welche sich trotz schwieriger Produktions- und Absatzverhält nisse durch Fleiß und Ideenreichtum am Markt behauptet ha ben. Obst und Gemüse finden hier überwiegend über die Di rektvermarktung den Weg zum Verbraucher.
Wenn ich mit den Landwirten rede, dann kommen immer fol gende Themen zur Sprache: Durch den Klimawandel nimmt in der Landwirtschaft die Zahl der unwetterbedingten Scha densereignisse immer mehr zu. Sie treffen Sonderkulturen in besonderem Maß und schlagen sich in den Bilanzen der Be triebe nieder. Der Verbesserung des Risikomanagements kommt daher eine besondere Bedeutung zu.
Ich freue mich über den fraktionsübergreifenden Konsens, welcher durch eine Initiative der CDU entstanden ist, die in einer Anhörung von Fachleuten im Ausschuss mündet. Dort kommt das Thema zur Sprache.
Besser als eine Anhörung wäre es eigentlich gewesen, wenn, so wie von der CDU gefordert, das MLR generell besser mit Mitteln zur Abfederung solcher außergewöhnlicher Unwet terschäden ausgestattet worden wäre.
Die CDU hat in der Vergangenheit gehandelt. Ich erinnere an die finanziellen Hilfen bei Hagelschäden in Trossingen und am Bodensee.
Sorgen bereitet den Landwirten das Grünlandumbruchverbot. Wenn wir heute über Sonderkulturen sprechen, dann gilt es
festzustellen, dass explizit die kleinen Obstbauern besonders hart vom Grünlandumbruchverbot in der Kreislaufbewirt schaftung betroffen sind. Das ist unverständlich, wenn man weiß, dass der Obstbau eine ebenso gute CO2-Bilanz vorwei sen kann wie das Grünland.
Da jeder zweite Apfel aus Baden-Württemberg kommt, ist das noch viel brisanter. Warum also diese Gängelei unserer Bau ern?
Meine sehr verehrten Damen und Herren, in der Fragestellung der Fraktion GRÜNE wurde sehr viel Wert auf die Unterschei dung zwischen konventioneller und ökologischer Bewirtschaf tung gelegt. Die Union sieht konventionelles und ökologisches Wirtschaften als ein gleichberechtigtes und von großem Res pekt getragenes Miteinander. Beide Bewirtschaftungsformen sind ein Markenzeichen unseres ländlichen Raums.
Ist hier ein Politikwechsel in Gang gekommen? Es muss auch künftig gelten: Die Freiheit des Verbrauchers bei der Auswahl seiner Lebensmittel soll auch die Freiheit der Landwirte in den Bewirtschaftungsformen bedeuten.
Ökoprodukte machen 5 % der Fläche aus. Die Wertschöpfung liegt bei 840 Millionen €. Es handelt sich um ein wachsendes Segment. Weitere Zuwächse sind möglich. Diese müssen auch gefördert werden. Eine wichtige Maßnahme hierzu wäre die frühkindliche Ernährungsbildung. Ich fordere aber, dass die se Ernährungsbildung ideologiefrei vorgenommen wird.
Aber 90 % der Landwirte wirtschaften in konventionell ge führten Betrieben. Sehr geehrter Herr Minister Bonde, dieses Kerngeschäft darf von Ihnen nicht vernachlässigt werden.
Nur wenn wir unsere Betriebe für die heimischen Märkte, aber auch für den europäischen und den globalen Handel fit ma chen, können sie in Zukunft bestehen. Das erfordert auch, dass die sehr erfolgreichen Strukturen in Anstalten und Beratungs ringen dauerhaft erhalten bleiben.
Weiter beschreiben Sie die Aktivitäten der Landesregierung für die Sonderkulturen. Ich stelle fest: Bei der ausführlichen Antwort auf die Große Anfrage der Fraktion GRÜNE im Um fang von über 23 Seiten nehmen die Ausführungen über die Aktivitäten der Landesregierung in den letzten zwei Jahren mit einer einzigen Seite einen verhältnismäßig bescheidenen Platz ein.
(Beifall bei der CDU – Abg. Martin Hahn GRÜNE zur CDU: Eure Aktivitäten in den letzten 30 Jahren hätten auf eine halbe Seite gepasst!)
Wenn wir die Sonderkulturen in Baden-Württemberg puschen wollen, müssen wir uns von dem ein Vierteljahrhundert alten Gedanken, dass die Menschen zu den Produkten kommen, verabschieden. Wochenmärkte und Hofläden haben in beson derer Weise ihren Stellenwert, aber sie sind im Volumen be grenzt. Deshalb brauchen wir in allen Bereichen – ökologisch und konventionell – Vermarktungsstrukturen, durch die mit Lebensmittelhandel und Discount auf Augenhöhe verhandelt werden kann. Hier darf die Landesregierung noch nacharbei ten.
