Protocol of the Session on May 9, 2012

Ich schwimme daneben her. – Herr Kollege Schmiedel, „Don Krawallo“ aus Ihrem Mund – das ist fast schon die Er hebung in den persönlichen Adelsstand. Da bedanke ich mich ganz herzlich. Aber immer dann, wenn es für Sie eng wird – das hat man bei Ihnen genauso gemerkt wie bei Ihrem Minis ter –, dann kommen Sie mit der Erblastlegende.

(Zurufe von der SPD)

Das, was bei Ihnen, was in diesem Land schiefläuft, das war dann immer die Vorgängerregierung.

(Zuruf von den Grünen: So ist es!)

Beispielsweise wenn es einen Korruptionsskandal gibt,

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Das war doch zu Ihrer Zeit!)

wenn es Pfusch am Bau gibt, dann reden Sie sich heraus und sagen: „Das hat zu Ihrer Zeit seinen Lauf genommen. Des halb brauchen wir nichts zu machen.“

(Widerspruch bei der SPD)

Das ist aber zu wenig, meine Damen und Herren. Das ist zu wenig. Sie müssen sich schon mit den Problemen, die derzeit existieren, befassen.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Natürlich! Das machen wir doch auch! – Weitere Zurufe von der SPD)

Umgekehrt machen Sie es so, dass Sie sich bei all dem, was im Land Baden-Württemberg positiv läuft,

(Zuruf des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP)

was sich positiv entwickelt, auf die Schulter hauen und sagen: „Das waren wir.“

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Es ist halt so! – Ge genruf des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Oh, Drexler!)

Nehmen wir nur einmal die Umfrage, aus der Sie zitiert ha ben. Wie zufrieden ist denn die Wirtschaft mit dem Land Ba den-Württemberg? Schauen wir uns einmal die Zahlen an, die bei dieser Umfrage herausgekommen sind.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Von solchen Zah len habt ihr nur geträumt!)

Dann stellen wir fest, dass die Zahlen genau die Gleichen sind,

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Na, na, na! Platz 1!)

wie sie es zu unserer Zeit waren. Wenn man sich dann die Fra ge stellt, was Sie dazu beigetragen haben, dass die Zahlen so sind, dass die Umfrageergebnisse so sind, dann stellt man fest: Es gibt keine Wirtschaftspolitik.

(Zurufe der Abg. Claus Schmiedel und Wolfgang Drexler SPD)

Das Einzige, was Sie in dieser Zeit wirklich nachhaltig ge macht haben, war eine Erhöhung des Grunderwerbsteuersat zes.

(Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Was wichtig war! – Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD)

Dafür haben Sie keinerlei Lob von der Wirtschaft bekommen, meine Damen und Herren.

Nehmen Sie den Besinnungsaufsatz, den kürzlich Beamte des Wirtschaftsministeriums für den Minister aufgeschrieben ha ben:

(Widerspruch bei der SPD – Zuruf von der SPD: Un terirdisch!)

95 % davon sind das, was schon seit vielen Jahren in diesem Ministerium läuft.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: So ist es!)

Mit fremden Federn schmücken Sie sich. Innovationsgutschei ne sind plötzlich eine Erfindung der SPD. Guten Morgen!

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Ifex!)

Ifex. – Meine Damen und Herren, ich bitte Sie. Das, was da vorgetragen wurde, erinnert stark an das berühmte Orchester, das auch ohne Dirigent spielt. Das ist die Situation, die wir in Baden-Württemberg haben.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Ist das jetzt Chaos, oder was?)

Wir müssen wirklich darüber reden: Wo haben wir Wirtschafts politik? Wo machen Sie etwas anders? Wo hat es Auswirkun gen?

Jetzt komme ich auf Ihre Umfrage zurück, Herr Kollege Schmie del. An einer einzigen Stelle haben sich die Ergebnisse dieser Umfrage tatsächlich signifikant von denen der vorherigen Um frage unterschieden. An dieser Stelle wurde das Land im letz ten Jahr tatsächlich besser. Das ist die Verkehrspolitik. Es wur de gefragt: Warum ist es besser? Die Antwort war: Weil wir jetzt endlich wissen, dass Stuttgart 21 kommt. Aber das ist doch nicht das Verdienst dieser Regierung.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Ja natürlich! – Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD)

Diese Regierung hat doch mehrheitlich einen Ausstiegsbe schluss gefasst, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Die Mehrheit dieser Regierung wollte aus Stuttgart 21 aus steigen. Dann hat die Parlamentsmehrheit gegen die Grünen und gegen den Ministerpräsident beschlossen:

(Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD – Gegenruf des Abg. Manfred Groh CDU: Sie haben es doch mit beschlossen!)

Wir machen eine Volksabstimmung. Das Volk in Baden-Würt temberg hat dafür gesorgt, aber nicht die Regierung, die hier hockt. Meine Damen und Herren, das ist doch der wesentli che Unterschied.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Klaus Herrmann CDU: Trotz Störfeu ers des Verkehrsministers!)

Mit der gleichen Erblastlegende arbeiten Sie in der Haushalts politik. Das ist auch besonders schön. Da brüstet sich Minis ter Schmid immer wieder für das AAA. Er brüstet sich auch immer wieder damit, dass im Haushalt 2011 keine neuen Schulden gemacht worden sind, und sagt:

(Zuruf: 2012!)

„Unsere Leistung. Wir, die neue Landesregierung, haben es geschafft, dass wir keine Schulden machen.

(Zuruf der Abg. Muhterem Aras GRÜNE)

Wir sind die Soliden.“ Das ist angeblich Ihre Leistung. Gleich zeitig kündigen Sie für 2013/2014 wieder mindestens 2 Mil liarden € neue Schulden an. Das ist wirklich ein Meisterstück kretschmannscher Dialektik, wenn man dann zum Ergebnis kommt: Da fängt dann wieder die Erblast an.

(Beifall der Abg. Willi Stächele und Friedlinde Gurr- Hirsch CDU – Abg. Willi Stächele CDU: Sehr gut!)

Im ersten Jahr waren wir es selbst, aber im zweiten und drit ten Jahr beginnt wieder die Erblast. Diese Dialektik glaubt Ih nen doch kein Mensch, meine Damen und Herren.

Schauen Sie doch einmal nach Bayern, auf die bayerische Haushaltspolitik. Bayern ist doch ein vergleichbares Land, ein Land mit vergleichbarer Wirtschaftskraft.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Wir haben noch nie Finanzmittel aus dem Länderfinanzausgleich bekom men! Deshalb vergleichen Sie uns bitte nicht mit Bayern!)

Bayern zahlt wesentlich mehr; Bayern zahlt in den Länder finanzausgleich sogar noch mehr, als Frau Aras für BadenWürttemberg fordert.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Bis 1995 haben sie Geld bekommen! Vergleichen Sie das doch nicht!)