Protocol of the Session on February 5, 2020

Wir wollen eine strategische Wirtschaftszusammenarbeit mit Großbritannien. Die Economic-Partnership-Initiative ist dar um gerade richtig. Sie wird natürlich auch Baden-Württem berg zugutekommen. Wir wollen kooperative Verhandlungen, wir wollen ein gemeinsames europäisches Handelsziel.

(Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos]: Das klingt doch mal besser! „Kooperative Verhandlun gen“!)

Meine Damen und Herren, unser fundamentales Interesse ist, auch weiterhin gute Beziehungen mit Großbritannien zu pflegen. Wir fordern Großbritannien auf, in den Dialog zu gehen und ein faires Handelsabkommen mit der EU zu schließen –

(Beifall des Abg. Willi Stächele CDU – Abg. Willi Stächele CDU: Sehr gut!)

natürlich zugunsten von Großbritannien und Europa. Wir brauchen gemeinsame Standards in der Arbeitswelt und in Be zug auf die Technologie und die technischen Produkte.

(Abg. Anton Baron AfD: Das beruht auf Gegensei tigkeit! – Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos]: Was sagt Boris Johnson?)

Wir wollen Personenfreizügigkeit. Dies ist notwendige Be dingung, um gemeinsam in Europa miteinander zu leben.

(Abg. Anton Baron AfD: Das ist doch gegeben! Wir können überallhin reisen!)

Wir brauchen ein Handelsabkommen, das den digitalen Han del, das Urheberrecht, den Datenschutz und die Finanzwirt schaft in unserem Sinn regelt.

Meine Damen und Herren, trotz aller Wehmut: Es war eine schicksalhafte Entscheidung, aber es ist natürlich auch so, dass nach dreieinhalb Jahren endlich eine Lösung kam –

(Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos]: Keine Lösung, eine Befreiung!)

eine Lösung, die uns nicht befriedigen kann, die uns aber im Grunde ermächtigt, auch in Zukunft mit Großbritannien gut zusammenzuarbeiten.

Ich kann nur eines sagen: Wir müssen in Deutschland dafür sorgen, dass es keinen „Dexit“ gibt.

(Abg. Stefan Räpple AfD: Doch!)

Ich kann Ihnen von der AfD nur eines sagen: Wir werden al les dafür tun, dass die Beziehungen zu Großbritannien gedeih lich sind, und werden alles dafür tun, dass es in Deutschland keinen „Dexit“ gibt.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der Grünen sowie des Abg. Nicolas Fink SPD)

Um es am Ende noch einmal zu sagen: Wir wollen gute Be ziehungen zu Großbritannien, aber es darf keine Rosinenpi ckerei geben.

(Abg. Anton Baron AfD: Wieso nicht? – Abg. Stefan Räpple AfD: Das wird aber passieren!)

Es muss natürlich einen fairen Ausgleich der Interessen ge ben.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU – Vereinzelt Beifall bei den Grünen und der SPD)

Herr Abg. Fink, bitte, für die SPD.

Frau Präsidentin, werte Kolleginnen und Kollegen! Jetzt ist es also tatsächlich passiert: Der Brexit ist Realität. Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal hier im Landtag von Baden-Württemberg darüber sprechen darf, dass ein Land die Europäische Union – ein Projekt, das für Frie den, Wohlstand, Stabilität, Sicherheit und Zusammenhalt steht – verlässt. Das war eigentlich unvorstellbar.

(Zuruf des Abg. Willi Stächele CDU)

Genauso wenig hätte ich gedacht, dass das an einem Tag pas siert, an dem sich ein Liberaler von Rechtsextremen zum Mi nisterpräsidenten wählen lässt, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD – Lachen bei Abgeordneten der AfD – Zurufe der Abg. Willi Stächele CDU und Ste fan Räpple AfD)

Da gibt es durchaus verbindende Elemente. – Ich kann die Aufregung ja verstehen.

(Abg. Anton Baron AfD: Sie arbeiten mit der SED- Nachfolgepartei zusammen! Das ist ja unglaublich!)

Aber dass hier CDU und FDP mit der „AfD-Höcke-Fraktion“ in Thüringen gemeinsame Sache machen,

(Unruhe)

ist in höchstem Maß verantwortungslos. Das ist auch gefähr lich, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Stefan Räpple AfD: Lange genug haben Sie die Bürger belogen! – Abg. Anton Baron AfD: Nie wieder Sozialismus!)

Beides – sowohl der Brexit als auch das, was wir heute erle ben – zeigt, dass niemand mehr sagen kann, man wüsste nicht, worum es geht. Wir erleben, dass Populisten und Extremisten die Macht ergreifen wollen.

(Zurufe der Abg. Stefan Räpple AfD und Dr. Hein rich Fiechtner [fraktionslos])

Wir erleben, dass es möglich ist, mit Populismus Wahlen zu gewinnen. Wenn man sich anschaut, was da in Großbritanni en passiert, dann sieht man, es ist wirklich tragisch. Ein Zitat dazu:

Wir haben die Chance zu neuer Größe. Nun müssen wir sie ergreifen.

(Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos]: Das ist doch gut! – Weitere Zurufe)

Ich höre, das sei gut, weil viele jetzt glauben, das sei ein Zi tat von Boris Johnson – das würde auch passen –, aber das Zi tat ist von Edward Heath,

(Heiterkeit des Abg. Jonas Weber SPD)

und es ist vor 47 Jahren ausgesprochen worden, als Großbri tannien in die EWG eingetreten ist. Damals hat man verstan den, worin wirklich die Chancen für unseren Kontinent lie gen.

(Abg. Jonas Weber SPD: Blöd gelaufen!)

Damals hat man auch verstanden, dass man nur gemeinsam überstehen kann.

(Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos]: 9 %!)

Wenn wir betrachten, um welche Themen wir bei dem Ab kommen verhandeln, wo wir jetzt gerade gemeinsam versu chen, eine Lösung zu finden,

(Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos]: 9 %!)

dann sehen wir drei Bereiche. Das eine sind die allgemeinen Angelegenheiten,

(Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos]: 9 %!)

das Zweite sind wirtschaftliche Vereinbarungen und das Drit te sind Sicherheitsaspekte.

(Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos]: 9 %!)

Wir diskutieren hier sehr, sehr viel über die wirtschaftliche Zusammenarbeit und über die wirtschaftliche Komponente. Ab und zu kommt auch das Sicherheitsthema zum Tragen, vor allem wenn es um die Außen- und um die Sicherheitspolitik geht. Viel zu wenig haben wir den Fokus aber auf die allge

meinen Vereinbarungen gelegt. In diesen allgemeinen Verein barungen wird es nämlich darum gehen, für gemeinsame Wer te einzustehen,