur die schönste Nebensache der Welt, sondern auch wichtig ist. Deswegen ist die Thematisierung des Sports grundsätzlich in Ordnung. Man hätte jedoch auch die Ausschussdiskussion im Original verfolgen können. Ihnen wäre einiges klar geworden. Wir haben uns ausführlich mit den Anträgen beschäftigt.

(Diana Stachowitz (SPD): Wir haben sehr gute Protokolle!)

Sie vermischen den Pflichtsportunterricht mit Sport, Bewegung und Spiel. Das ist fachlich nicht korrekt. Mit Blick auf die Oppositionsanträge verweise ich auf die Ausführungen im Bildungsausschuss.

Ich möchte nur in Stichworten auf die verschiedenen Punkte eingehen, die in den Anträgen beleuchtet werden. Ich sage gleich dazu: Die Herabwürdigung der Sportqualifikation vieler Lehrerinnen und Lehrer ist absolut nicht hinzunehmen. Wir haben eine qualitativ hohe Ausbildung. Herr Kollege Felbinger, wir haben nicht nur die laufbahngemäße Ausbildung, die wir bestens kennen. Wir haben nicht nur das sogenannte vertiefte und nicht vertiefte Studium. Wir haben auch eine breite Ausbildung für die Grund- und Mittelschulen. Das haben Sie mit keinem Wort erwähnt. Seit dem Schuljahr 2009/2010 gibt es die sogenannte Basisqualifikation, in deren Rahmen jeder Kontakt zu einer professioneller Sportlehrerausbildung hat. Außerdem gibt es die zweite Phase, in der jeder Grund- und Mittelschullehrer nicht nur mit dem Sport in Kontakt kommt, sondern auch gediegene Informationen darüber erhält, wie ein guter Sportunterricht abzuhalten ist. Wir haben jährliche Fort- und Weiterbildungslehrgänge zu sportspezifischen Inhalten. Dazu zählt auch die Schwimmqualifikation.

(Diana Stachowitz (SPD): Zuhören!)

Das gibt es in einer Qualität und einem Umfang, die nicht den Vergleich über Ländergrenzen hinweg scheuen. Frau Kollegin, das lassen wir uns von Ihnen und Ihrer Fraktion nicht nehmen.

(Widerspruch bei der SPD)

- Ich weiß, das interessiert Sie alle nicht, sonst würden Sie nicht ständig dazwischen reden. - Mit meiner Fraktion verwahre ich mich auch gegen die Reduzierung von Bewegung, Spiel und Sport auf Sportindices des Pflichtsportunterrichts. Der Pflichtsport ist eine wichtige Säule. Das Bessere ist immer der Feind des Guten. Deshalb sind Forderungen nach einer Ausweitung verständlich. Wenn eine tägliche Sportstunde gefordert wird, ist das fachlich zwar schön, aber die Schaffung von rund 1.400 Stellen, die dafür notwendig wären, ist nicht möglich.

(Diana Stachowitz (SPD): Das sind 159 Stellen für die Grundschulen!)

- Es sind 1.433. Hören Sie doch hin.

(Diana Stachowitz (SPD): Das steht im Protokoll!)

- Ich habe gesagt, dass für eine tägliche Sportstunde in den Jahrgangsstufen 1 bis 4 1.433 Stellen erforderlich wären.

(Diana Stachowitz (SPD): Lesen Sie die Anträge!)

- Frau Kollegin, hören Sie doch einmal zu. Regen Sie sich doch nicht auf.

(Diana Stachowitz (SPD): Ich rege mich nicht auf!)

Die Wahrheit muss man vertragen können. Die von Ihnen bemühten Studien beschäftigen sich nicht allein mit dem Pflichtsportunterricht, sondern mit den Bewegungszeiten im ganzen Schulleben der Schülerinnen und Schüler. Was ist an den bayerischen Schulen in puncto Bewegung, Spiel und Sport geboten? - Darum geht es.

(Diana Stachowitz (SPD): Korrekt!)

Dazu gehört das von Ihnen flapsig angeführte "Voll in Form". Ich weiß nicht, ob Sie "Voll in Form" schon einmal erprobt haben. Ich weiß nicht, ob Sie gesehen haben, was an den Schulen mit der gefüllten Bewegungskiste Hervorragendes geleistet wird.

(Diana Stachowitz (SPD): Habe ich, Herr Waschler!)

Hierzu gibt es ebenfalls Erhebungen, die Sie zur Kenntnis nehmen sollten.

(Diana Stachowitz (SPD): Die habe ich zur Kenntnis genommen!)

Das wird sehr rege und intensiv genutzt. Sie haben mit keinem Wort "Sport nach 1" mit der Vielfalt an Sportarbeitsgemeinschaften erwähnt.