Zusätzlich werden wir zu Beginn jedes Schuljahres den Eltern einen Beobachtungsbogen an die Hand geben, mit dessen Hilfe sie die Kriterien kennen lernen, die für die Arbeit ihres Kindes in der Schule wesentlich sind.
Ich freue mich ja, dass das die SPD mittlerweile auch verlangt, sodass ich mit großer Freude zur Kenntnis nehmen kann, dass das, was gestern Nachmittag plötzlich gefordert wurde, heute Morgen von der Bayerischen Staatsregierung schon prompt erfüllt worden ist.
Dass die Vorbereitungen dazu aber schon vor einigen Monaten begonnen haben, brauche ich nicht hinzuzufügen.
Somit erhalten die Eltern die Möglichkeit, ihre Beobachtungen zu Hause mit denen der Schule zu verknüpfen.
Was bringt das für Eltern und Lehrer, aber auch für die Schüler? – Für die Eltern bringt die neue Leistungsbewertung mehr Klarheit und Transparenz, die ihnen dabei helfen wird, ihre Kinder im Lernen besser zu unterstützen. Der Beobachtungsbogen wird die Anforderungen der Schule genauer erläutern und zu einem verbesserten Verständnis zwischen Schule und Elternhaus sowie zu einer stärkeren Zusammenarbeit beitragen.
Die Lehrer verfügen in Zukunft über einen klareren Maßstab für das Anforderungsniveau und können somit rascher und konsequenter eine zielgerichtete Förderung umsetzen. Im Falle eines Lehrerwechsels kann die neue Lehrkraft schneller den bisherigen Leistungsstand kennen lernen und die Fördermaßnahmen kontinuierlich fortsetzen. Durch die Beobachtungsbögen entsteht zudem eine auf Dauer angelegte verbesserte Rückkoppelung mit den Eltern.
Schülerinnen und Schüler erhalten schneller Aufschluss über die Bereiche, in denen sie besonders üben müssen oder in denen sie besonders stark sind. Wissenschaftliche Studien belegen eindeutig, dass für die Motivation von Schülerinnen und Schülern eine offene Rückmel
Wesentlich für den Schulerfolg, ganz besonders auch für die Persönlichkeitsentwicklung sind aber nicht allein die Leistungen in den Fächern. Aus diesem Grund sollte ein Zeugnis klare Aussagen zum Lern- und Arbeitsverhalten sowie zum Sozialverhalten des jeweiligen Schülers treffen. Das werden wir mit dem neuen Zeugnis einführen. Soziale Verantwortung, Kooperation, Kommunikationsfähigkeit und Konfliktverhalten sind wichtige Schlüsselqualifikationen, genauso wie Interesse und Motivation, Konzentration und Ausdauer, Lern- und Arbeitsweise.
Noch bevor SPD und GRÜNE wussten, welche neue Form der Bewertung an Bayerns Schulen überhaupt eingeführt werden würde, wussten sie schon eines ganz sicher: Sie sind dagegen. Der eine wetterte gegen Kopfnoten, die gar nicht kommen, der andere schimpfte gegen den unsäglichen Leistungsdruck, und der Dritte schwärmte gar vom notenfreien Paradies. Während Sie, meine Damen und Herren der Opposition, noch in ideologischen Gräben buddeln,
leisten wir mit einem hochmodernen, an internationalen Maßstäben orientierten neuen Bewertungssystem wieder einmal Pionierarbeit in Deutschland.
In den Gesprächen mit den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Bundesländern habe ich erfahren, und das ist ganz interessant, dass sich gerade die SPD-regierten Länder besonders neugierig nach den neuen Maßstäben erkundigen, die wir haben. Anscheinend ist die Vernunft auf der Seite der verantwortlichen Kultusminister ab und zu doch etwas größer.
