Protocol of the Session on November 26, 2015

Deswegen sollte man auch in diesem Bereich wachsam sein und nicht Dinge propagieren, die einem am Ende auf die Fü ße fallen könnten.

Vielen Dank.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Das Wort erhält Herr Minister präsident Kretschmann.

(Zurufe von der CDU: Ah!)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich muss Ihre Zeit noch einmal et was bemühen. Wenigstens muss ich ja versuchen, dass Legen den, die Sie zu stricken versuchen, entgegengewirkt wird.

Erst einmal, Herr Fraktionsvorsitzender Wolf: Von Selbstzu friedenheit dieser Regierung kann überhaupt keine Rede sein. Alle, die mit dieser Frage beschäftigt sind, arbeiten fast rund um die Uhr. Ich erinnere nur an den Lenkungskreis, den wir rechtzeitig eingerichtet haben. Alle, die in ihm arbeiten und mit ihm arbeiten, machen wirklich einen außerordentlich am bitionierten Job. Jedes Problem, das auftaucht, wird dort zu lösen versucht. Da kann von Selbstzufriedenheit überhaupt keine Rede sein –

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

und von Selbstgerechtigkeit schon überhaupt nicht, Herr Kol lege Wolf.

Wenn ich selbstgerecht wäre, würde ich im Bundesrat nur den Dingen zustimmen, von denen ich persönlich überzeugt bin oder bei denen die Landesregierung davon überzeugt ist, dass sie auch richtig sind. Dann würde ich keine Kompromisse ein gehen.

(Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)

Aber genau das tun wir nicht. Wir sind nicht selbstgerecht, sondern wir versuchen, dass die Dinge zusammen gelöst wer den, und nehmen deswegen auch die Argumente von anderen ernst. Auch wenn wir es anders sehen, suchen wir den Kon sens. Darum kommen wir in den Fragen auch voran, Herr Kol lege Wolf.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Die Ministerpräsidentenkonferenz zusammen mit der Kanz lerin – der Flüchtlingsgipfel – hat zugesagt – ich sage das, da mit das noch einmal klargestellt wird –, dass wir die Ressour cen zur Verfügung stellen, die notwendig sind, um etwa bei Eilverfahren das Verfahren innerhalb von 14 Tagen abzu schließen.

(Abg. Guido Wolf CDU: Eilverfahren! – Glocke des Präsidenten)

Wir stellen die Ressourcen zur Verfügung. Wir haben nicht beschlossen, in die richterliche Unabhängigkeit eingreifen zu wollen

(Abg. Guido Wolf CDU: Eilverfahren!)

oder darüber hinaus die Verfahren beschleunigen zu wollen. Es ging ausschließlich darum, dass die Länge der Verfahren, die Verfahrensdauer nicht in den Ressourcen begründet ist und dass wir die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung stellen. Das tun wir. Wenn sie nicht ausreichen, werden wir nachsteu ern.

(Abg. Guido Wolf CDU: Eilverfahren! – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Sie bessern nach!)

Also, machen Sie sich da mal gar keine Sorgen.

Etwas anderes war damit nicht gemeint.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Es tut mir leid, wenn ich mich da missverständlich ausge drückt habe.

Herr Ministerpräsident, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Die Durch schnittsdauer der Verfahren in Asylstreitigkeiten des einstwei ligen Rechtsschutzes auf möglichst zwei Wochen zu verkür zen, das war gemeint.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das ist etwas an deres! – Weitere Zurufe von der CDU)

Damit ist das hoffentlich voll aufgeklärt.

(Zurufe von der CDU)

Deswegen stelle ich es klar.

Zweitens – „Augenhöhe mit den Kommunen“ –:

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

Vor etwa 40 Jahren fand die Gemeindereform statt. Bis dahin gab es 3 000 selbstständige Gemeinden. Jetzt gibt es noch 1 100. Das Recht von 2 000 selbstständigen Gemeinden, selbstständig zu sein, haben Sie damals per Beschluss abge schafft.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Wir auch!)

Sie auch. – Sehr oft geschah das auch gegen den Widerstand der jeweiligen Gemeinde. Da kann man ja nicht gerade von „Augenhöhe“ sprechen, wenn man jemandem das Selbstbe stimmungsrecht nimmt.

(Lebhafter Widerspruch bei der CDU – Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Herr Ministerpräsident, es liegt noch eine Wortmeldung für eine Zwischenfrage vor.

Herr Kollege Wolf, verfassungsrechtlich stehen die Kommunen mit dem Land nicht auf Augenhöhe

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Es ist gut, das noch einmal gehört zu haben!)

ja, so ist das; das brauchen Sie nicht zu hören, Sie müssen nur in die Verfassung schauen –, die Gesetzgebungsorgane liegen bei Europa, beim Bund und bei den Ländern.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Stimmt! Jawohl!)

Die Gemeinden haben keine Gesetzgebungskammern,

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Auch das ist rich tig!)

die kommunale Selbstverwaltung findet im Rahmen der be stehenden Gesetze statt. Das ist die Verfassungslage.

(Beifall bei den Grünen)

Meine Aussage bei einer Versammlung des Gemeindetags hat te mit dem Thema Flüchtlinge überhaupt nichts zu tun, son dern sie bezog sich auf die Änderung der Gemeindeordnung, in der beschlossen wurde, die Rechte etwa kleinerer Fraktio nen zu stärken. Darüber gab es einen Dissens mit dem Ge meindetag. Der ist auch nicht aufgehoben worden.

(Abg. Klaus Herrmann CDU: Den gibt es immer noch!)

Und so hat es der Landtag mit Mehrheit beschlossen – gegen den Widerstand

(Zuruf von der CDU: Des Gemeindetags!)

jedenfalls des Gemeindetags und seines Präsidiums.

(Abg. Klaus Herrmann CDU: Und vieler Gemeinde räte!)

Mehr habe ich dazu in der Flüchtlingsfrage überhaupt nicht gesagt.