Protocol of the Session on March 14, 2012

Tagesordnungspunkt 9 ist damit beendet.

Ich rufe Punkt 10 der Tagesordnung auf:

Große Anfrage der Fraktion der CDU und Antwort der Landesregierung – Die Realschule – das Rückgrat des dif ferenzierten Schulwesens im Land – Drucksache 15/1030

Meine Damen und Herren, das Präsidium hat für die Ausspra che eine Redezeit von fünf Minuten je Fraktion festgelegt, wobei gestaffelte Redezeiten gelten. Für das Schlusswort der antragstellenden Fraktion wurde eine Redezeit von fünf Mi nuten festgelegt.

(Unruhe)

Das Wort für die CDU-Fraktion erteile ich Herrn Abg. Traub.

Verehrte Frau Präsidentin, liebe Kol leginnen, liebe Kollegen, meine Damen und Herren! Die Re alschule ist ein wichtiger Pfeiler des erfolgreichen badenwürttembergischen Bildungswesens. Sie macht den Schüle rinnen und Schülern im Land ein vielfältiges, differenziertes und leistungsstarkes Bildungsangebot. Mit der Beratung un serer Großen Anfrage wollen wir den Blick auf diesen wich tigen Schulbereich richten.

Die Anfrage wurde insgesamt ausführlich beantwortet. Dün ner fiel die Antwort lediglich zu dem Bereich aus, bei dem es um die Zukunft bzw. die Perspektive der Realschule geht.

Die Realschule vergibt mit der mittleren Reife ein von der Wirtschaft hoch anerkanntes Ticket für die Zukunft. Es eröff net den Schülerinnen und Schülern den Zugang zum dualen Ausbildungsmarkt sowie zu weiteren schulischen Bildungs gängen, die bis zur allgemeinen Hochschulreife und zum Hochschulstudium führen können.

Die Antwort der Landesregierung zeigt, dass immer mehr Ab solventen diesen Weg gehen. Das ist ein Beleg für die hohe

Anschlussfähigkeit unseres Schulwesens. Mit dem von der CDU eingeleiteten deutlichen Ausbau der beruflichen Gym nasien, den die grün-rote Landesregierung nun zum Glück fortführt, können noch mehr junge Menschen den neunjähri gen Weg über Realschule und berufliches Gymnasium gehen.

(Beifall bei der CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Bravo! – Abg. Volker Schebesta CDU: So wich tig ist der SPD die Realschule!)

Selbstverständlich sind die Absolventen der Realschule auch in anspruchsvollen Ausbildungsberufen herzlich willkommen. Insbesondere die metallverarbeitenden Industriebetriebe sind stets an qualifizierten Auszubildenden mit der mittleren Rei fe in der Tasche – so kann man es formulieren – interessiert. Sie sind die gut ausgebildeten Fachkräfte von morgen, die un ser erfolgreicher Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg auch künftig dringend braucht.

Uns, der CDU, war es stets ein wichtiges Anliegen, dass die Marke Realschule in Baden-Württemberg die richtige Balan ce zwischen Tradition und Fortschritt, zwischen allgemeiner Bildung und berufsorientierten Bildungsmodulen behält.

Bei zahlreichen Schulbesuchen habe ich erfahren und erlebt – Sie sicherlich in vielen Fällen auch –, wie es die Lehrerin nen und Lehrer an den Realschulen in unserem Land schaf fen, ihre Schülerinnen und Schüler zu fordern, zu fördern und zu bilden.

(Beifall bei der CDU)

Viele motivierte und gut ausgebildete Lehrkräfte leisten tag täglich hervorragende Arbeit an den Realschulen im Land.

(Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)

Mir ist es wichtig, gerade die Arbeit der Lehrerinnen und Leh rer an den Realschulen hervorzuheben. Sie tragen maßgeblich dazu bei, diese Schulart so leistungsstark und attraktiv zu ma chen. Für dieses hohe Engagement darf ich ihnen von dieser Stelle aus herzlich Dank sagen.

