Herr Strobl, Sie haben nahtlos daran angeschlossen, indem Sie behauptet haben, an den bayerischen Förderschulen gebe es keine Förderung,
Dann bedauern Sie, dass keine Beamtenstellen eingerichtet werden. Auf der anderen Seite fordert die SPD die Abschaffung der Beamten.
Gott sei Dank wird jetzt in der SPD nicht mehr die Abschaffung des Sitzenbleibens gefordert, sondern laut Herrn Maget auch die Forderung aufgenommen, die Zahl der Wiederholer abzubauen, wie wir das auch beschlossen haben. Wenn Defi zite in einzelnen Fächern vorhanden sind, ist das Vorrücken auf Probe möglich und es werden zusätzliche Förderungen angeboten. Es ist unser Anliegen, den Anteil der Schülerinnen und Schüler, die die Klasse nicht erfolgreich abschließen, zu reduzieren, und dafür setzen wir auch Mittel mit ein.
Zum Thema Lehrermangel. Wahrscheinlich haben Sie in den letzten Jahren die Prognosen nicht gelesen; denn in der Prognose 2004 und auch im derzeit dem Landtag vorliegenden Bericht steht nicht viel anderes drin als im Jahr 1999/2000, in dem das Ministerium darauf hingewiesen hat: In bestimmten Schularten brauchen wir mehr Studierende.
Erstes Beispiel: Die Seminarlehrer sind an die Gymnasien gegangen. Sie haben in der Oberstufe die Hauptschule vorgestellt und dafür geworben, das Hauptschulstudium aufzunehmen.
Der Erfolg stellt sich ein. Der niedrigste Stand bei den Erstsemestern im Hauptschulstudium ist längst überwunden; wir haben steigende Studierendenzahlen auch im Hauptschulbereich.
Zweites Beispiel: Realschule. Auch hier steht 1999 schon drin, dass wir in den Jahren 2005 bis 2010 einen steigenden Bedarf haben werden. Tatsache ist, dass sich der Anteil der Studierenden für das Lehramt an Realschulen im Erstsemester verdoppelt hat. Wir haben derzeit 1400 Studierende im Erstsemester Realschule. Das sind Maßnahmen, die bereits in den Jahren 1999/2000 begonnen wurden und jetzt greifen. Es geht halt nicht, dass ich, wenn Sie sich hier herstellen und sagen, wir brauchen Lehrer, „klips“ mache und sie sind da.
Ihre Vorstellung ist nicht nachvollziehbar. Es dauert fünf bis acht Jahre, bis die junge Frau, der junge Mann, wenn sie das Studium und das Referendariat abgeschlossen haben, auch zur Verfügung stehen.
Zweites Thema. Sie blenden völlig aus, dass wir an den Gymnasien, Realschulen und Berufsschulen fachbezogene Lehrkräfte brauchen. Das blenden Sie vollkommen aus.
Seit 1999 steht kontinuierlich in den Berichten: Wir haben in bestimmten Fächern, zum Beispiel in Mathematik und Physik, zu wenig Studierende in den ersten Semestern. In der Berufsschule sind es Elektrotechnik und Metalltechnik. Das steht kontinuierlich drin.
Das steht auch drin, um den jungen Menschen zu sagen: Wenn du in diese Fachrichtung gehst, ist deine Einstellungschance besser, als wenn du möglicherweise eine Fachkombination wählst, in der der Bedarf nicht so groß ist. Aber ich kann mich ja nicht vor die LMU oder die TU stellen, das Studentenverzeichnis in der Hand, und die Studierenden anweisen: Du musst raus aus dem Fach und rein in ein anderes! Das ist die Entscheidung der jungen Menschen. Wir werben für diese Fächer und sagen das permanent in allen Verlautbarungen.
Um es auch hier noch einmal deutlich zu sagen: Wir bräuchten mehr junge Menschen, die Mathematik, Physik oder Latein studieren, als Lehrkräfte.
Nehmen Sie es zur Kenntnis, dass wir alles versuchen, was möglich ist, um auch in diesen Fächern die Lehrkräfte zu haben, die wir brauchen.
