Protocol of the Session on September 25, 2012

(Beifall bei der CSU und Abgeordneten der FDP)

Wir sollten keinen unsäglichen Streit darüber führen, wer hier sozusagen die bessere Familienpolitik macht, wer Kinder mehr schützt und wer nicht. Es ist unser aller Aufgabe, dies zu tun. Wir alle sollten Familie und Kinder in den Mittelpunkt stellen. Wir alle sollten dies in Verantwortung für die Zukunft tun und die jungen Eltern unterstützen. Schauen Sie doch unsere jungen Väter an.

(Zuruf der Abgeordneten Margarete Bause (GRÜNE))

Wenn Sie schon immer mit der Statistik kommen, dann sagen Sie doch einmal, warum Väter mittlerweile das Elterngeld so in Anspruch nehmen. Das ist so, weil junge Väter die Zeit für ihre Kinder wollen. Die wollen diese Zeit haben, meine sehr verehrten Damen und Herren!

(Beifall bei der CSU - Zuruf der Abgeordneten Margarete Bause (GRÜNE))

Es geht nicht um ein "Entweder-oder", sondern um ein Sowohl-als-auch. Es wäre an der Zeit, hier versöhnlicher miteinander umzugehen. Es ist wichtig, dass wir alle unterstützen und fördern. Das sind für uns in erster Linie Familien und Eltern.

(Unruhe bei der SPD und den GRÜNEN)

Tun wir doch nicht so, als ob die Eltern keine Verantwortung für ihre Kinder übernähmen und deshalb in Misskredit kämen.

(Zuruf der Abgeordneten Simone Tolle (GRÜNE))

Das ist nicht zulässig, meine sehr verehrten Damen und Herren.

(Anhaltender Beifall bei der CSU und bei Abge- ordneten der FDP - Margarete Bause (GRÜNE): Was hat das damit zu tun?)

Für die SPDFraktion werde ich nun Herrn Pfaffmann das Wort geben. Bitte schön.

(Beifall bei der SPD)

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Frau Kollegin Stamm, Ihre Angriffe auf die Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN sind völlig ungerechtfertigt. Ich muss Frau Bause aber nicht verteidigen.

(Heiterkeit der Abgeordneten Margarete Bause (GRÜNE))

Was Sie hier abgeliefert haben, war wirklich bemerkenswert.

(Unruhe bei der CSU)

Sie haben eine Reihe von Allerweltsweisheiten zum Besten gegeben, nämlich die, dass Kinder Liebe und Geborgenheit und Zuverlässigkeit bräuchten. - Jawohl, das brauchen alle Kinder. Glauben Sie denn wirklich, mit Ihrem Betreuungsgeld würden Sie Liebe, Zuverlässigkeit und Geborgenheit ersetzen können? Bestimmt nicht.

(Beifall bei der SPD - Widerspruch bei der CSU)

Außerdem suggerieren Sie, liebe Frau Kollegin Stamm, dass nur Sie die Liebe und Geborgenheit und Zuverlässigkeit als politisches Ziel gepachtet hätten.

Kein Mensch in diesem Haus bestreitet doch, was Sie sagen. Ich sage Ihnen noch einmal: Das Betreuungsgeld bewirkt exakt das Gegenteil.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

Ihre durchaus emphatisch vorgetragene Rede täuscht nicht darüber hinweg, dass Sie zur Sache relativ wenig gesprochen haben.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

Ich will Ihnen das auch begründen, liebe Frau Kollegin Stamm. Was ist denn eigentlich mit den Müttern und Vätern, die ihr Kind mit Liebe und Geborgenheit morgens um 6.00 Uhr, wenn sie auf Schicht gehen müssen, zum Beispiel im Krankenhaus, abgeben müssen? Die haben gar keine Chance, Ihre Kinder zu Hause zu versorgen, auch nicht mit Ihrem Betreuungsgeld.

Sie loben die wunderbaren Bedingungen hier im Landtag. Ich sage Ihnen: Sie werden dann glaubhaft, wenn diese Bedingungen für alle Kinder und Familien in Bayern gelten und nicht nur hier im Landtag.

