Protocol of the Session on March 11, 2015

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

und unterschiedliche Rahmenbedingungen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

Hattie hat selbst gesagt, dass die Interpretation mit Vorsicht zu genießen ist. Nach seinen Kennzahlen hat z. B. die sozia le Herkunft keinen Einfluss auf den Bildungserfolg. Er hat selbst gesagt, das dürfe man nicht falsch interpretieren. In die ser Metastudie mit 250 Millionen Schülern ist nämlich nicht untersucht worden, wie die 136 Einflussfaktoren untereinan der korrelieren. Es ist nicht untersucht worden, welche Schul formen, welche Unterrichtsformen usw. mit welchen Einfluss faktoren korrelieren. Das ist doch gar nicht erhoben und un tersucht worden.

Lesen Sie doch einmal Hattie und führen Sie hier keine De batte über einen „Fast-Food-Hattie“, der sich selbst dagegen verwahrt, dass man seine Daten so interpretiert. Das geht nicht.

Es kommt natürlich auf den Lehrer an.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja! Da sind wir uns einig!)

Das habe ich schon immer gewusst. Das ist aber eine Binsen weisheit. Wenn es nicht auf den Lehrer ankommen würde, dann könnte man auch einen Bildschirm in den Klassenraum stellen

(Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: Mit einem Foto von Herrn Röhm!)

und sagen: „Macht mal. Ihr bekommt jetzt einen Frontalun terricht über den Bildschirm.“ Alles super. – Herr Röhm, ma chen Sie so Unterricht in Ihrer Schule?

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Nein!)

Garantiert nicht. Es kommt natürlich auf den Lehrer an. Es kommt aber natürlich auch darauf an, ob der Lehrer eine Be ziehung zu den Schülern aufbauen kann. Dazu braucht er den individuellen Kontakt zu den Schülern und muss den Schüler als Ganzes begreifen und eine Beziehung aufbauen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Richtig! Sie haben noch nie so gut gesprochen!)

Ihr hehres Loblied auf den Frontalunterricht hat mich als Leh rer wirklich tief getroffen.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Er hat vom Methodenmix ge sprochen!)

Ich will Ihre kruden Fragen und Begründungen hier nicht vor lesen, weil sie wirklich unterirdisch sind. Deswegen möchte ich Sie bitten, endlich mit Ihrer rückwärtsgewandten Debatte aufzuhören und sich dem zu stellen, was heute an den allge meinbildenden Schulen Standard ist, und dies zur Kenntnis zu nehmen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Methodenmix!)

Auch was in den Gemeinschaftsschulen läuft, sollten Sie zur Kenntnis nehmen, um endlich zu einer seriösen Debatte zu kommen.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Georg Wacker CDU – Glocke des Präsidenten)

Für die SPD-Fraktion erteile ich Herrn Abg. Dr. Fulst-Blei das Wort.

(Abg. Karl Traub CDU: Jetzt kommt noch einmal so ein Feuerwerk! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Jetzt wird es wieder ruhig!)

Ich werde mich bemühen.

Soap Opera „Bildungspolitische Maskerade der GesternCDU“, Folge 122: „Lehrer der Gemeinschaftsschule schlecht reden“.

Kolleginnen und Kollegen, bitte sehen Sie es uns nach, dass wir mittlerweile etwas genervt reagieren. Der Widerspruch in Ihrer Partei ist aber auch nicht mehr zu ertragen.

Update in Sachen Doppelzüngigkeit der CDU mit Blick auf die Gemeinschaftsschulen: Nach außen, wenn es um den ei genen Wahlkreis geht, loben Sie die Gemeinschaftsschule. Ak tuell haben die Abg. Ulrich Lusche und Konrad Epple einem Antrag auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule zuge stimmt. Ebenso haben die Abgeordneten Paul Locherer und Karl Zimmermann in ihrer Funktion als Kreisräte aktiv einen Antrag auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule unterstützt.

(Abg. Karl Zimmermann CDU meldet sich.)

Selbst der VBE – Kollege Schmiedel hat es in der vergange nen Woche bereits angeführt –, der der Gemeinschaftsschule anfangs kritisch gegenüberstand, hat sich zwischenzeitlich konstruktiv mit der Gemeinschaftsschule auseinandergesetzt und setzt sich im Rahmen einer aktuellen Werbekampagne für die Gemeinschaftsschule ein. Daran können Sie sich ein Bei spiel nehmen.

(Glocke des Präsidenten)

Herr Abg. Dr. FulstBlei, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Am Ende, bitte.

Sie dagegen reiten mit Ihrer Großen Anfrage wieder einmal auf einer semantischen Unterscheidung herum. Dabei bezie hen Sie sich auf Lehrer und Lernbegleiter. Sie unterstellen der Gemeinschaftsschule per se eine schlechte Unterrichtsquali tät getreu dem Motto: „Was ins schwarze Weltbild nicht passt, das darf auch nicht sein.“

(Zuruf des Abg. Georg Wacker CDU)

Das Tragische an dieser Oppositionsarbeit, Kollege Wacker, ist: Sie befassen sich eben nicht mit der Wirklichkeit, sondern mit Ihrer eigenen Fantasie.

