Protocol of the Session on April 24, 2013

Herrn Fraktionsvorsit zenden Schmiedel.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: So viel Zeit muss sein! – Abg. Dr. Dietrich Birk CDU: Strohwit wer Schmiedel!)

Verehrte Frau Präsidentin, lie be Kolleginnen und Kollegen! Was war das Problem im Hin blick auf den Standort Gorleben? Der Standort Gorleben wur de ja auch einmal im Rahmen eines nationalen Konsenses fest gelegt.

(Abg. Peter Hauk CDU: Ja! Genau!)

Wie kam dieser nationale Konsens zustande? Die Minister präsidenten waren beim damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt eingeladen, man saß im Kanzleramt zusammen. Dann hat man festgelegt: Die Wiederaufbereitung findet in Wackers dorf statt. Der Schnelle Brüter kommt nach Kalkar. Also muss der Norden auch etwas tragen.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: So etwas macht ein sozialdemokratischer Bundeskanzler? – Zuruf des Abg. Winfried Mack CDU)

Dann kommt die Endlagerstätte in den Salzstock – man hat angenommen, Salz sei eine geeignete Formation – im Nor den, nach Gorleben, nahe an der Zonengrenze. Das war die Grundlage des nationalen Konsenses. Der musste brüchig werden. Warum? Weil die Leute zu Recht den Eindruck hat ten, es gehe um eine politische Festlegung, bei der man dann

hinterher die Sicherheitsstandards irgendwie anpasst, damit es so dann auch stattfinden kann.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das hat Herr Schmidt gemacht!)

Deshalb musste der Konsens brüchig werden. Deshalb gab es eben keine Vereinbarung mehr.

Das Epochale an diesem neuen nationalen Konsens ist, dass er die Sicherheitsfrage in den Mittelpunkt stellt und nicht ei ne irgendwie geartete regionale Ausgewogenheit. Das ist das Epochale.

(Zuruf des Abg. Peter Hauk CDU)

Deshalb können wir jetzt auch hoffen, dass es parteiübergrei fend in den nächsten Jahrzehnten dabei bleibt, dass man die Sicherheit in den Vordergrund stellt.

Hinsichtlich der Kriterien, die jetzt entwickelt werden, gehe ich davon aus, dass sie den Stempel der Internationalen Atom energie-Organisation in Wien tragen werden, dass die Sicher heitsstandards, nach denen dann in der ganzen Republik ge sucht wird, sozusagen auch international anerkannt werden.

Das ist auch dringend notwendig. Denn wenn man jetzt die Sicherheitsstandards in den Vordergrund stellt und von dem Grundsatz der weißen Karte ausgeht, dann ist es mindestens theoretisch denkbar, dass die Karte weiß bleibt, dass wir in der Bundesrepublik nach den Kriterien, die wir aufstellen, gar nicht fündig werden. Dann muss das aber auch glaubhaft sein, denn die nationale Verantwortung steht im Vordergrund.

(Abg. Peter Hauk CDU: Aha!)

Nur: Für uns Sozialdemokraten kann es dann aber, wenn wir die Sicherheitsstandards definiert haben, keine relative Sicher heit geben nach dem Motto: „Vorrang haben die politischen Grenzen, und dann machen wir Abstriche bei der Sicherheit“, sondern dann muss über europäische Kooperationen geredet werden

(Abg. Peter Hauk CDU: Aha!)

entlang von international verabredeten Sicherheitsstandards für eine Endlagerung.

(Abg. Peter Hauk CDU: Also jetzt doch Sankt Nim merlein!)

Nicht das Sankt-Florian-Prinzip. Vielmehr gilt die Sicher heit, wenn wir sie in den Vordergrund stellen, absolut und nicht relativ.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Das ist ganz neu! – Abg. Peter Hauk CDU: Das ist eine ganz neue Va riante!)

Das ist keine neue Variante. Damit sind nur die Dinge zu Ende gedacht.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Nach der deut schen weißen Landkarte ist das etwas ganz Neues!)

Wenn die Sicherheit im Vordergrund steht und nicht eine re gionale Ausgewogenheit, dann wird sich das in der weiteren Diskussion automatisch so ergeben.

(Zuruf des Abg. Ulrich Lusche CDU)

Jetzt kommt die Frage: Wie steht die CDU zum nationalen Konsens?

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: So wie Sie! – Abg. Peter Hauk CDU: Sie stellen ihn doch gerade infrage!)

Nein, nein, nein. Ich stelle überhaupt nichts infrage.

(Abg. Peter Hauk CDU: Natürlich!)

Es wird jetzt genau so vorgegangen,

(Abg. Peter Hauk CDU: Ja natürlich!)

wie es verabredet worden ist. Wir unterstützen das nachhal tig.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Genau! Wenn Sie jetzt europäisch denken!)

Die Sicherheit steht im Vordergrund. Jetzt definieren wir die Standards.

(Zuruf des Abg. Dr. Dietrich Birk CDU)

Meine Frage ist: Wie rennen Sie draußen herum? Gilt das, was Sie am 9. April gesagt haben: „Es geht nicht, dass wir uns die sem Problem jetzt aus taktischen Gründen weiter verschlie ßen, sondern wir müssen jetzt zwingend für die Endlagerung auch die geeigneten Lagerstätten finden“? Gilt das?

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Natürlich!)

Wenn das gilt, dann können Sie aber nicht von vornherein sa gen: „Bei uns in Baden-Württemberg geht das auf gar keinen Fall.“

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch und Abg. Peter Hauk CDU: Hat niemand gesagt!)

Den Eindruck haben Sie aber gerade erweckt, und zwar bei de Redner.

(Abg. Peter Hauk CDU: Hören Sie doch einmal zu! – Abg. Ulrich Lusche CDU: Ich erkläre es Ihnen gleich noch einmal!)

Wenn der nationale Konsens gilt, dann können Sie auch nicht etwas herauspicken und sagen: „Das gefällt uns, aber wir sind gegen das, was uns nicht gefällt.“

(Zurufe von der CDU)

Denn das ist ein integrales Paket, das in sich so zustande ge kommen ist, wie es ist; sonst wäre es nicht zustande gekom men. Deshalb können Sie keine Rosinenpickerei betreiben, bei der Sie sagen: „Das, was uns gefällt, übernehmen wir, und für den Rest übernehmen wir keine Verantwortung.“ Das ist Wischiwaschi-CDU. Die Leute wollen wissen, wo Sie stehen.

(Beifall bei den Grünen – Zurufe der Abg. Ulrich Lu sche und Friedlinde Gurr-Hirsch CDU)

Sie sind in der Opposition nicht mehr in der Lage, sich irgend wo zu positionieren. Beim Nationalpark eiern Sie herum und sagen: „Eigentlich sind wir dafür, aber die ganze Menschheit muss dafür sein.

(Zurufe von der CDU, u. a.: Filderbahnhof! – Stutt gart 21!)

Solange das nicht gegeben ist, sind wir noch nicht entschei dungsfähig.“

(Abg. Peter Hauk CDU: Filderbahnhof! Umfaller! – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Umfaller beim Filderbahnhof!)

Bei dieser existenziellen Frage, dem nationalen Konsens bei der Endlagersuche, eiern Sie genauso herum.