Vielen Dank, Herr Kollege Gehring. Die nächste Wortmeldung kommt von Herrn Kollegen Lederer von der CSUFraktion. Bitte schön.
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Thema der heutigen Aktuellen Stunde lautet: "Bildung braucht Zeit".
Ja, aber wie viel? Bei der Expertenanhörung vor zwei Jahren hat der damalige und heutige Vorsitzende, Herr Güll, das Fazit gezogen: Niemand will zurück zu einer generell längeren Schulzeit. Aber auch damals war schon klar, dass der Schlüssel in der Individualisierung des Lernens liegt. Noch im Juli hat zum Beispiel auch die SPD geschrieben, dass man kein unsinniges zusätzliches Schuljahr braucht. Im Juli 2012 haben die FREIEN WÄHLER in einer Pressemitteilung noch erklärt: Wir benötigen endlich Ruhe an bayerischen Gymnasien und nicht schon wieder eine Reform; davon haben Eltern, Lehrer und Schüler genug.
Die FREIEN WÄHLER haben dann aber das Volksbegehren angezettelt. Ob dies irgendetwas mit dem Landtagswahlkampf zu tun hatte, weiß ich nicht. Tatsache ist aber, dass die FREIEN WÄHLER nach der Landtagswahl einen Gesetzentwurf zur Wahlfreiheit G 8/G 9 eingebracht haben, dem sich keine andere Partei angeschlossen hat.
Die Gründe dafür haben wir vorhin auch von den Rednern der Opposition gehört. Diese Gründe hört zum Beispiel auch Professor Piazolo, wenn er in Rosenheim ist – so habe ich es zumindest der Presse entnommen. Auch er hört dort Gründe dafür, weshalb eine Parallelität von G 8 und G 9 im ländlichen Raum sehr, sehr schwierig ist.
(Beifall bei der CSU – Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Nur in Baden-Württemberg geht es; bei uns nicht!)
und gefordert, den Vorschlägen der FREIEN WÄHLER und des Philologenverbandes zu folgen – zwei Dingen, die überhaupt nicht kompatibel sind.
Genau deshalb hat dann der Philologenverband einen Monat später eine Pressemitteilung mit der Überschrift "Keine Parallelführung G 8/G 9!" herausgegeben.
Herr Felbinger, ich zitiere jetzt keine Daten aus dem Jahr 2010, sondern ich zitiere aus der Expertenrunde, die aus Expertinnen und Experten unter anderem aus Rheinland-Pfalz, Bochum, München und Ulm zusammengesetzt war, die nicht nur von der CSU ausgewählt wurden. Dort wurde mitgeteilt, dass eine gute schulische Ausbildung am Gymnasium sowohl im G 8 als auch im G 9 möglich ist,
dass es zwischen G 8 und G 9 keine messbaren Unterschiede gibt hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der Schüler, des allgemeinen Stressempfindens, der subjektiven Einschätzung, wie gut sie sich auf die Berufswelt vorbereitet fühlen, dass es keine Unterschiede gibt hinsichtlich der Persönlichkeitsentwicklung, der Überlastung, der Ängstlichkeit, des sozialen Engagements und familiärer Kontakte. Das sind Studien,
Herr Kollege, die eben begründet sind. Das sind keine Studien, die nur zum Teil zitiert werden oder die nicht die kritische Masse an Teilnehmern erreicht haben.
Schüler im G 8 und im G 9 gehen gleichermaßen dem Sport und auch musischen Angeboten nach – so Professorin im Brahm aus Bochum und Professor Prenzel aus München.
(Beifall bei der CSU – Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Fragen Sie in Bayern nach! Das ist gescheiter!)
Es wurde auch klargemacht: Man kann an den Schulen Stress erzeugen – so Professor Prenzel –, wenn die Schulen das G 8 und das G 9 parallel betreiben sollen. Deswegen hat Frau Dr. Hille aus Ulm folgendes Fazit gezogen: Es gibt keine Alternative für mich zum individualisierten bzw. personalisierten Lernen,
wenn wir am Lernerfolg interessiert sind. Das ist auch bereits 2012 herausgekommen. Es geht mehr um Inhalte und weniger um Strukturen, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Wir haben gehört: Ob das G 8 oder das G 9 besser ist, ist die falsche Frage. Beide Wege sind möglich, aber für manche Schülerinnen und Schüler sind die Wege unterschiedlich gut geeignet.
Sehr viele Vertreter der Opposition haben kritisiert, er käme immer mit den gleichen alten Phrasen daher. Das, was der Kultusminister sagt, ist aber topaktuell und wird von der Wissenschaft bestätigt.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Herr Minister, meine sehr verehrten Damen und Herren! Was haben wir mit unserer Initiative nicht alles schon erreicht! Dieses Volksbegehren ist jetzt schon ein großer Erfolg, meine sehr verehrten Damen und Herren.
(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN – Thomas Kreuzer (CSU): Unglaublich! – Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Die CSU diskutiert schon einmal!)
als wir die ersten Reden gehalten haben, kam von der CSU der Satz – selbst heute hat ihn Herr Waschler noch zitiert –: Ruhe, Ruhe, Ruhe; das Gymnasium braucht Ruhe, Ruhe, Ruhe; alles ist gut, beim G 8 läuft alles prima. Herr Spaenle sagt: Wir haben das Flexijahr – das ist die Lösung. Meine sehr verehrten Damen und Herren, heute spricht niemand mehr vom Flexijahr. Das Flexijahr ist schon jetzt gescheitert.