Protocol of the Session on November 7, 2018

Für die CDU-Fraktion erteile ich Herrn Abg. Lorek das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben im September 2016 die New Yor ker Erklärung unterzeichnet und damit die Erarbeitung eines globalen Paktes für Migration beauftragt. Dieser Pakt soll im Dezember von den UN-Mitgliedsstaaten unterzeichnet wer den. Die AfD-Fraktion sieht hier den Startschuss für eine glo bale Völkerwanderung nach Deutschland und nach BadenWürttemberg.

(Abg. Anton Baron AfD: Nicht nur wir! Österreich und viele andere Länder! – Weitere Zurufe von der AfD)

Damit liegen Sie, wie so oft, daneben.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der Grünen – Zurufe von der AfD)

Mit dem Titel der heutigen Debatte wird fälschlicherweise suggeriert, die EU-Vereinbarung öffne der unkontrollierten Migration nach Baden-Württemberg Tür und Tor.

(Zuruf von der AfD: Genau!)

Das ist schlicht und ergreifend falsch.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU, der Grünen und der FDP/DVP)

Die Überschrift der Vereinbarung lautet: „Globaler Pakt für eine sichere, geordnete und reguläre Migration“. Und genau das ist das Ziel: Migration zu ordnen und zu steuern. Ich glau be, niemand, zumindest niemand, der klar denkt, kann gegen dieses Ziel sein.

(Lachen der Abg. Bernd Gögel und Anton Baron AfD – Zurufe von der AfD)

Wir können nicht einfach hoffen, dass sämtliche Migrations bewegungen von allein verschwinden. Nein, es ist Aufgabe der Politik, der Migration aktiv einen Rahmen zu setzen. Le gale Migration nach klar definierten Kriterien muss möglich sein, insbesondere – Kollege Lede Abal hat es angesprochen – die Zuwanderung von Fachkräften. Deshalb gibt es jetzt auch das geplante Fachkräftezuwanderungsgesetz, in dem klar geregelt wird, wer hier leben kann,

(Zuruf des Abg. Rüdiger Klos AfD)

wer hier arbeiten kann, wer sich hier integrieren darf, und vor allem, wer nicht.

Steuern und ordnen müssen wir auch die Migration von Flücht lingen. Dabei steht weiterhin klar das Grundrecht auf Schutz vor politischer Verfolgung im Vordergrund. Aber wir müssen auch konsequent gegenüber Menschen sein, die keinen Auf enthaltsanspruch haben. Diese Menschen müssen unser Land wieder verlassen, und das möglichst schnell.

(Abg. Stefan Herre AfD: Die Grünen! Dahin müssen Sie sehen!)

Ich glaube, das ist fair für alle Beteiligten.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von der AfD)

Keine, aber wirklich absolut keine falsch verstandene Tole ranz dürfen Menschen erhalten, die hier bei uns Straftaten be gehen.

(Zuruf von der AfD: Aha! – Zuruf des Abg. Udo Stein AfD)

Der Aufenthalt dieser Personen ist mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu beenden. Sie sind in ihr Heimatland ab zuschieben und mit einer wirksamen Wiedereinreisesperre zu belegen.

(Zurufe von der AfD – Unruhe)

Einen Moment. – Meine Da men und Herren, ich bitte um Ruhe, damit Herr Abg. Lorek seine Rede halten kann. – Danke.

(Zuruf des Abg. Stefan Räpple AfD)

Anscheinend nützt es nichts. – Herr Abg. Räpple, seien Sie jetzt bitte ruhig.

Hier bin ich Innenminister Tho mas Strobl dankbar, dass er diese Themen angeht und auch eine Neubewertung der Lage in Syrien fordert. Extreme Ein zelfälle, Intensivtäter, Gefährder, also Menschen, die unser friedliches Zusammenleben zerstören, müssen auch dorthin abgeschoben werden können.

(Zuruf von der AfD: Alle noch da!)

Das sind wir auch den vielen anderen integrationswilligen und sich an die Regeln und Gesetze haltenden Flüchtlingen, die bei uns leben, schuldig.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Zurück zum Integrationspakt: Das Ziel ist vollkommen rich tig, ebenso wie die Absicht, Migration als globales Phänomen zu behandeln. Über die konkreten Inhalte der Vereinbarung muss man sprechen.