(Zurufe von der CSU)

Sie tragen hier sehr emphatisch vor, Eltern bräuchten Zeit für ihre Kinder. Ich sage: Jawohl. Eltern brauchen Zeit für ihre Kinder. Da gibt es eine einstimmige Zustimmung. Ich bitte Sie eindringlich: Sorgen Sie dafür, dass Eltern Zeit für ihre Kinder bekommen. Sie regieren in diesem Land und nicht die anderen.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der GRÜ- NEN - Zurufe von der CSU)

Insoweit darf ich Sie auch noch an die bemerkenswerte Diskussion der letzten Wochen und Tage erinnern. Sie tun gerade so, als sei das Betreuungsgeld ein Problem der Opposition hier im Bayerischen Landtag.

(Heiterkeit der Abgeordneten Margarete Bause (GRÜNE))

Wenn das so toll ist, frage ich Sie: Warum um Himmels willen soll jetzt das Betreuungsgeld an Vorsorgeuntersuchungen geknüpft werden? Warum um Himmels willen bringen Sie das Betreuungsgeld mit privater Altersvorsorge in Verbindung? Warum um Himmels willen bezeichnet die CSU die Ablehnung durch die FDP als Racheakt für die Zustimmung der CDU zur Frauenquote? Warum bezeichnet denn der Herr Ministerpräsident die bayerische FDP-Landesvorsitzende als "Widerstandsnest gegen das Betreuungsgeld"?

(Unruhe)

Liebe Frau Stamm, Sie diskutieren schon lange nicht mehr um die Inhalte des Betreuungsgeldes und die ursprüngliche Idee als familienpolitische Maßnahme. Sie diskutieren mittlerweile ausschließlich um Machterhalt.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

Und Sie verbreiten hier durchaus richtige Allerweltsweisheiten. Ihnen geht es um Machterhalt. Das Chaos, das in den letzten Tagen in die Diskussion um das Betreuungsgeld gebracht worden ist, ist Ihr Chaos, Herr Ministerpräsident.

(Beifall bei der SPD)

Es ist Ihr Chaos, und es ist nicht die bundespolitische Diskussion. Sie stehen an der Spitze dieser chaotisierten Politik, und es wird Ihre Niederlage sein, wenn das Betreuungsgeld abgelehnt wird. Deshalb bieten

Sie hier die Frau Landtagspräsidentin auf, und deswegen sind Sie auch um 23.00 Uhr noch hier, um zu zeigen, dass Ihnen das wichtig ist.

(Unruhe bei der CSU)

Das halte ich für durchaus bemerkenswert.

Ich will auch noch ein wenig zur FDP sagen. Das finde ich besonders interessant. Während bundesweit über dieses wunderbare Betreuungsgeld diskutiert wird, das übrigens von Fachleuten mehrheitlich abgelehnt wird, das von einer OECD-Studie in Grund und Boden argumentiert wird, gibt es eine kleine Gruppe, die abgetaucht ist: Das ist die FDP-Fraktion hier im Haus. Sie sind abgetaucht.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der GRÜ- NEN)

Während Ihre Landesvorsitzende in dieser Frage vom Ministerpräsidenten an der Nase herumgeführt wird, sagen Sie nichts.

(Inge Aures (SPD): Sie dürfen nichts sagen! Thomas Hacker (FDP): Auf Ihre Rede komme ich gleich noch zurück!)

Während Ihre Generalsekretärin gegen das Betreuungsgeld votiert, sagen Sie nichts. Das lässt nur einen einzigen Schluss zu: Sie sind hier im Landtag nur noch an einem Thema interessiert, und das ist das Thema Machterhalt.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN - Zurufe von der CSU)

Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, haben sich komplett von der Politikgestaltung verabschiedet. Das einzige, was Sie noch interessiert, ist, den Ministerpräsidenten nicht zu verärgern,

(Zuruf des Abgeordneten Karsten Klein (FDP))

weil Sie genau wissen, dass dann auch die Koalition hier im Hause gefährdet ist, und das ist Ihr Problem. Das ist das einzige, was Sie interessiert.

(Unruhe)