Herr Präsident, sehr verehrte Kol leginnen und Kollegen! Die Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage zum Thema Sonderkulturen klammert in allen Einzelheiten Weinbau und Tabak aus
und bezieht sich ausschließlich auf Obst und Gemüse. Das fin de ich sehr schade. Die wichtigen Geschmacks- und Geruchs komponenten sind nicht dabei.
(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Bravo! Wir können dich verstehen, Alfred! – Weitere Zurufe)
Ich glaube, das ist vorauseilendem Gehorsam, der politischen Correctness geschuldet, wie auch immer.
Der Bericht ist sehr aktuell und gibt uns einen guten und wich tigen Überblick über die Zahlen im Bereich Sonderkulturen, der natürlich, gemessen an der Fläche der Landwirtschaft überhaupt – aber eben nur an deren Fläche –, eine kleine Spar te ist.
Deswegen kommen wir nicht darum herum, einige Zahlen zu vergleichen. Ich fange jedoch nicht mit der Aussage an: Frü her, unter der Vorgängerregierung, war in diesem Bereich al les schlecht, und jetzt wird alles besser. Nein, früher war es gut; wir wollen das Gute weiterführen. Es war erfolgreich; wir wollen das Erfolgreiche weiterentwickeln, und dazu ist auch genügend Platz.
Weiterentwickeln heißt das Stichwort. Die Anforderungen an die Sonderkulturen lauten: Änderung des Konsumverhaltens, neue Krankheiten und Pflanzenschädlinge, die auftreten, be kämpfen, Wirtschaftlichkeit bei Sonderkulturen, aber auch der Übergang, das Ausweiten des ökologischen Anbaus. Das be sondere Merkmal der Sonderkulturen sind deren hohe Wert schöpfung und damit verbunden in einigen Bereichen auch hohe Erträge – aber unübersichtlich – und ein hoher Arbeits aufwand.
Sonderkulturen sind ein starker Betriebszweig in der Land wirtschaft, zumal in Baden-Württemberg; es klang schon an. Baden-Württemberg hat im Vergleich zu anderen Ländern in der Bundesrepublik die doppelte Fläche für den Anbau von Sonderkulturen.
So haben wir z. B. den Anbau von Biogemüse und die ökolo gisch bewirtschaftete Fläche sehr stark ausgeweitet. Mittler weile pflanzen 22 % der Betriebe Biogemüse an. Es sind aber nur 13 % der Fläche.
Seit 1999 ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Ba den-Württemberg von 61 000 auf 44 000 und damit um 28 % gesunken. Diesen Rückgang haben wir nicht beim Anbau von Sonderkulturen und schon gar nicht bei den Biolandwirten. Dort haben wir tatsächlich eine Zunahme zu verzeichnen. Wir haben auch eine große Treibhausfläche. Ein Drittel der gesam ten Treibhausfläche in der Bundesrepublik liegt bei uns.
Der Gartenbau, die Biobetriebe und der Gemüseanbau sind sehr personalintensiv. Jede dritte Arbeitsstelle in der Land wirtschaft ist im Anbau von Sonderkulturen angesiedelt. Das sind immerhin insgesamt 27 000 Arbeitsplätze mit den nach gelagerten Arbeitsplätzen in der Lebensmittelverarbeitung.
70 % des bei uns erzeugten Obstes wird in Baden-Württem berg abgesetzt. Es ist unser Ziel, Obst dort abzusetzen, wo es benötigt wird. Der Selbstversorgungsgrad bei Gemüse liegt bei uns unter 50 %; bei Biogemüse ist er noch niedriger. Da mit wird klar, welche Möglichkeiten wir in Baden-Württem berg auf dem Sektor der Sonderkulturen haben. Der Selbst versorgungsgrad bei Gemüse liegt in Baden-Württemberg bei 20 %, in Deutschland bei 40 %.
Große Potenziale liegen offensichtlich in diesem Bereich. Da mit besteht die Möglichkeit für Landwirte, in Richtung Bio, aber auch in Richtung Sonderkulturen umzustellen. Wir brau chen uns nichts vorzumachen: Sonderkulturen, auch Wein, sind nur in landschaftlich bevorzugten Gegenden möglich – dort, wo es warm ist. Solche Gegenden haben wir, und wir sollten das ausnutzen.
Sozusagen im Paradies. – Umstellungen auf biologischen Anbau wurden in der letzten Legislaturperiode ausgebremst. Das wurde wieder aufgehoben. Mittlerweile ist das für die nächsten fünf Jahre wieder möglich.
Bewährt hat sich die Förderung. In vielen Bereichen – von der Lagerhaltung bis zur Energieeinsparung – werden Investitio nen gefördert. Gefördert werden Diversifizierung, Hofläden – wichtig –, aber auch Ferienwohnungen. Marktstrukturverbes serungen werden gefördert.
Absatzförderung und Beratungsdienste sind wichtige Instru mente. Generell haben wir in diesem Bereich eine gute Aus bildung.