(Lachen bei Abgeordneten der AfD)

Im federführenden Auswärtigen Amt wurde die gesellschaft liche Relevanz dieses Paktes leider zu spät erkannt; genau das hat diese Verschwörungstheorien erst ermöglicht.

(Lebhafter Widerspruch bei Abgeordneten der AfD)

Die geplanten Inhalte der Vereinbarung hätte man viel früher und viel offener kommunizieren müssen. Man hätte darüber diskutieren müssen, und man hätte auch frühzeitig klarstellen können, dass es sich bei dem geplanten UN-Migrationspakt um eine unverbindliche Absichtserklärung handelt,

(Lachen bei Abgeordneten der AfD – Zuruf von der AfD: Wie naiv sind Sie? – Gegenruf des Abg. Bernd Gögel AfD: So wie beim Dieselfahrverbot!)

das heißt, um ein rechtlich nicht bindendes Dokument – und das ist ein immens wichtiger Unterschied.

Die Gesetzgebungskompetenz Deutschlands und damit die nationalstaatliche Kontrolle

(Zuruf von der AfD: Sind im freien Fall!)

bleiben von der Vereinbarung unberührt. Selbstverständlich können und werden NGOs die Vereinbarung als Argumenta tionshilfe aufnehmen. In Deutschland sollten wir uns aber ei ner sachlichen Auseinandersetzung stellen und ihr nicht aus dem Weg gehen.

(Beifall des Abg. Daniel Rottmann AfD – Abg. Da niel Rottmann AfD: Genau!)

Zahlreiche Vorstellungen im Migrationspakt wie der Zugang zu medizinischer Versorgung oder grundlegende Leistungen zum Leben sind bei uns in Deutschland bereits gesetzlich vor geschrieben. Deshalb ist eine sachliche Diskussion über die geplante Vereinbarung der UN eine Aufgabe von uns als De mokraten.

(Lachen bei Abgeordneten der AfD)

Die Inhalte des Migrationspakts werden ernsthaft debattiert – dies ging ja auch durch die Presse –, und mögliche Probleme werden gesehen. Dies zeigen beispielsweise auch die Diskus sionen in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

(Abg. Stefan Herre AfD: Da sind ein paar aufge wacht! – Weitere Zurufe von der AfD)

Aber schlussendlich ist für uns wichtig – das ergab auch die Diskussion in der Bundestagsfraktion –, dass der Pakt keine rechtlich zwingende Wirkung entfaltet, aber helfen kann, weil er eben auch die Herkunftsländer mit einbindet. Wenn ande re Länder dieselben Standards wie Deutschland aufbauen, das heißt, Migranten menschenwürdig unterbringen und ihnen ei ne grundlegende Versorgung geben, dann ist das richtig und gut, und dann nimmt das auch den Druck von Deutschland als Aufnahmestaat.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen, der CDU und der FDP/DVP – Abg. Thomas Blenke CDU: Sehr gut und sehr sachlich!)

Herr Abg. Lorek, lassen Sie eine Zwischenfrage des Abg. Dr. Fiechtner zu?

Nein. – Die österreichische Re gierung sieht in dem Pakt eine drohende Vermischung von le galer und illegaler Migration.

(Abg. Anton Baron AfD: Genau! Ebenso wie Tsche chien, Polen! – Weitere Zurufe von der AfD)

Vor allem aufgrund der Initiative unserer Bundesregierung wird in dem Papier klar zwischen legaler und illegaler Mig ration unterschieden. Die Möglichkeiten der legalen Migrati on sollen nicht ausgeweitet, sondern in dem bestehenden Rah men verbessert werden. Im Gegensatz dazu soll aber die ille gale Migration aktiv und koordiniert bekämpft werden. Das ist einfach nur richtig.

Meine Damen und Herren, zu einigen Aspekten des Paktes – ich habe ihn, wahrscheinlich im Gegensatz zu vielen anderen, gerade hier in diesem Block, gelesen –: Es gibt berechtigte Kritik zum allgemeinen Tenor des Migrationspakts, der Mig ration wirklich sehr positiv umschreibt und auf viele Chancen der Migration eingeht, aber nur wenig zu den damit verbun denen Herausforderungen sagt. Daher rührt auch die Sorge Österreichs, dass praktisch jegliche Migration legalisiert wür de