Protocol of the Session on May 16, 2013

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Peter Hauk CDU: Auch Sie müssen zuhören lernen, Herr Kollege Schmiedel!)

Also geht es um die Frage, wie dieser Nationalpark errichtet wird. Es freut mich, dass Sie zum ersten Mal konzedieren, dass es vor Ort eine breite Beteiligung gegeben hat.

(Abg. Peter Hauk CDU: Nein!)

In einer der letzten Debatten haben Sie, Herr Hauk, noch ge sagt, Herr Minister Bonde lasse sich vor Ort nicht sehen. Das habe ich noch ganz genau im Ohr.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Jetzt räumen Sie ein, dass es eine breite Beteiligung gegeben hat. Aber Sie sind wieder rückfällig geworden, was Polemik anbelangt. Denn zu behaupten, dass bei diesen Veranstaltun gen die Bürger nur „vollgelabert“ würden, ist nun wirklich un ter der Gürtellinie.

(Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Dr. Patrick Rapp: Das war ein Zitat!)

Okay, ich kann Ihnen auch schräge Zitate vorhalten.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das machen Sie sowieso immer!)

Er hat sich das zu eigen gemacht.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Sie müssen auch richtig zuhören!)

Wir, die SPD-Fraktion, haben vor Ort ebenfalls zwei Veran staltungen mit Herrn Minister Bonde gemacht. Beide waren rappelvoll.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Die müssen ja sehr erfolgreich gewesen sein!)

Sie fanden in Bad Wildbad und in Freudenstadt statt. Befür worter und Gegner waren gleichermaßen vertreten. Es ent standen eine sachliche Auseinandersetzung und Diskussion. Es war kein „Volllabern“, sondern jeder hatte die Chance, zu Wort zu kommen. Ich möchte hier klarstellen, dass wir ernst hafte Dialoge führen und die Bürger nicht einladen, um sie „vollzulabern“.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Thomas Blenke CDU: Aber offensichtlich ist dieser Eindruck entstanden!)

Die Diskussionen, die Dialoge haben natürlich auch zu Ergeb nissen geführt. Dies wurde akzeptiert, auch in der letzten Run de, bei der Vorstellung des Gutachtens, zu der die Bürgermeis ter und die Landräte eingeladen waren. Unisono wurde da mals gesagt: Das ist ein toller Fortschritt, der sich im Laufe der Diskussion ergeben hat. Es ist gut, dass im National parkrat, der die Angelegenheiten vor Ort regelt, die kommu nale Seite auf Augenhöhe dabei ist und dass Minister Bonde sogar angeboten hat, dass die kommunale Seite den Vorsitz führt.

(Abg. Beate Böhlen GRÜNE: Jawohl!)

Das haben alle gelobt und haben gesagt: Das ist eine prima Geschichte.

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

In derselben Veranstaltung haben nicht wenige gesagt, dass auch die Bedenken der Sägewirtschaft durch die Zusage von seiten der ForstBW ausgeräumt sind, dass die Menge an Holz, die sie bislang aus dem Nordschwarzwald beziehen, auch in Zukunft gesichert ist. Es wurde bestätigt, dass die damit ver bundenen Bedenken auch ausgeräumt sind.

Was die verbleibenden Fragen betrifft – Herr Dr. Bullinger, Sie haben das Borkenkäferproblem angesprochen –, haben die Vertreter der Kommunen in dieser Veranstaltung auch konze diert, dass das Risiko dem vorgelegten Gutachten zufolge be herrschbar ist und dass dies keinen Grund darstellt, den Nati onalpark nicht einzurichten. Die Stimmung vor Ort war daher dann überwiegend freundlich.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das hat man am Sonntag gemerkt!)

Moment. Ich komme gleich zu dieser Abstimmung.

(Glocke des Präsidenten)

Ich rede von der Veranstaltung mit den Landräten und den Bürgermeistern. Hinterher sind etliche von denen, die sich zu vor bedeckt gehalten hatten, an die Öffentlichkeit gegangen und haben gesagt, jetzt, nach diesem Gutachten, sähen sie die Chancen höher als die Risiken. Sie haben erklärt, sie würden jetzt dafür eintreten, dass das Vorhaben realisiert wird.