Eine Umfrage des BLLV hat ergeben, dass 80% der Lehrkräfte ein neues, differenziertes Bewertungssystem unterstützen, in dem auch Sozialverhalten sowie Arbeits- und Lernverhalten bewertet werden. Künftig werden unsere Kinder behutsam und kontinuierlich an die Leistungsbewertung herangeführt. Der Bruch zwischen den Jahrgangsstufen eins und zwei sowie drei und vier wird beendet. Es wird ein geschlossenes Bewertungssystem in allen vier Jahrgangsstufen geben, wobei im ersten Jahr keine Ziffernnoten vergeben werden, aber die Systematik des Zeugnisses bereits dem der Folgejahre entspricht.
Ein weiterer Baustein für eine verbesserte Diagnose, Bewertung und Förderung der Leistungen und Fähigkeiten unserer Schülerinnen und Schüler sind die Orientierungsarbeiten. Sie wurden im letzten Schuljahr erfolgreich erprobt und werden in diesen Tagen erstmals verbindlich an den Grundschulen durchgeführt. Auch sie sind an internationalen Standards ausgerichtet und in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus den internationalen Konsortien entworfen.
Wie die Jahrgangsstufentests an den weiterführenden Schulen definieren sie klare Qualitätsstandards, bieten
objektive Vergleichskriterien zwischen den Schulen und eine zuverlässige Einordnung des Leistungsstandes der Klasse. Für die Lehrkräfte geben sie Rückschlüsse auf den eigenen Unterricht und sind zugleich eine Basis für die Weiterentwicklung der Qualität des Unterrichts sowie ein Instrument zur nachhaltigen Sicherung des Grundwissens.
Die Rückmeldungen, die wir von Lehrkräften und Eltern erhalten, sind ausgesprochen positiv. Vielleicht liegt das auch daran, dass die Schulen mit den Ergebnissen methodische Vorschläge und konkrete Übungsmöglichkeiten zu jeder Aufgabe erhalten, um bestehende Lücken schließen oder auch die Defizite beheben zu können.
Bessere Diagnose und Förderung von Kindern und somit mehr Chancengerechtigkeit sollte eigentlich auch ein Anliegen der Opposition, der SPD und der GRÜNEN sein. Aber weit gefehlt! Von „Grundschul-Abitur“ war die Rede, von einem „Vorexamen für Neunjährige“. Ich habe ein bisschen herumgesucht, was zu den Orientierungsarbeiten in den vergangenen Monaten so alles formuliert worden ist. Es wurde von „Leistungsterror“ und „Testeritis“ gesprochen. Manche haben sogar das „Ende der Kindheit“ prophezeit. Ich habe die Pressemeldung noch gut im Kopf. Die Chance zum objektiven Vergleich für Lehrer und Eltern und für eine Beratung auf der Basis landesweit gültiger Standards wurde – wider besseres Wissen – als zusätzlicher Druck auf die Schülerinnen und Schüler interpretiert.
Aber mit ihrem Widerstand gegen die Orientierungsarbeiten und die Jahrgangsstufentest haben sich sowohl die bayerische SPD als auch die bayerischen GRÜNEN in Deutschland völlig isoliert. Nicht nur der Wert der Orientierungsarbeiten ist unbestritten, auch dass Bayern damit wichtige Pionierarbeit geleistet hat, liegt auf der Hand. Mittlerweile hat aber auch die bayerische SPD ihr Programm umgeschrieben und befürwortet Orientierungsarbeiten. Das zeigt doch, dass man dazulernen kann.
Mittlerweile haben sich alle Länder dazu verpflichtet, Orientierungsarbeiten durchzuführen, und auch SPD-regierte Länder übernehmen derzeit das bayerische Modell.
