ob sie ihr Kind auf die Gemeinschaftsschule geben wollen oder eben nicht. Dieses Thema Bürgerbeteiligung – Anhörung der Bürger – war doch einmal ein originär grünes Thema, wenn ich mich recht entsinne.
Für diese Entscheidung brauchen die Eltern natürlich Infor mationen. Deshalb fordern wir, die Alternative für Deutsch land, die Veröffentlichung der Studie der Universität Tübin gen über die Geschwister-Scholl-Gemeinschaftsschule.
Man kann den Eindruck haben: Wettbewerb unter den Schu len möchte das Ministerium eher nicht. Aber vielleicht täu sche ich mich ja und Sie sind nur noch nicht so weit. Sicher lich werden dies aber letztendlich die Arbeitgeber und die Lehrer bewerten. Es wird sich herumsprechen, ob Realschul absolventen oder die Absolventen der Gemeinschaftsschule besser für eine Ausbildung oder eine weiterführende Schule geeignet sind.
Deshalb haben wir einige Anträge – sie wurden schon disku tiert – zur Stärkung des Gymnasiums und zur Stärkung der Realschule gestellt. Das sind bewährte Schultypen.
Insbesondere die Realschule wird durch die von der Landes regierung geplante Übertragung von Stellen an die Gemein schaftsschule massiv geschwächt. Wir haben schon darüber gesprochen: 800 Stellen sollen wegfallen. Dasselbe gilt für das Gymnasium. Wir beantragen 577,5 zusätzliche Stellen für das Gymnasium und 793,5 zusätzliche Stellen für die Real schule. Wohlgemerkt: Es handelt sich hierbei lediglich um die Stellen, die durch Übertragung an die Gemeinschaftsschule sowieso hätten wegfallen sollen.
Dabei gilt grundsätzlich: Die Gemeinschaftsschule ist gerade für die Klientel der Hauptschule – Schülerinnen und Schüler, die nun einmal nicht so gern den ganzen Tag in der Schule sit zen und dort den Tag verbringen wollen – keine Alternative. Diese Jungs und Mädchen brauchen Haupt- und Werkreal schulen mit wenig Nachmittagsunterricht und einem hohen praktischen Anteil. Hier möchte ich – mit Ihrer Genehmigung – zitieren. Bei Ihrer Politik gilt:
Das hat George Turner, der ehemalige Bildungssenator in Ber lin und Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz, ge sagt.
Gerade die Gesamt-, Einheits- und Gemeinschaftsschulen scheren alle Schüler über einen Kamm. Die theoretisch Be gabten sind in der Regel die besten Schüler, und das sollen sie auch gern auf dem Gymnasium bleiben. Die anderen sind aber nicht wirklich dümmer, sie haben nur andere Begabungen und Neigungen. Auch die Aufgeweckten und die praktisch Begab ten gilt es zu fördern.
Deshalb fordern wir die Stärkung der beruflichen Gymnasi en, der beruflichen Mittelschulen, der sogenannten zweijäh rigen Berufsfachschulen, und die Aufwertung der Berufsschu len zu Berufsoberschulen. Schön, dass dies zum Leitthema der KMK geworden ist.
Insbesondere für technisch und kaufmännisch begabte junge Menschen sind diese Schulen der praxisbezogene Unterbau für die Lehre, für die duale Ausbildung oder das berufliche Gymnasium.
Meine Damen und Herren, die Schule bildet doch eigentlich für das Berufsleben. Unser Ministerpräsident Kretschmann hat gestern sehr ausführlich von der modernen Berufswelt mit ihren besonderen Anforderungen gesprochen. Ob man diese im Unterricht mit dem Thema Gender besonders erfüllt, dar über wäre noch zu reden.
auch als Alternative zum althergebrachten dreigliedrigen Schulsystem mit dem angesehenen Gymnasium als Exzellenz einrichtung. Den Begriff kennen wir von den Universitäten.
Die beruflichen Mittelschulen und beruflichen Gymnasien und die Berufsoberschulen sind gleichwertig, aber nicht gleichar tig. Übrigens kommen in Bayern schon 40 % der Studieren den von beruflichen Gymnasien, und Bayern ist nicht so schlecht in der Bildungspolitik, meine ich, mich dunkel zu er innern.
Eine weitere Alternative in unserem Schulsystem sind die pri vaten Schulen. Hier werden neue pädagogische Konzepte er probt. Wir wünschen uns einen echten Wettbewerb um die besten pädagogischen Ideen, um die besten Konzepte und um die engagiertesten Lehrer.