Kollege Schmiedel, gestatten Sie ei ne Zwischenfrage des Kollegen Glück?

Ich würde es lieber nachher ma chen. Denn sonst kommen jetzt Nebenaspekte.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Thomas Blenke CDU: Sagen Sie einmal et was zu der Wohnortentscheidung! Das würde uns in teressieren!)

Jetzt kommen wir noch nicht zum Bürgerentscheid – ich sa ge gleich noch etwas dazu –, sondern wir kommen zu dem, was die Bürgermeister und die Gemeinderäte in den betref fenden sieben Gemeinden gemacht haben. Sie haben eine Meinungsbildung der Bürger herbeigeführt, eine dokumen tierte Meinungsbildung der Bürger durch eine Abstimmung. Das war kein Bürgerentscheid.

(Abg. Peter Hauk CDU: Befragung! Genau!)

Genau, es war eine Befragung. Sie wurde durchgeführt, um die Meinung zu dokumentieren.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das müss te eine „Bürgerregierung“ freuen! – Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Das ist doch gewollt!)

Das ist legitim, das ist in Ordnung. Das ist auch gar nicht zu kritisieren. Die Frage ist,

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Was man damit macht!)

was man damit macht, welchen Stellenwert das hat. Das, was Sie jetzt daraus machen, ist höchst gefährlich.

(Lebhafte Zurufe von der CDU und der FDP/DVP, u. a. Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Was Sie da mit machen!)

Das, was Sie daraus machen, ist höchst gefährlich. Ich will Sie einmal daran erinnern:

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Gefährlich ist es, wenn Sie es ignorieren! – Abg. Thomas Blenke CDU: Jetzt wird es interessant! – Unruhe – Glocke des Prä sidenten)

CDU, FDP/DVP und SPD haben aus gutem Grund abgelehnt, dass in der Stadt Stuttgart isoliert ein Votum über Stuttgart 21 herbeigeführt wird.

(Abg. Peter Hauk CDU: Warum rufen Sie die Bürger noch am Freitag zuvor zur Beteiligung auf, wenn Sie jetzt dagegen sind? – Gegenruf des Abg. Dr. Hans- Ulrich Rülke FDP/DVP: Das ist eine gute Frage!)

Ich habe doch gesagt: Ich bin überhaupt nicht gegen diese Abstimmung gewesen.

(Zurufe, u. a. Abg. Peter Hauk CDU: Sie sagen, das ist gefährlich!)

Moment. Es geht darum, wie Sie das Ergebnis interpretie ren.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Ach so!)

Warum haben wir das abgelehnt? Wir haben es abgelehnt, weil es sich um ein Projekt der Deutschen Bahn handelt, das mit

einer Beteiligung des Landes Baden-Württemberg realisiert wird. Deshalb haben wir uns auch dafür eingesetzt, dass es, wenn es zu einer Abstimmung darüber kommt, eine Volksab stimmung in Baden-Württemberg gibt, weil man in einem Ort, der besonders von einem Projekt betroffen ist, das das Land tangiert bzw. das ein Landesprojekt ist, nicht isoliert abstim men kann. Bei dem Projekt Nationalpark handelt es sich um ein Projekt des Landes im Staatsforst – 100 % Staatswald.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Das ist doch ab solut nicht vergleichbar, Herr Schmiedel!)

Doch, das ist ganz genau vergleichbar. Ich weiß wohl: Sie sehen einen Unterschied zwischen einer technischen und ei ner ökologischen Infrastruktur.

(Widerspruch der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU)

Sie wollen das nicht einsehen. Aber es gilt für technische In frastruktur genauso wie für ökologische Infrastruktur, dass je weils nur das Volk oder die Körperschaft abstimmen kann, die dafür verantwortlich ist. Das geht nicht isoliert.

(Beifall bei der SPD und den Grünen)