Protocol of the Session on December 14, 2012

Auf Initiative des ehemaligen Bundesratspräsidenten Wede meier wird seit 1994 in der jeweils letzten Plenarsitzung des Bundesrats vor der Weihnachtspause der Opfer der Sinti und Roma während der Zeit der NS-Verfolgung gedacht. Anknüp fungspunkt für das Gedenken ist der 16. Dezember 1942, der Tag, an dem der Reichsführer der SS den sogenannten Ausch witz-Erlass unterzeichnet hat.

(Abg. Peter Hauk CDU: Was hat das damit zu tun?)

Aus diesem Anlass sollte ich heute im Bundesrat, und zwar als Bundesratspräsident, eine Rede zum Gedenken der Opfer des nationalsozialistischen Völkermords an den Sinti und Ro ma und der Gruppe der Jenischen halten.

Ich habe Sie gestern angerufen, Herr Kollege Hauk, und Sie gebeten, die Entlassungsanträge auf den Nachmittag zu ver schieben. Diesem Wunsch haben Sie sich kühl verweigert.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Was? Unglaublich! – Abg. Peter Hauk CDU: Das ist gar nicht wahr! – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Unglaublich! – Zurufe von den Grünen und der SPD: Pfui! – Pfui Teufel! – Unglaublich! – Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU – Lebhafte Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Ich möchte wirklich wissen – –

(Anhaltende lebhafte Unruhe – Glocke der Präsiden tin)

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

(Anhaltende Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Ich möchte wirklich wissen, was es an Ihren Entlassungsanträgen geän dert hätte, wenn Sie diese auf heute Mittag verschoben hätten

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es! Pfui Teufel! – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE zu CDU und FDP/DVP: Unglaublich! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Unglaublich! – Lebhafte Unruhe)

und damit dem Bundesratspräsidenten die Möglichkeit gege ben hätten, diese Gedenkrede zu halten. Ich möchte einmal wissen, was da der Unterschied gewesen wäre.

(Anhaltender lebhafter Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Es ist un glaublich, was für Zusammenhänge Sie herstellen wollen! Eine Unverschämtheit! Entschuldigen Sie sich! – Lebhafte Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Selbstverständlich können Sie solche Entlassungsanträge stel len.

(Abg. Helmut Rau CDU: Sie sind ein Heuchler, Herr Ministerpräsident! – Lebhafte Gegenrufe von den Grünen und der SPD – Glocke der Präsidentin)

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es hätte über haupt nichts geändert, wenn Sie das heute Nachmittag ge macht hätten,

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie stellen Zusam menhänge her! Das ist unglaublich!)

gerade wenn der Bundesratspräsident turnusgemäß vom Land Baden-Württemberg gestellt wird.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es!)

Das wissen Sie. Ausgerechnet Sie hindern mich daran, das zu machen. Ich habe wirklich die Befürchtung, dass dies bei den Sinti und Roma zu Irritationen führt.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Oh!)

Denn sie müssen glauben, mir seien andere Dinge wichtiger. Natürlich ist es klar, dass ich dann, wenn Sie beantragen, zwei Minister zu entlassen – darunter noch meinen Stellvertreter –, hier sein muss. Das gebietet der Respekt vor diesem Haus. Das ist gar keine Frage.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie sind ja da! Das ist in Ordnung!)

Aber ich möchte noch einmal sagen: Ich hoffe, dass es nicht zu diesen Irritationen kommt.

(Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)

Aber ich finde, auch das ist ein Zeichen dafür, dass Sie den Weg von Maß und Mitte verlassen haben.

(Anhaltender lebhafter Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Kein Wort zu GWL!)

Nach § 82 Absatz 4 der Geschäftsordnung erteile ich Herrn Kollegen Hauk das Wort.

(Zurufe der Abg. Karl Zimmermann CDU und Hans- Ulrich Sckerl GRÜNE)

Frau Präsidentin, meine sehr verehr ten Damen und Herren! An dieser Debatte ist vor allem auch das interessant, was nicht gesagt wurde.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Jawohl! So ist es!)

Sie, Frau Kollegin Sitzmann, üben sich, wie immer, in der aus Ihrer Sicht bewährten Form, Bewertungen über die Union, über die Opposition überhaupt abzugeben. Punkt, das war’s.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Die schlechtes te Opposition in der Geschichte des Landes ist das!)

Was war denn Ihre Botschaft zur Frage der Entlassung der Kultusministerin? Wo war denn Ihre Botschaft zum Finanz minister?

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Fehlanzeige!)

Stützen Sie ihn, oder stützen Sie ihn nicht?

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Zuruf des Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE)

Wir haben die Ministerin ausdrücklich nicht ob ihrer Bil dungspolitik kritisiert,

(Lachen bei Abgeordneten der Grünen und der SPD)

sondern wir haben sie – – Sie haben eine knappe Mehrheit in diesem Parlament und haben die entsprechenden gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen. Aber wir haben das Management kritisiert.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Warum haben Sie das denn heute Morgen gemacht?)

Wir haben das Chaos, das sie anrichtet, und ihre Terminun treue kritisiert.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es! – Zuru fe von der SPD)

In beiden Fällen, meine sehr verehrten Damen und Herren, haben wir nicht nur eine Leichtfertigkeit im Umgang mit der Wahrheit kritisiert,

(Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Das müssen gerade Sie sagen! – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Dazu kein Wort!)

sondern auch die Tatsache, dass die Kultusministerin Parla ment und Öffentlichkeit belogen hat.

(Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Früher waren Lügen an der Tagesordnung!)

Ich sage es noch einmal: Die Fragen wurden gestellt –

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Nicht beantwor tet!)

ich kann Ihnen den Meldebogen noch einmal zeigen –, auch hinsichtlich der Übergänge. Die Antwort war stets: „Es gibt keine Zahlen. Es liegen keine Zahlen vor.“