Protocol of the Session on February 27, 2008

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Minister Peter Hauk: Das ist doch eine Aktuelle De- batte und keine Lesestunde!)

Obwohl Hunderte nationaler und internationaler Untersuchungen zweifelsfrei bewiesen haben, dass Kinder aller Begabungen und vor allem auch die besonders Begabten im gemeinsamen Unterricht am besten gefördert werden, hält die CDU in Baden-Württemberg krampfhaft am gegliederten Schulsystem fest.

Hinzu kommt: Wir haben in Baden-Württemberg eine Landesregierung, die selbst wichtigste landespolitische Themen wie die Bildungspolitik internen Machtspielen unterordnet.

(Beifall bei der SPD und der Abg. Theresia Bauer GRÜNE – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ui!)

Was wir in Baden-Württemberg in den letzen Wochen von der CDU zum Thema Bildungspolitik geboten bekommen haben,

meine Damen und Herren, war keine Sachpolitik, kein Abwägen, keine Suche nach dem richtigen Weg und kein Ringen um richtige Lösungen; stattdessen gedankenloses Gerede, jede Menge Widersprüche, offensichtliche Inkompetenz, keinerlei Kompromiss- oder Lernbereitschaft und dreister Missbrauch von Macht und Parlamentsmehrheiten,

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Wer hat das aufgeschrieben?)

und dies alles gekrönt von auftrumpfender, unappetitlicher Rechthaberei.

(Beifall bei der SPD und des Abg. Winfried Kretsch- mann GRÜNE)

Ich stelle fest: Wer so Politik betreibt, handelt sich bei Eltern, bei Schülern, bei Lehrern und bei Schulträgern keinen Respekt ein, geschweige denn Anerkennung, sondern blanke Verachtung, und diese ist gerechtfertigt.

(Beifall bei der SPD)

Ich behaupte, meine Damen und Herren: Jeder x-beliebige Mensch im Land handelt bildungspolitisch richtiger als Oettinger, Mappus oder Rau.

(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Theresia Bauer und Winfried Kretschmann GRÜNE)

Denn normale Menschen kümmern sich nüchtern, sachorientiert und mit bestem Wissen und Gewissen um ein Thema. Oettinger, Mappus und Rau handeln aber taktisch, sind belas tet von Vorurteilen, dass Lehrer und Schüler faul sind, sehen sich selbst im Besitz von Wahrheit

(Unruhe und Widerspruch bei der CDU – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Das hat noch nie einer von de- nen gesagt!)

und nutzen ihre Mehrheit im Landtag dazu, alles wegzubügeln, was ihnen bildungspolitisch nicht passt.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Schröder hat das gesagt, aber nicht Mappus oder Oettinger! Schröder hat von faulen Lehrern gesprochen! Schröder war das!)

Dabei, meine sehr verehrten Damen und Herren von der CDU, müssten Ihnen eigentlich die Ohren klingen

(Glocke des Präsidenten)

von der massiven Kritik gerade der Wirtschaft an der Bildungspolitik der Landesregierung.

Herr Abg. Schmiedel, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Frau Abg. Vossschulte?

Wir haben unbegrenzte Redezeit. Sie kann sich ja melden.

(Heiterkeit)

Sie möchte Sie etwas fragen.

Auch dazu kann sie sich melden.

(Zurufe von der CDU, u. a.: Nur Mut, Herr Kollege! – Abg. Thomas Blenke CDU: Sie sind ein echter Sympathieträger! – Anhaltende Unruhe)

Der Präsident der IHK Region Stuttgart, Dr. Günter Baumann,

(Große Unruhe – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Lassen Sie Herrn Mentrup weitermachen!)

sagt wörtlich:

Wenn wir hier wieder Spitze werden und bleiben wollen, sollten wir in vielen Dingen vorangehen, investieren und mutiger sein. Leider können wir aber derzeit weder Mut noch eine ausreichende Entschlossenheit und Dynamik sehen, die für die Zukunft unseres Landes unabdingbar sind.

Das war eine Pressemitteilung des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags vom November 2007.

(Abg. Ingo Rust SPD: Aha!)

Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart, sagte:

Baden-Württemberg hatte einmal in der Bildungspolitik eine bundesweite Vorreiterrolle. Heute ist die Schulpolitik in keinem einzigen Punkt mehr spitze.

„Stuttgarter Nachrichten“ vom September 2007.

(Zurufe von der SPD: Hört, hört!)

Zum Hauptschulprogramm der Landesregierung heißt es:

Da ist die Schulpolitik auf halbem Wege stecken geblieben und spart an der falschen Stelle.

Pressemitteilung der IHK vom August 2007.

Bernd Bechtold, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags, sagt:

Wenn in Berufsschulen 10 % des Unterrichts ausfallen oder Englisch-Unterricht überhaupt nicht stattfindet, dann ist das nicht hinnehmbar....

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir brauchen auch und gerade in Zeiten kleiner werdender Klassen mehr Lehrer und nicht weniger Lehrer.

(Beifall bei der SPD und des Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE)

Meine Damen und Herren, Industrie und Handwerk fordern mehr Ganztagsschulen mit zusätzlichem pädagogischem Personal. Darüber hinaus fordert das Handwerk in Baden-Würt temberg die Abkehr vom dreigliedrigen Schulsystem und die Einführung einer neunjährigen gemeinsamen Schule für alle.

Der Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstags, Rainer Reichhold, sagt:

Es hat sich gezeigt, dass dieses System

damit meint er das dreigliedrige System –

die Probleme nicht lösen kann. Das Handwerk appelliert an die Landesregierung, ein neues Zeitalter in der Bildungspolitik einzuleiten und Modellversuche zuzulassen.

Meine Damen und Herren, wenn Sie schon die Argumente der Wirtschaftsbeamten aus der IHK nicht ernst nehmen,

(Abg. Stefan Mappus CDU: Was ist denn ein „Wirt- schaftsbeamter“?)