(Abg. Volker Schebesta CDU: Aha! Das ist ein Un terschied! Das hatten wir schon einmal! – Gegenruf des Abg. Georg Nelius SPD: Ruhig bleiben!)
ist bei einem Kind aus einer Familie der oberen sozialen Schicht um das 6,6-Fache höher als bei einem Kind aus einer Familie in der unteren sozialen Schicht.
(Abg. Claus Schmiedel SPD: Unglaublich! – Abg. Volker Schebesta CDU: Nicht, wenn man die beruf lichen Gymnasien dazunimmt!)
Meine sehr verehrten Damen und Herren, Begabungen sind etwas Dynamisches. Man kann Begabung entwickeln; darauf kommt es im Schulsystem an.
19,5 % der Kinder ohne Migrationshintergrund in BadenWürttemberg besuchen eine Hauptschule oder Werkrealschu le, aber rund 48 % der Kinder, die einen Migrationshinter grund haben, besuchen eine Hauptschule. Migranten haben es im baden-württembergischen Schulsystem schwerer. Auch das ist unvernünftig, meine sehr verehrten Damen und Herren. Es ist vollkommen klar, dass Kinder mit einem solchen Hinter grund von einer Gemeinschaftsschule, die individuell fördert und die Kinder länger zusammen lässt, profitieren werden – übrigens auch Kinder mit Handicap. Es ist völlig selbstver ständlich, dass die Gemeinschaftsschule als inklusive Schule konzipiert ist.
Die Opposition behauptet fernerhin, die Gemeinschaftsschu le würde keine besseren Leistungen der Schülerinnen und Schüler ermöglichen. Richtig ist: Baden-Württemberg steht im nationalen Vergleich gut da. Das habe ich immer wieder betont.
Aber IGLU und PISA haben gezeigt, dass die Leseleistungen der Grundschüler am Ende der vierten Klasse im internatio nalen Vergleich im oberen Drittel liegen, die der 15-Jährigen hingegen wesentlich schlechter ausfallen. Was bedeutet das? Die vierjährige gemeinsame Grundschulzeit erfüllt ihre Qua lifikationsaufgabe besser als die Sekundarstufe, in der be kanntlich aufgeteilt unterrichtet wird. Individuelles und ko operatives Lernen verspricht bessere Leistungen.
Meine Damen und Herren, wir haben doch schon heute an den Gymnasien und an den Realschulen keine homogenen Klas sen mehr. Wir haben eine immer weiter wachsende Heteroge nität in der Schülerschaft, und wir müssen die Schulen in die Lage versetzen, damit vernünftig umzugehen.
Die Gemeinschaftsschule ist übrigens eine verbindliche Ganz tagsschule an vier oder an drei Wochentagen. Auch das wird zu besseren Bildungsergebnissen führen. Die vom Bundesbil dungsministerium finanzierte Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen – diese hat übrigens Frau Schavan in Auf trag gegeben – zeigt ganz klar, dass Ganztagsschulen viele po sitive Effekte gerade für bildungsferne und problematische Schülerinnen und Schüler haben.
Beim Ausbau der Ganztagsschulen, meine sehr verehrten Da men und Herren, haben wir in Baden-Württemberg einen er heblichen Nachholbedarf. Die Gemeinschaftsschule ist ein Beitrag, um auch an dieser Stelle weiterzukommen.
Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, sagen, die Gemeinschaftsschule sei für Schüler, Eltern und Lehrer nicht attraktiv. Richtig ist: Über 300 Kommunen interessieren sich unterdessen für die Gemeinschaftsschule.
40 Schulen werden, wenn der Landtag dieses Gesetz verab schiedet haben wird, an den Start gehen – ein Beweis für die
Attraktivität. Zwei von den Schulen, die an den Start gehen, die wir als einzügig prognostiziert haben, sind mittlerweile aufgrund der Interessenbekundungen bereits zweizügig.
in Walddorfhäslach sogar eine Anzeige der örtlichen Werbe gemeinschaft. Da gratulieren die Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft der Schule dazu, dass sie Gemeinschaftsschu le wird.
(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Claus Schmiedel SPD: Sehr gut! – Abg. Walter Heiler SPD: Wir leben halt im Hier und Jetzt!)
An diesem Standort kommen die Eltern in die Schule und ha ben Sorge, dass ihre Kinder keinen Platz mehr bekommen könnten, und wollen sie schon vormerken, bevor sie sie über haupt anmelden können. Das zeigt die Attraktivität der Ge meinschaftsschule.
(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Fried linde Gurr-Hirsch CDU: Mit welchen Zeugnissen? – Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)
Die Eltern profitieren davon, dass sie in erreichbarer Nähe ein gutes Angebot und vor allem ein Ganztagsschulangebot ha ben. Die Lehrer profitieren davon, weil sie im Team arbeiten, weil sie entlastet werden und eine höhere Arbeitszufrieden heit haben. Das Arbeiten an der Gemeinschaftsschule ist in je der Hinsicht attraktiv.
Ferner behaupten Sie, meine sehr verehrten Damen und Her ren, wir würden aus ideologischen Gründen den Menschen die Gemeinschaftsschule aufzwingen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich muss jetzt wie der etwas hochhalten. Es gab heute eine rege Presse. Ich weiß, solche Schlagzeilen tun weh:
(Lachen des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Da gibt es auch andere, Frau Ministerin!)
Meine sehr verehrten Damen und Herren, von den Bürger meistern und Oberbürgermeistern der Städte und Gemeinden
mit den Starterschulen sind elf in der CDU, einer ist in der FDP, zwei sind Mitglieder der SPD, und zwei gehören den Grünen an.
Die Gemeinschaftsschule ist ein Angebot an die Schulträger, sie ist ein Angebot an die Schulen, und dieses Angebot wird mit großer Begeisterung aufgenommen.
Die kommunale Ebene, die Bürgermeister und Oberbürger meister, die für die Zukunftsentwicklung ihrer Städte und Ge meinden Verantwortung tragen, haben sehr genau verstanden, welch eine Chance die Gemeinschaftsschule bietet.
(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Karl Zimmermann CDU: Die wollen nur den Schulstand ort erhalten!)
Ich zitiere Bürgermeister Eugen Engler aus Schemmerhofen, Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion Biberach:
Letztlich ist es für jeden Schulträger wichtig, die... best mögliche Schullandschaft anzubieten, nicht nur, weil dies eine Bereicherung für die kommunale Infrastruktur dar stellt, sondern auch zum Wohle unserer Kinder und unse rer Zukunft.
(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Hans- Ulrich Sckerl GRÜNE: Genau! Diesen Bürgermeis ter kann die CDU mal zur Anhörung einladen, oder?)
Wir lassen ausdrücklich zu, dass kommunale Verantwortung und kommunales Sonderwissen endlich auch in der Bildungs politik ihre gestaltende Kraft entfalten können. Deshalb wer den wir selbstverständlich zusammen mit den Kommunen ein tragfähiges Konzept zur regionalen Schulentwicklung verab schieden und umsetzen.
Denn eines ist auch klar: Die Landesverantwortung und die kommunale Verantwortung, das kommunale Sonderwissen, müssen in einer Struktur zusammengeführt werden, die tat sächlich zu den besten Ergebnissen führt. Das ist Dialog, mei ne Damen und Herren. Sie haben Schulentwicklung von oben betrieben.