Sicherung und Steigerung der Qualität der bayerischen Schulen und Ausbau der individuellen Förderung, das sind keine Ziele, die wir uns neuerdings setzen und keine Aufgaben, die wir erst jetzt anpacken, im Gegenteil: Qualität, Innovation und Schülerorientierung prägen schon immer die bayerische Bildungspolitik. Nicht zuletzt die internationalen Vergleichstests „Pisa“ und „Iglu“ haben bewiesen und werden beweisen, dass die bayerischen Schulen auf dem richtigen Weg in die Zukunft sind.
Mit unserer „Bildungsoffensive“ haben wir in Bayern gezielt bildungspolitische Schwerpunkte gesetzt. Ein wesentlicher Baustein dieser „Bildungsoffensive“ ist und bleibt die innere Schulentwicklung. Ihre Grundpfeiler
sind die Verbesserung der Qualität des Unterrichts, die Personalentwicklung, die kontinuierliche und koordinierte Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrern und Schülern sowie eine intensivere Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Hochschule und weiteren außerschulischen Partnern.
Innere Schulentwicklung verlangt einen auf Dauer und Nachhaltigkeit angelegten Entwicklungsprozess zur Optimierung der Qualität der gesamten Schule. Sie hat nichts mit Projekthuberei oder öffentlichkeitsträchtigen Eintagsfliegen zu tun. Wenn ich mir so manche Verlautbarung der SPD und der GRÜNEN vergegenwärtige, dann drängt sich mir manchmal die Frage auf: Wissen Sie eigentlich, was an hervorragender Arbeit an unseren Schulen geleistet wird?
Wenn Sie sagen, das ist unverschämt, so betrachte ich es als unverschämt, Frau Werner-Muggendorfer, dass Sie ständig behaupten, an unseren Schulen gibt es keine neuen Unterrichtsformen, es ist alles überfüllt, die Lehrer pauken nur, die Kinder sind frustriert, Leistungsdruck herrscht, alles ist fertig.
Wenn ich in eine Schule hineingehe, habe ich, das muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen, einen ganz anderen Eindruck von unseren Schülerinnen und Schülern, von den Eltern und von den Lehrkräften.
Wir leugnen doch nicht, dass es da und dort auch Probleme gibt. Aber wissen Sie was? – Die von Ihnen regierten Länder wären froh, wenn sie die bayerischen Probleme hätten und nicht die, die sie haben.
Auftakt der bayerischen Schulentwicklung war der große Schulentwicklungskongress in Augsburg im April 2000. Acht regionale Kongresse folgten. Sage und schreibe 22000 Lehrkräfte kamen. Sie gestalteten mit, brachten viele Ideen ein, informierten sich und knüpften Netzwerke. Sie brachten damit die Schulentwicklung ins Rollen. Daran erkennt man, wie viele engagierte Lehrkräfte an unseren Schulen arbeiten – doch wie wenig wird dies in der Öffentlichkeit honoriert! Ich sage ihnen hier und heute ausdrücklich ein herzliches Dankeschön für ihre wertvolle Arbeit an unseren Schulen, für die zahllosen Stunden im Einsatz für unsere Schülerinnen und Schüler sowie für die Offenheit, neue Entwicklungen voranzutreiben.
Wir haben in der inneren Schulentwicklung von Anfang an auf Freiwilligkeit und Eigenverantwortung der Schulen gesetzt. Jede Schule in Bayern entscheidet anhand ihrer Situation, wo sie ansetzt, wie sie vorgeht und in welchen Zeiträumen sie die gestellten Aufgaben bewältigt. Freiheitlichkeit und Eigenverantwortung sind grundlegende Leitbilder der Politik der CSU, ganz im Gegensatz zum politischen Handeln der SPD, die mit ihrer Verordnungswut von oben immer noch an planwirtschaftlichen Vorstellungen festhält. Bestes Beispiel hierfür ist die sogenannte Schulentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Durch die Düsseldorfer Amtsstuben wird Schulentwicklung verordnet. Anschließend dürfen Schulen ellenlange Schulentwicklungsberichte verfassen, die in eben diesen Amtsstuben dann wieder ungelesen abgeheftet werden. Engagement und Ideen können nicht verordnet werden, sie können aber auch nicht alle schriftlich niedergelegt und dokumentiert werden. Innerhalb der Schule muss der Schulentwicklungsprozess laufen, dann muss keine Papierflut organisiert werden.
