Protocol of the Session on December 14, 2011

Meine Damen und Herren! Ich eröff ne die 22. Sitzung des 15. Landtags von Baden-Württemberg. Ich darf Sie bitten, Ihre Plätze einzunehmen.

Dienstlich verhindert ist Herr Abg. Dr. Reinhart.

Urlaub für heute habe ich Frau Abg. Gönner und Herrn Abg. Hollenbach erteilt.

Dienstlich verhindert ist Herr Minister Friedrich.

Meine Damen und Herren, eine Zusammenstellung der E i n g ä n g e liegt vervielfältigt auf Ihren Tischen. – Sie nehmen davon Kenntnis und stimmen den Überweisungs vorschlägen zu.

Im Eingang befinden sich:

1. Schreiben des Staatsgerichtshofs vom 9. Dezember 2011, Az.:

GR 11/11 – Wahlprüfungsbeschwerde der Herren M. K., P. W. und Prof. Dr. D. B., Essingen

Überweisung an den Ständigen Ausschuss

2. Schreiben des Staatsgerichtshofs vom 9. Dezember 2011, Az.:

GR 12/11 – Wahlprüfungsbeschwerde der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands, Landesverband Baden-Württemberg

Überweisung an den Ständigen Ausschuss

3. Mitteilung der Landesregierung vom 12. Dezember 2011 – 44. Lan

desjugendplan für das Haushaltsjahr 2012 – Drucksache 15/1013

Überweisung an den Ausschuss für Kultus, Jugend und Sport, soweit der Einzelplan 04 berührt ist, und an den Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren, soweit der Einzel plan 09 berührt ist, und insgesamt federführend an den Ausschuss für Finanzen und Wirtschaft

4. Mitteilung der Landesregierung vom 13. Dezember 2011 – 22. Lan

dessportplan für das Haushaltsjahr 2012 – Drucksache 15/1014

Überweisung an den Ausschuss für Kultus, Jugend und Sport und fe derführend an den Ausschuss für Finanzen und Wirtschaft

Damit treten wir in die Tagesordnung ein.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

Erste Beratung des Gesetzentwurfs der Landesregierung – Gesetz über die Feststellung des Staatshaushaltsplans von Baden-Württemberg für das Haushaltsjahr 2012

(Staatshaushaltsgesetz 2012 – StHG 2012) – Drucksache 15/1000

Haushaltsrede des Ministers für Finanzen und Wirtschaft

Ich erteile Herrn Minister für Finanzen und Wirtschaft Dr. Nils Schmid das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! So lide Finanzen sind nicht alles, doch ohne solide Finanzen ist alles nichts. Schulden sind für die meisten Menschen etwas ganz Abstraktes – bis ihre Folgen ganz konkret werden.

Es ist wie bei jenem Mann, den Karl Schiller einmal be schrieben hat: Der Mann ist aus dem Fenster des neunten Stockwerks gefallen. Als er beim ersten Stockwerk ankommt, ruft er aus: „Na ja, es ist ja bisher ganz gut gegangen.“ Die Betonung liegt allerdings auf „bisher“. Denn Schulden sind ein süßes Gift, sie geben einen kurzen Kick, doch wie jede Droge machen sie auf lange Sicht den Abhängigen kaputt.

Deshalb sind übrigens auch Steuergeschenke auf Pump nur eine Verlängerung des Leidens. Wir, die baden-württember gische Landesregierung, werden solche Steuergeschenke im Bundesrat ablehnen.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Solide Finanzen sind das Ziel dieser Landesregierung. Das wird bei dem Haushaltsentwurf 2012 deutlich. Dabei hilft es uns, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 und 2009 mittlerweile haushaltswirtschaftlich überwunden ist. Konkret heißt das: Die Steuereinnahmen überstiegen im Jahr 2011 erst mals wieder das Vorkrisenniveau.

Weil wir genau wissen, dass in guten Zeiten die öffentlichen Haushalte ruiniert werden, machen wir im Jahr 2011 und im Jahr 2012 keine neuen Schulden.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Peter Hauk CDU: Es ist nur die Frage, wie!)

Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, trotz Steuermehrein nahmen ist der Weg zur Konsolidierung kein Spaziergang. Das war auch für den Haushalt 2012 ein regelrechter Kraftakt.

Ein Blick in die mittelfristige Finanzplanung der vorherigen Landesregierung zeigt auch sehr schnell, warum: SchwarzGelb hat uns darin für 2012 eine Deckungslücke von über 3 Milliarden € hinterlassen –

(Oh-Rufe von der CDU)

(Minister Dr. Nils Schmid)

viele Haushaltsrisiken noch nicht einmal eingerechnet. Bei unserem Kassensturz mussten wir dann im Sommer dieses Jahres feststellen, dass allein für das kommende Jahr 400 Mil lionen € an weiteren finanzielle Risiken und zwangsläufigen Ausgaben dazukommen.

(Abg. Peter Hauk CDU: Das einzige Risiko sind Sie!)

Selbst in der Krise haben Sie die Ausgaben munter erhöht. Trotz massiver Bruttosteuermindereinnahmen von weit über 3 Milliarden € in den Jahren 2009 und 2010 wuchsen die Aus gaben der schwarz-gelben Landesregierung ungebremst an. Allein die Personalausgaben stiegen Jahr für Jahr um rund 500 Millionen €.

(Oh-Rufe von der SPD)

Doch um das zu verschleiern wurden Rücklagen aufgebraucht, Sondervermögen angebohrt und landeseigene Banken zu Son derausschüttungen gezwungen.

(Abg. Peter Hauk CDU: Unglaublich! Das ist ja un glaublich!)

Eines kann man also klar sagen: Solide Finanzpolitik sieht an ders aus.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Unser Haushalt für 2012 ist Ausdruck von nachhaltigem und verantwortungsbewusstem Regieren. Er folgt einem Dreiklang aus Konsolidieren, Sanieren und Investieren.

(Zuruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)

Denn wer auch in Zukunft noch gestalten will, muss heute sparen. Wer nachhaltig sparen will, muss die Quellen unseres Wohlstands hegen und pflegen, also auch investieren. Schließlich: Wer die Zukunft gewinnen will, der muss heute, in der Gegenwart, in die wichtigen Zukunftsaufgaben Bildung und Betreuung investieren.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das ist richtig!)

Konsolidieren, sanieren und investieren – alle drei Aspekte gehören zusammen; alle drei prägen unseren Haushaltsent wurf 2012.

Wir konsolidieren, weil wir nur dann unseren Kindern die Frage „Wie wollen wir leben?“ und nicht nur die Frage „Wie müssen wir leben?“ beantworten können. Das ist keine aka demische Frage; es ist eine existenzielle Herausforderung für uns alle. Ein Blick auf die aktuelle Schuldenkrise führt uns das schmerzlich vor Augen. Indem wir heute ohne neue Schul den auskommen, bewahren wir uns Gestaltungsspielräume für die Zukunft. Oder, um es auf den Punkt zu bringen: Wer mor gen noch gestalten will, muss heute gegen Schulden kämpfen.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Warum tun Sie es nicht?)

Das geht nur mit ausgeglichenen Haushalten, und die fallen nicht vom Himmel. So schaffen wir im Jahr 2012 die Net tonull nur, weil in allen Ausgabenbereichen gespart wird,