Protocol of the Session on November 14, 2012

(Heiterkeit und vereinzelt Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das lag an der Erklärung!)

Ich bediene mich jetzt der Einfachheit halber der Bilderspra che.

(Heiterkeit bei der SPD und den Grünen)

Wenn eine Straße in einem schlechten oder sehr schlechten Zustand ist – das haben wir so vorgefunden; über die Hälfte aller Landesstraßen waren in einem schlechten oder sehr schlech ten Zustand –,

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Es ist aber nicht besser geworden!)

dann kann man entweder Geld in die Hand nehmen, um die Straße zu reparieren, oder man kann ein Schild mit der Auf schrift „Vorsicht Straßenschäden“ aufstellen.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: So macht ihr es!)

Wenn es bei der Uni Tübingen reinregnet, dann kann man ent weder Geld in die Hand nehmen, um das Dach zu reparieren,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Oder den Regenschirm nehmen!)

oder einen Eimer aufstellen. Sie haben die Politik des EimerAufstellens und des Schilder-Aufstellens betrieben.

(Lachen des Abg. Volker Schebesta CDU – Abg. Vol ker Schebesta CDU: Die Erklärung wird bei Ihnen aber nicht richtiger!)

Damit ist völlig klar: Das strukturelle Defizit in diesem Land ist die CDU selbst.

(Lebhafter Beifall bei der SPD und den Grünen – Zu ruf von der SPD: Jawohl!)

Für die Fraktion der FDP/DVP spricht Kollege Dr. Rülke.

(Staatssekretär Ingo Rust: Eine Erhöhung des struk turellen Defizits!)

Herr Präsident, lie be Kolleginnen und Kollegen! Es war schon bemerkenswert, wie einig sich Grüne und SPD sind,

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

wenn sie das strukturelle Defizit erklären. Frau Sitzmann er klärt, das strukturelle Defizit sei der Unterschied zwischen Einnahmen und Ausgaben.

(Zurufe der Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU und Muhterem Aras GRÜNE)

Herr Schmiedel sagt, das strukturelle Defizit sei die CDU.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Plus FDP/DVP! – Hei terkeit und Beifall bei Abgeordneten der Grünen)

Heißt das jetzt, der Unterschied zwischen Einnahmen und Ausgaben ist die CDU, oder was?

(Vereinzelt Heiterkeit – Abg. Claus Schmiedel SPD: Dazwischen steht die CDU, ja!)

Meine Damen und Herren, ich würde dringend raten, sich ein mal die Haushaltsentwicklung in diesem Land anzuschauen

(Zuruf des Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE)

und das, was das RWI geschrieben hat, zur Kenntnis zu neh men. Ich darf noch einmal zitieren: „Vom Musterknaben zum Problemfall“. Der Problemfall ist diese Koalition. Sie sind nämlich dieses Defizit, von dem Sie selbst gesprochen haben.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU – Oh-Rufe von den Grünen und der SPD – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Ich bin gespannt, wann Ihre Sprü che funktionieren! – Zuruf von der SPD)

Reden wir über § 18 der Landeshaushaltsordnung. Sowohl die Kollegin Sitzmann als auch der Kollege Schmiedel haben be hauptet, es läge kein Rechtsbruch vor. Entschuldigung: Der § 18 der Landeshaushaltsordnung ist immer noch Gesetz. Sie haben ihn bisher nicht verändert. Sie können das mit Ihrer Mehrheit tun, aber solange Sie es nicht getan haben, so lange gilt er, und so lange ist dieser Haushalt, den Sie eingebracht haben, eben rechtswidrig. So sind die Realitäten.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU – Abg. Fried linde Gurr-Hirsch CDU: Genau!)

Es ist klar, was Sie vorhaben. Dieser § 18 der Landeshaus haltsordnung beschreibt die Schuldenbremse des Landes. Mit dieser Schuldenbremse kommen Sie nicht hin. Sie wollen die Schuldenbremse lösen, damit Ihr grün-roter „Schuldenblei fuß“ in diesem Land umgesetzt werden kann. Das ist Ihr Ziel, meine Damen und Herren.

(Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD)

Für Steuererhöhungen kann man durchaus sein. Das ist in Ordnung. Das ist eine politische Frage. Allerdings hörten wir eine recht interessante Begründung durch den Finanzminis ter, der erklärt hat, das Saarland sei auch dafür.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hamburg, Bremen!)

Bremen und das Saarland sind offensichtlich jetzt die Bench marks.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Und Griechen land!)

Da haben Sie sich schon in der Frage angeschlossen, ab wann wir einen ausgeglichenen Haushalt wollen. Jetzt setzen Sie sich auch noch mit dem Saarland ins Boot, wenn es um die Frage geht: Steuererhöhungen, ja oder nein? Politisch kann man es wollen.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Schleswig-Holstein!)

Es ist jedoch schon etwas problematisch, wenn man ein Jahr vor einer Bundestagswahl, deren Ergebnis man nicht kennt

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Sie kennen es gleich gar nicht!)

„Nebenbeschäftigungs-Peer“ tut einiges dafür, dass Sie nicht an die Macht kommen –, schon versucht, das Fell des Bären zu verteilen. Denn im Moment ist nicht erkennbar, wo es ei ne rot-grüne Mehrheit geben soll. Die ist nicht erkennbar.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Warten Sie doch ab!)

Deshalb ist es schon sehr verwegen, wenn Sie Steuererhöhun gen, für die es weder im Bundestag noch bei irgendwelchen Umfragen Mehrheiten gibt, schon in Ihrer mittelfristigen Fi nanzplanung einplanen.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Unseriös!)

Das ist unseriöses Haushalten. So werden Defizite realisiert.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Ich glaube nicht, dass es für die Wirtschaft in Baden-Würt temberg besonders attraktiv ist, so etwas anzukündigen: Spit zensteuersatzerhöhung auf 49 %, Wiedereinführung der Ver mögensteuer. Wider besseres Wissen behauptet der Finanzmi nister, es sei möglich, eine Vermögensteuer einzuführen, die nur die großen privaten Vermögen betrifft, aber vor den Be triebsvermögen haltmacht.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das ist diskutiert wor den! Sie waren doch nicht in der Föderalismuskom mission!)

Das ist nicht so, Herr Kollege Drexler. Das wissen Sie als Jurist ganz genau, und Sie reden hier wider besseres Wissen, wie so häufig.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU – Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD)

Wenn Sie die Erbschaftsteuer im Blick haben und dort auch wieder Verschärfungen vorhaben, dann wünsche ich Ihnen heute schon viel Spaß dabei, dies dem Mittelstand in BadenWürttemberg zu erklären. Diese Politik, die Sie vorhaben, ist ein Anschlag auf unseren Mittelstand.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)