Protocol of the Session on February 3, 2011

(Beifall bei der SPD – Abg. Claus Schmiedel SPD: Sehr gut! Klare Ansage!)

Aber wir betreiben dieses Geschäft ernsthaft

(Lachen bei der CDU)

und nicht nur in Wahlkampfzeiten, meine sehr verehrten Da men und Herren.

(Abg. Peter Hauk CDU: So wie Stuttgart 21!)

Sie kündigen seit vielen Monaten eine Klage an.

(Abg. Winfried Scheuermann CDU: Wir haben doch schon einmal geklagt!)

Die Gutachten liegen vor. Jetzt wird die Klage noch einmal vertagt. Das zeigt: Ihnen geht es in erster Linie um Wahl kampf, nicht um Verbesserungen für das Land Baden-Würt temberg.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Ihre Ernsthaftigkeit ist auch deshalb in Zweifel zu ziehen, weil Sie von einer falschen Grundannahme ausgehen, Herr Groh und meine sehr verehrten Damen und Herren von der CDU.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Jetzt kommt’s!)

Der Länderfinanzausgleich ist einnahmeorientiert und nicht ausgabenorientiert.

(Beifall des Abg. Reinhold Gall SPD – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Ach, so argumentieren Sie!)

Deshalb ist Ihr Lamento über die Ausgabenpolitik der ande ren Länder völlig fehl am Platz. Wir müssen vielmehr die Ein nahmeseite dieser Länder verbessern.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Zuruf von der CDU: Das ist doch lächerlich!)

Es wird immer eigenständige Angelegenheit der Landespoli tik sein, über die Prioritäten auf der Ausgabenseite zu ent scheiden. Alles andere wäre für den Föderalismus in Deutsch land auch fatal.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Zurufe von der CDU, u. a. des Abg. Karl Zimmer mann – Gegenruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD: Keine Ahnung von Föderalismus!)

So, wie die CDU in Nordrhein-Westfalen entschieden hat, Milliarden in die WestLB zu stecken, so haben wir in BadenWürttemberg entschieden, Milliarden in unsere Landesbank zu stecken

(Zuruf von der SPD: So ist es!)

und für den Ankauf der EnBW-Aktien auszugeben. Ich will, dass es weiterhin Sache des Landtags von Baden-Württem berg bleibt, solche Entscheidungen zu treffen.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Zurufe von der CDU)

Genauso ist es Sache der Landtage in anderen Ländern, ihre Prioritäten in der Bildungspolitik festzulegen, und genauso

werden wir in Baden-Württemberg weiterhin dafür kämpfen, dass der Zugang zu Bildung kostenlos wird.

(Beifall bei der SPD und des Abg. Siegfried Lehmann GRÜNE)

Die Ernsthaftigkeit Ihres Unterfangens ziehe ich aber noch weiter in Zweifel. Sie haben im Sommer die Einbindung der größten Oppositionsfraktion angekündigt. Herr Mappus hat hier in einer Debatte zugesagt:

(Abg. Ingo Rust SPD: Richtig!)

Jawohl, wenn wir uns in der Sache einig sind, dann gehen wir auch den Weg zur Klage gemeinsam.

(Zuruf von der SPD: So ist es!)

Bis heute haben wir aber nicht einmal das Gutachten vorge legt bekommen, das Sie dazu haben erstellen lassen.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Claus Schmiedel SPD: So ist es! Das ist der Umgang mit dem Parlament! – Zurufe von der SPD: Mündlich! – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das ist ein mündliches Gutachten! – Abg. Claus Schmiedel SPD: Nicht einmal Memos!)

Ich gehe einmal zu Ihren Gunsten davon aus, Herr Mappus, dass dieses Gutachten tatsächlich existiert. Da bin ich recht zuversichtlich.

(Zurufe von der SPD: Memos! – Abg. Karl Zimmer mann CDU: Das geht auch ohne Gutachten!)

Aber eines ist auch klar: Mit einer Klage ist es nicht getan. Wer wüsste das besser als die SPD in Baden-Württemberg?

(Abg. Manfred Groh CDU: Oh!)

Denn diese Landesregierung hat schon einmal geklagt.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es!)

Sie hat einem Länderfinanzausgleich zugestimmt, der das Land nicht ausreichend berücksichtigt.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD zur CDU: Ihr habt dem zugestimmt! Ihr!)

Das ist Ihr Länderfinanzausgleich und nicht unserer.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen)

Hinzu kommt, dass die Landesregierung von Baden-Württem berg bei der Föderalismusreform II einen zweiten Finanzaus gleich draufgesetzt hat,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es!)

nämlich mit den Sonderhilfen für hoch verschuldete Länder.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Genau!)

Auch das ist Ihr Finanzausgleich und nicht unserer.

(Beifall bei der SPD und der Abg. Bärbl Mielich GRÜNE – Abg. Peter Hauk CDU: Das waren doch nicht wir! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD: Natürlich! Zweiter Finanzausgleich!)

Mit einer Klage ist es nicht getan. Denn eine Klage hat auch ihre Tücken. Das wissen wir seit der letzten Klage, die von Herrn Teufel angestrengt worden ist. Wenn man z. B. um De tails feilscht und das Bundesverfassungsgericht dazu zwingt, zu einzelnen Kriterien des Finanzausgleichs Stellung zu neh men, dann kann schnell etwas herauskommen, was für BadenWürttemberg nicht so günstig ist.

Sie haben – so habe ich es zumindest in der Presse lesen kön nen – zu Recht die sogenannte Einwohnerveredelung zum Ge genstand Ihrer rechtlichen Erwägungen für eine Klage ge macht. Das ist ein Detail. Es gibt aber noch ein anderes De tail, das dann sicher auch auf den Prüfstand kommt: Das ist die kommunale Finanzkraft. Im jetzigen Länderfinanzaus gleich wird die kommunale Finanzkraft zu 64 % den Ländern zugerechnet. Dies ist ein rein politischer Wert. Entweder wird die kommunale Finanzkraft zugerechnet, oder sie wird nicht zugerechnet. Ich sage Ihnen eines: Wenn dies einmal verfas sungsmäßig erörtert wird, dann spricht vieles dafür, dass in Zukunft die ganze kommunale Finanzkraft dem Land zuge rechnet wird –

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das ist der Punkt!)

mit entsprechenden Nachteilen für das Land, weil wir im Bun desländervergleich starke Kommunen haben.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Das sagen Sie aber den Kommunen, bitte! – Zuruf des Abg. Hagen Kluck FDP/DVP)