Die nächste Unsauberkeit, wie ich es bezeichnen möchte: Es geht um die Einstellungszahlen bei den Lehrkräften. Kollege Sibler hat sie aufgezählt. Nur damit es einmal für Sie fassbar wird – schreiben Sie ruhig mit: Im Schuljahr 2003/2004 haben wir 5200 Lehrkräfte eingestellt, davon 1634 zusätzlich, und zwar über alle Schularten.
Im nächsten Schuljahr, 2004/2005, waren es 3800 neue Lehrkräfte, davon 434 zusätzlich, obwohl wir – das sei einmal ganz offen gesagt – die Unterrichtspfl ichtzeit erhöht haben. Im Schuljahr 2005/2006 haben wir mehr als 4600 Lehrkräfte eingestellt, davon 736 zusätzlich.
Natürlich hätte ich als Kultusminister noch den einen oder anderen mehr genommen, aber seien Sie doch einmal ehrlich und schauen Sie sich in Deutschland um. Schauen Sie einmal dahin, wo Ihre Kolleginnen und Kollegen Verantwortung tragen, wie da die Situation ist.
Ich komme zum nächsten Thema: Pisa. Bildungspolitik habe gar nichts mit den Ergebnissen zu tun. Also, Herr Kollege Pfaffmann, ich weiß nicht, wie sich Ihre Kollegen aus der GEW, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fühlen, wenn sie in Nordrhein-Westfalen, in Berlin oder in Niedersachsen unterrichten und ihnen damit gesagt wird: An den schlechten Ergebnissen in deinem Land ist nicht die Bildungspolitik schuld, nein, nein, da bist du als Lehrer schuld, weil du weniger engagiert bist, weil du weniger professionell bist, weil Bildungspolitik damit ja nichts zu tun hat – nach Ihrer Aussage.
Also: Weder die Lehrer in Nordrhein-Westfalen sind schlechter, noch kümmern sich die Eltern dort weniger um ihre Kinder. Es liegt einzig und allein an der Bildungspolitik, die in Bayern besser ist als in Nordrhein-Westfalen, wo Sie bzw. Ihre Kollegen die Verantwortung hatten.
Schließlich nehme ich noch das Thema Migrationsförderung her. Da nehmen Sie halt zur Kenntnis, dass Pisa eindeutig sagt: In Bayern gelingt die Förderung der Kinder mit Migration besser als in jedem anderen Land in Deutschland.
Pisa belegt: Die bayerischen Hauptschüler mit Migrationshintergrund sind in Deutsch im Lesen besser als die deutschen Kinder in Ländern, in denen die SPD die Verantwortung hat.
Ein weiteres Thema: Die Jugend hat in Bayern keine Chance. Nehmen Sie halt die Daten her, was Jugendarbeitslosigkeit und die Möglichkeiten der Entwicklung angeht, und dann schauen Sie sich um in Deutschland, in
welchen Ländern – vor allem in denen, wo Sie Verantwortung tragen – es besser ist. Zeigen Sie mir auch die vielen Länder in Europa, in denen die Jugendarbeitslosigkeit geringer als in Bayern ist. Das möchte ich zuerst einmal sehen, und dann können wir ehrlich miteinander umgehen.
Zum nächsten Thema: Chancen auf Bildungserfolg. Es geht um die Differenzierung nach der 4. Jahrgangsstufe. Jedes Kind, das in Bayern auf die Realschule geht, kann – bis jetzt – zumindest das Fachabitur machen, und jedes Kind, das nach der 4. Klasse auf die Hauptschule geht, hat – wenn es das Zeug dazu hat, wenn es fl eißig ist, wenn es leistungsbereit ist – in Bayern die Möglichkeit, das Fachabitur zu machen und die fachgebundene Hochschulreife zu erwerben.
Jedes Kind, das auf die Hauptschule geht, kann über berufl iche Bildung, über FOS, die Fachoberschule, oder BOS, die Berufsoberschule, das Fachabitur in Bayern machen. Niemandem wird diese Chance verwehrt.
Ich sage Ihnen bei aller Theorie, Herr Kollege: Natürlich ist der Anteil derjenigen, die auf das Gymnasium oder auf die Realschule gehen,