(Beifall bei der CDU und der Abg. Sandra Boser GRÜNE)

Die Realschule nimmt in unserem durchlässigen Schulwesen eine absolute Schlüsselstellung ein. Daher lehnen wir, die CDU-Fraktion, eine Benachteiligung der Realschule zuguns ten der sogenannten Gemeinschaftsschule ab.

(Zuruf des Abg. Jörg Fritz GRÜNE)

Wir treten stattdessen dafür ein, dass die Realschulen die glei che Ausstattung wie die sogenannten Gemeinschaftsschulen erhalten. Dies gilt – um nur ein paar Dinge zu nennen – für die Ausstattung mit Lehrkräften, die Absenkung des Klassen teilers,

(Abg. Volker Schebesta CDU: Genau!)

das Fortbildungsangebot für die Lehrerinnen und Lehrer, die Ausstattung mit zusätzlichen Unterrichtsstunden

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: So ist es!)

für eine gelingende individuelle Förderung.

(Beifall bei der CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das muss man deutlich sagen!)

Wir müssen aber erkennen, dass Sie von Grün-Rot mit Ihrer übereilten oder ideologisch motivierten Entscheidung

(Abg. Jörg Fritz GRÜNE: Fachlich, nicht ideolo gisch!)

für ein Einheitsschulsystem mit einer sogenannten Gemein schaftsschule die Zerschlagung – wir haben doch kürzlich ge sagt, dass alle im Plenarsaal anständig sein sollen und nach her schreien können, Herr Kollege –

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU – Abg. Dr. Diet rich Birk CDU: Sehr gut! – Abg. Manfred Lucha GRÜNE: Austeilen, aber nichts einstecken! Das ha ben wir gern!)

der Schullandschaft und damit auch die Abschaffung der Re alschule billigend in Kauf nehmen. Dabei nimmt die Real schule eine absolute Schlüsselstellung in unserem durchlässi gen Schulwesen ein. Attraktive und alternative Strukturmo delle wie etwa die sogenannte Gemeinschaftsschule bedeuten jedoch eindeutig das Aus für die Realschule.

(Beifall bei der CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Richtig, und zwar das völlige Aus! Das ist aber beabsichtigt! – Zuruf des Abg. Jörg Fritz GRÜNE)

Das nennt man plattmachen.

Den Schülerinnen und Schülern werden an den Realschulen personale Kompetenz, Sozialkompetenz, Methodenkompe tenz sowie Fachkompetenz vermittelt. Diese Kompetenzen geben ihnen den nötigen Halt und die richtige Orientierung in der gegenwärtigen und der zukünftigen Welt, in ihren Beru fen und für ihr Leben. Was sollte denn eine sogenannte Ge meinschaftsschule eigentlich noch besser machen?

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Nur zerstören! – Glocke der Präsidentin)

Herr Kollege Traub, ge statten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Lehmann?

Nein, zum Schluss dann.

Was sollte eine Gemeinschaftsschule noch besser machen, als eine behutsam weiterentwickelte Realschule zu leisten ver mag? Das leistungsstarke und differenzierte baden-württem bergische Schulwesen schafft es bisher,

(Zuruf der Abg. Muhterem Aras GRÜNE)

dass Schülerinnen und Schüler mit individuellen Stärken und Schwächen ein jeweils passendes Förderangebot erhalten. In den letzten Jahren konnten mit der schrittweisen Senkung des Klassenteilers zahlreiche zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer an den Realschulen eingestellt werden.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es! Und den wollen die nicht weiter absenken!)

Dies hat zu einer nachhaltigen Verbesserung der Rahmenbe dingungen an unseren Realschulen beigetragen.

Diese positive Entwicklung ist aber bald schon Vergangen heit.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es! – Abg. Volker Schebesta CDU: Genau!)

Sie von Grün-Rot wollen nur noch Ihr Lieblingskind Gemein schaftsschule von einer weiteren Absenkung des Klassentei lers profitieren lassen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Richtig!)

Schüler und Lehrer an den Realschulen werden von dieser Entwicklung dauerhaft abgehängt. Wir erwarten von einer ver antwortlichen Landesregierung, dass sie den Schülerinnen und Schülern in allen Schularten die gleichen Lernchancen eröff net.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Jawohl!)

Dazu gehört auch die weitere Absenkung des Klassenteilers.