Zur Erinnerung: Die Genehmigungsvoraussetzungen für die Gemeinschaftsschule orientieren sich an den Qualitätskriteri

en etwa auch des Deutschen Schulpreises, dessen Preisträger gerade von der Bundesregierung, sprich von Bundeskanzle rin Merkel – ich erinnere an die Mali-Gemeinschaftsschule –, ausgezeichnet wurden.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Oi!)

Aktuell zeichnete in dieser Woche der Bundesverband für Le gasthenie und Dyskalkulie die Gemeinschaftsschule Salem für ihre Leistungen im Bereich der Lerntherapie aus. Das heißt, die Gemeinschaftsschule hat eine große gesellschaftli che Anerkennung.

Übrigens, Kollege Kern: Wenn Kollege Rülke – er ist leider nicht mehr da – vor dem Hintergrund Ihrer Beteuerungen in Sachen Schulfrieden und Anerkennung der Gemeinschafts schule am Rande einer Debatte zu einem völlig anderen The ma heute einen Kollegen der Grünen kommentiert mit den Worten: „Quatsch! Da setzt sich die Gemeinschaftsschule wohl schon durch!“ – er meinte das Niveau der Debatte –, dann finde ich, das ist eine erbärmliche Art und Weise, und erwarte eine Entschuldigung an die Lehrerinnen und Lehrer der Gemeinschaftsschule.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Karl Zimmermann CDU: Nicht so pharisäer haft! – Zuruf der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU)

Die CDU nimmt in ihrer Auseinandersetzung mit wissen schaftlichen Studien anscheinend nur noch das Thema Partei taktik ernst. Sie entziehen sich in Ihrer Argumentation jeder empirischen Basis. Das haben Sie bereits bei der Abkehr von der Rhythmisierung beim Thema Ganztagsschulen praktiziert. Auch heute haben Sie wieder Hatties Ergebnisse parteipoli tisch verkürzt ausgeschlachtet, um Ihre Schwarzmalerei fort zusetzen.

Hattie hatte übrigens in seiner Metaanalyse in der Tat span nende Punkte beleuchtet. Die Hauptbotschaft, Herr Röhm, kann zusammengefasst werden mit: „It’s the teacher, stupid!“ Das ist jetzt allerdings auch wirklich keine Überraschung. Wir alle, ob Praktiker oder nicht, wissen, dass die Lehrperson zen tral ist und eine gute Lehrkraft wahrscheinlich aus jedem Set ting gute Ergebnisse hervorbringen kann.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Warum schreiben Sie dann denen an der Gemeinschaftsschule vor, was sie tun müssen?)

Jenseits dessen ist es trotzdem kein Fehler, ein breit ausge prägtes Methodenrepertoire zu haben. Nicht jede Lehrkraft ist immer ausreichend begnadet. Eine gute fachdidaktische Aus bildung hilft in jedem Fall.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das ist richtig!)

Zweitens – da bin ich bei Ihnen – ist der Methodenwechsel tatsächlich das Salz in der Suppe.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das ist richtig!)

Dieser Methodenwechsel ist in der Gemeinschaftsschule ins titutionalisiert.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Aha!)

Sie stellt nämlich sicher, dass ausgeprägte Arbeitsphasen in dividuellen Lernens auch ergänzend vorkommen. Auch in tra ditionellen Schulen ist dies möglich, aber an der Gemein schaftsschule ist es quasi institutionell abgesichert in zeitli chem Umfang und Methodik samt infrastruktureller Rahmen bedingungen wie Lernateliers.

Ganz wichtig für den Lernerfolg ist – das kam in der Anfrage übrigens sehr gut zum Ausdruck – eine gute Feedback-Kul tur. Hier ist die Gemeinschaftsschule absolut vorbildhaft. Hat tie sagt, dass gerade da die größte Erfolgskorrelation festzu stellen ist.

Spannend ist, dass die CDU gegen diese weniger frontal ori entierten Arbeitsformen mobil macht. Sie sind sich dabei über haupt nicht dessen bewusst, was der Kollege Lehmann gera de aufzuzeigen versucht hat. Wenn ich in meiner Referendar ausbildung 2001 bis 2003 gemäß Ihrem Antrag verfahren wä re, dann wäre ich glatt durchgefallen. Warum? Weil wir näm lich schon vor mehr als 15 Jahren unter CDU-Kultushoheit etwa in der beruflichen Bildung den Paradigmenwechsel in Richtung Handlungsorientierung durchgeführt haben. Die Grundlage hierfür waren eben empirische Erkenntnisse oder auch die Konstruktivismusdebatte, die auch in der Anfrage ei ne Rolle spielt. Das heißt: weg vom Frontalunterricht, hin zu breiterer Methodik, weniger die Aufnahme als die selbstbe stimmte Anwendung von Wissen, nicht so rückwärtsgewandt wie die CDU heute, weg von einem „Bulimie-Lernen“,