Engagement und Ideen entstehen in den Schulen selbst und müssen begleitet und unterstützt in Netzwerken weitergetragen werden. Ein wesentlicher Baustein dieser Unterstützung und Netzwerkbildung ist die im Oktober 2000 ins Leben gerufene Stiftung „Bildungspakt Bayern“. Sie ist eine außergewöhnliche Partnerschaft zwischen dem Freistaat Bayern, seinen Schulen und der Wirtschaft. Mit einem Gesamtfördervolumen von rund 2,5 Millionen e gab die Stiftung richtungweisende Anstöße für die nachhaltige Qualitätsentwicklung an Schulen in ganz Bayern.
Mein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle unseren Partnern in der Wirtschaft für dieses in Deutschland einmalige Engagement.
Dieses Engagement wird auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten fortgesetzt und durchgeführt. Angefangen beim „i.s.i.“, dem Bayerischen Schulinnovationspreis, bis hin zum Modellversuch MODUS 21 profitieren unsere Schulen nicht nur finanziell, sondern auch personell und durch das Know-how der Wirtschaft. Der Modellversuch MODUS 21 nimmt hierbei eine herausgehobene Stellung ein. Im Mittelpunkt dieses Schulversuchs steht auszuloten, wie viele zentrale Standards notwendig sind, um eine landesweite Qualitätssicherung zu gewährleisten, und wie viel Eigenverantwortung Schulen benötigen, um der konkreten Schulsituation entsprechend die optimale Erziehung, Bildung und Förderung leisten zu können. Mit Autonomie hat das nichts zu tun, mit Verantwortung, Eigenverantwortung und Selbstständigkeit dagegen sehr viel.
Nach einem Jahr kann ich folgendes Fazit ziehen: Das überwältigende Interesse der Schulen und auch der Öffentlichkeit an MODUS 21 zeigt, dass wir mit unserer Vorgehensweise richtig liegen. Einige der Maßnahmen, die sich an den MODUS-21-Schulen jetzt schon bewährt haben, werden wir bereits zu Beginn des nächsten
Schuljahres für alle Schulen ermöglichen. Das sind die Flexibilisierung der Stundentafeln oder die Vermittlung geeigneter Unterrichtsinhalte im Vorlesungsbetrieb, ähnlich den Hochschulen. Das ist übrigens eine gute Vorbereitung auf die Arbeitsweise der Hochschulen.
Frei werdende Lehrerkapazitäten werden für die individuelle Förderung schwächerer Schüler verwandt. Neue Formen der Organisation von klassen- und jahrgangsstufenübergreifenden Unterrichtsgruppen ermöglichen es stärker als bisher, den Unterricht auf die unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abzustellen. Dank unserer engen Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Hochschulen und vielen anderen Institutionen bereichern externe Partner in unseren MODUS-Schulen fast selbstverständlich den Unterricht. Diese Erfahrungen sollen auch anderen Schulen zugute kommen.
Anders als in SPD-regierten Ländern verstehen wir unter Eigenverantwortung eine Stärkung der individuellen Fördermöglichkeiten. Ich empfinde es als lustig, wenn man unter individueller Förderung so etwas wie eine gleitende Schulzeit versteht. Der Schüler kommt und geht, wann er will. In Schleswig-Holstein gibt es derartige Modelle, weil dort davon ausgegangen wird, dass die Schüler einen unterschiedlichen Biorhythmus hätten und deshalb nicht gleichzeitig zur Schule kommen oder nach Hause gehen sollten. Ich halte das für sehr lustig. Auf gleitende Schulzeiten werden wir in Bayern ganz sicher verzichten.