Protocol of the Session on April 22, 2009

Da besteht ein Problem.

(Zurufe der Abg. Dr. Klaus Schüle und Helmut Wal- ter Rüeck CDU)

Deswegen sage ich: Solche Gipfel dürfen in dieser Weise in Zukunft nicht stattfinden, wenn die Politik nicht endgültig jegliches Vertrauen von Bürgerinnen und Bürgern verspielen will.

Das ist ein ernsthaftes Problem. Sie sollten sich diesem Problem stellen.

(Beifall bei den Grünen)

Herr Abg. Sckerl, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Frau Abg. Lazarus?

(Abg. Stefan Mappus CDU: So viel Blödsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört!)

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wiederwahl als Fraktionsvorsitzender, Herr Kollege Mappus.

Bitte, Frau Abgeordnete.

Ich habe die Frage, ob Sie wissen, dass in Baden-Baden an den Straßen entlang, wo sich die Zufahrt zum Rathaus befindet, jeder Bürger – allerdings nach einer Sicherheitskontrolle – hat stehen können, winken können, Hände schütteln können – jeder Bürger, der die Sicherheitskontrolle mitgemacht hat.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Ute Vogt SPD: Die haben nur nicht gewinkt! – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Wo haben Sie gewinkt, Herr Sckerl?)

Herr Abg. Sckerl, wissen Sie das?

Das weiß ich, Frau Kollegin. Aber ich weiß auch, welche gigantischen Sicherheitsvorkehrungen vorher stattgefunden haben.

(Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Stefan Mappus: Sie haben gerade gesagt, dass nur Parteigänger von der CDU zugelassen worden seien!)

Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nicht von den Parteigängern der CDU geredet.

(Abg. Stefan Mappus CDU: Sondern?)

Aber ich weiß auch von vielen Bürgerinnen und Bürgern, die nicht zugelassen wurden,

(Abg. Winfried Scheuermann CDU: Mit Recht!)

weil sie offensichtlich die Sicherheitsbedingungen nicht erfüllt haben. Deswegen gab es keine demokratische öffentliche Begegnung,

(Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Stefan Mappus: Ach, das ist undemokratisch?)

sondern eine handverlesene. Dabei bleibe ich.

(Abg. Stefan Mappus CDU: Sicherheitsvorkehrungen sind jetzt undemokratisch, oder was? – Zuruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)

Jetzt reden wir einmal von den Gefährdungen, die im Vorfeld genannt worden sind.

Die Gefahr durch internationalen Terrorismus ist eine ernsthafte Angelegenheit.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja, immerhin! Jetzt haben wir das doch! – Lachen des Abg. Stefan Map- pus CDU)

Erklären Sie mir aber einmal, warum Präsident Obama in Washington inmitten einer Million Menschen Hand in Hand mit seiner Frau auf der Straße zur Amtseinführung geht,

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Fragen Sie doch ihn!)

warum er in Prag vor 30 000 Leuten frei reden kann, aber so etwas bei uns nicht möglich sein soll. Das müssen Sie mir bitte einmal erklären.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: So ein dummes Geschwätz!)

Ich glaube, das ist ein typisch deutsches Problem: übertriebener Sicherheitsaufwand, auch im Verhältnis zu den Bürgerinnen und Bürgern.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Kindischer Quatsch! Niveauloses Geschwätz!)

Das müssen wir ändern.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Schwarz-grüne Träume auf die Seite legen! – Heiterkeit des Abg. Stefan Mappus CDU – Abg. Stefan Mappus CDU: Claus, jetzt weißt du, warum!)

Das gilt auch im Verhältnis zu friedlichen Demonstranten. Die Kollegin Splett hat doch mit ihrer Zwischenfrage völlig recht.

(Zuruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)

Warum konnten denn Hunderte von friedlichen Demonstrantinnen und Demonstranten gar nicht nach Kehl kommen? Von wegen Gewährung der Demonstrationsfreiheit für friedliche Demonstranten! Davon kann keine Rede sein.

(Abg. Stefan Mappus CDU: Ach so?)

Wieso sind denn flächendeckend friedliche Demonstranten auf Videoaufnahmen festgehalten worden? Mit der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, Herr Innenminister, ist das jedenfalls so nicht zu vereinbaren. Das werden wir noch nachbereiten. Von diesen Personen ging zu keinem Zeitpunkt eine konkrete Gefährdung aus. Trotzdem hat die Polizei flächendeckend ihre Videokameras draufgehalten. Das ist nicht in Ordnung.

(Beifall der Abg. Dr. Gisela Splett GRÜNE)

Das muss man hier so benennen können. Das muss nachgearbeitet werden.

(Zuruf des Abg. Ernst Behringer CDU)

Die Organisation solcher Gipfelveranstaltungen muss geändert werden.

(Abg. Stefan Mappus CDU: Herr Sckerl, im Ver- gleich zu Ihnen ist der Ströbele ein Rechter!)

Das merkt man auch letztendlich bei den Kosten. Wir werden, Herr Kollege Mappus, wahrscheinlich bei Kosten von deutlich über 50 Millionen € landen. Dazu hat der Innenminister jetzt nichts gesagt. Für 1,5 Tage Kosten von über 50 Millionen €: Das ist mehr, als Deutschland im Jahr für den zivilen Wiederaufbau in Afghanistan leistet. Der Wiederaufbau in Afghanistan war auch ein Thema dieses Gipfels. Ich finde, dass da alle Dimensionen verrutscht sind.

(Abg. Stefan Mappus CDU: Was hat das jetzt damit zu tun?)

Deswegen ist dieser Gipfel in diesen Punkten nach wie vor kritikwürdig.

Vielen Dank.

(Beifall bei den Grünen – Zuruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)

Für die FDP/DVPFraktion erhält Herr Abg. Kluck das Wort.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Jetzt reden Sie einmal zur Sache, Herr Kluck!)