Diesen Wettbewerb sollten wir auch wirklich zulassen und nicht versuchen, ihn mit staatlichen Verordnungen und Rege lungen wieder zurückzudrängen. Dies geschieht, indem man die Gewährung von Zuschüssen an private Schulen in freier Trägerschaft davon abhängig macht, ob sich die Schulen an der Inklusion beteiligen oder nicht. So kann man Wettbewerb elegant aushebeln.
Meine Damen und Herren, seit Jahren leisten die Schulen der evangelischen und der katholischen Kirchen, die Waldorfschu len, die Montessori-Schulen gute pädagogische Arbeit. Durch den Wettbewerb der guten pädagogischen Ideen entsteht ein Wettbewerb der Schulen untereinander. Es entstehen regiona le Initiativen, die auf die jeweiligen Standorte zugeschnitten sind. Darauf habe ich schon letztes Mal hingewiesen: Es gibt Standorte, an denen Nachmittagsunterricht wichtig, wertvoll und sinnvoll ist. Nicht überall ist das aber der Fall.
Das muss man zulassen. Die Eltern sollen die Entscheidungs möglichkeit haben, die Kinder auf die Schule zu bringen, die sie oder ihre Kinder für richtig halten.
So entsteht breite Vielfalt. Das Thema Vielfalt habe ich mir rot und grün markiert. Das ist doch eigentlich Ihr Thema: Viel falt auch im Schulwesen – keine Planwirtschaft im Schulbe reich.
Deshalb halten wir eine Kostendeckung für die Schulen in pri vater Trägerschaft von 80 % für richtig. Man kann auch über Erhöhungen nachdenken. Wir haben beantragt – natürlich im Rahmen der haushalterischen Möglichkeiten –, die Zuschüs se für die Schulen in freier Trägerschaft zu erhöhen: Gymna sien, Realschulen, sonderpädagogische Bildungs- und Bera tungszentren mit Internat und berufliche Schulen in freier Trä gerschaft sollten mit 5 Millionen € zusätzlich gefördert wer den.
Ebenso hatten wir zusätzlich 1,1 Million € für die Schulkin dergärten gefordert. Die Landesregierung hat das übertroffen, was uns durchaus erfreut; in der Tat. Dabei soll man nicht ein fach nur mit der großen Gießkanne Geld verteilen. Denn die Zielrichtung „gut gleich privat gleich teuer“ sollten wir durch aus vermeiden.
Wir fordern eine gute finanzielle Ausstattung auch privater Schulen, damit diese wertvollen pädagogischen Impulsgeber auch Kindern aus ärmeren Elternhäusern zur Verfügung ge stellt werden können.
Nächster Punkt: Referendare. Der Haushaltsplan zeigt, dass gerade bei den Stellen an den Staatlichen Seminaren, also auch bei den Referendaren, massiv gekürzt wird. Die Landes regierung beruft sich auf eine Neustrukturierung. Ist der Be griff Reform bzw. Neustrukturierung wirklich etwas Positi ves? Verbindet die Bevölkerung das mit positiven Erfahrun gen? Die ständigen Reformen in Baden-Württemberg am Lehrerberuf haben selbigen durchaus unattraktiver gemacht. War das Absicht? Angehende Lehrer ziehen es häufig vor, in andere Bundesländer abzuwandern.
Wenn die Politik aus Lehrern Lernbegleiter macht, dann zeigt sich nach meiner Meinung mangelnde Wertschätzung.
Wir haben vorhin über die Digitalisierung, den EDV-Unter richt und das Programmieren gesprochen. Unterricht im Pro grammieren, in Informatik als Lernbegleiter, das soll mir ein mal jemand vormachen.
(Heiterkeit und Beifall bei der AfD – Abg. Anton Ba ron AfD: Praxis ist ein Fremdwort für die Grünen!)
Aus einer Kleinen Anfrage unserer Fraktion – solche Anfra gen erzeugen ja so viel Papier, haben wir gelernt – ging her vor, dass die Anzahl der Referendare in den vergangenen fünf Jahren um 18 % gesunken ist. Ich finde das alarmierend. Wir halten diesen Kurs für unverantwortlich. Wir sind der Mei nung, dass man mindestens genauso viele Referendare aus bilden sollte wie im vergangenen Jahr, also 2 230 Stellen für die Damen und Herren Referendare vorhalten sollte.
Meine Damen und Herren, eine fundierte fachdidaktische Ausbildung der Lehrer als Fachmann und Pädagoge, das ist nach unserer Auffassung Voraussetzung für eine erfolgreiche Unterrichtstätigkeit – und nicht Lernbegleitung.